Nach dem kunstfetischisten Bilderfick des
Walhalla Rising schafft es
Nicolas Winding Refn nun tatsächlich nach Hollywood. Die
ansprechende Großstadtatmosphäre und das bildlich brillant coole
Anfangsszenario versetzt einem durch die Kameraführung in den
melancholischen Rauschzustand. Die 80er angehauchte elektronische
Sounduntermalung ist dazu sehr stimmig. Jetzt könnte man sagen ein
richtig guter moderner Hollywoodactionfilm, der mal nicht nur
vordergründig auf Materialschlachten setzt, wenn da nicht die
Einfallslosigkeit von Nicolas Winding Refn wäre, doch mal mit der
Geschichte was besonderes anzubieten. Inhaltlich liefert der Drive
nichts Neues und das Tempo ist dabei noch sehr niedrig, so dass die
Langeweile einen zwangsläufig überkommen muss. Zwar wird man nicht
mit sinnfreie Dialoge zugeschüttet, es wird hingegen sehr wenig
gesprochen, aber ab und zu hat man den Eindruck diesen Film in
Zeitlupe zu schauen, ähnlich wie
Walhalla Rising zuvor oder
Filme wie Blade Runner.
Ein Junge wird hier mit einer Halloween Maske vorgestellt,
zumindest soll dies an die 80er und frühen 90er Jahre erinnern, wo
es ähnlich oft bei erfolgreichen US Produktionen witzig vorkam, nur
das der Junge hier halt keinen Spaß damit hat, er steht nur da und
hat die Maske auf, niemand erschreckt sich, niemand ist verwundert,
niemand schimpft und die Szene ist wieder vorbei, alle scheinen
innerlich tot zu sein (langweilig!). Refn lässt seine Charaktere
zwar ziemlich ruhig ihre Entfaltungsmöglichkeit, ähnlich wie in
seinen Pusher Filmen und man hat hier auch zunächst die Geduld,
zumindest gut 40 Minuten lang, da der Film atmosphärisch und mit
dem modernen Zeitlupenstil sowie den kurzen imposanten
Autorennszenen zu überzeugen weis, wo nicht viel Geredet wird, aber
die Schwingungen in der Luft eine treffende Aussage hinerlassen,
was die Charaktere denken, nur reicht es hier nicht den Film drüber
hinaus bis zum Schluss zu loben. Bis auf den sympathisch wirkenden
Jungen River Stone Mckeever in seiner ersten Filmrolle vielleicht
noch, so ist der restliche Cast nämlich bis zuletzt leichenblass.
Von Ron Perlman war man nichts anderes gewöhnt, wenn gleich er in
der Nebenrolle als Bösewicht nicht mal so negativ auffällt,
eigentlich so wie immer zuletzt. Richtig versagen und stark steif
bis zur Schnulzigkeit zeigen sich wieder die Hauptdarsteller Ryan
Gosling (Blue Valentine, Ides of March) und Carey Mulligan
(Brothers Remake, Wall Street 2). Ähnlichkeiten mit der Twilight
Reihe kann man hierbei durchaus ziehen, denn sie wirken wie bleiche
Vampire die einen Stock im hintern haben und deswegen so gewählte
und langsam gesprochene Dialoge nacheinander aussprechen. Niemand
zeigt Emotionen, alles ist wie im bekifften und trägen Zustand. So
redet jedenfalls kein Mensch auf Dauer. Nur selten kommt mal eine
humorvolle Passage wie es Refn in Pusher zu Hauf gezeigt hat.
Driver soll vielleicht das Hollywood der 80er aufzeigen, nicht nur
durch einige Szenen und das erwähnen im Dialog, sondern
insbesondere durch das Auffangen der Atmosphäre und der tollen
Sounduntermalung, nur reicht dies allein nicht aus, um über die
lähmende Geschichte hinwegzutäuschen, die nicht mal in der sehr
ruhigen ersten Filmhälfte nervt, sondern darüber hinaus, da nur
kurze und sehr blutige Autorenn- und Actionszenen eingeworfen
werden und anschließend versinkt die Geschichte wieder in
Tempoarmut sondergleichen.
Der Filmstil ist dann guter letzt sehr weit entfernt von einem
Actionfilm der 80er, auch die etwas tempoarm gestalteten Werke wie
Conan, Mad Max oder Near Dark hatten noch ihre großartigen Momente,
davon bei diesem Drive nichts zu verspüren, denn die sehr
ansehnlichen Goreszenen wirken doch irgendwie nicht so richtig
passend zum viel zu ruhigen Geschehen, es wirkt einfach nur
aufgesetzt und die Liebesromantik dabei zunehmend recht schnulzig.
Unterstrichen wird dies noch durch Lilafarbe der Texturen im
Abspann, dass wirkt fast sogar homosexuell wie der ganze Film uns
Weichkochen möchte, der nur durch seine brutalen merkwürdig kurzen
Szenen und dem tollen Sound nicht zum absoluten Hassfilm mutiert.
Somit sollten all diejenigen, die hier ihre Freude daran hatten,
dann nicht Gorefilme aufgrund ihrer stumpfen Gewalt abwerten, denn
nichts anderes ist dieser Drive, ein visuell beflügelnder brutaler
Blutfilm ohne Verstand.
Die ganzen 9er oder 10er Wertungen sind genau so unrealistisch wie
die imbd Gesamtbewertung und genau so unwirklich die Geschichte des
Films an sich. Wer wirklich realistisch und auch ruhig wirkende
Action-Thriller mit Autorennen im besonderem europäischen Stil
sehen möchte, der sollte sich die komplette Pusher Reihe von
Nicolas Winding Refn anschauen und um diesen stilistisch langsam
gedrehten Hollywoodkopffick einen großen Bogen machen. Wenn man
weis dass hier Produzenten des Wanted, Scott Pilgrim, The Spirit
und Legion dahinter stehen und man sich deren Tempo wegdenkt, dann
weis man schon in welche stilistische Richtung der Film geht.