Nur wenige Geschichten überdauern die Jahrhunderte und sind auch
heute noch einem großen Publikum bekannt. Das Abenteuer der HMS
Bounty und seiner Besatzung ist eine jener Erzählungen, die auch
nach unzähligen Verfilmungen, Büchern und Theaterstücken nichts von
ihrer Faszination verloren hat. Die hier vorgestellte Version
stammt aus dem Jahr 1935 und ist nach einem aus dem Jahr 1916
gedrehten Stummfilm die insgesamt zweite Verfilmung, der die
berühmte Bounty-Trilogie von Charles Nordhoff und James Norman Hall
zu Grunde lag.
Die Hauptrolle des sadistischen Captain Bligh wurde an Charles
Laughton vergeben, Fletcher Christian wurde vom berühmten Clark
Gable (Vom Winde verweht) gespielt. Gedreht wurde überwiegend in
den Vereinigten Staaten und Französisch-Polynesien (Südpazifik).
Trotz der damals herrschenden großen Depression wurde ein Budget
von über 1,9 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt.
Story
Portsmouth, England, 1787. Durch den amerikanischen
Unabhängigkeitskrieg und dem daraus resultierenden Ausfall von
Getreidelieferungen nach Großbritannien, suchte die Krone nach
einer Alternative. Gefunden wurde diese in Form der Brotfrucht,
welche unter anderem auf Tahiti heimisch ist. Daraufhin wird die
HMS Bounty unter dem Kommando von William Bligh in den Südpazifik
entsendet, um Jungpflanzen des zukünftig neuen Grundnahrungsmittels
von den Einheimischen zu erhalten.
Schon auf der Hinfahrt wird schnell klar, dass Bligh Freude daran
hat, anderen Menschen Leid zuzufügen. So lässt er des Öfteren auch
für Bagatelldelikte harte Strafen verhängen und zieht sich den
Unmut beinah der ganzen Mannschaft zu. Obwohl die Seeleute das
Leben nach der Ankunft auf Tahiti dank der liebenswerten
Eingeborenen sichtlich genießen, steht ihnen die erbarmungslose
Rückfahrt noch bevor. Während dieser erheben sich der erste
Offizier, Christian Fletcher und viele Besatzungsmitglieder gegen
Bligh, um die Unmenschlichkeit ein für alle Male zu stoppen.
Meuterei auf der Bounty darf sich bis heute
rühmen, der einzige Film in der Geschichte der Academy Awards zu
sein, dessen drei Hauptdarsteller (Clark Gable, Franchot Tone und
Charles Laughton) alle für den Oscar (bester Hauptdarsteller)
nominiert wurden. Desweiteren gab es Nominierungen in den
Kategorien „Beste Regie“, „Bester Schnitt“, „Beste Filmmusik“,
„Bestes Drehbuch“ und „Bester Film“; letzteren Preis konnte der
Film auch einheimsen. Ganz besonders hervorzuheben ist allerdings
die exzellente darstellerische Leistung des Casts – allen voran
Charles Laughton als durch und durch unsympathischen Captain Bligh,
dessen einzige Befriedigung es zu sein scheint, seine Besatzung
leiden zu lassen und ihnen jegliche Freude am Leben zu
nehmen.
Selbst während des Aufenthaltes auf Tahiti verwehrt er einigen
Mannschaftsmitgliedern und dem sich immer öfter widersetzenden
ersten Offizier Fletcher den Landurlaub. Clark Gable als Christian
Fletscher verblasst etwas neben Laughton, liefert dennoch eine
beeindruckende Leistung als 1.Offizier ab. Von Beginn an versucht
er sich als Bindeglied zwischen Bligh und der restlichen Crew. Sein
Motto setzt auf Freundlichkeit und ein friedliches Miteinander,
schon alleine aufgrund der beengten Verhältnisse an Bord der
relativ kleinen Bounty. Aber auch er muss mit der Zeit einsehen,
dass dieses Vorhaben keine Aussicht auf Erfolg hat. Selbst nach dem
Todesfall des Schiffsarztes weicht Bligh keinen Millimeter von
seiner Vorgehensweise ab.
Bis heute allerdings sind die wahren Ereignisse nicht restlos
geklärt. Bligh erörtert den Fall in seinen Aufzeichnungen
logischerweise gänzlich anders als die Meuterer. Bei der
anschließenden Gerichtsverhandlung gegen den Captain, welche immer
nach einem Verlust des Schiffes stattfindet, wurde er
freigesprochen. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass viele
Historiker das Verhalten Blighs als mehr oder weniger normal
einstufen und davon auszugehen ist, dass in der damaligen Zeit
solche Umgangsformen der Standard waren.
Bildqualität
Technik: VC-1 Codec, Auflösung 1080p, 23,976 fps,
Ansichtsverhältnis 1,37:1 / 16:9.
75 Jahre - so alt sind die originalen Filmrollen inzwischen. Mit
Sicherheit einer der ältesten Filme, die bisher auf Blu-ray
herausgebracht wurden – und dies hat sich ausgezahlt. Natürlich
gibt es immer wieder deutliche Unschärfen, auch das Korn, welches
überwiegend mittelstark vorhanden ist, mutiert in einigen wenigen
Abschnitten zu einem hässlichen Rauschen. Aber abseits dieser
wenigen Mängel bekommt der Zuschauer ein für das Alter
ausgezeichnetes Bild präsentiert.
Der Kontrast ist gut, das Schwarz satt und tief. Besonders gut ist
dies an den pechschwarzen Uniformen ersichtlich. Ab und an sind
kleinere Verschmutzungen und senkrechte Streifen zu erkennen, diese
verbleiben allerdings deutlich in der Minderheit. Die
Durchzeichnung ist bis auf die oben erwähnten unscharfen Szenen vor
allem während Close-Ups exzellent. Feine Details wie Knöpfe, Haare
oder Schweißperlen werden immer wieder eindrucksvoll in Szene
gesetzt. Ganz interessant: Wie schon bei
Die Brücke am Kwai wird während
Überblendungen die ursprüngliche Qualität des Masters ersichtlich.
Insgesamt gesehen nur geringe Mängel bei diesen
Hollywood-Senior.
Tonqualität
Technik: Deutsch Dolby Digital 1.0, Englisch DT-HD MA 1.0 Anstatt
eine Pseudo-Surroundspur auf den Zuschauer loszulassen, hat sich
Warner dazu entschlossen, den originalen Mono-Track auf die Blu-ray
zu pressen. Diese wartet zwar nicht mit Räumlichkeit auf, versprüht
dafür aber perfekt den Charme ihrer Zeit. Die Dialoge sind stets
gut verständlich, an der Klarheit hapert es ab und an etwas. Sowohl
die Filmmusik, als auch manche Abschnitte klingen etwas blechern
und schrill, der Subwoofer kommt überhaupt nie zum Einsatz. Während
hoher Wellengänge und schwerer See vermisst man dessen Einsatz
etwas. Altersbedingte Spuren sind nur bedingt wahrnehmbar. So ist
während ruhigen Szenen ein sehr leises Rauschen zu vernehmen,
Knacksen oder ähnliche Auffälligkeiten sind dagegen nicht
vorhanden.
Ausstattung
An Extras wird wenig geboten. Zwei Kinotrailer, ein einminütiges
Video bezüglich der Oscarverleihung von 1935 und ein Bericht aus
den 30iger Jahren über die Pitcairn Inseln, welche schlussendlich
der Rückzugsort der Meuterer darstellt. Insgesamt nichts Besonderes
und recht mager.
Fazit
Hochachtung vor den Restaurateuren – das Release des 75 Jahre alten
Meuterei auf der Bounty ist hervorragend und
beeindruckt. Zwar gibt es ein paar kleinere Mängel, diese sind aber
zu verzeihen und trüben den positiven Gesamteindruck nur bedingt.
An Extras wird allerdings deutlich zu wenig geboten.
Die darstellerische Leistung ist einwandfrei, Laughton und Gables
stetig wachsender Konflikt gepaart mit humoristischen Einlagen
gefallen von Beginn an. Auch wenn die Geschichte der Bounty
inzwischen zig Mal durchgekaut wurde, so sollte diese Ur-Version
(Die Stummfilmvariante von 1916 ausgenommen) von Liebhabern des
Genres keineswegs missachtet werden. Vor allem deshalb, weil es ein
sehr schönes amerikanisches Collectors Book gibt, welches ebenfalls
die deutsche Tonspur besitzt. Daher ergeht für diesen wundervollen
Klassiker der Filmgeschichte eine Kaufempfehlung!
Kaufempfehlung
Story 9/10
Bild 8/10
Ton 7/10
Extras 3/10
Overall 8/10
Testgeräte
Samsung PS58B680
Yamaha RX-V663
HTPC – Abspielsoftware Total Media Theatre 3
Teufel System 5 THX 5.2