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Hierro

Gestartet: 14 Dez 2010 13:20 - 3 Antworten


Veröffentlichung:
16.12.2010
Laufzeit:
89 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 14 Dez 2010 13:20

Globox

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Hierro Review

Als Co-Produzent war Álvaro Augustín bereits an zahlreichen Erfolgsstorys beteiligt. Insbesondere der Fantasy Film und dreifache Oscargewinner Pans Labyrinth zählte 2006 zu den Highlights des Jahres und ist mit rund 83 Mio. USD Einspielergebnis der erfolgreichste spanische Film aller Zeiten. Bereits ein Jahr später bewegte sich Augustín erneut auf Erfolgskurs, denn der spanisch-mexikanische Horrorfilm Das Waisenhaus spielte stattliche 79 Mio. USD ein und rangiert damit direkt auf Platz 2 der erfolgreichsten spanischen Filme. Am 2. Oktober 2009 hatte schließlich die weniger populäre, spanische Produktion Hierro beim 42. Sitges Film Festival Premiere und ist nun über ein Jahr später auf Blu-ray Disc erschienen. Sollte dem Film mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden?


Story
María ist alleinerziehende Mutter ihres fünfjährigen Sohnes Diego, mit dem sie sich auf eine Reise zur kanarischen Insel El Hierro begibt. Auf der Überfahrt mit der Fähre legt María eine Ruhepause ein und gönnt sich etwas Schlaf. Als sie aufwacht, trifft sie Diego nicht mehr in der Spielecke an und auch nachdem das gesamte Schiff erfolglos nach Diego abgesucht worden ist, bleibt er spurlos verschwunden. Verzweifelt und frustriert kehrt María ohne ihren Sohn zurück und leidet enorm unter der belastenden Situation.

Ein halbes Jahr später erhält sie einen niederschmetternden Anruf der Polizei von El Hierro ihr Sohn sei tot aufgefunden worden. Mit ihrer Schwester zusammen machen sich die beiden auf den Weg zur Insel, um Licht ins Dunkel zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt María noch nicht, welche Alpträume ihr erst noch bevorstehen…

Hierro ist ein interessanter Genre-Mix aus psychologischem Mysterythriller und Horrorfilm. Dabei erwartet das Publikum kein Blutbad aus brutalem Gemetzel, sondern einen subtilen Spannungsaufbau, der überwiegend den Erwartungen eines ausgeklügelten Psychothrillers gerecht wird. Genretypisch entwickelt sich die Handlung erst langsam und nimmt dann mit dem Verschwinden von Diego Fahrt auf. Schauspielerin Elena Anaya gelingt es, ihrer Rolle als María die notwenige beklemmende und erdrückende Ausstrahlung zu verleihen, die sich in ihrem Spiel schonungslos manifestiert. Hochachtung gebührt an dieser Stelle den Verantwortlichen für Schnitt und Kameraeinstellung. In Folge extremen Close-ups und lebendigen Schwenks, gerät der Zuschauer mitten ins Geschehen und wird automatisch Beobachter aller feinen Veränderungen der Gesichtszüge von Elena Anaya.

Im Verlaufe des Films verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen Realität und ihren surrealen, traumatischen Vorstellungen. Auch diese sich abwechselnden Übergänge sind handwerklich sehr gut umgesetzt und bieten großartige Filmkunst. Hierzu sind unbedingt noch Regisseur Gabe Ibáñez und die Drehbuchautoren Jesus de la Vega und Javier Gullón zu nennen. Gerade wenn man glaubt den Fortlauf des Geschehens vorhersehen zu können, belehren sie den aufmerksamen Betrachter eines besseren und lenken den Verdacht auf eine andere Spur. Somit bleibt die Story bis zum Ende spannend und nicht vorhersehbar.

Neben den dominierenden Charakteristiken eines Mysterythrillers, kommen Horrorfilm-Fans nicht zu kurz. Klassische Elemente wie Schockszenen, die einen mehrmals zusammenzucken lassen, dramatisierte Träume und sogar eine blutige Duschszene, die an Hitchcocks Klassiker Psycho erinnert, sorgen für die richtige Würze. Bei der vielen positiven Bewertung gibt es jedoch auch Anlass zur Kritik. Auf der einen Seite trägt die ausgeprägte Vermengung von Realität und Marías Träumen zum angeregten Nachdenken bei, auf der anderen Seite führt dies zu Verwirrung und offenen Fragen. Zwar sind die Hauptstränge der Handlung bis zum Abspann aufgedeckt, jedoch bleiben leider die Hintergründe zu vielen Hinweisen und Details im Verborgenen. Die Vermutung liegt nah, dass Regisseur und Drehbuchautoren dies absichtlich so angelegt haben, was dennoch sehr schade ist.


Bildqualität
Universal Pictures stattet den Blu-ray Transfer mit einem VC-1 kodierten Bild bei einer Auflösung von 1080p/24p und einem Seitenverhältnis von 1.78:1 aus. Der Gesamteindruck der Bildqualität fällt recht unterschiedlich aus, da sich sowohl sehr beeindruckende Impressionen, als auch problematische Szenen abwechseln. Close-up Einstellungen bewegen sich durchgängig auf hohem Niveau und vermitteln erstklassiges HD-Feeling. Bei Landschaftsaufnahmen verliert sich der Zauber streckenweise in detailärmere und unscharfe Bilder. Die bizarre Erscheinung der vulkanischen Vergangenheit El Hierros kommt nicht immer gut zur Geltung und wird je nach Lichtverhältnissen, insbesondere bei Dämmerstimmung und in Innenräumen von stärkerem Filmkorn beeinflusst. Ebenfalls den gesamten Film über präsent ist die chromatische Aberration. Bei dieser Erscheinung handelt es sich um cyan/rot/grüne Farbsäume, die bei Konturen sichtbar werden. Mit großem Abstand auf einem Fernseher betrachtet, wird der Abbildungsfehler kaum auffallen, jedoch auf einer großen Leinwand werden die Farbsäume sichtbar und führen zu merklicher Unschärfe.

Fotografisch ist Hierro ein wahres Kunstwerk. Die Wahl und Stärke der Farben passt großartig zur Stimmung des Films und setzt deutliche Akzente. So präsentieren sich die hellen Szenen am Meer blass und sind in einer kalten Farbtemperatur gehalten. Innenaufnahmen erwecken Retro-Stil Eindrücke, denn deutliche gelb/grün Filter bestimmen das Erscheinungsbild. Davon wird auch der Schwarzwert beeinflusst, welcher häufig durch ein tiefes Blau ersetzt wird. Obwohl die Bildqualität insbesondere bei Schärfe und Detailreichtum streckenweise Schwächen aufweist, überzeugt der HD-Transfer insbesondere bei Nahaufnahmen. Die mystische Stimmung wird durch ideale Farbanpassungen perfekt in Szene gesetzt.


Tonqualität
Endlich kommen wir als Deutsche mal wieder in den Genuss von HD-Sound! Neben der spanischen Originaltonspur verfügt erfreulicherweise auch die deutsche Synchronisation über DTS-HD 5.1 bei der üblichen Datenrate von 1536 kbps. Was sich in der Theorie schon gut anhört, ist in der Praxis noch viel besser.

Für ein klares und ungetrübtes Klangerlebnis sorgt eine exzellente Transparenz bei der Sprachverständlichkeit, die sich dank ausreichender Lautstärke deutlich genug von Nebengeräuschen und Musik abhebt. Dialoge sind dabei auf die Front- und Center-Lautsprecher ausgesteuert, währenddessen atmosphärische Geräusche deutlich auf den Surroundlautsprechern zu hören sind.

Szenen mit Meeresrauschen werden nahezu lebendig und es besteht “Gefahr”, dass sich das heimische Kino in einen Strand verwandelt. Der Bass hält sich stets dezent im Hintergrund und setzt beispielsweise gezielt bei Unterwasserszenen ein. Abwechslungsreich gibt sich auch der ergreifende Soundtrack von Zacarías M. de la Riva. Mal umgeben von einer minimalistischen Besetzung, mal tritt das gesamte Kiev Symphony Orchestra mit Chor in Erscheinung, sind die Streicher oder das Piano im Rücken die ideale Untermalung des Mysterythrillers.


Ausstattung
Das Bonusmaterial ist eine Enttäuschung auf ganzer Linie, denn es ist keines vorhanden. Über das Menü lässt sich lediglich der Hauptfilm starten, die Sprachen auswählen, zu Kapiteln springen sowie zwei Trailer auswählen. Gerade bei einem Film wie Hierro hätte man sich Hintergrundinformationen und Interviews mit der Crew gewünscht.


Fazit
Leichte Schwächen, wie zeitweise Unschärfe oder starkes Rauschen bei der Bildqualität werden von faszinierenden Close-ups und anspruchsvoller Fotografie ausgeglichen. Der Anspruch an den Ton bewegt sich auf konstant hohem Niveau, denn mit ungetrübtem HD-Genuss, erstklassiger Sprachtransparenz und großartiger Raumverteilung bleiben keine Wünsche unerfüllt.

Insgesamt überzeugt Hierro vor allem durch die großartige Darstellung von Elena Anaya sowie einer Story mit Tiefgang und viel Potential. Bedauerlicherweise wurde es nicht voll ausgeschöpft, da zu viele der gelegten Fährten ungeklärt bleiben. Nichtsdestotrotz ist Hierro ein solider Mysterythriller, gewürzt mit einer ordentlichen Prise Horror. Fans des Genres oder Zuschauer, die neue Wege fernab des Mainstreams gehen wollen, sollten dem Film unbedingt eine Chance geben!

Story: 7/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: n/a
Gesamt: 5/10


Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704


Screenshots (Um zur vollen Auflösung zu gelangen, einfach auf die Vorschau klicken)

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#2
Geschrieben: 14 Dez 2010 13:28

Sawasdee1983

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Danke für die Review, hatte mir vorher einfach nichts unter dem Film vorstellen können.
MfG Pierre

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#3
Geschrieben: 14 Dez 2010 13:33

Patrick_Star

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Ein ziemlich unscheinbarer Filmname muss ich sagen. Danke fürs Review - dann kann ich ja mal einen Blick riskieren :)
#4
Geschrieben: 15 Dez 2010 00:24

Dagoba

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Danke für das toll geschriebene Review. Hat definitiv Appetit auf mehr gemacht, denn der Film scheint genau in meine Kerbe zu schlagen. :thumb:


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Is it progression if a cannibal uses a fork?;-)

Viele Grüße
Stefan


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