Food
Inc. - Was essen wir wirklich?
Was essen wir? Woher kommen unsere Lebensmittel und – die
vielleicht noch viel wichtigere Frage – unter welchen Umständen
werden diese produziert? Schlagzeilen über Lebensmittelskandale wie
BSE, Salmonellen und vergiftete Babymilch sind täglich in unseren
Zeitungen zu finden. Sie zeigen dem Konsumenten, dass entgegen den
Versprechen der Großkonzerne und diverser Gütesiegel die Qualität
der Nahrungsmittel der Effizienz des Systems untergeordnet wird.
Diesem wichtigen Thema widmet sich die aktuelle Dokumentation
Food, Inc.. Der 2008 von Regisseur Robert Kenner
produzierte Film wurde von den Kritikern äußerst positiv
aufgenommen und wird im November auch in Deutschland/Österreich auf
Blu-ray erscheinen.
Story
Ein durchschnittlicher Supermarkt führt über 47.000 Produkte. Der
Kunde hat eine fast unendlich große Auswahl an unterschiedlichsten
Lebensmitteln. Blickt man hinter die Fassade diverser Marken wird
schnell deutlich, dass die Auswahl doch nicht derart groß ist, wie
es die Großkonzernen den Konsumenten glaubhaft machen möchte. Ganze
13 Schlachthöfe gibt es in den USA noch. Vier Hersteller
beherrschen über 75% des Fleischmarktes. Egal welches Steak gekauft
wird, es stammte praktisch immer von einem der großen Vier. Das
gleiche Bild bei der Geflügelproduktion. Am Saatgutsektor gibt es
noch weniger Auswahl, da alle gentechnisch veränderten Sorten dem
U.S. Patentrecht unterliegen und somit in das Eigentum der
jeweiligen Firma übergehen. Zum Leid vieler Bauern gibt es
praktisch kein „freies“ Saatgut mehr. Der größte Saatgutlieferant
in Amerika ist Monsanto, welcher im Verdacht steht, Bauern zu
nötigen, damit diese ihre Samen kaufen und anpflanzen. Fast 90% des
weltweit angepflanzten und gentechnisch veränderten Saatgutes kommt
aus den Werken von Monsanto.
Schon während der Dokumentation, in jedem Fall aber danach, macht
man sich als Zuschauer viele Gedanken über das eigene Essverhalten.
Was kaufe ich ein? Ziehe ich einen günstigen Preis qualitativ
hochwertiger Lebensmittel vor? Wie wichtig sind mir Tierschutz und
der respektvolle Umgang großer Konzerne, sowohl mit seinen
Angestellten, aber auch mit den Tieren und der Umwelt? „Food, Inc.“
Ist wohl einer jener Dokumentationen, die das eigene
Einkaufsverhalten grundlegend ändern können. Dabei verfällt
Regisseur Robert Kenner nie in Unsachlichkeit. Seine Vorwürfe
bezüglich unmenschlicher Behandlungen und Tierquälerei vieler
Firmen werden stets sachlich und mittels eindrucksvollen Bildern
dem Zuschauer vor Augen geführt. Für Tierfreunde werden die ein
oder anderen Szenen sicherlich schwer zu ertragen sein, schließlich
ist das Gezeigte nicht irgendein Film, sondern leider die tägliche
Realität.
Tausende Tiere leben auf engstem Raum zusammen, stehen kniehoch in
ihrem eigenen Kot. Viele haben Verletzungen und bluten, manche
Rinder haben gebrochene Beine und werden unter elenden Schmerzen
weitergetrieben – manche sogar mit dem Gabelstapler fast
aufgespießt. Hinzu kommt es zu einer massiven Einflussnahme
diverser Politiker durch Lobbyismus. So sitzen viele Politiker
nicht nur im Rathaus oder in diversen wichtigen Gremien, sondern
bekleiden gleichzeitig auch hohe Positionen bei vielen
Großkonzernen – eigentlich eine miteinander unvereinbare Sache.
Gesetze zum Schutz der Bürger vor gentechnisch veränderten
Lebensmitteln oder gar Klonfleisch werden schon im Keim erstickt –
schließlich will man den Kunden im Ungewissen lassen, ergo für dumm
verkaufen. Ähnliche Debatten gab es auch schon in der Europäischen
Union bezüglich der Kennzeichnungspflicht und Empfehlungen für
„gesunde Lebensmittel“.
Fast Food, beziehungsweise dessen Herstellung, wird von der
US-Regierung massiv unterstützt. Dadurch kostet ein Hamburger einen
Dollar, gesundes Gemüse wie Broccoli hingegen deutlich mehr. Rinder
werden anstatt mit Gras mit billigem Mais gefüttert, wodurch im
Darm gefährliche E.coli-Bakterien entstehen, welche beim Verzehr
tödlich sein können. So werden über 75% des Hackfleisches mit
Ammoniumsäure behandelt, um die Bakterien abzutöten. Dieses Fleisch
landet dann in den Burgern der großen Fast Food Ketten.
Mahlzeit!
Wenig verwunderlich ist der Umstand, dass keiner der großen
Fleischerzeuger oder Gensaatguterzeuger für ein Interview bereit
war und zu den Vorwürfen Stellung nehmen wollte. Wozu auch,
schließlich werden sie von der Politik dank diverser Gesetze
beschützt. Es bleibt zu hoffen, dass die Kunden die Qualität ihrer
Lebensmittel wieder mehr zu schätzen wissen, ebenso den Wert und
die Arbeit dahinter. In unserer heutigen „Geiz-ist-geil“ Welt
sicherlich kein einfaches Unterfangen.
Bildqualität
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Codec – MPEG2, Auflösung – 1080i/25fps, Ansichtsverhältnis
1,78:1 / 16:9
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satte und kräftige Farbgebung
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natürliches Bild
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immer wieder digitales Rauschen zu vernehmen
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kleine Artefakte immer wieder sichtbar
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manche Archivnahmen von verstecken Kameras nur skaliertes
SD-Material
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viele Nahaufnahmen während Interviews sehr gut
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Panoramaaufnahmen über weite Strecken sehr gut
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gute Durchzeichnung
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Guter Schwarzwert
Für eine Dokumentation ein gutes Bild. Viele Archivaufnahmen sind
selbstverständlich nicht HD-würdig, alles in allem aber ein
gelungener Transfer.
Tonqualität
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Deutsch DTS-HD MA 7.1
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Dialoge einwandfrei verständlich und klar
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kein Rauschen oder Knistern zu vernehmen
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Räumlichkeit nur bedingt vorhanden (hier und da Tiergeräusche im
Hintergrund)
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dadurch sehr frontlastig
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Filmmusik fügt sich gut in das Geschehen ein
Eine gute Tonspur, welche sich keine Blöße gibt. Die Dialoge sind
immer gut verständlich und weisen ein gutes Volumen auf. Ansonsten
typisch für das Genre eher unauffällig.
Ausstattung
Bei der vorliegenden Version wurde leider kein Menü eingeblendet,
sobald die Disc im Player lag, wurde sofort der Hauptfilm
gestartet. Ansonsten waren auf der Blu-ray nur diverse Trailer zu
anderen Dokumentationen zu finden.
Fazit
Die technische Seite ist dokumentationstypisch recht unspektakulär.
Das Bild ist bis auf das Archivmaterial durchgehend gut, viele
Szenen wie Close-Ups weisen eine sehr gute Durchzeichnung auf. Die
Tonspur gibt ebenso nur wenig Grund zur Klage. Die Extras fallen
leider etwas dürftig aus, so fehlen Hintergrundinformationen zu den
großen Konzernen leider gänzlich.
Die Dokumentation ist sehr interessant sowie erschreckend und zeigt
deutlich, was passiert, wenn Firmen zu viel Macht besitzen. Ebenso
wird dem Zuschauer die Tatsache verinnerlicht, dass gesunde und
umweltbewusste Lebensmittel ihren Preis haben. Das Leben der Tiere
zählt hier nicht, ebenso werden die Mitarbeiter mit Hungerlöhnen
abgespeist. Einzig der Gewinn und die Effizienz sind wichtig. Doch
der Kunde allein hat es in der Hand, ob er Fleischprodukte von
Klontieren und aus Massentierhaltung kauft, oder aber ob er bewusst
einkauft, etwas mehr bezahlt und dafür Qualität bekommt! TOP –
Kaufempfehlung! (maw)
Kaufempfehlung
Story 10/10
Bild 7/10
Ton 7/10
Extras 2/10
Gesamt 8/10
Die Kaufempfehlung der Food, Inc - Was essen wir wirklich? Blu-ray
wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung
der Story berechnet.
Testgeräte
Samsung PS58B680
Yamaha RX-V663
HTPC – Abspielsoftware Total Media Theatre 3
Teufel System 5 THX 5.2