City of Life &
DeathIm Pazifik markierte der Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke am
7. Juni 1937 den Beginn der bis heute größten militärischen
Auseinandersetzung in der Geschichte. Damals führten die Japaner
Nachtübungen an der japanisch-chinesischen Grenze durch. Nachdem
sie Schüsse aus Richtung der Chinesen hörten und einen ihrer
Soldaten nicht mehr finden konnten, verlangten die Japaner Zugang
zur an der Marko-Polo-Brücke gelegenen Provinz Wanping zwecks
Durchsuchung. Die Chinesen weigerten sich, worauf die japanischen
Streitkräfte angriffen. Bereits vier Tage später wurde das 15
Kilometer entfernte Shanghai angegriffen. Nach zirka drei Monate
wurde die Stadt trotz horrender Verluste (auf beiden Seiten fielen
damals fast 200.000 Soldaten) und des damit einhergehenden
Moralverlustes der Truppe eingenommen. Anschließend sollte sofort
die damalige Hauptstadt Nanking eingenommen werden. Bereits am Weg
dorthin wurden von Seiten der japanischen Armee im großen Stil
Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung verübt. Doch es sollte
noch schlimmer kommen.
Story
Nach ihrem Sieg bei Shanghai wurde Seitens der Generalität ein
neues Ziel für die japanische Armee ausgesprochen: Die Hauptstadt
Nanking sollte eingenommen werden. Am 8. Dezember 1937 wurde die
Hauptstadt von der kaiserlichen Armee Japans eingeschlossen. In
Panik versuchten viele chinesische Soldaten und auch Zivilisten,
über den Jangtsekiang zu flüchten. Bereits am 13. Dezember wurde
die Stadt besetzt – und das Morden begann. Vereinzelt versuchten
chinesische Soldaten durch Hinterhalte den Feind in seiner Bewegung
zu stören, dies gelang aber nur sehr bedingt. Der deutsche
Geschäftsmann und Nazianhänger John Rabe gründete mit in der Stadt
verbliebenen westlichen Ausländern eine Schutzzone, in welcher
besonders Frauen und Kinder zunächst Zuflucht fanden. Nachdem die
sich bereits ergebenen chinesischen Soldaten auf unvorstellbar
grauenhafte Weise von den Japanern umgebracht wurden, mussten die
Bewohner der Schutzzone für die sadistischen Spiele der Besatzer
herhalten.
Unglaublich, was Regisseur Lu Chuan mit
City of Life &
Death auf die Beine gestellt hat. Mit einem Mini-Budget
von lediglich 12 Millionen US-Dollar schuf er ein absolutes
Meisterwerk. Es ist für uns in der heutigen Zeit kaum vorstellbar,
was damals in Nanking geschah – welch Grausamkeiten und
Unmenschlichkeiten viele japanische Streitmächte den chinesischen
Soldaten, Kindern und Frauen antaten. Auch wenn
Massenvergewaltigungen, Erschießungen und Erdolchungen die
Zuschauer in absolutem Entsetzen erstarren lassen, so wird doch die
ganze Abscheulichkeit nur bis zu einem gewissen Grad eingefangen.
Zwar werden gerade Vergewaltigungen und willkürliche Erschießungen
extrem eindringlich gezeigt, doch bleibt die Darstellung der
Gewaltexzesse unvollständig, was in China Kritik auslöste.
Frauen zwischen 9 und 75 Jahren wurden in Soldatenbordellen bis zum
Tode vergewaltigt und anschließend mit dem Schwert zerstückelt.
Waren sie noch am Leben, wurden sie teilweise willkürlich
erschossen. Die Leichenteile wurden einfach auf die Straße geworfen
oder verbrannt. Ehemaligen chinesischen Soldaten wurden die Bäuche
aufgeschlitzt, Arme und Beine abgehakt, anschließend mit Benzin
übergossen und angezündet. Kleinkinder wurden einfach aus Fenstern
geworfen und erlagen ihren schweren Verletzungen auf der Straße.
Flüchtlinge wurden für Wettkämpfe unter den Japanern in Gruppen zu
jeweils 100 Personen zusammengefasst. Der Soldat, welcher zuerst
die Zivilisten mit dem Schwert enthaupten konnte, gewann den Kampf
und durfte sich zum Sieger küren.
In Japan wurden solche Meldungen in Zeitungen abgedruckt und
zusätzlich heroisiert. Wie konnte es zu solchen Gräueltaten kommen?
Es war den kaiserlichen Soldaten strikt untersagt, in
Gefangenschaft zu geraten. Wer sich ergab, galt als Feigling und
des Lebens nicht würdig. Ein anderer Grund mag in dem Fehlen von
strikten Anordnungen zu finden sein, wie mit Kriegsgefangenen
umzugehen ist. Jede Division beziehungsweise jede Kommandantur
konnte selber entscheiden, wie mit diesen Menschen zu verfahren
sind. Vergewaltigungen wurden in der japanischen Armee als
Belohnung angesehen. Vor allem Gruppenvergewaltigungen sollten
damals die Einheit stärken und waren daher unter den Befehlshabern
geduldet. Zusätzlich sahen die Japaner die Chinesen immer als
Untermenschen an und des Lebens unwürdig.
Im Falle der Opferzahl herrscht wie so oft nach derartigen
Massakern Uneinigkeit. Die Zahlen schwanken von 40.000 bis hin zu
300.000 Toten. Wie viele Menschen in diesen Wochen tatsächlich den
Tod fanden, wird wohl niemals restlos geklärt werden. In jedem Fall
ist es eines der dunkelsten Kapitel japanischer Geschichte. Noch
heute werden die japanischen Streitkräfte jährlich durch den Besuch
des Ministerpräsidenten am Shinto Schrein geehrt. Eine offizielle
Entschuldigung oder wenigstens ein Eingeständnis hat es bis heute
nie gegeben. Einige diese Vorkommnisse werden im Film ungeschönt,
drastisch, hart, erschütternd und in entsetzlicher Klarheit dem
Publikum präsentiert. Eine Klarheit, von welcher amerikanische
Blockbuster weiter nicht entfernt sein könnten.
Bildqualität
Das schwarz-weiß gehaltene und im MPEG-4/AVC codierte Bild besticht
durch eine unglaublich gute Durchzeichnung. Jedes Korn in den
verdreckten Straßen ist sichtbar, selbst kleine Splitter von
Ziegelsteinen bleiben dem Zuschauer nicht verborgen. Der Kontrast
ist hervorragend, der Schwarzwert sehr gut. Selbst in dunklen
Bildbereichen werden auch feinste Details dargestellt – zu
Blackcrushing kommt es nie. Die Farben sind satt und immer
natürlich gehalten. Die exzellente Grauabstufung bewegt sich
durchgehend auf Referenzniveau.
Das Bild ist die ganze Laufzeit hindurch scharf, ebenso ist
mittelstarkes Korn ersichtlich, welches perfekt zu den
Geschehnissen passt. All diese Stilmittel tragen exzellent zur
Atomsphäre bei, ebenso die durchgängige Verwendung von Handkameras.
Zwar ist ganz vereinzelt ein DNR-Filtereinsatz auszumachen, diese
Abschnitte verbleiben allerdings in der Minderheit. Nahaufnahmen
sind ebenso erstklassig: Hautporen, Barthaare oder Schmutz – nichts
bleibt dem Publikum verborgen. Die Panoramaaufnahmen überzeugen
ebenso mühelos. Auch kleinste von Granaten in die Luft gesprengte
Fels- und Steinbrocken werden scharf und detailliert wiedergegeben.
Eine beeindruckende Vorstellung, welche in Farbe wohl nicht diese
Intensität und Authentizität ausstrahlen würde.
Tonqualität
Die deutsche HD-Tonspur steht der exzellenten Bildbewertung in
nichts nach. Zu aller erst sollte die perfekte Räumlichkeit
angeführt werden. In kaum einem anderen Film werden die hinteren
Lautsprecher besser genutzt, als in diesem. Schüsse, Schreie,
Granatenexplosionen, rasselnde Panzerketten, das Pfeifen des
Windes, Artillerieeinschläge….all diese Details erklingen in
erstaunlicher Klarheit aus allen Kanälen und versetzen den
Zuschauer in die Mitte des Geschehen. Dabei ist der Ton die ganze
Zeit über extrem präzise.
Dieser Umstand gilt auch für den Subwoofer. Nicht nur während
Gefechten schaltet sich dieser immer wieder zu, auch die Filmmusik
wird fortwährend durch harte, tiefe und präzise Bassschläge
getragen und vermittelt absolutes Gänsehaut-Feeling. Dabei passen
sich die einzelnen Musikstücke als passendes Puzzlestück in das
Gesamtbildnis ein und verstärken die wahrgenommenen Bilder. Die in
chinesischer Sprache gehaltenen Dialoge wurden komplett
synchronisiert, die japanischen Parts blieben in Originalsprache
unterstützt von deutschen Untertiteln. Ein Stilmittel, welches
wiederrum direkt die Atmosphäre und den semidokumentarischen
unterstützt.
Ausstattung
Die Extras bei dieser Veröffentlichung beschränken sich auf einen
Trailer, eine Bildergalerie und ein „Behind the Scene“ Video.
Letzteres ist nur in SD und von relativ schlechter Qualität. Noch
dazu gibt es keine englischen Untertiteln. So werden alle der
japanischen Sprache nicht mächtigen Zuschauer relativ wenig
verstehen, womit der Informationsgehalt doch recht mager ist.
Interviews mit Überlebenden, dem Regisseur oder einfach nur
geschichtliche Details fehlen zur Gänze.
Fazit
Was für ein Film. Selbst Tage danach zieht dieses einmalige Werk
die Zuschauer immer noch in seinen Bann. Es ist schwer zu
beschreiben, wie ergreifend und erschütternd die Darstellung der
damaligen Vorkommnisse ist. Nicht umsonst wurde der Film mit dem
San Sebastian Film Preis 2009 und 2 Asia Pacific Screen Awards
geehrt. Nach dem Betrachten von
City of Life &
Death ist es nicht verwunderlich, dass die damaligen
Geschehnisse bis heute die Beziehung zwischen China und Japan
beeinflusst.
Die technische Wertung für Bild und Ton kann sich locker mit
aktuellen Referenztiteln messen und gibt kaum Anlass zur Kritik.
Die Extras fallen gerade bei solch einem Thema viel zu gering aus,
trotz allem darf dieser Film in keiner Filmsammlung fehlen und
stellt das Highlight der letzten Monate dar. TOP -
Kaufempfehlung
Story 10/10
Bild 9/10
Ton 10/10
Extras 3/10
Kaufempfehlung 9/10
Testgeräte
Samsung PS58B680
Teufel System 5 THX 5.2
Yamaha RX-V663
HTPC – Abspielsoftware Total Media Theatre 3