Dinner für Spinner - Review
Bei akutem Ideenmangel, kommerziell gefloppten Filmen oder dem
Gedanken alte Filme, in die moderne Zeit übertragen zu wollen,
greift in Hollywood oftmals eine bekannte Vorgehensweise: Machen
wir aus dem Stoff doch einfach ein Remake! Theoretisch kann daraus
ein neues, eigenständiges und gelungenes Werk entstehen, praktisch
endet es leider häufig in einem Fiasko. Beispiele dafür gibt es
viele, Der Flug des Phoenix (2004), Die Entführung der U-Bahn
Pelham 123 (2009), Psycho (1998) und The Pink Panther (2006)
gehören definitiv zu der Kategorie überflüssiger Remakes. Über die
Grenzen des eigenen Archivs hinaus, bedient sich Hollywood auch
gerne an europäischen Filmen. Hierzu zählt Dinner für Spinner, der
auf der französischen Erstverfilmung Le Dîner de Cons von 1998
basiert. Kann das Remake ebenso wie das Original überzeugen oder
kann man gut darauf verzichten?
Story
Manager Tim Conrad (P. Rudd) ist kurz davor, die Karriereleiter
eine Etage höher zu klettern. Eine gute Geschäftsidee hat seinen
Chef Lance Fender fachlich überzeugt, doch bevor sich dieser zu
einer Beförderung entschließt, möchte er Conrad persönlich besser
kennenlernen. Dazu lädt Fender ihn zu seinem monatlichen Dinner für
Spinner ein. Ziel für die Teilnehmer ist es, den verrücktesten
“Idioten” zu finden und diesen dann zum Essen mitzubringen. Mit
einer Trophäe wird am Ende der Spinner vermeintlich ausgezeichnet,
der die beste Unterhaltung bieten konnte.
Trotz anfänglicher Skepsis will sich Tim die Chance auf einen
besseren Job nicht entgehen lassen und sieht sich in seinem
Vorhaben bestätigt als er auf den außergewöhnlichen Barry Speck (S.
Carell) trifft. Denn ausgestopfte Mäuse, die z.B. berühmte Gemälde
darstellen, sind dessen große Leidenschaft. Der ideale Begleiter
zum Dinner ist zwar gefunden, doch für Tim hat die chaotischste
Zeit seines Lebens gerade erst begonnen…
Der Anfang ist einfach großartig. Wie die Faust aufs Auge passt der
Song der Beatles “The Fool on the Hill” zu den close-up Aufnahmen,
die Barrys ganzen Stolz in all seiner Detailtreue liebevoll
offenbaren. Voller Hingabe arbeitet er an seiner Welt aus
ausgestopften Mäusen, die sich perfekt inszeniert in einer
Stadtparkszene wiederfinden. Im Kontrast dazu, richtet sich die
Aufmerksamkeit in der anschließenden Szene auf Tim Conrads
Büroalltag. Interessant ist hierbei der zeitliche Ablauf. Während
der Zuschauer sich von Tim inzwischen ein Bild machen kann, tritt
Barry, der hauptberuflich bei der US-Steuerbehörde angestellt ist,
erst nach einer Viertelstunde Laufzeit in Erscheinung, als er
versucht, einer Maus das Leben zu retten und er dabei von Tims Auto
angefahren wird. Beim Stichwort “Maus” erlebt der Zuschauer einen
Déjà-vu Effekt, denn erst jetzt wird klar, wer zu Beginn des Films
akribisch am Mäusekunstwerk gewerkelt hat.
Das erste Drittel des Films überrascht mit einem zügigen und
gradlinigen Story-Aufbau, der viele Hoffnungen auf unterhaltsame
Momente mit Steve Carell und Paul Rudd weckt. Einige Gags haben
auch bereits erfolgreich gezündet, doch die sind leider nicht von
langer Dauer. Während das französische Original über feinsinnigen
Humor und geistreiche Dialoge verfügt, entwickelt sich Dinner für
Spinner im weiteren Verlauf zunehmend zu plumpen Wortgefechten, die
so dermaßen lächerlich sind, dass es kaum auszuhalten ist.
Vollkommen deplatziert sind beispielsweise Szenen, in denen Tims
Ex-Freundin zur Furie wird und ohne Sinn seine Wohnung halb
verwüstet oder sein Auto demoliert.
Der Höhepunkt an Peinlichkeiten und Blamage ist schließlich beim
finalen Dinner erreicht. Die Spinner geben sich alle Mühe, lustig
zu sein und auch die Gastgeber versuchen, dem zwanghaft
beizupflichten, doch unglücklicherweise wird nur ein permanent
hysterisches Gekreische aufgetischt. Aus diesem schwachen Drehbuch
können auch die Hauptdarsteller nicht mehr herausholen, denn es ist
einfach misslungen. Selbst als eingefleischter Fan von Steve
Carell, der u.a. mit Get Smart, Little Miss Sunshine und der TV
Serie The Office bewiesen hat, welche Talente in ihm stecken, ist
es kaum möglich, sich mit Dinner für Spinner anzufreunden. Einzig
das starke erste Drittel und die Leistung der Hauptdarsteller
retten das neueste Werk von Jay Roach noch vor ausschließlich
negativer Kritik. Insbesondere wenn man die französische
Erstverfilmung kennen und schätzen gelernt hat, erscheint das US
Remake wie ein schlechter Witz.
Bild
Paramount Pictures stattet diesen Blu-ray Transfer mit einem
MPEG-4/AVC kodierten Bild bei einer Auflösung von 1080p/24p und
einem Seitenverhältnis von 1.78:1 aus. Bildtechnisch wird Dinner
für Spinner den Ansprüchen einer neuen Produktion größtenteils
gerecht. Insbesondere die fein aufgelöste Zeichnung hinterlässt
einen sehr guten Eindruck und vermittelt ungetrübtes Blu-ray
Vergnügen. Nur an wenigen Stellen kommt es zu Ungenauigkeiten bei
der Fokussierung, was sich in Form von Unschärfe bemerkbar macht.
Zudem besteht keine Gefahr, dass das Bild zu glattgebügelt oder
leblos aussieht, denn leichtes Filmkorn verleiht dem Transfer
ausreichend Tiefe.
Problematisch ist hingegen an einigen Stellen die Farbsättigung.
Insbesondere bei der Augenfarbe hat man es mit der nachträglichen
Bearbeitung etwas übertrieben. So leuchten die blauen Augen von
zahlreichen Schauspielern so extrem, dass sich der Zuschauer fragt,
ob diese mit CGI-Effekten animiert sind. Auch Hauttöne sehen bei
künstlichem Licht häufig übersättigt aus und verlieren an
Natürlichkeit. Überzeugen können dagegen Kontrast- und Schwarzwert.
Eine hohe Dynamik zwischen Lichtern und Schatten führt zu
strahlenden Farben, die frei von Grauschleiern sind.
Ton
Traurig, aber leider wahr: Für deutschen HD Sound hat es mal wieder
nicht gereicht, stattdessen wird nur Dolby Digital 5.1 serviert.
Trotz der technischen Einschränkung schlägt sich die deutsche
Synchronisation im Vergleich zum englischen Originalton in DTS-HD
MA 5.1 recht gut, denn endlich ist die Sprachlautstärke der nativen
angepasst und nicht mehr zu leise oder zu laut.
Ein räumliches Klangbild ist nur bedingt wahrnehmbar, denn Dialoge,
Geräusche und Musik sind zu 80% auf die Frontlautsprecher
ausgesteuert. Bei der Synchronisation wurde offensichtlich auf
einen natürlichen Klang Wert gelegt, denn die Sprachwiedergabe ist
nicht zu hell/höhenlastig, so dass keine Gefahr eines
Audiokommentar-Flairs besteht.
Ausstattung
• Die größten Spinner der Welt (15 min)
• Die Männer hinter den Mäusemeisterwerken (11 min)
• Triff die Gewinner (4 min)
• Spinnereien (8 min)
• Paul und Steve: Die Entscheidung (4 min)
• Entfernte Szenen (9 min)
Manchmal ist weniger mehr. Das trifft auch uneingeschränkt auf
Dinner für Spinner zu, denn insgesamt langweilen die Special
Features (alle in 1080p, 50 min Laufzeit). Interviews, Kommentare
und zusätzliche Informationen sind nur im Stil von oberflächlichen
Lobeshymnen gehalten, die kaum einen Mehrwert bieten. Höchstens der
Blick hinter die Kulissen der Mäusewerkstatt und deren Schöpfern
lohnt sich, wenn man mehr über die Entstehung und Bedeutung der
zierlichen Tierchen erfahren möchte.
Fazit
Technisch liefert Paramount einen hervorragenden Bildtransfer ab,
der fast in jeder Disziplin den hohen Ansprüchen einer aktuellen
Produktion gerecht wird. Besonders erwähnenswert sind hierbei die
großartige Detailzeichnung und knackigen Kontraste. Wenig
spektakulär präsentiert sich dagegen der Dolby Digital 5.1 Ton.
Genrespezifisch darf man hier kein Blockbuster-Sound erwarten,
dafür aber eine natürliche und präzise Sprachwiedergabe.
Obwohl die Story im ersten Drittel viel Potential für eine gute
Komödie liefert, enttäuscht das schwache Drehbuch auf ganzer Linie.
Gags, die zu Beginn des Films gut unterhalten haben, verblassen zu
einfallslosen, eindimensionalen und nervenden Passagen, die alles
andere als lustig sind. Über diese Misere kann auch Steve Carell in
seiner Rolle nicht hinwegtäuschen. Fans der Hauptdarsteller sei
geraten Dinner für Spinner zunächst nur zu leihen, um einen
Fehlkauf zu vermeiden.
Wen die Story interessiert, der sollte sich unbedingt das
französische Original Le Dîner de cons (in Frankreich bereits auf
Blu-ray erschienen) anschauen, denn Übergriffe auf die Lachmuskeln
sind hier garantiert.
Abschließend gehört Dinner für Spinner leider zur Kategorie
überflüssiger Remakes, die man nicht gesehen haben muss – dafür
erhält das Original ungeahnte Aufmerksamkeit… (cj)
Story: 5/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 6/10
Gesamt: 7/10
Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704
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