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Lemmy

Gestartet: 24 Feb 2011 15:45 - 5 Antworten


Veröffentlichung:
21.01.2011
Laufzeit:
110 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 24 Feb 2011 15:45

Kuro77

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Lemmy Blu-ray Review


Der Einfluss, den Ian Fraser Kilmister, kurz: Lemmy (geb. am 24.12.1945 im englischen Stoke-On-Trent), auf die Entstehung des heutigen Heavy Metal hatte und immer noch hat, ist kaum abzuschätzen. Musiker wie James Hetfield und Lars Ulrich (Metallica), Scott Ian (Anthrax) oder David Ellefson (Megadeth) berufen sich in erster Linie auf ihre erste Begegnung mit Lemmys Band Motörhead, wenn sie danach gefragt werden, warum sie überhaupt Musik machen und mittlerweile selbst als wegweisende Protagonisten des Heavy Metal gelten.

Motörhead waren Ende der 1970er Jahre die härteste, lauteste und, für einige überforderte Kritiker, auch schlechteste Band der Welt. Doch egal mit welchem Adjektiv man ihre Musik auch belegt, unstrittig ist die Tatsache, dass sie in ihrer Anfangszeit Pionierarbeit geleistet haben. Dabei bezeichnete Lemmy selbst den Stil seiner Band nie als „Heavy Metal“, sondern sah sich stets in der Tradition seiner eigenen musikalischen Einflüsse der 1950er Jahre wie Little Richard, Elvis Presley oder Eddie Cochran. Somit erklärt sich auch seine mittlerweile legendäre Begrüßung des Publikums bei Live-Konzerten: „We are Motörhead, and we play Rock and Roll!“


Story:

Und das Leben eines waschechten Rock’n’Rollers führt Lemmy ohne jeden Zweifel. Davon legt die vorliegende Rockumentary ein beeindruckendes Zeugnis ab. Der Film legt Schwerpunkte auf sein persönliches Umfeld, seine Wahlheimat Los Angeles, Weggefährten aus den verschiedenen Perioden seines Schaffens und lässt eine Vielzahl Musiker zu Wort kommen, die von Lemmy und seiner Musik entscheidend beeinflusst wurden. Dazu gehören neben den bereits erwähnten Mitgliedern der Big Four des Thrash Metal auch bekannte Gesichter wie Slash (Ex Guns ‚n’ Roses), Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters), Nicki Sixx (Mötley Crüe, woher hatte die Band wohl die Idee mit den Umlauten?), Dee Snider (Twisted Sisters) oder sogar Ice T. Auch Zimmergenossen aus der geriatrischen Abteilung, wie Ozzy Osbourne und Alice Cooper kommen zu Wort.

Der Film besteht jedoch nicht nur aus verklärten Lobliedern. Gerade Lemmys Weggefährten aus seiner Frühzeit als Musiker lassen durchaus kritische Töne verlauten. So wird das komplizierte Verhältnis zwischen den Mitgliedern der Space Rock Band Hawkwind beleuchtet, mit der Lemmy Mitte der 1970er Jahre erste Erfolge feierte, es dann aber wegen seiner Verhaftung an der kanadischen Grenze zur Trennung kam. Auch seine ehemaligen Bandkollegen der Rocking Vicars, mit denen er schon in den 1960er Jahren durch Nordengland tourte, berichten aus dieser Zeit. Zu all dem nimmt der Meister natürlich ebenfalls Stellung und erzählt darüber hinaus mit seinem ganz eigenen, trockenen Sinn für Humor zahlreiche Anekdoten aus seinem Leben.

Der Film zeigt Lemmy auch in seiner Wohnung in Los Angeles, die er selbst als kleines Museum bezeichnet. Zu Recht, gibt es dort doch kaum noch eine freie Fläche, die nicht mit allerlei Andenken vollgestopft ist. Ein weiterer Schwerpunkt zeigt Motörhead auf Tournee und gibt Einblicke in das Leben im Tourbus oder an Auftrittsorten. In diesem Zusammenhang kommen natürlich auch seine aktuellen Bandkollegen Phil Campbell (Gitarre) und Mickey Dee (Schlagzeug) zu Wort. Auch die legendäre Phase Ende der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre wird beleuchtet. Hier gibt der ehemalige Gitarrist „Fast“ Eddie Clarke einige amüsante und erstaunliche Anekdoten zum Besten.

Ein ganz besonderer Höhepunkt der Dokumentation zeigt Lemmy mit Metallica auf einer Bühne. Diese luden ihn 2009 ein, gemeinsam bei einer ihrer Shows zwei alte Motörhead Classics zu spielen. Da ist Gänsehaut natürlich garantiert. Die Dokumentation gibt damit sowohl einen umfassenden Einblick in Lemmys Leben, als auch ein recht erhellendes Portrait seines nicht ganz leicht einzuordnenden Charakters.

Die Regisseure Greg Olliver und Wes Orshoski, die Lemmy über einen Zeitraum von mehreren Jahren begleiteten und selbst bei der Morgentoilette nicht von der Seite wichen, enthalten sich dabei eines eigenen Kommentars oder einer Bewertung und bieten damit die Möglichkeit, sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Der Dokumentation an sich fehlt dabei allerdings ein gewisser roter Faden. Die Zusammensetzung der einzelnen Themen zeigt sich etwas willkürlich und ohne echten Zusammenhang. Trotzdem könnte ein Biopic kaum unterhaltsamer sein und zeigt eine echte Legende des Rock von seiner ganz persönlichen Seite.


Bildqualität:

Technik: Videocodec VC-1, Ansichtsverhältnis 1,78:1, Auflösung 1080p

Der Film wurde mit einer Kombination aus High Definition und Super 16mm Film gedreht. Daraus resultiert eine schwankende Bildqualität, die von einem lupenreinen HD-Erlebnis bis Amateurqualität reicht. Besonders problematisch zeigen sich die Aufnahmen, bei denen die Regisseure ihr Zielobjekt mit einer Handkamera bis in die dunkelsten Ecken einer Kneipe verfolgen. Hier zeigt sich deutliches Rauschen, so dass ein echtes HD-Gefühl ausbleibt.

Die einzelnen Interviews sind dagegen absolut professionell gefilmt und lassen kaum Wünsche offen. Auf Bild verändernde Stilmittel wurde verzichtet, so dass die Farbgebung immer natürlich bleibt, oder sich der Umgebung anpasst. Technische Mängel, die nicht bereits vom Ursprungsmaterial stammen, sind nicht vorhanden, so dass hier trotz der erwähnten Schwächen ein gelungener Transfer vorliegt.


Tonqualität:

Technik: Englisch DTS-HD Master Audio 5.1

Der Ton liegt im englischen Original vor. Natürlich lassen sich aber deutsche Untertitel einblenden. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich das Geschehen hier eindeutig auf die vorderen Kanäle beschränkt, besteht der Film doch hauptsächlich aus Interviews. Die gelegentlichen Livemitschnitte erreichen ebenfalls zu keiner Zeit die Qualität einer echten Konzert Blu-ray. Wenig druckvoll und räumlich bleibt die HD-Tonspur über die gesamt Laufzeit blass. Der Subwoofer hat ebenfalls Sendepause. Selbstverständlich sind die Interviews zu jeder Zeit einwandfrei verständlich.


Ausstattung:

Die Extras sind erfreulich umfangreich und bieten einen echten Mehrwert. Viele Interviews und Gespräche, die im Hauptfilm gekürzt werden mussten, werden hier nochmals in voller Länge gezeigt. Darunter etwa die Gespräche mit dem Schauspieler Billy Bob Thornton, Dave Grohl, dem Profiwrestler Triple H oder mit Lemmy selbst. Darüber hinaus widmen sich einige Featurettes unter anderem den „Superfans“ von Motörhead, der treuen Road Crew der Band oder Lemmys 50. Geburtstag im Jahr 1995. Ebenso ist ein 30minütiger Livemitschnitt von Motörhead enthalten, der die Band unter anderem in Berlin zeigt. Leider erreicht auch dieses Konzert nicht die Tonqualität aktueller Konzert Blu-rays. Insgesamt zeigt sich die Sonderausstattung mit einer Laufzeit von über 200 Minuten aber sowohl quantitativ, als auch qualitativ von ihrer besten Seite. Alle Extras liegen in High Definition vor.


Fazit:

Auf der technischen Seite zeigt sich Lemmy eher durchwachsen. Sowohl beim Bild, als auch beim Ton sind einige Abstriche zu machen, die das positive Gesamtbild allerdings kaum schmälern. Die Extras sind sowohl erfreulich umfangreich, als auch informativ und bilden eine gelungene Ergänzung zum Hauptfilm.

Lemmy zeichnet ein offenes und ehrliches Bild eines Vorreiters des Heavy Metals. Es entsteht zu keiner Zeit der Eindruck, dass hier eine Kultfigur glorifiziert werden soll. Vielmehr ermöglicht der neutral inszenierte Film es dem Zuschauer, sich durch unzensierte Interviews mit Weggefährten und anderen Künstlern seine eigene Meinung über Lemmy zu bilden. Es ist über weite Strecken nichts anderes als informativ, amüsant und zuweilen auch erstaunlich, dem Werdegang eines der einflussreichsten Musiker der Rockgeschichte zu folgen. Und das gilt nicht nur für Fans der harten Musik. Die Dokumentation ist für jeden interessant, der sich für „echte Typen“ interessiert, für Menschen, die in ihrem Leben vieles geleistet und fast alles erlebt haben. Und es gibt nicht viele, die in dieser Hinsicht Lemmy das Wasser reichen können.


Kurzbewertungen:

Story: 9/10
Bild: 7/10
Ton: 6/10
Extras: 9/10
Gesamt*: 7/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Lemmy Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testgeräte:

TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W (Main), Teufel (Surround)
#2
Geschrieben: 24 Feb 2011 15:48

Patrick_Star

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Ich sags dir Matthes - den kennt kein Mensch :p:rofl:;)

Mapping erledigt - as always - wunderbar geschrieben!
#3
Geschrieben: 24 Feb 2011 15:48

Sawasdee1983

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Das ist genau eine Doku zu der ich mir eine Review erhofft habe. Bin zwar kein großer Motörhead Fan, aber als Metal Fan sind mit die Jungs natürlich ein Begriff. Deine Review war sehr interessant zu lesen. Hätte nicht gedacht dass die Doku so gut ist.
MfG Pierre

Sawasdee1983
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#4
Geschrieben: 24 Feb 2011 19:28

OxBlood

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Vielen Dank für dein Review - jetzt bin ich noch neugieriger geworden als bereits zuvor.
#5
Geschrieben: 25 Feb 2011 08:23

Uzi

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Lemmy ist eine coole Sau, übrigens kauft euch nicht die deutsche Version die ist nähmlich geschnitten;)
#6
Geschrieben: 25 Feb 2011 08:30

Gast

Zitat:
Zitat von Patrick_Star
Ich sags dir Matthes - den kennt kein Mensch :p:rofl:;)

Der hätte in BS eine Hauptrolle verdient gehabt :p;):rofl:

Danke für´s tolle Review - werde mir die UK-Version, da 10 Minuten länger, besorgen.


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