Science Fiction...double feature....

Die frisch Verlobten Janet Weiss (S. Sarandon) und Brad Majors (B. Bostwick) landen nach einer Reifenpanne „Over at the Frankenstein Place“. Dort widmet man sich, angeführt von dem buckligen Riff Raff (R. O'Brien), gerade den letzten Vorbereitungen für eine seltsame Party mit noch viel seltsameren Gästen. Die absurde Szenerie erreicht ihren Höhepunkt, als der “Sweet Transvestite“ in Gestalt des Mieder tragenden Dr. Frank N. Furter die Bühne betritt. Langsam nimmt das Unheil seinen Lauf, als Furter die „Gäste“ in sein Labor führt, um ihnen seine neue Schöpfung zu präsentieren. Im Hintergrund spinnt derweil der umtriebige Riff Raff seine Fäden. Für Janet und Brad beginnen die sonderbarsten und unvergesslichsten Stunden ihres Lebens.

O'Briens Geniestreich hat nichts von seiner Faszination verloren. Ein Grund dafür ist der phänomenal aufspielende Cast, der zum größten Teil aus der Bühnenbesetzung besteht. Tim Curry spielt die Rolle seines Lebens. Seinem Charisma kann sich keiner entziehen. Ein anderer Grund ist der mitreißende Soundtrack, der perfekt die Atmosphäre des Plots unterstützt. O'Briens parodistische Seitenhiebe auf die sexuelle Revolution der späten 60er gipfelt konsequenterweise in der Verführung eines typischen spießbürgerlichen Paares. Nicht genug, dass "Janet dammit", völlig losgelöst von allen Konventionen bei dem Anblick des Testosteron-Adonis Rocky ein gieriges „Touch-A! Touch me!“ trällert. Nein, O'Brien lässt auch Brad nicht ungeschoren dem lüsternen Furter entkommen.„But it isn't all that bad, is it?“ Gewürzt wurde die Story mit den Versatzstücken eines B-Movies in Form von Aliens, Laserwaffen, Frankensteins Monster und verrückten Wissenschaftlern. So entstand ein einzigartiger Cocktail.

Die Geschichte von The Rocky Horror Picture Show ist ebenso skurril wie der Film selbst. Der kommerzielle Erfolg stellte sich zuerst nicht wie erhofft ein. Das ganze Kinoprojekt schien ein riesiger Flop zu werden. Doch dann geschah etwas Merkwürdiges. Als der Film aus dem Licht der breiten Öffentlichkeit in die Programmkinos verbannt wurde, entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Subkultur. Scharen von bestrapsten und geschminkten Fans zogen bewaffnet mit einem Arsenal an Requisiten in die Leinwandtempel. Dort zelebrierten sie ein einziges großes Happening. Rocky Horror wurde zur längsten Party der Welt und es ist kein Ende in Sicht. In der heutigen Zeit sind diese sexuellen Anspielungen und Ausschweifungen nicht mehr ganz zeitgemäß und haben sich fast überholt. Dennoch, spätestens wenn Time Warp erklingt, geraten die letzten Bewegungsmuffel auf ihren heimischen Sitzgelegenheiten in Wallung und folgen der Anweisung - "just a jump to the left".

Bildqualität

Die 50 GB Blu-ray erscheint in der vollen 1080p Auflösung mit einem Ansichtsverhältnis von 16:9, 1.66:1 und wurde mit dem MPEG-4/AVC Videocodec umgesetzt. Der Transfer von The Rocky Horror Picture Show nimmt allen im Vorfeld auf bluray-disc.de geäußerten Befürchtungen, dass man keine optimale Qualität bekommen könnte, schnell den Wind aus den Segeln. Nie sah Rocky Horror besser aus. Der Klassiker erstrahlt durch die schönen und kräftigen Farben in einem neuen Glanz. Die roten Lippen des Intros lassen jede Avon-Beraterin vor Entzückung jauchzen. Ein ordentlicher Schwarzwert verschluckt kaum ein Detail. Auch die Detailschärfe zaubert nicht nur den Freunden von Miederwaren und nostalgischer Brustbehaarung ein Lächeln auf das Gesicht.

Ein leichtes Filmkorn unterstützt das atmosphärische Bild. Glücklicherweise verzichtete man, wie außerdem befürchtet wurde, auf den Einsatz diverser „Bildverschlimmbesserer“. Daher blieb der natürliche Filmlook, nicht nur zur Freude der Fans, erhalten. Allerdings erblickt man durch diesen Verzicht in einigen Sequenzen ein leichtes Rauschen. Die Szenen des Erzählers heben sich von dem Gesamteindruck ab und sind manchmal etwas unscharf und verwaschen. Die Blu-ray entlarvt gnadenlos die alten Tricks und Effekte, so dass noch ein größeres B-Movie Gefühl entsteht. Ein guter Kontrast sorgt zusätzlich in einigen Szenen für ein plastisches HD-Erlebnis.

Tonqualität

Auf dieser Blu-ray befindet sich sowohl die englische Originaltonspur in 2. 0 DD sowie der neue englische Ton in DTS-HD MA 7.1. Der audiophile Filmfreund bekommt mit dem neuen HD-Ton, passend zum sehr gut restaurierten Bild, jetzt auch den ultimativen Rocky Horror Hörgenuss spendiert. Gerade bei einem Musical wäre es unverzeihlich, wenn der Sound wie ein lauwarmes Handtuch daher kommen würde. Diese Befürchtung erweist sich aber schnell als unbegründet.

Die Dialoge sind zu jeder Zeit gut zu verstehen. Der druckvolle und dynamische Ton zeigt seine Muskeln vor allem bei den kraftvollen Gesangseinlagen. Sollte man tatsächlich noch über Nachbarn verfügen, die Rocky Horror nicht kennen, so hat sich das mit dieser BD schnell erledigt. Präzise werden die Stimmen, Instrumente und Umgebungsgeräusche auf die Kanäle verteilt. Den Boxen wird bei diesem musikalischen Klanggewitter kaum eine Pause gegönnt. Der Zuschauer befindet sich mitten im Geschehen und wird mit einem guten räumlichen und HD-würdigen Sounderlebnis belohnt.

Ausstattung

Das Bonusmaterial der Cinedition ist sehr umfangreich und liegt teilweise in HD und SD vor. Abgesehen von der UK Originalversion ist noch die ca. 80 Sekunden kürzere US-Version enthalten. Die UK-Version ist hier die erste Wahl, so fehlt bei der US-Version u.a. die Super Heroes Szene. Für Fans besonders interessant ist der sehr unterhaltsame Audiokommentar mit Richard O'Brien und Patricia Quinn (Magenta). Für ein kultiges Kinoerlebnis sorgt die Interaktive Mitternachtsvorführung. Hier kann man passend zur Szene z.B. mit animiertem Reis um sich werfen und die flapsigen Kommentare des Kinopublikums einblenden.

Via PiP lässt sich der Shadowcast bewundern, die Pantomime kostümierter Fans während des Films. Die Dokumentation Rocky Horror Double Feature Video Show (36 Min, SD) enthält interessante Rückblicke auf das kultige Grusical. Zu Wort kommt u.a. Richard O'Brien. Showcast – Live Act vor der Leinwand (ca. 60 Min, HD) zeigt u.a. den Weg der Fans von den ersten Proben bis zur Performance. Outtakes und gelöschte Szenen, ein alternativer Anfang und eine Karaoke-Funktion sowie Trailer und ein Musikvideo runden das Paket ab. Als besonderes Schmankerl enthält diese Edition noch ein 16-seitiges Booklet und einen Filmschnipsel aus der 35mm Zelluloid Filmrolle.

Fazit

The Rocky Horror Picture Show überzeugt mit einem guten Bild, das nur in wenigen Szenen sein Niveau nicht halten kann. Auch der DTS-HD MA 7.1. Ton erfreut die Fans durch seine räumlichen und kraftvollen Akzente.

O'Briens lustvoller Abstecher in die Welt der B-Movies verführt auch nach 35 Jahren noch wie am ersten Tag. Diese Sucht gefährdende Reise hat nichts von ihrem Charme eingebüßt. Genial aufspielende Darsteller und ein umwerfender Soundtrack fesseln das Publikum. Besonders Curry überzeugt in seiner Rolle des Furter. Die Zeiten der sexuellen Revolution gehören zwar schon lange der Vergangenheit an, dennoch sind Doppelmoral und Spießbürgertum auch heute noch aktuell. Ein satirischer Blick verliert daher auch nicht ganz seine Berechtigung. Sei es in den eigenen vier Wänden oder... „In another dimension. With voyeuristic intentions“.


Story: 9/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 9/10
Gesamt: 8/10
In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt

Kaufempfehlung: 9/10
Die Kaufempfehlung wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.

Testgeräte

Panasonic TH-42PX80E
Philips BDP-7500
Onkyo TX-SR508
Jamo 5.1