Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Micmacs - Uns gehört Paris!

Gestartet: 19 Nov 2010 09:43 - 4 Antworten


Veröffentlichung:
02.12.2010
Laufzeit:
104 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 19 Nov 2010 09:43

Kuro77

Avatar Kuro77

user-rank
Blu-ray Papst
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Deutschland
Zu Hause
kommentar.png
Forenposts: 4.073
Clubposts: 10.040
seit 04.09.2009
display.png
Panasonic TX-P55VT50E
anzahl.png
Blu-ray Filme:
anzahl.png
Steelbooks:
1
anzahl.png
Mediabooks:
2
anzahl.png
anzahl.png
anzahl.png
Bedankte sich 1975 mal.
Erhielt 2349 Danke für 752 Beiträge


Micmacs - Uns gehört Paris! Blu-ray Review


Spätestens seit seinem Überraschungserfolg Die fabelhafte Welt der Amélie aus dem Jahr 2001 ist der französische Regisseur Jean-Pierre Jeunet einem breiten Publikum bekannt. Mit diesem zauberhaften feel-good-Movie begeisterten er und insbesondere seine Hauptdarstellerin Audrey Tautou, Millionen Menschen auf dem ganzen Globus. Doch schon einige Jahre vor diesem Welterfolg erlangte er durch seine Filme Delicatessen (1991) und Die Stadt der verlorenen Kinder (1995), die in Zusammenarbeit mit Co-Regisseur Mark Caro entstanden, auch über die französische Grenze hinaus einige Bekanntheit. Natürlich darf in diesem Zusammenhang der im Jahr 1997 entstandenen Science-Fiction Film Alien – Die Wiedergeburt nicht vergessen werden, der bei Kritikern und Fans der Serie allerdings auf ein geteiltes Echo stieß. Das mag teilweise an Jeunets durchaus eigenwilligem Inszenierungsstil liegen, der sich von dem „gewöhnlicher“ Hollywoodproduktionen erheblich unterscheidet und somit die Erwartungshaltung einiger nicht erfüllen konnte.

Mit seinem letzten Kinofilm Micmacs – Uns gehört Paris! (2009) liefert der Franzose abermals eine skurrile Komödie ab, die sowohl stilistisch, als auch inszenatorisch eindeutig seine Handschrift trägt.


Story:

Bazil (D. Boon) wurde in seinem bisherigen Leben nicht gerade vom Glück verfolgt. Den ersten großen Schicksalsschlag musste er bereits in seiner Kindheit verkraften, als sein Vater, als Soldat in Nordafrika von einer Landmine getötet wird. 30 Jahre später schlägt das Schicksal abermals unbarmherzig zu. Während einer Schießerei vor seiner Videothek wird Bazil von einem Querschläger am Kopf getroffen. Durch diesen unglücklichen Zufall gerät sein Leben abermals völlig aus den Fugen. Er verliert sowohl Wohnung, als auch Arbeit und muss sich fortan als „Künstler“ auf den Straßen von Paris durchschlagen. Dadurch wird der alte Placard (J. P. Marielle) auf ihn aufmerksam. Der gutmütige Clochard, der selbst vor Jahren nur dem Tod von der Schippe gesprungen ist, weil die Guillotine klemmte, stellt Bazil einer Gruppe gescheiterter Existenzen vor, die sich ein gemütliches Heim auf einem Schrottplatz eingerichtet haben.

Um sich ein bescheidenes Einkommen zu sichern, reparieren hier die Schlangenfrau La môme Caoutchouc (J. Ferrier), der zwergenhafte Herkules Petit Pierre (M. Crémadès), die ehemalige menschliche Kanonenkugel Fracasse (D. Pinon) und einige weitere schillernde Persönlichkeiten Schrott. Bazil wird herzlich in ihrer Mitte aufgenommen und durchwühlt fortan Container nach verwertbarem Sperrmüll. Auf einer seiner Touren durch Paris steht er plötzlich vor den Gebäuden der beiden Waffenfabriken, deren tödliche Waren sein Leben zerstört haben. In Bazil reift ein verwegener Entschluss.

Micmacs ist abermals ein typischer Jeunet. Alle Merkmale, die seine Filme auszeichnen, sind auch hier vorhanden. Die schrulligen Charaktere, das unglaublich detailverliebte Setdesign, welches natürlich wie immer eine bezaubernde Retroatmosphäre versprüht. Hinzukommt die, trotz aller Tragik, witzig-skurrile Geschichte, die wie schon bei Amélie, nicht nur zum Schmunzeln einlädt, sondern an vielen Stellen einfach das Herz erwärmt. Insbesondere gelingt es dem Film auf locker leichte Art, die unterschiedlichen Charaktere sofort ans Herz wachsen zu lassen, ohne sie erst langatmig vorstellen zu müssen. Dabei schwebt eine „heitere Melancholie“ über jede dieser Figuren. Zwar ist jeder Einzelne auf die eine oder andere Art im Leben gescheitert, doch tragen sie ihr Schicksal am Rand der Gesellschaft mit so viel Würde und Lebensmut, dass sie, wie es im Laufe des Films auch passiert, gemeinsam alles erreichen können. Aber keine Sorge, Jeunet versucht sich hier nicht an einem Sozialdrama, sondern zeigt, wie es seine Underdogs mit Witz, Mut und Intelligenz mit einem scheinbar übermächtigen Gegner aufnehmen.

Die „Streiche“, die sie den Großindustriellen spielen, stellen dabei mit ihrem absurden Einfallsreichtum und teils haarsträubender Verwegenheit selbst die gute Amélie bei Weitem in den Schatten. So ist Micmacs in erster Linie ein Wohlfühlfilm, der zwar nicht übermäßig spannend, dafür aber umso unterhaltsamer das bekannte Thema „Klein“ gegen „Groß“ aufnimmt und dank seines Regisseurs daraus eine unterhaltsam-skurrile Geschichte spinnt, die passend zur kalten Jahreszeit das Gemüt der Zuschauer erwärmt.


Bildqualität:

Technik: Codec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Auflösung 1080p.

Jeunet bleibt sich auch hier treu und versieht den Film mit starken Farbfiltern, welche die Farbtemperatur stark ins grünliche verschieben. Dadurch entsteht ein warmer Bildeindruck, der die Grundstimmung des Films sehr gut unterstützt, die Plastizität bleibt dadurch allerdings auf der Strecke. Gleichzeitig bleiben die Kontrastwerte im Normalbereich, so dass trotzdem ein homogener Bildeindruck bestehen bleibt. Die allgemeine Schärfe bewegt sich über die gesamte Laufzeit auf sehr gutem Niveau. Sowohl Nahaufnahmen, als auch der Bildhintergrund bleiben zu jeder Zeit sehr detailliert und gut durchzeichnet. Besonders in der Behausung der Micmacs gibt es somit eine unglaubliche Fülle an Kleinigkeiten zu entdecken. Der Schwarzwert verrichtet seinen Dienst ebenso vorbildlich, so dass keine Details in dunklen Ecken verschwinden. Das Filmkorn ist jederzeit präsent und rundet den gelungenen Bildtransfer angenehm ab.


Tonqualität:

Technik: Deutsch/Französisch DTS-HD Master Audio 5.1.

Der Ton kann das hohe Niveau des Bildtransfers nicht ganz halten. Die Abmischung ist über weite Strecken des Films sehr frontlastig und relativ unspektakulär. Zwar werden hier gelungene Stereoeffekte geboten, die hinteren Lautsprecher leisten allerdings nur einen sporadischen Beitrag zur Akustik. Direktionale Effekte sind daher nur selten zu hören. Was schade ist, so kommt der für einen César nominierte Ton nicht voll zur Geltung. Eine räumlichere Abmischung wäre hier wünschenswert gewesen. Auch der Subwoofer kommt bis auf einige Ausnahmen nur sporadisch zu seinem Recht, was allerdings an der eher ruhigen Machart des Films liegt. Die Dialoge bleiben stets klar verständlich. Besonders die skurrile Musik profitiert von der gut aufgelösten HD-Tonspur und trägt dadurch noch einmal zusätzlich zur leicht bizarren Grundstimmung des Films bei.


Ausstattung:

Das Angebot an Special Features gestaltet sich leider sehr mager. Neben einem Audiokommentar von Regisseur und Drehbuchautor Jean-Pierre Jeunet, bietet die Blu-ray nur noch ein gut 45minütiges Making-Of, welches einige Eindrücke von den Dreharbeiten in Paris bis zur Uraufführung des Films liefert. Darüber hinaus liefert Kinowelt nur noch den deutschen und französischen Trailer sowie eine Fotogalerie. Enttäuschend.


Fazit:

Der Bildtransfer zeigt sich auf der Höhe der Zeit und bietet nur wenig Anlass zur Kritik. Der durchgängige Grünstich ist natürlich als Stilmittel zu werten, verhindert allerdings einen plastischen Eindruck. Der Ton bewegt sich aufgrund fehlender Räumlichkeit nur im guten Mittelfeld. Die Sonderausstattung ist kaum der Rede wert.

Mit Micmacs – Uns gehört Paris! erschafft Jean-Pierre Jeunet wieder einmal eine kleine Filmperle, die alle bekannten Trademarks des französischen Regisseurs in sich vereint. Liebenswert-schrullige Charaktere finden sich in einer skurrilen Geschichte wieder, die sich durch kuriose Einfälle und einen warmherzigen Grundton auszeichnet. Sozialkritische Anspielungen und deutliche Kritik an skrupellosen Waffengeschäften sind zwar ebenso vorhanden, belasten den heiteren Charakter des Films allerdings nicht über Gebühr. In erster Linie wird hier ein unterhaltsamer Wohlfühlfilm geboten. Wer die fabelhafte Amélie mochte, wird auch mit den Micmacs einen unbeschwerten Filmabend erleben. Genau das Richtige also für die kommenden, kalten Winterabende.


Kurzbewertungen:

Story: 9/10
Bild: 9/10
Ton: 7/10
Extras: 4/10
Gesamt*: 7/10
*In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Micmacs Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.

Testgeräte:

TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W (Main), Teufel (Surround)
#2
Geschrieben: 19 Nov 2010 09:47

HAL 9000

Avatar HAL 9000

user-rank
Blu-ray Freak
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Deutschland
An Board der Discovery
kommentar.png
Forenposts: 8.112
Clubposts: 1.701
seit 17.01.2009
display.png
Panasonic TH-42PX80E
player.png
Philips BDP7500
anzahl.png
Blu-ray Filme:
anzahl.png
Steelbooks:
21
anzahl.png
zuletzt kommentiert:
Open Range - Weites Land
anzahl.png
zuletzt bewertet:
# 9
anzahl.png
Bedankte sich 1485 mal.
Erhielt 2842 Danke für 2027 Beiträge
HAL 9000 is behind blue eyes

Moin Matthias!

Feines Review:thumb:

Der Film ist genau nach meinem Geschmack, wenn ich das so lese:D
"Here I am, brain the size of a planet, and they ask me to take you to the bridge. Call that job satisfaction, 'cause I don't." (Marvin, The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy)






#3
Geschrieben: 20 Nov 2010 05:21

Schnitzi76

Avatar Schnitzi76

user-rank
Blogpoet
Blu-ray Profi
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Also sagt mir ehrlich noch gar nix, aber durch Dich bin ich richtig Neugierig geworden!!!
:D
Thx dafür und für die tolle Review!!
:thumb::thumb:
...sum...sum...sum...
#4
Geschrieben: 21 Nov 2010 13:44

Patrick_Star

Avatar Patrick_Star

user-rank
Blu-ray Guru
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Also mir sagt der Film ebenso überhaupt nichts...aber das Review macht durchaus neugierig. :D:thumb:

Danke dir Matthes - wie immer eine tolle Arbeit von dir :):)
#5
Geschrieben: 21 Nov 2010 13:55

Nikopol

Avatar Nikopol

user-rank
Blu-ray Fan
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Deutschland
Rhein-Main
kommentar.png
Forenposts: 787
Clubposts: 43
seit 15.03.2010
beamer.png
Panasonic PT-AE4000E
anzahl.png
zuletzt kommentiert:
Kazé: Vier neue Anime-Serien voraussichtlich 2014 in Deutschland - mindestens eine auf Blu-ray Disc
anzahl.png
Bedankte sich 160 mal.
Erhielt 317 Danke für 172 Beiträge
Nikopol macht im Juli wieder Japan SB ,)

Danke für das Review. Habe mir als großer Jeunet Fan von ein paar Monaten die franz. BD geholt. Jeunet's Delicatessen war für mich damals im Kino einer der ersten Filme, die mich in die Welt abseits des Mainstreams geführt hat. Sozusagen ein Urknallerlebnis, ähnlich wie die Entdeckung, dass Blondie auch mal "Punk" waren. LOL

Ich habe zwei, drei Durchläufe gebraucht, um Micmacs zu mögen. Er ist für einen Jeunet Film zwar gut, aber kein Meisterwerk. Dazu wird der Film etwas zu sehr von Dany Boon dominiert.


Beitrag Kommentieren

Noch 380 Zeichen

Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Es sind 34 Benutzer und 372 Gäste online.