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Grindhouse

Gestartet: 24 März 2011 07:57 - 12 Antworten

#1
Geschrieben: 24 März 2011 07:57

Patrick_Star

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Heutige Kinopaläste haben mit ihren Urvätern nur mehr wenig gemeinsam. Dutzende Säle mit hunderten Sitzplätzen, auf den Zuschauer herein prasselnde 3D Effekte, digitale Projektoren und markerschütternder Surround-Sound sind die Schlagwörter der Stunde. Trotz all der Fortschritte sehnt so mancher Zuschauer die alten Zeiten herbei, unter anderem auch die Zeiten der Grindhouses (dazu später mehr) in den 60er und 70er Jahren. Nun darf die wartende Meute jubeln, denn endlich kommt das Double Feature Grindhouse von Regisseur Tarantino und Rodriguez aus dem Jahr 2007/2008, bestehend aus Planet Terror sowie Death Proof – auf Blu-ray.

Story



Nach einem missglückten Giftgashandel zwischen einem Waffendealer und ehemaligen Elitesoldaten, entweichen große Mengen des toxischen Materials in die Luft und verteilt sich bis zur nächstgelegenen Stadt. Damit in Berührung kommende Menschen verwandeln sich in Zombies und machen sich sofort auf die Suche nach Futter. Zur gleichen Zeit kündigt Cherry ihren Job als GoGo-Tänzerin und macht sich zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Zufällig trifft sie ihren alten Freund El Wray, der sie prompt in seinem Truck in die Ortschaft mitnimmt. Aufgrund der freilaufenden Untoten verunfallen sie und werden auch sofort angegriffen.

Death Proof - Todsicher

Stuntman Mike geht mit seinem todsicheren (in Englisch Death Proof) Muscle Car einem recht eigentümlichen Hobby nach: Der Serienkiller sucht in Bars Mädchengruppen als Opfer aus und tötet diese am anschließenden Heimweg mit seinem Auto. So geschieht es auch dem Dreiergespann Shanna, Butterfly und Julia, die von ihm gnadenlos in die ewigen Jagdgründe befördert werden. Bald nimmt er die Mädchen Abernathy, Lee, Kim und Zoe aufs Korn, doch er hat nicht mit deren Gegenwehr gerechnet.

Die Grindhouse-Kinos selbst waren kleine, meist heruntergekommene Buden, welche Filme abseits des Mainstreams vorführten, an denen große Kinoketten kein Interesse hatten.
An der Tagesordnung standen B-Movies mit nur geringem Budget, ohne Stars, dafür allerdings mit herrlich schrägen Filmelementen verbunden mit Sex, ausufernder Gewalt, Alkoholexzesse und jeder Menge Action. Meist gab es von den Werken nur wenige Kopien, welche nach und nach durch das ganze Land reisten. Aufgrund dessen waren die Filmrollen oft verkratzt und auch stellenweise eingerissen, Frames fehlten und der Ton rauschte fröhlich einher. All diese Attribute hören sich in Zeiten von CGI-Effekten, Blu-ray, HD-Heimkinos und Computernachbearbeitung wenig amüsant beziehungsweise gar fremdartig an, versprühen aber auch heute noch einen einzigartigen Charme.

Quentin Tarantino und Robert Rodriguez sind langjährige Busenkumpel. Daher verwundert die Zusammenarbeit bei dem Double-Feature wenig. Die Idee wurde eher zufällig geboren und geht auf ein Filmplakat zurück. Quentin führte Robert in seinem Haus mehrere Double Features vor, als beide feststellten, dass sie ein und dasselbe Poster zu „Dragstrip Girl / Rock All Night“ besaßen. Damit gab es nichts Naheliegenderes, als ein gemeinsames Grindhouse - Projekt, zu dem jeder der Regisseure einen Teil beisteuerte.

Beide Filme verkörpern die typischen Grindhouse-Filme. Planet Terror nimmt mit übertriebenen Effekten, jeder Menge Blut und knapp verpackten Damen die Splatter- und Horrorfilme der 70er, bzw. 80er Jahre aufs Korn. Die Krönung überhaupt stellt Cherrys Maschinengewehrbein dar. Damit lassen sich ganze Heerscharen von Zombies aufhalten, welche in bester Splattermarnier das Zeitliche segnen. Einen ganz großen Pluspunkt verdienen die wunderbar ironischen Dialoge der Darsteller, welche sich immer wieder gegenseitig toppen. Mit Rose McGowan, Freddy Rodriguez und Bruce Willis bot Regisseur Rodriguez allerdings ein wahres Starensemble auf, wodurch die Qualität der Darstellung natürlich weit über dem Genrestandard liegt.

Death Proof ist in vielen Dingen das genaue Gegenteil von Planet Terror: Über weite Strecken ruhig, dialoglastig und ein völliger Verzicht auf Explosionen oder Feuergefechte. Der größte Unterschied liegt allerdings in der Verwendung von computergenerierten Effekten. Im Gegensatz zum ersten Part, welcher vom Maschinengewehrbein bis hin zu Explosionen und anderer Effekte viele CGI-Szenen enthält, verzichtete Tarantino völlig auf den Einsatz des Computers – alle Szenen wurden real gedreht und abgefilmt („Keep it real“).

Tarantinos Beisteuerung zum Double-Feature ist der deutlich Schwächere. Die Dialogszenen erscheinen fast unendlich lang, die Themen sind derartig belanglos, so dass sich abschnittsweise etwas Langeweile breitmacht. An diesen Stellen ist relativ gut zu beobachten, dass der Film im Grunde viel zu lang ist und eigentlich nur auf eine 60 minütige Laufzeit ausgelegt war. Das künstliche Strecken auf zirka 90 Minuten hat definitiv nicht gut getan. Beide Abschnitte von Death Proof sind strukturell identisch aufgebaut. Die Anleihen an das Slasher-Genres sind hier übrigends unverkennbar.

Abermals geht es schon wie in Kill Bill um die starke Frau von heute, die sich durchaus zu verteidigen weiß. Die Darstellung lässt allerdings an mancher Stelle etwas zu wünschen übrig, denn bis auf viel Gefluche kommt seitens der Damen nicht viel. Dafür werden die Häschen in kurzen Shorts gezeigt, fokussiert wird hauptsächlich auf Beine und Po. Die Verfolgungsjagd selber ist dagegen äußerst spannend inszeniert und zeigt doch einmal mehr auf, dass nicht immer computertechnische Unterstützung von Nöten ist, um beeindruckende Sequenzen zu filmen. Kurt Russell als Stuntman Mike liefert eine tolle und sehr glaubwürdige Darstellung eines psychopatischen Killers ab, so dass an dieser Stelle niemals Zweifel aufkommt.

Bildqualität

Technik: MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 2,35:1 – 16:9

Eines ist todsicher: Der Transfer ist nichts für Avatar- und Dokubildjunkies, denn es wurde im Nachhinein digital so ziemlich alles eingefügt, was den Grindhouse-Anspruch erfordert: Kratzer, senkrechte Streifenbildung, starke Verschmutzungen, Überblendungszeichen, fehlende Frames beziehungsweise hängengebliebene Frames (dadurch ein mehrmaliges Wiederholen einzelner Sätze oder Wörter) und stellenweise eine extreme Körnung. Diese Stilmittel passen wie die Faust aufs Auge und geben dem Transfer einen absolut genialen Touch – selbst auf Beamern mit großen Leinwänden.

Vor allem Planet Terror weist diese Stilmittel in sehr starker Form auf, bei Death Proof wurde damit sparsamer umgegangen, wodurch letzterer Transfer deutlich natürlicher und weniger übertrieben wirkt. Leider wurde auf den Scratch-Free Transfer (Version gänzlich ohne Stilmittel) verzichtet – dieser ist auch nicht auf der Bonus-Blu-ray enthalten. Davon abseits zeigt das Bild immer wieder eine einwandfreie Schärfe, sowohl während Close-Ups, als auch während Weitwinkelaufnahmen.

Der Schwarzwert ist sehr gut, einzig bei Death Proof kommt es abschnittsweise zu recht massivem Blackcrushing. Die Farbgebung ist bei beiden Werken stark ins gelblich/orangene verschoben (bei Planet Terror mehr, bei Death Proof wieder deutlich weniger), wodurch eine Übersättigung der Farben eintritt. Hautfarben sehen dadurch unnatürlich aus – dies macht allerdings nichts – unterstreicht es doch in hervorragender Weise den Billigtouch der damaligen Grindhouse Filme.

Tonqualität

Technik: Deutsch und Englisch DTS-HD MA 5.1 Die Tonspur gibt sich wie schon bei den beiden Einzelveröffentlichungen keine Blöße und wurde perfekt abgemischt. Hier passt einfach alles, von der rockigen Musik bis hin zur Exakt- und Detailliertheit jedes einzelnen Kanals. Ganz egal ob grummeliger V8 Sound während der Verfolgungsjagden oder aber kreischende Zombies, welche in Horden in die Stadt strömen, jedes Geräusch ist einwandfrei jedem Lautsprecher zuordenbar und ist schlicht beeindruckend.

Auch der Subwoofer darf immer wieder freudig mitarbeiten und unterstützt die Lautsprecher während Feuergefechten, bzw. wenn die Big Blocks der Muscle Cars so richtig aufheulen. Direktionale Effekte sind ebenso mit an Bord wie fette Explosionen. Dialoge bleiben auch während des größten Gemetzels stets einwandfrei verständlich und klar. Auch die Dynamik überzeugt restlos und rundet den referenzwürdigen Gesamteindruck ab.

Ausstattung

Die erste Disc beinhaltet die beiden Filme sowie eine Erklärung der beiden Regisseure, was Grindhouse überhaupt ist und wie die Idee zu dem Feature entstand. Die Hauptfilme sind im Übrigen Uncut vorhanden, auch wenn die Laufzeit im Bezug zu den Einzelveröffentlichungen kürzer ist. Das Menü ist hier wirklich einen Extrasatz wert, denn dieses ist extrem liebevoll im 60iger Jahre Look gehalten und begeistert alleine beim Auswählen der Tonspur.

Die zweite Disc ist randvoll mit Extras, und die haben es nicht nur zahlmäßig richtig in sich. Die Laufzeit beträgt über 300 Minuten und beinhaltet von Making Ofs über Specials bezüglich Spezialeffekte und Stunts jede Menge wissenswertes Material. Hinzu kommen auch eine Reihe von extra für „Grindhouse“ gedrehten Fake-Trailer und Werbeeinblendungen „Machete“, „Werwolf Frauen der SS“, „Don´t“ sowie „Thanksgiving“. Audiokommentare, Interviews, weitere Trailer, Teaser und viele weitere Specials sind ebenso vorhanden. Hier findet einfach jeder etwas, wobei der echte Fan sowieso alles durchsehen sollte.

Fazit

Wir sind am Ende angekommen – und am Ende wird zusammengezählt. Technisch gibt es keinen Grund zur Beanstandung. Das Bild vermittelt ganz genau den Grundhouse-Look, der beabsichtigt war. Und dieser sieht einfach genial aus. Der Ton wurde mit sichtlich viel Liebe abgemischt und begeistert schon von Beginn an. Die Extras sind derart zahlreich vorhanden, dass man lieber ein ganzes Wochenende für diese Edition einplanen sollte.

Die Filme an sich haben wie oben schon erwähnt inzwischen Kultstatus erreicht. Auch wenn Tarantino mit Death Proof nicht ganz an vergangene Erfolge wie Pulp Fiction anschließen kann, so reißt Planet Terror den Karren aus dem Dreck und verhilft dem Double-Feature doch noch zu einem würdigen Dasein. Eine tolle Hommage und ein absolutes Must-Have für alle Freunde des Trashs, der Old-School-Action und des 60er, bzw. 70er Jahre Kinos.
#2
Geschrieben: 24 März 2011 08:12

SirMaddes

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Super Review ! Sind einfach 2 Top Film in bester Umsetzung !!!

:thumb:



#3
Geschrieben: 24 März 2011 09:01

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Klassse Review.
Kann in den meisten Punkte zustimmen, allerdings halte ich Death Proof für einen sehr guten Film, ohne Längen und Langeweile.

Auch bin ich persönlich froh, dass keine Scratch-free-Version beiliegt, weil wäre bei der Scratch-free-Version geht mMn ganz klar das Ziel des Projekts verloren.

Die Filme ohne den ganzen Bildfehlern wären einfach nur 2 Filme, die nicht einmal wirklich außergewöhnlich sind, aber so sind sie absolut klasse :thumb:.
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#4
Geschrieben: 24 März 2011 10:10

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Tolles Review, das den Filmen absolut gerecht wird. :thumb:
#5
Geschrieben: 24 März 2011 12:58

Gandalf123

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Schönes Review, wobei ich hier eine deutlich andere Meinung bzgl. der Qualität der Filme habe. Für mich ist Death Proof der bessere Film. Planet Terror ist reiner Trash abseits meines Geschmacks, der ja aber subjektiv ist. :p

#6
Geschrieben: 24 März 2011 23:08

Dagoba

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Mal wieder danke für ein tolles Review, Matthes! Das Lesen hat echt Spaß gemacht. :thumb:

Nachdem ich das Doublefeature auch erst vor kurzem Player hatte würde ich deine technische Bewertung 100%ig unterschreiben.
Wie aber auch schon die User hier vor mir finde ich, dass Death Proof gegenüber Planet Terror beileibe nicht abfällt. Sicherlich nicht Tarantinos bestes Werk, aber gerade die endlosen trashigen und sinnleeren Dialoge zeichnen diesen Film aus. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten :rofl:


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Viele Grüße
Stefan
#7
Geschrieben: 24 März 2011 23:18

EdHardy

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EdHardy ..

Klasse Review :thumb:

Habs eben 2x mal durchgelesen
:)

Das Grindhouse-Steel muss auch noch in meine Sammlung!



388/ 0/ 0/
#8
Geschrieben: 25 März 2011 06:42

Patrick_Star

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Erstmal vielen Dank für die Kritiken! :thumb:

Zitat:
Auch bin ich persönlich froh, dass keine Scratch-free-Version beiliegt, weil wäre bei der Scratch-free-Version geht mMn ganz klar das Ziel des Projekts verloren.

Bin ich ehrlich gesagt auch. Es gibt halt leider viele, die dann wegen den "Bildfehlern" wieder meckern, darum hätte ich es als Bonus gern dabei gehabt.

Zitat:
Für mich ist Death Proof der bessere Film. Planet Terror ist reiner Trash abseits meines Geschmacks, der ja aber subjektiv ist. :p

Zitat:
Nachdem ich das Doublefeature auch erst vor kurzem Player hatte würde ich deine technische Bewertung 100%ig unterschreiben.
Wie aber auch schon die User hier vor mir finde ich, dass Death Proof gegenüber Planet Terror beileibe nicht abfällt. Sicherlich nicht Tarantinos bestes Werk, aber gerade die endlosen trashigen und sinnleeren Dialoge zeichnen diesen Film aus. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten :rofl:

Das ist mal interessant. Für mich ist, wie man ja unschwer erkennt^^, Planet Terror das rundere Projekt. DIe Bluteffekte, das Bein und der schräge Humor....im Vergleich auch zu Kill Bill wurden mir die "Vorzüge" der modernen Frau zu wenig deutlich hervorgehoben - was ich doch etwas schade fand. Aber in jedem Fall vielen Dank für ein paar gegensätzliche Meinungen. :thumb::pray:
#9
Geschrieben: 25 März 2011 06:57

Blutobi

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Danke für dein tolles Review :thumb:. Als ich bei dir die ersten Szenen sah, wusste ich den Film brauche ich ;).Alleine wegen den Steel gehört es in jede Sammlung :cool:.
Mit freundlichen Grüßen

Tobi
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Geschrieben: 25 März 2011 13:33

Sly

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Zitat:
Zitat von Patrick_Star
Bin ich ehrlich gesagt auch. Es gibt halt leider viele, die dann wegen den "Bildfehlern" wieder meckern, darum hätte ich es als Bonus gern dabei gehabt.

Als Bonus Disc wäre es wirklich ganz nett und dann wären auch die letzten Meckerer zufrieden.
Aber wie man wegen den gravierenden Bildfehler meckern kann, versteh ich sowieso nicht. Das ist mMn das wirklich geniale an dem Projekt und wurde sehr gut umgesetzt.

Grindhouse im Avatar-Stil würde mir vermutlich nicht einmal halb so gut gefallen, weil die Filme alleine sind zwar gut, aber mMn keinesfalls genial. Erst durch den Grindhouse-Look werden sie genial.
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