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The Big Four - Live from Sofia

Gestartet: 26 Dez 2010 13:05 - 4 Antworten


Veröffentlichung:
29.10.2010
Laufzeit:
358 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 26 Dez 2010 13:05

Kuro77

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The Big Four - Live from Sofia Blu-ray Review

[Anm. d. Verf.: Dieses Review ist ebenfalls in unserem Blu-Life Magazin 4/2010 enthalten. Auf Grund der begrenzten Platzverhältnisse im Magazin, musste es vom Verfasser allerdings erheblich gekürzt werden. Für die Datenbank und das Forum steht nun die ungekürzte Version zur Verfügung.]


Wissen Sie noch, was Sie am 22. Juni 2010 gemacht haben? Nun, wie wir alle waren Sie wahrscheinlich im WM-Fieber, haben miterlebt, wie sich die französische Nationalelf mit ihrer Niederlage gegen Südafrika an diesem Tag sang- und klanglos von der Fußball-Weltmeisterschaft verabschiedet hat. Oder Sie freuten sich auf Ihren wohlverdienten Sommerurlaub, weitab der allgemeinen WM-Hysterie.

Egal, welche Angelegenheiten Sie auch immer regeln mussten, an diesem auf den ersten Blick so gewöhnlichen Junitag, mit Sicherheit war nur den Wenigsten von uns bewusst, dass an diesem Abend ein historisches Ereignis stattfinden sollte: In der bulgarischen Hauptstadt Sofia teilten sich die „Big Four“ zum ersten Mal in ihrer langen Karriere ein und die selbe Bühne. Das hätten Sie nicht gedacht, was?

Warum das so wichtig ist? Ganz einfach: die „Großen Vier“ Bands des amerikanischen Heavy Metals Anthrax, Megadeth, Slayer und Metallica sind für nichts weniger als die Entstehung einer eigenständigen Musikrichtung verantwortlich, des Thrash Metal. Und noch nie zuvor in ihrer nunmehr fast 30jährigen Geschichte standen diese Helden ganzer Generationen von Musikern und Fans gemeinsam auf einer Bühne.

Anlass genug, um dieses Ereignis an diesem Tag live in ausgewählte Lichtspielhäuser auf der ganzen Welt zu übertragen und nicht zuletzt, um die nun vorliegende Blu-ray zu veröffentlichen.


Story:

Die 1981 in New York von Gitarrist Scott Ian gegründeten Anthrax eröffnen diesen denkwürdigen Tag. Die Sonne scheint (noch), die Fans sind gut drauf und die Band feuert einen Evergreen nach dem anderen in die euphorische Menge. Der mittlerweile 50jährige Sänger Joey Belladonna sprintet agil wie eh und je über die Bühne und zeigt sich stimmlich immer noch auf der Höhe. „Caught in a Mosh“, „Madhouse“, „Be all, end all“ und die kultige Mitbrüllnummer „Antisocial“ bilden die Höhepunkte des Sets, welches seinen Schwerpunkt eindeutig auf die „klassischen“ Thrashnummern legt.

Dabei waren es Anthrax, die sich als erste der vier schon Ende der 1980er Jahre auch anderen musikalischen Stilrichtungen öffneten, von Alternative bis hin zu Hip Hop und Rap. Höhepunkt dieser Entwicklung war sicherlich die Zusammenarbeit mit der Hip Hop Band Public Enemy im Jahr 1992, aus der sogar eine gemeinsame Tournee hervorging. Zur damaligen Zeit ein revolutionäres Ereignis! Beendet wird der Auftritt mit der Judge-Dredd-Hommage „I am the Law“. Spätestens jetzt ist auch die Bühne „befriedetes Gebiet“ und Anthrax lassen sich zu Recht vom Publikum feiern.

Dass auch Dave Mustaine mit seiner Band Megadeth an diesem Konzert teilnimmt, ist mit Abstand die größte Überraschung, verbindet ihn mit Metallica doch eine ganz besondere Beziehung. Bis 1983 war er noch fester Bestandteil der Band aus der kalifornischen Bay Area, bevor er kurz vor Veröffentlichung des Debütalbums „Kill `em all“ auf Grund seiner immer stärker werdenden Alkohol- und Drogenprobleme aus der Band geworfen wurde. Auch im Hinblick auf den späteren, immensen Erfolg seiner Exband, konnte der exzentrische Rotschopf diese Niederlage über Jahrzehnte nicht verwinden und ließ daraufhin keine Gelegenheit aus, über seine ehemaligen Kollegen herzuziehen. Bis heute! Lange Gespräche und eine intensive Aufarbeitung der damaligen Geschehnisse waren nötig, um diese alten Animositäten aus der Welt zu räumen. Jetzt steht wieder ausschließlich die Musik im Mittelpunkt, und dass Mustaine und seine Band zu den ganz großen ihres Fachs gehören, beweist nicht nur ihr Auftritt an diesem Tag. Der leider allerdings unter widrigen Wetterbedingungen, denn mittlerweile gießt es über Sofia wie aus Kübeln. Band und Fans lassen sich davon allerdings kaum beeindrucken (einige junge Damen im Publikum nutzen die Gelegenheit, um sich ihrer nassen Oberteile zu entledigen) und feiern sich gemeinsam durch ein Klassikerset, das kaum Wünsche offen lässt. „Wake up dead“, „In my darkest hour“, das geniale „Hangar 18“ und die (für eine Thrash-Band) wunderschöne Ballade “A tout le monde” zeigen, warum Megadeth zu den technisch versiertesten Bands des Heavy Metal zählen. Nach dem angemessenen Schlusspunkt „Peace sells“ verabschiedet das euphorische Publikum, nass aber glücklich, die Band und bereitet sich auf die nächste Legende vor.

Und die nächste Legende heißt Slayer. Jeder, der diese Band einmal live erleben durfte weiß, dass jetzt der Spaß ein Ende hat, oder, je nach Blickwinkel, nun erst richtig beginnt. Denn Slayer live sind Krieg! Eine monströse Dampfwalze, die alles in ihrem Weg überrollt und keine Gefangenen macht. Und auch heute prügeln die bestens aufgelegten, wenn auch zu 50% eklatant übergewichtigen, Totschläger ihre großkalibrigen Songs tight, schnell und heavy in die Menge. Für zart besaitete Gemüter ist das natürlich nichts und als Begleitmusik zum Blümchen pflücken taugt dieser musikalische Wahnsinn ebenfalls nur bedingt.

Slayer entfesseln für 60 Minuten die Hölle auf Erden. Nicht mehr, nicht weniger. Wie in ihrer gesamten Karriere, in der sie sich kompromisslos jeder Anbiederung an den Mainstream verweigerten, zeigen sie auch heute, warum sie zur Speerspitze des harten Heavy Metal zählen. Klassiker wie „War Ensemble“ „Seasons in the abyss“, „Chemical Warfare“ und vor allem natürlich das legendäre „Angel of Death“ sprechen für sich. Beim abschließenden „Raining Blood“ erwartet man fast, dass sich die dunklen Wolken über Bulgarien blutrot färben und sich über die Erde ergießen. Doch die endgültige Apokalypse bleibt zum Glück aus. Trotzdem zeigen die Herren Araya, King, Hanneman und Lombardo auch mit Ende 40 ihren jüngeren Kollegen, was eine Thrash Metal Harke ist. Brillant und der Höhepunkt dieses Festivals.

Aber halt! Der eigentlich Höhepunkt steht ja noch bevor: Metallica. Ja, auch die großen Metallica gehören zu den Big Four des Thrash Metal! Wobei man das im Laufe ihrer wechselhaften Karriere oft und gerne einmal vergessen konnte. Gerade in den 1990er Jahren entfernte sich die Band doch zunehmend von den ganz harten Klängen und suchte ihr künstlerisches Heil in kommerziell zwar enorm erfolgreichen Gefilden.

Fans der ersten Stunde schüttelten, ob des seichten Gedudels der vier Kalifornier, jedoch das ein oder andere Mal verständnislos den Kopf. Aber spätestens mit ihrem starken letzten Album „Death Magnetic“ aus dem Jahr 2008 nimmt auch diese Geschichte eine Wendung hin zum Guten. Harter Metal ist wieder angesagt, welcher sich auch in der Setlist ihrer Konzerte widerspiegelt. So finden sich kaum noch Songs der unsäglichen „Load/Reload“-Phase oder des eher therapeutischen Albums „St. Anger“ im Liveprogramm. Die ersten vier Meilensteine der Band sind wieder aktueller denn je. So zeigen sich Metallica sowohl musikalisch, als auch charakterlich auf dieser Tour gefestigter denn je und treten wieder ordentlich aufs Gaspedal.
Neben den üblichen Standards wie „Creeping Death“, „One“, dem Übersong „Master of Puppets“ und natürlich dem unvermeidlichen „Nothing else matters“, treten an diesem Abend insbesondere das selten gespielte „Welcome Home (Sanitarium)“, die tolle Halbballade „Fade to black“ oder das rabiate „Hit the Lights“ in den Vordergrund. Aber auch die drei Songs vom aktuellen Album fügen sich nahtlos in das Best-Of Programm ein.

Als unbestrittener Platzhirsch und Headliner an diesem Abend (über 100 Millionen verkaufte Tonträger sind Grund genug), bekommen Metallica als einzige Band volle zwei Stunden Spielzeit zugestanden, die sie mit ungebremster Spielfreude und einer wie immer beeindruckenden Bühnenshow rechtfertigen. Emotionaler Höhepunkt des Abends ist dann natürlich die Diamond Head Coverversion „Am I evil?“, zu der sich nahezu alle Musiker der „Big Four“ auf der Bühne versammeln. Unter anderem ist dies seit dem 9. April 1983 das erste Mal, dass Metallica und Dave Mustaine wieder gemeinsam auf einer Bühne stehen. Gänsehaut pur!


Bildqualität:
  • MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,78:1, Auflösung 1080/60i

  • gute Grundschärfe

  • Details bis in den Hintergrund (z. B. Gesichter im Publikum) differenziert wahrnehmbar

  • leichte Bewegungsunschärfen bei horizontalen Kameraschwenks

  • gelegentliche Fokussierungsprobleme

  • ausgewogene Kontraste

  • natürliche Farben

  • Bildrauschen in der Bühnentotalen

  • kaum Plastizität

Der Bildtransfer liefert insgesamt ein solides Ergebnis. Die Qualität von Metallicas Soloveröffentlichung „Francais pour une nuit“ bleibt allerdings unerreicht.


Tonqualität:
  • Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, PCM Stereo 2.0

  • druckvoll, „heavy“

  • Instrumente gut aufgelöst

  • ausgewogene Abmischung

  • Gesang immer klar verständlich

  • Bassdrums klingen etwas flach

Das Live-Feeling bleibt zu jeder Zeit authentisch. Das Publikum liefert über die hinteren Kanäle die nötige Atmosphäre, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Der Sound knallt bei entsprechender Lautstärke organisch und der Musikrichtung angemessen druckvoll aus den Lautsprechern.


Ausstattung:

Das Zusatzmaterial besteht aus einer 45minütigen Dokumentation, die einen interessanten Einblick in das bunte Treiben hinter der Bühne liefert und die Vorbereitungen der einzelnen Bands auf ihren Auftritt zeigt. Dabei fällt besonders positiv die entspannte Atmosphäre zwischen den Bands und im Umgang mit den Fans ins Auge. Der Legendenstatus einzelner Musiker wird dabei mehr als deutlich, wenn erwachsene Männer beim Treffen mit ihren Idolen schlicht die Fassung verlieren. Bewegend. Die Dokumentation liegt ebenfalls in HD vor. Nicht unerwähnt soll hier auch das 12-seitige Booklet bleiben, welches der Blu-ray beiliegt, was heutzutage keineswegs selbstverständlich ist. Es enthält einige Livefotos und Credits.


Fazit:

Das Bild erreicht zwar keinen Spitzenwert, liefert aber zu jeder Zeit ein absolut HD-würdiges Ergebnis. Der Ton zeigt sich nahezu von seiner besten Seite. So muss Heavy Metal klingen! Die Dokumentation gewährt zwar einen informativen Einblick in den Backstagebereich, zu diesem denkwürdigen Ereignis hätte es allerdings ein wenig mehr Zusatzmaterial sein können.

Die vier größten und einflussreichsten Thrash Metal Bands der Welt auf einer Bühne. Da bekommen nicht nur Fans der harten Musik feuchte Augen. Diese Blu-ray ist gleichzeitig ein Manifest gegen den musikalischen Zeitgeist, der leider in zunehmendem Maße von gecasteten Retortenbands und mindertalentierten Popsternchen bestimmt wird, die selbst auf ihren Livekonzerten Playback singen. Dagegen ist der Heavy Metal lebendiger als jemals zuvor. Das zeigt sich auch hier wieder vor allem am jungen Publikum, von dem der größte Teil noch nicht geboren war, als sich die „Großen Vier“ Anfang der 1980er Jahre aufmachten, um mit ihrem „Krach“ die Welt zu erobern. Und der Feldzug ist noch lange nicht vorbei.


Kurzbewertungen:

Story: 10/10
Bild: 8/10
Ton: 9/10
Extras: 6/10

Gesamt*: 8/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 9/10
Die Kaufempfehlung der The Big Four - Live from Sofia Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testgeräte:

TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W (Main), Teufel (Surround)
#2
Geschrieben: 26 Dez 2010 15:18

macfestus

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Danke für die Klasse Review Kuro77 :thumb:
Da ich immer wieder um diese Big Four herumgeschlichen bin , sind jetzt die letzten Zweifel ausgeräumt und wird bald im Player landen .
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demnächst Chillerama .
#3
Geschrieben: 26 Dez 2010 16:01

ds1

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tolles review, super geschrieben. habe die scheibe von meiner liebsten zu weihnachten bekommen und seitdem rotiert sie jeden tag in meinem player :)

mich würde nur mal interessieren warum slayer bei "Am I Evil?" nicht mit auf der bühne waren...
#4
Geschrieben: 27 Dez 2010 08:31

Pandora

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Ganz tolles Review. Ich hab mir die gleich vorgemerkt. Hab Metallica schon live gesehen und die BD rentiert sich bestimmt! :thumb:;)
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#5
Geschrieben: 28 Dez 2010 07:00

Sawasdee1983

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Super Geschriebene Review. Kann in allen Punkten nur zustimmen. Hammer Blu Ray.
MfG Pierre

Sawasdee1983
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