Mega Piranha
Fische gibt es in allen möglichen Variationen, von klein bis groß,
dick oder dünn, manche landen am Sushi-Brett, andere wiederrum in
der Pfanne als Fischstäbchen. Dann gibt es nette Fische, wie zum
Beispiel Nemo…und die bösen Piranhas. Letzteren widmet sich das
aktuellste Werk
Mega Piranha aus der
Trash-Schmiede „The Asylum“ aus dem Jahre 2010. Taktisch war die
Veröffentlichung ein geschickter Schachzug, schließlich kam erst im
August der Hollywood Blockbuster
Piranha 3D in die US-amerikanischen
Kinos. Solche Billigproduktionen, welche im Fahrwasser großer
Veröffentlichungen mitschwimmen, nennt man auch Mockbuster
beziehungsweise Knockbuster. Für die Hauptrolle wurde Paul Hogan
(nicht verwandt mit Hulk Hogan) verpflichtet, welcher schon in
diversen Low-Budget-Produktionen mitwirken durfte.
Story
Venezuela hat ein großes Fischproblem. Im Fluss Orinoco wird ein
Boot von extrem gefräßigen und aggressiven Piranhas angegriffen. An
Bord befindet sich der US-amerikanische Botschafter und der
venezolanische Außenminister zusammen mit ein paar hübschen
Begleiterinnen. Bootsinsassen und Boot werden von den hungrigen
Fischen mit Haut und Haar aufgefuttert. Durch das Verschwinden des
amerikanischen Abgesandten, kommt eine super geheime
Geheimorganisation der US-Regierung auf den Plan und schickt ihren
besten Mann zwecks Aufklärung Richtung Süden. Dieser findet
zusammen mit einer Wissenschaftlerin heraus, dass die netten
Tierchen alles andere als friedlich sind und stündlich
weiterwachsen – und ein Ende ist nicht in Sicht.
Bevor die unweigerliche Kritik auf das Fischspektakel
niederprasselt, muss man dem Film ein gewisses „Lernpotential“
zugutehalten. Soll heißen, auch jüngere und ältere Semester können
während der zirka 90 Minuten noch das ein oder andere Detail
hinzulernen. Zum einen erfährt der Zuschauer, dass Piranhas nicht
nur Menschen fressen, auch Holz- und Schlachtschiffe, ja sogar
U-Boote und !!Häuser!! werden ohne Probleme aufgemampft.
Auch wenn dies bei Serien immer wieder vorkommt, sollte selbst in
einem Low-Budget-Film kein Mikrofon ins Bild hängen. Nicht, dass so
ein kleines Hoppala von der tiefgreifenden Story ablenken könnte,
aber um zumindest etwas Professionalität zu versprühen, sollte auch
auf solch rudimentäre Details geachtet werden. Abseits diverser
Logikfehler und der Frage, warum Menschen freiwillig ins Wasser
Richtung Monsterfische springen, ist die Story extrem schwach und
unglaubwürdig. Der Hauptdarsteller wirkt wie ein „Arnold
Schwarzenegger für Arme - Verschnitt“ und lässt immer wieder den
ein oder anderen unglaublich innovativen Spruch los a la „wir
müssen sie terminieren“.
Die schauspielerische Leistung des gesamten Casts ist ebenso
schwach wie die Dialoge, welche teilweise geradezu hirnrissig sind.
Den Vogel schießen aber die hochprofessionellen Kulissen ab. Egal
ob im U-Boot, auf dem Kriegsschiff, im Hauptquartier der
Geheimorganisation oder auf der Militärbasis in Venezuela, alle
Indoor-Dekorationen sehen verdächtig nach einem primitiven
Kraftwerk aus. Aus der Luft hingegen sieht man statt der
Militärbasis eine Wasseraufbereitungsanlage, beziehungsweise
Kläranlage. Das Hauptquartier hingegen könnte das inzwischen
sichtlich erheiterte Publikum fast mit einer Bohrinsel
verwechseln.
Anzumerken wäre noch, dass seit Neuestem auch 20jährige als
Kapitäne auf US-Schlachtschiffen eingesetzt werden. Böse Zungen
könnten behaupten, der Junge sei ein Verwandter eines Freundes
eines Bekannten des Regisseurs…. Aufgrund dieser ganzen Faktoren
und dem Umstand, dass Animationen alles andere als realistisch
wirken (nähere Details in der Bildbewertung), besitzt der Film
weder ein Angst- und Horrorpotential, noch kann die Action
überzeugen. Dafür wirken auch die Schauspieler viel zu unnatürlich
und künstlich. So manch traurige Szene beim Tod eines Darstellers
wird zwar zur Kenntnis genommen, bewegen kann „Mega Piranha“ aber
niemanden.
Bildqualität
Unsere schwimmenden Freunde wurden im MPEG4/AVC Codec in 1080p auf
die Disk gepresst, das Ansichtsverhältnis beträgt 1,78 : 1 – somit
Vollbild für alle Besitzer eines 16:9 Gerätes. Der Film hat noch
nicht einmal richtig begonnen, da fällt sofort der extreme
Orangestich auf. Dies geht so weit, dass weiße Wattewölkchen,
Gesichter und generell alles Gezeigte extrem verfremdet werden,
wodurch selbst der kleinste Hauch Natürlichkeit zerstört
wird.
Korn ist nur in sehr geringen Ausmaßen festzustellen, einzig in
zwei oder drei kurzen Szenen ist ein deutliches Rauschen erkennbar.
Der Schwarzwert ist ab und an gut, zwei Minuten später plötzlich
mangelhaft – ein ständiges auf und ab. Leider kommt es während der
gesamten Laufzeit zu ständigem Blackcrushing, wodurch in dunklen
Abschnitten nur wenig erkennbar ist. Nahaufnahmen sind meist sehr
gut, die Durchzeichnung auf hohem Niveau – auch wenn es hier ab und
zu zu deutlichen Unschärfen kommt.
Panoramaaufnahmen des Dschungels oder von städtischen Gebieten sind
einwandfrei scharf und versprühen sogar etwas Plastizität. Dafür
waren die Animationen ein richtiger Griff ins Klo. Selbst auf
altgedienten Konsolen wie dem Super NES von Nintendo sehen diese
deutlich besser aus wie hier. Billig, billiger, Mega Piranha. Noch
dazu wurden die Fische falsch eingefärbt. Im Wasser sind sie
pechschwarz, kaum sind die Viecher aus dem Nass draußen, werden sie
grün. Eventuell ein beabsichtigtes Stilmittel?
Unterwasserexplosionen, Helikopter und sinkende Kriegsschiffe, die
Aufzählung des ganzen Dilettantismus würde wohl den Umfang dieses
Reviews sprengen. Alles in allem für solch eine Billigproduktion
ein guter Transfer (CGI-Effekte ausgenommen).
Tonqualität
Nein, der Receiver ist nicht defekt. Zwar steht Dolby Digital 5.1
drauf, drin ist aber höchstens 2.1. Die hinteren Lautsprecher
rühren sich überhaupt nicht, von Räumlichkeit ist weit und breit
nichts zu vernehmen. Weder Stereo, noch direktionale Effekte sind
an Bord, wobei dies von einem Film aus dem Jahre 2010 auch nicht zu
erwarten ist. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Lippensynchronität ist ein Fremdwort, ebenso ist von Natürlichkeit
der Synchronsprecher nicht der Hauch einer Spur zu vernehmen.
Die Toneffekte, zum Beispiel das Beißen der Fische, klingt immer
gleich und ändert sich nie, ganz egal in welches Material das Biest
seine Zähne versenkt. Die Filmmusik unterstützt die Atmosphäre in
keinster Weise, der Subwoofer darf zwar an mancher Stelle ein paar
Laute von sich geben, diese wirken allerdings derart unmotiviert
und unpräzise, dass man sich schon Sorgen um sein Equipment macht.
Aber die Hauptsache ist, dass das Publikum die dummen und
inhaltslosen Dialoge jederzeit glasklar vernehmen kann.
Ausstattung
An Extras sind diverse Trailer zu anderen „ultimativen
Knockbustern“ zu finden, aber auch ein Making Of und Outtakes sind
an Bord, ein Ansehen lohnt sich aber überhaupt nicht. Noch dazu
gibt es keine deutschen Untertitel, wodurch das Interesse noch
weiter sinkt. Im Übrigen dürfte es einen Bug im Menü geben, denn
sobald ein Extra abgespielt wird, ist ein Zurückkehren in das
Hauptmenü nicht mehr möglich, da jedes Video in einer
Endlosschleife immer und immer wieder abgespielt wird.
Fazit
Das Bild ist über weite Strecken gar nicht so schlecht, die CGI
Effekte sind allerdings peinlich hoch drei. Die Tonspur ist extrem
frontlastig, die Synchronsprecher noch nicht einmal auf
Animateur-Niveau. Die Extras sollten besser weiträumig umschifft
werden.
Die Story ist sehr mau und die schauspielerische Leistung desolat.
Während mancher Konversation bleibt einem sprichwörtlich die
Fischgräte im Hals stecken, derart paradox gestaltet sich manches
Gespräch. Auch bei diesem Film sollte ein gewisser Alkoholspiegel
im Blut nachgewiesen worden sein, bevor die Scheibe in den Player
wandert. Je geringer die Erwartungshaltung, desto weniger groß
fällt die Enttäuschung aus. (maw)
Bewertung
Story 1/10
Bild 5/10
Ton 3/10
Extras 1/10
Gesamt (ohne Story)
3/10
Testgeräte
Samsung PS58B680
Yamaha RXV663
HTPC – Abspielsoftware Total Media Theatre 3
Teufel System 5 THX 5.2