Das Boot (Director's Cut) Review
Einer der wenigen deutschen Regisseure, die in Hollywood wirklich
Fuß fassen konnten, ist Wolfgang Petersen. Zu verdanken hat er
diesen Durchbruch vor allem seinem 1981 gedrehten Film Das Boot,
der als einer der besten deutschen Filme aller Zeiten gilt. Der
recht kurzen Kinofassung folgte eine fast fünfstündige TV-Version,
ehe Peterson schließlich 1997 seinen (auch technisch
überarbeiteten) „Director’s Cut“ veröffentlichte. Eben dieser ist
auch auf der von Eurovideo veröffentlichten Blu-ray Disc
enthalten.
Story:
Unter der Führung des Kapitänleutnants Willenbrock (J. Prochnow)
zieht das deutsche U-Boot U-96 mit seiner 50 Mann starken Besatzung
in den Krieg. Mit an Bord ist auch der Kriegsberichterstatter
Leutnant Werner (H. Grönemeyer), der den Einsatz dokumentieren
soll. Zunehmend ist die Besatzung gelangweilt und frustriert, bis
dann schließlich der tödliche Einsatz beginnt…
Es gibt nicht viele deutsche Filme, die international so
erfolgreich waren wie Das Boot: sechs Oscar-Nominierungen, einen
sicheren Platz in der IMDb Top 100-Liste sowie ein beachtliches
internationales Einspielergebnis, sprechen für den Film. Das ist
zunächst einmal verwunderlich, sind in dem Film doch deutsche
Soldaten inmitten des zweiten Weltkrieges die „Helden“, die gegen
die Alliierten kämpfen. Das stand dem internationalen Erfolg
allerdings nicht im Weg, auch deshalb, weil sich Das Boot an
mehreren Stellen klar vom Gedankengut des Nationalsozialismus
distanziert. Im Grunde erzählt der Film eine universelle Geschichte
über das Überleben einer Gruppe mitten im Krieg.
Die Art und Weise, wie das bei Das Boot geschieht, ist dabei mehr
als beeindruckend. Neben der Tatsache, dass der Film
produktionstechnisch höchsten internationalen Ansprüchen genügt,
trimmt Regisseur Peterson Das Boot vor allem Anderen auf
gnadenlosen Realismus. Er zeichnet zunächst das Bild einer gewissen
Aufbruchsstimmung in der Besatzung, die dann aber umschlägt in eine
trostlose, gelangweilte Atmosphäre, in der irgendwann alle
Besatzungsmitglieder den Kampf regelrecht herbeisehnen. Als dieser
dann schließlich eintritt, schlägt die Stimmung in eine permanente,
kaum auszuhaltende Anspannung um, weil dieser Krieg im Endeffekt
eben doch nicht das ist, was sich die Besatzung erträumt hat. In
einer der stärksten Szenen gibt der Kommandant den Befehl,
verwundete und feindliche Soldaten, dem sicheren Tod zu überlassen.
Militärisch sicher notwendig, zehrt diese Entscheidung an der
Selbstbetrachtung der Besatzung und geht merklich an die
Substanz.
Dabei erlebt der Zuschauer das Geschehen hautnah mit, die Kamera
wahrt keine Distanz zu den Protagonisten. Petersen erzeugt durch
seine dichte Inszenierung eine extrem beklemmende Stimmung - er
schafft es, dass der Zuschauer die Ängste, die Anspannung und auch
die Hoffnung der Besatzung (die vom gesamten Cast fantastisch
verkörpert wird) nachvollziehen und sogar mitfühlen kann. Das Ende
des Films ist dann ein regelrechter Schlag in die Magengrube, der
die komplette Absurdität des Krieges eindrucksvoll vor Augen führt.
So ist Peterson ein großer Wurf gelungen, ein Antikriegsfilm, den
man heute mit Fug und Recht als einen der größten deutschen
„Klassiker“ bezeichnen kann.
Bild:
Für das AVC-kodierte Bild (Ansichtsverhältnis: 1,85:1) wurde eine
komplett neue HD-Abtastung verwendet. Natürlich darf der Zuschauer
kein Hochglanz-HD-Bild erwarten, welches das Ausgangsmaterial
einfach nicht hergibt. Allerdings wird das Bild dem auf 35mm-Film
gedrehten Streifen insgesamt absolut gerecht. So ist die Schärfe
vor allem in den Nahaufnahmen (die deutlich in der Überzahl sind,
da weite Teile des Films an Bord des U-Boots spielen) gut bis sehr
gut. Der Detailgrad ist hier durchgehend mehr als ordentlich, die
Außenaufnahmen können es aber leider nicht immer mit den
Nahaufnahmen aufnehmen und sind stellenweise relativ
unscharf.
Dazu kommt das intakt gelassene Filmkorn, das nur in wenigen
Aufnahmen (z.B. während der Dämmerung) überhand nimmt und dort
szenenweise stört. In solchen Szenen überzeugt der ansonsten gute
Kontrast nicht vollends und das Bild verliert seine Plastizität.
Richtig gut gelungen ist hingegen die Farbgebung, besonders die
Hautfarben sind sehr natürlich. Trotz der Länge des Films hat Das
Boot nicht mit Kompressionsproblemen zu kämpfen, Bildfehler tauchen
nur sehr vereinzelt auf und fallen nicht störend ins Gewicht. Im
Direktvergleich zur DVD ist die Blu-ray in jedem Fall, ein
gewaltiger Schritt nach vorne. So gut hat Das Boot noch nie zuvor
im Heimkino ausgesehen - knappe 8 Punkte.
Ton:
Genau eine Tonspur befindet sich auf der Blu-ray Disc: Die deutsche
Sprachausgabe liegt in 5.1 DTS-HD MA vor. Für den 1981 gedrehten
Film wurde im Zuge der Erstellung des Director’s Cut eine komplett
neue 5.1-Tonspur abgemischt, welche jetzt auch für die Blu-ray
Verwendung fand.
Das Ergebnis kann sich absolut hören lassen: Was hier von der
ersten Minute weg an Soundeffekten geboten wird, ist mehr als
eindrucksvoll. Die Surround-Lautsprecher sind dabei im Dauereinsatz
und geben äußerst präzise, die räumlichen Umgebungsgeräusche
wieder. So füllt das Knarzen der Hülle während der Tauchfahrt den
gesamten Raum und sorgt dafür, dass sich der Zuschauer wie in einem
echten U-Boot fühlt.
Dieses perfekt ausbalancierte Sounddesign sorgt für eine äußerst
beengende Atmosphäre. Dabei zieht die Tonspur, was die Dynamik
betrifft, im richtigen Moment gewaltig an: Diese verdient sich das
Prädikat „brachial“. Besonders die wuchtige Einbeziehung des
Subwoofers sorgt hier immer wieder für Begeisterung: Wer schon zu
Recht vom druckvollen, extrem tief reichenden Bass während des
Abtauchens begeistert ist, sollte mal abwarten, bis die ersten
Wasserbomben fallen. Hier wackelt sprichwörtlich die ganze Wohnung.
Perfekt zugemischt ist darüber hinaus der geniale Soundtrack, der
sofort ins Ohr geht. Da auch die Sprachverständlichkeit bis auf
wenige Ausnahmen (in einigen Szenen flüstern die Darsteller oder
die lauten Effekte verdecken einen Teil des Gesagten) gut ist, kann
sich die Tonspur das Prädikat „Referenz“ sichern.
Ausstattung:
Genau zwei Extras befinden sich auf der DVD: Ein uraltes, aber an
sich ordentliches Making-Off (58 Minuten), das einen guten Einblick
in die Entstehung des Films gibt sowie das Feature „Schlacht im
Atlantik“ (39 Minuten), das für Geschichtsinteressierte wirklich
interessant ist, aber nichts mit der Filmentstehung selbst zu tun
hat. Warum der sehr gute Audiokommentar der DVD fehlt, bleibt
allerdings ein Geheimnis von Eurovideo. Immerhin liegen beide
Extras in (wohl hochskalierten) HD vor.
Fazit:
Eurovideo spendiert der Blu-ray von Das Boot einen sehr guten
HD-Transfer, der trotz einzelner schwachen Aufnahmen insgesamt dem
Film gerecht wird und somit überzeugt. Was den Sound betrifft ist
die Blu-ray gar eine Offenbarung: Die unglaubliche Dichte der
Surround-Effekte und der mächtige Basseinsatz sichern dem Film hier
Referenzstatus. Die zwei vorhandenen Extras sind gut und liegen in
(hochskaliertem) HD vor, allerdings fehlt unverständlicher Weise
der Audiokommentar der DVD. Technisch ist die Blu-ray in jedem Fall
ein lohnenswertes Upgrade im Vergleich zur DVD.
Das Boot ist einer der besten und eindrucksvollsten deutschen
Filme, die jemals gedreht wurden. Zu Recht genießt der Film auch
international sehr hohe Anerkennung, stellt er doch den „Alltag“ an
Bord eines U-Bootes auf unglaublich fesselnde, spannende und
intensive Art und Weise dar. Die unglaublich dichte Atmosphäre ist
unerreicht, die Bilder verfehlen ihre Wirkung nicht. (jos)
Einzelbewertungen:
Story: 10/10
Bild: 8/10
Ton: 10/10
Ausstattung: 5/10
Fazit: 8/10
Testgeräte:
Beamer: Epson EMP-TW 2000
Blu-ray Player: Sony Playstation 3
AV-Receiver: Onkyo 608
Boxensystem: Teufel System 5 THX Select