Geschrieben: 29 Aug 2010 00:55
Blu-ray Sammler
Aktivität:
GRAN TORINO
Was soll
man eigentlich als langjähriger Clint Eastwood Fan zum im Jahre
2008 erschienenen Film sagen. Vielleicht einfach nur,
Woah und
chapeau Clint!!!
Da steht ein 78-jähriger überdurchschnittlich talenierter
Schauspieler und mindestens genauso begnadeter Regisseur vor der
Kamera und rockt das Ding; ja rockt das Ding im wahrsten Sinne des
Wortes. Ist es doch mit weltweit einer Viertel Milliarden Dollar
Einspielergebnis Clint Eastwoods kommerziell erfolgeichster Film,
wenn er auch - zumindestens oscar-technisch gesehen - weit hinter
Clint's Vorgängerfilm "Million Dollar Baby" zurückbleibt. Dieser
Film ist auf seine Art dabei vieles, aber vor allem ist er eine
wahre Fundgrube für selten gehörte Schimpfwörter. Bambusfresser,
Sumpfratten und Ratten vereinigt Euch und lest meine
Review.
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STORY
(5)
Walt Kowalski (Clint
Eastwood) ist ein alter polnischstämmiger Kriegveteran, dessen
Weltbild wahrscheinlich nicht erst seit Kriegsende in Korea von
rassistischen Vorurteilen durchsiebt ist. Als ob Walts Kriegstrauma
nicht schon schlimm genug wäre, brasseln auch noch privat u.a.
durch den Tod seiner Frau und durch eigene körperliche Krankheiten
und Gebrechen, jede Menge zusätzlicher Probleme auf ihn ein, die
ihn an seinem wohlverdienten Lebensabend angekommen, nicht wirklich
zur Ruhe kommen lassen.
Fast schon pervertiert wird Walt's Lage noch dadurch, dass ihm, dem
wohl national konservativsten und grieskrämigst Menschen der Welt,
in seinem Detroiter Vorort immer mehr Ausländer in der direkten
Nachbarschaft begegnen und sogar seine Söhne lieber asiatische Automarken vor seinem ehemaligen
Autogeber Ford vorziehen.
Am liebsten würde Walt, die ganze Welt und seine Sorgen mit jeder
Menge Kautabak am liebsten einfach wegspucken. Das gelingt im
natürlich nicht; weder beim einheimischen Pastor Janovich
(Christopher Carley), noch bei seinen beiden Söhnen, noch bei
seinen aus der Provinz Hmong stammenden Nachbarn. Oh ja, Walt hasst
eigentlich alles und jeden und läßt eigentlich bis auf seinen Hund
niemanden an sich oder sein Haus heran, welches er auch zur Not mit
Waffengewalt verteidigt.
Bei einer dieser bewaffneten Hausverteidigung hilft er dabei
unfreiwillig seinen, mit in Not geratenen koreanischen Nachbarn,
die ihn daraufhin mit Geschenken überschütten und ihn ab diesem
Ereignis all seiner Abneigung, Sprachproblemen und Grieskrämigkeit
zum Trotz ins Herz geschlossen haben. So wäre wahrscheinlich seine
letzten Jahre friedlich zu Ende gegangen, hätte er nicht Thao (Bee
Vang), einen jungen Hmong und seine Schwester Sue in einem Anflug
von väterlichen Beschützerinstinkt vor einer hmong' schen Bande
beschützt und dabei einen der Bandenmitglieder
zusammengeschlagen.
Ab diesem Moment, scheint die Situation, die der alte verdrossene
Witwer Walt, eigentlich vollkommen unter Kontrolle gehabt zu haben
schien, aus dem Ruder zu laufen. Es bahnt sich eine
lebensentscheidende Auseinandersetzung für alle Beteiligten
an.
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Das im
Verhältnis 2,40:1 daherkommende HD-Widescreenbild, welches VC-1
codiert ist, bietet die inzwischen zum HD Standart gewordene
maximale Auflösung von 19020x1080p. Passend zum Lebensabend von
Walt erscheint das Bild in einem eher dunklen und trist gehaltenen
Stil, welches kaum Farbe anbietet und wenn dann äusserst dezent.
Kein Grieseln stört das Bild. Nahaufnahmen z.B. vom nahezu
perfekten Minenspiel Clint Eastwoods sind dabei als plastisch,
scharf und kontrastreich zu bezeichnen. Dem aufmerksamen Betrachter
fallen von Zeit zu Zeit (z.B. in der Kirche) leichte Unschärfen
auf, die wohl auf falsche Kamerafokussierung zurückzuführen sind.
Wären diese paar Szenen nicht gewesen, hätte ich hier sogar zu
einer fast perfekt und filmtechnisch stimmigen 5 tendiert, so
bleibt es bei einer sehr guten 4 Punkte Bewertung, die insgesamt
auch gerecht fertig ist, da schlußendlich kaum HD typische
Woah-Momente entstehen, obwohl sich das Bild eine keine
grossartigen Fehler leistet. Unauffällig gut eben.
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Der
englische Dolby True HD 5.1 Ton, der leider mal wieder unter einem
halben Dutzend weiterer Dolby Digital Tonspuren, der einzig
vernünftige ist, bietet fast durchgehend eine sehr präzise und
schöne Raumauflösung, unabhängig davon, ob es in der Kirche hallt,
eine Grille zirpt, ein Auto wegfährt, etc. Der Zuhörer wird sehr
schön, wenn auch dezent und nicht allzu dynamisch immer wieder in
die jeweilige Stimmung und Szenerie des Filmes entführt. So
zurückhaltend sich der Surround-Ton letztendlich präsentiert, so
spärlich und wenig aufdringlich ist auch die musikalische
Unternmalung eingesetzt, die natürlich auch bei diesem Film nicht
fehlen darf, aber die der Film aufgrund des phantastischen
Drehbuches und der vielen genialen Dialoge eigentlich auch gar
nicht benötigt. In Summe kann man dem Film eine runde 4
geben.
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Die
Menuführung ist benutzerfreundlich, wenn auch ohne grosse
Highlights gehalten. Dafür werden Tonspuren und U-Titel werden im
halben Dutzend auf der BD angeboten. Die Extras erweisen sich als
nicht übermässig viele, decken aber ein relativ breites und
unterschiedliches Spektrum ab, von filmrelvanten Hintergründen über
Auto Informationen bis hin zu Informationen rund um Clint Eastwood
selbst. Für mich eine klassische 3 Punkte
Durchschnittsbewertung.
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PERSÖNLICHES
FAZIT
Haben
den Film am Donnerstag abend zu Dritt gesehen und waren am Ende des
Filmes alle Drei begeistert. Auf seine letzten Tage brilliert Clint
Eastwood noch einmal in einer für ihn auf den Leib geschneiderten
Rolle eines grieskrämigen alten Witwers. Die Dialoge des Films sind
neben Clint Eastwood das tatsächliche Highlight; sie wirken fast
ausnahmslos unglaublich authentisch, frech und witzig und doch auch
auf ihre eigene Art und Weise rassistisch, provozierend und ernst.
Der Film kommt nahezu ohne Aktionszenen aus und ist dennoch
unglaublich spannend und packend. Die 116 Minuten vergehen förmlich
wie im Flug und lassen den Zuschauer einfach nicht los. Nahezu
perfekt schafft es Clint Eastwood, der sich hier auch als Regisseur
betätigt hat, darüber hinaus, jede einzelne Geste der Schauspieler, als auch das
Verhalten des Hundes geschickt einzufangen und dem Film damit eine
noch größere Durchschlagswirkung bzw. Tiefe zu verleihen. Diese
erfundene und eigentlich in ihrer Komplexität
nahezu banal wirkende
Alltagsgeschichte über Bambusfresser, Kröten und alte Säcke
entpuppt sich dabei als ein intellektueller und seelischer Tiefgang
und eine lustige Reise in die vielfaltige Sprachwelt der
Schimpfwörter ohne ein einziges Mal "fuck" dabei benutzt zu
haben.
>
Story :
5 [einmalig, witzig, 1000 Schimpfwörter, tiefsinnig ohne
unnötig auf die Tränendrüse zu drücken]
Bild : 4,5 [insgesamt sehr gut,
leichte Unschärfen und das letzte i-Tüpfelchen verhindern
Referenz]
Ton : 4 [dezent, aber surround-technisch sehr
präzise anwesend]
Ausstattung : 3 [nichts
besonderes, Mittelmass]
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Dieser
Film gehört nicht nur bei Clint Eastwood Fans in die Sammlung.
Diese Scheibe ist eine MUST-HAVE BluRay, die sowohl storytechnisch
als auch technisch, Kopf, Auge und Ohr positiv beansprucht. KAUFEN,
denn diesen Film kann, ja muss man sich öfter anhören, gerade dann,
wenn man neue Schimpfwörter lernen möchte, ihr
BluRay-Scheiben-Fanatiker :-)
Ich ruh' mich dann mal aus!
Geschrieben: 29 Aug 2010 08:52
Blu-ray Starter
Aktivität:
Sehr schönes Review - du sprichst mir aus dem Herzen.
Ich wünsche keinem so sehr wie Eastwood noch ein langes Leben und
noch viel Zeit für kreatives Schaffen!:pray:
Er schafft hier , wie immer, eine perfekte Mischung aus einem
coolen Charakter und wirklich anrührenden Szenen.
Als er mit seinem Sohn telefoniert und am Schluss als er sich
umzieht, und jeder weiß, was jetzt passiert, hab ich mich schon
ordentlich zusammen nehmen müssen.:sad:
Geschrieben: 29 Aug 2010 09:15
Hy Chris,
bin ganz deiner Meinung. Ein wirklich toller Film - einmaliger
Story und technisch sehr gut umgesetzt.
Clint Eastwood hat einmal mehr zugeschlagen! :):thumb: