The
Runaways
Begeben wir uns zurück ins alte Jahrtausend, und zwar in die 70iger
Jahre. Die Ölkrise hatte die Welt im Griff, Bonanza und die
Sesamstraße flimmerten über die Mattscheibe, und im Radio konnte
man die erste weibliche Punkrock-Band hören - die
Runaways. In dem im Jahre 2010 erschienenen Film
The Runaways, wird die Geschichte der
gleichnamigen Band erzählt. In den Hauptrollen spielen die schon
aus
Eclipse – Bis(s) zum Abendrot
bekannten Stars Kristen Stewart und Dakota Fanning. Der in den USA
produzierte Film konnte auf ein Budget von 10 Millionen US-Dollar
zurückgreifen, spielte allerdings bis dato weltweit nur 4,5
Millionen US-Dollar an den Kinokassen ein. Regie führte die
45-jährige Italienerin Floria Sigismondi, welche in der
Musikvideo-Branche sehr bekannt ist. Unter anderem arbeitete sie
mit Christina Aguilera, Incubus oder David Bowie zusammen.
Story
In den 70iger Jahren war das Rockbusiness fest in Männerhand.
Trotzdem nimmt die junge Joan Jett Gitarrenstunden und hofft, eines
Tages auf den Bühnen dieser Welt auftreten zu dürfen. Durch Zufall
lernt sie den bekannten Produzenten Kim Fowley kennen. Ihm erzählt
Joan von ihrer Idee einer reinen Mädchen-Rock. Von den
Vermarktungschancen angetan treibt er weitere Teenager auf, unter
anderem eine Schlagzeugerin, Bassistin und Gitarristin. Mit Cherie
Currie findet die Gruppe auch noch eine heiß ersehnte Sängerin,
welche nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch mit ihrem Aussehen
überzeugt. Die Mitglieder harmonieren von Beginn an sehr gut, und
so lässt der Erfolg nicht lange auf sich warten. Doch wie zu
erwarten tauchen mit dem Erfolg auch viele Schattenseiten wie
Drogen und Alkoholexzesse auf, welche den internen Zusammenhalt
schnell schwinden lassen.
Der 106-minütige Film basiert auf der von Cherie Currie 1989
herausgegebenen Biographie. Diese erzählt, wie aus ein paar
Straßenkindern aus Los Angeles Weltstars wurden. Leider wurden
bedingt durch die kurze Laufzeit von lediglich 106 Minuten viele
Details ausgelassen, beziehungsweise schnell überflogen. So geht es
Schlag auf Schlag. Der Beginn wird zwar noch halbwegs ausführlich
geschildert, die erfolgreichen Zeiten nimmt das Publikum allerdings
kaum wahr. Ein Grund dafür, sind die in den Vordergrund gestellten
Drogen, Alkohol und Sexpartys. Durch diese Art der Komprimierung
wirkt auch der Aufstieg aus den Slums in die Welt der Reichen und
Erfolgreichen etwas gekünstelt – aber ebenso auch der
Abstieg.
Plötzlich trennt sich die Band aus Gründen, die zuvor nicht einmal
ansatzweise erörtert wurden. Wer die Geschichte der Runaways kennt
weiß, warum die damaligen Geschehnisse auf diese Weise ihren Lauf
genommen haben. Für alle anderen bleiben auch nach dem Film jede
Menge Fragen unbeantwortet. Das viel größere Manko ist allerdings
die Sichtweise des Films. Hier versuchen nicht ein paar harte
Mädels ihren männlichen Kollegen zu zeigen, wo der Hammer hängt.
Stattdessen wird viel nackte Haut und lesbische Spielchen gezeigt,
womit alle typischen Klischees bedient werden. Dabei bleibt die
Musik, beziehungsweise die Entstehung der einzelnen Songs völlig
auf der Strecke.
Eine Art Emanzipation oder Rebellion wird schmerzlich vermisst.
Auch wenn im Fokus der Produzenten Cherie und Joan standen, so
hätte man trotzdem die restlichen Bandmitglieder etwas
ausführlicher behandeln müssen. Diese wirken dadurch eher wie eine
Art Anhängsel als Bandkollegen. Doch auch die positiven Seiten
sollen nicht verheimlicht werden. Durch die komprimierte
Erzählweise und die hektische Kameraführung mit schnellen
Schnitten, wird der Dauerstress erfolgreicher Stars sehr gut
vermittelt. Heute auf der Bühne, in 12 Stunden bereits 1000
Kilometer weiter im Flugzeug. Gelebt wird aus dem Koffer, das
Zuhause verschwimmt immer mehr zu einem undefinierbaren Ort. Im
Endeffekt nur eine mittelmäßige Biographie mit einigen Löchern in
der Erzählung.
Bildqualität
Technik Codec - MPEG4/AVC, Ansichtsverhältnis - 2,35:1 / 16:9 ,
Auflösung 1080p. Das Bild ist durchgehend von starken Stilmitteln
geprägt. Einerseits sind die Farben stellenweise stark verfremdet
und driften in extreme rot- und orangefarbene Bereiche ab,
andererseits ist die Durchzeichnung nicht auf dem Niveau aktueller
Blockbuster. Die meisten Einstellungen sind weich und die letzte
Schärfe fehlt im Allgemeinen. Ebenso ist das Filmkorn fortwährend
sichtbar, teilweise auch kräftiger, wirkt dabei allerdings nie
unruhig oder störend.
Hinzu kommen immer wieder stärkere Überbelichtungen. Diese ganzen
Stilmittel vermitteln den dreckigen Punkrock-Look der 70iger Jahre
perfekt, die Farbveränderung und das Korn können die Stimmung
perfekt transportieren. Kräftige Farben sind nur während den
erfolgreichen Gigs zu sehen, ansonsten dominieren dunklere und
erdige Töne. Der hervorragende Schwarzwert rundet das positive
Gesamtbild ab. Freunde des „glatten“ Avatar-Looks dürften
allerdings mit diesem Transfer nur bedingt Freude haben.
Tonqualität
Tonspuren: Deutsch und Englisch DTS-HD MA 5.1. Die deutsche DTS-HD
Tonspur hinterlässt einen sehr guten Eindruck, auch wenn die
Referenznote knapp verpasst wird. Besonders während Konzerten wird
hörbar, wie präzise und druckvoll die Instrumente abgemischt
wurden. Diverse Stereo-Effekte wurden ebenso verbaut und runden den
rockigen Score sehr gelungen ab. Dazu kreischende und brüllende
Fans im Hintergrund, welche eine einzigartige Konzertatmosphäre in
das Heimkino transferieren.
Leider zeigt sich hier auch das einzige kleinere Manko. Gerade die
Hintergrundgeräusche wirken stellenweise etwas verschwommen und
weniger exakt. Dadurch vermischen sich diese mit anderen Effekten
und gehen in der Masse etwas unter. Abseits der Musik werden
Dialoge einwandfrei wiedergegeben und sind immer gut verständlich,
wirken allerdings manchmal ein klein wenig dumpf. Der Tieftoner
kommt vor allem während den Auftritten der Band durchaus stärker
zum Einsatz, bleibt dabei aber stets präzise. Eine fast
referenzwürdige Tonspur, im Vergleich dazu wirkt die englischen
Originalsynchronisation allerdings noch eine Spur besser und
klarer.
Ausstattung
Vorhanden sind ein Making Of (HD), der Kinotrailer, ein
Audiokommentar der Hauptdarsteller und Joan Jett sowie eine
Featurette (HD). Letztere kann getrost ausgelassen werden, da die
meisten Informationen im Audiokommentar sowie Making Of verbaut
wurden. Allerdings wirkt gerade das Making Of eher wie ein kurzer
Werbefilm über
The Runaways. Der Audiokommentar
ist stellenweise ganz interessant, ansonsten besteht der Rest aus
nur durchschnittlicher Kost. Eine kleine Dokumentation über die
Band hätte sicherlich nicht geschadet, ebenso hätte das Making Of
deutlich tiefgründiger sein können.
Fazit
Klangtechnisch darf sich der Käufer auf rockige Konzerte freuen,
welche ein tolles Hörerlebnis darstellen. Der Bildtransfer ist
gerade wegen seiner Stilmittel äußert gut gelungen, wie immer wird
allerdings nicht jeder mit diesen Eigenheiten glücklich werden.
Hand aufs Herz–zu einer Punkrock Band aus den Slums passt einfach
kein glattgebügeltes Bild vom Schlage eines Avatar. Die Extras sind
mittelmäßig und bieten nur bedingt informatives Material.
Die Story wurde leider nur recht oberflächlich behandelt. Eine
Ausweitung der Laufzeit auf 130 Minuten hätte dem Film sehr gut
getan, so wirkt alles zu komprimiert und ohne Tiefgang. Dem
Zuschauer wird leider nur ungenügend vermittelt, dass zwischen der
Entdeckung, den ersten Hits und der Trennung viele Monate
vergingen. Für Fans des Musikgenres beziehungsweise der Band
durchaus interessant, Neulinge der Punkrock Szene erhalten nur
einen oberflächlichen Eindruck der damaligen Geschehnisse.
(maw)
Kaufempfehlung
Story 6/10
Bild 9/10
Ton 9/10
Extras 4/10
Gesamtempfehlung
7 von 10
Die Kaufempfehlung der The Runaways Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.
Testgeräte
Samsung PS58B680
Yamaha RX-V663
HTPC – Abspielsoftware Total Media Theatre 3
Teufel System 5 THX 5.2