Geschrieben: 08 Aug 2010 22:51
Blu-ray Papst
Aktivität:
Forenposts: 4.073
Clubposts: 10.040
seit 04.09.2009
Panasonic TX-P55VT50E
Blu-ray Filme:
Steelbooks:
1
Mediabooks:
2
Bedankte sich 1975 mal.
Erhielt 2349 Danke für 752 Beiträge
Rush -
Snakes & Arrows Live
Die kanadische Rockband Rush gilt
als eine der einfluss- und erfolgreichsten Musikgruppen der Welt.
Mehr aufeinander folgende Gold- oder Platinauszeichnungen haben in
ihrer Geschichte nur die Beatles und die Rolling Stones erhalten.
Seit ihrer Gründung 1973 haben Geddy Lee (Gesang, Bass, Keybords),
Alex Lifeson (Gitarre, Gesang) und Neil Peart (Drums) Millionen von
Fans in der ganzen Welt begeistert und Generationen von Musikern
beeinflusst. Bis heute hat die Band 19 Studioalben veröffentlicht
und Kritiker auf der ganzen Welt sind sich darüber einig, dass
nicht ein Einziges davon auch nur annähernd durchschnittliche
Qualität erreicht, sondern die Musiker vielmehr in stetiger
Regelmäßigkeit einen Geniestreich nach dem anderen abliefern. Das
ist umso erstaunlicher, als dass die Band im Laufe ihrer langen
Karriere teils erhebliche Änderungen ihres Stils vollzogen hat. In
den 1970ern noch dem progressiven Hardrock zuzurechnen, änderten
sie in den 1980ern ihre Spielweise hin zu Keyboard orientiertem
Rock, bis sie in ihren Sound ab Anfang der 1990er Jahre Einflüsse
des modernen, melodieorientierten Heavy Metal einfließen ließen.
Von aufkommender Altersmilde kann also auch nach über 30 Jahren
nicht die Rede sein.
Wer mehr über den bewegten
Werdegang der Band erfahren möchte, dem sei die hervorragende
Dokumentation „Beyond the Lighted Stage“
empfohlen.
Im Jahr 2007 begab man sich also
erneut auf ausgedehnte Welttournee, um das aktuelle Album „Snakes
& Arrows“ einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und den
wartenden Fans wieder einmal die Möglichkeit zu geben, ihre Idole
live zu erleben.
Story:
Und ein Erlebnis ist eine Rush
Show in jedem Fall, denn es gibt kaum eine zweite Band auf diesem
Planeten, die ihre komplexe und trotzdem eingängige Musik derart
präzise und mit unbeschwerter Spielfreude live präsentieren kann.
Davon konnte sich auch das Publikum im Rotterdamer Ahoy überzeugen,
in dem das vorliegende Konzert mitgeschnitten wurde. Während Lee
und Lifeson sich die komplizierten Akkorde auf ihren
Saiteninstrumenten zuspielen, der Sänger dabei teilweise zeitgleich
noch das Keyboard bedient und Samples über Fußpedalen auslöst (bei
Rush kommt NICHTS vom Band!), bietet Peart seine Schlagzeugkunst in
gewohnt stoischer, konzentrierter Art dar.
Dabei liegt der Schwerpunkt bei
dieser Tour eindeutig auf neuem Material. Gleich acht Songs stammen
vom aktuellen Album. Hier hätten es allerdings auch zwei bis drei
weniger sein können. So macht sich besonders im Mittelteil der Show
doch die ein oder andere Länge bemerkbar. Natürlich kommen aber
auch die Klassiker nicht zu kurz. „Limelight“, „The Spirit of
Radio“ oder „Tom Sawyer“ sind schon seit langem unverzichtbare
Bestandteile eines Rush Konzerts. Ebenso erfreuen sich die
Zuschauer an selten gespielten Highlights wie „Digital Man“, „Entre
Nous“ oder „A Passage to Bangkok“. Insgesamt besteht das Set aus
unglaublichen 26 Songs und einer Spielzeit von über 2,5 Stunden. Da
mag man sich durchaus wundern, doch für Rush sind Konzerte dieser
Länge völlig normal.
Nicht nur akustisch wird dem
Zuschauer hier einiges geboten. Auch optisch weiß das Konzert zu
überzeugen. Hier beeindruckt vor allem das Lichtdesign. Überragend
komponierte Lichteffekte unterstreichen die Stimmung eines jeden
Songs. Laserstrahlen spannen ihr giftgrünes Netz über die Köpfe der
Zuschauer, während dezent eingesetzte Nebelschwaden den räumlichen
Eindruck der Lichteffekte noch zusätzlich erhöhen und sporadisch
gezündete Feuersäulen nicht nur die Herzen des staunenden Publikums
erwärmen. Über der Bühne wurden drei große Leinwände befestigt, die
passend zu jedem Song gestaltete Filme oder Videoanimationen
zeigen, die von namhaften Videokünstlern gestaltet
wurden.
Als Ganzes entsteht so ein
beeindruckendes visuelles Gesamtbild, das allerdings niemals zum
Selbstzweck verkommt, oder nur auf den schnellen Effekt zielt. Im
Mittelpunkt stehen immer die drei Kanadier und ihre
Musik.
Bild:
Der Transfer liegt Bildschirm
füllend in 1,78:1 vor und bietet die volle HD-Auflösung in
1080i.
Das Interlaced-Format hat keinen
negativen Einfluss auf das Gesamtbild. Bewegungsunschärfen kommen
so gut wie nicht vor.
Die saubere Darstellung diffuser
Lichtverhältnisse, gepaart mit Trockeneisnebel, wie er auf den
Konzertbühnen dieser Welt eingesetzt wird, stellt allerdings
höchste Ansprüche an den verwendeten MPEG-4 AVC Videocodec. Hier
leistet sich das Bild zwar nicht die Blöße einer digitalen
Artefaktbildung, jedoch ist ein leichtes Rauschen in dunklen
Bildbereichen stets wahrnehmbar. Darüber hinaus überzeugt das Bild
auf ganzer Linie. Die Schärfe ist überragend. Jeder Kratzer auf den
Instrumenten, jedes Haar der Musiker, ja sogar die Struktur der
Basssaiten ist teilweise erkennbar. Die Farben sind kräftig und
natürlich, auch der Schwarzwert bewegt sich auf sehr hohem Niveau.
Die Kameraführung und Schnitttechnik sind angenehm unaufgeregt, so
dass man den Musikern ausgedehnt auf die Finger schauen
kann.
Insgesamt wird hier ein
überzeugender, plastischer Bildtransfer geboten, der einer Blu-ray
absolut würdig ist.
Ton:
Der Ton liegt in verlustfreiem
DTS-HD Master Audio 5.1 vor. Puristen wird zusätzlich eine Tonspur
in PCM-Stereo geboten.
Der HD-Ton arbeitet jedes
Instrument akkurat heraus und liefert ein ausgewogenes Klangbild.
Der Gesang ist deutlich zu verstehen, die Bassläufe erreichen
genauso wohl definiert das Ohr des Zuhörers, wie jeder
Trommelschlag. Die Bassdrum könnte allerdings noch ein wenig mehr
Druck vertragen. Da Lifeson sein Spiel gerne mit einer Vielzahl an
Effekten belegt, klingt die Gitarre teilweise etwas diffus und
vermittelt eher den Charakter eines Klangteppichs. In diesen Phasen
einzelne Noten des Gitarrenspiels herauszuhören ist sicher
schwierig, im Allgemeinen überzeugt der Gitarrensound aber absolut
und wird einer Rockband mehr als gerecht.
Die hervorragende Abmischung sorgt
dafür, dass die Gitarre, sowie Keyboardsounds und Samples auch auf
die hinteren Lautsprecher verteilt werden, was das Klangbild
angenehm abrundet. Überzeugend!
Extras:
Das Zusatzmaterial bietet vier
weitere Livemitschnitte der Songs „Ghost of a Chance“, „Red
Barchetta“, „The Trees“ und „2112/The Temples of Syrinx“ in sehr
guter Qualität, sowie den Song „Red Sector A“ von der Jubiläumstour
aus dem Jahr 2004. Außerdem werden zwei Lieder in einer
alternativen Schnittfassung mit zusätzlichen Videoanimationen
gezeigt.
Davon, dass die Band einen
ausgeprägten Sinn für absurden Humor besitzt, kann man sich an Hand
des urkomischen Kurzfilms „What’s that Smell?“ überzeugen, zu dem
das ebenso unterhaltsame Making-Of gleich mitgeliefert wird.
Darüber hinaus werden Outtakes der Filmsequenzen geboten, die
während des Konzerts über die Videoleinwände liefen, und für die
die Bandmitglieder in verschiedene Rollen schlüpfen. Alle Extras
werden in hochskaliertem High Definition präsentiert.
Für eine Konzert-Bluray ist die
Anzahl und Qualität der gebotenen Extras absolut überzeugend, sogar
ein Easter-Egg wurde versteckt. Viel Erfolg bei der
Suche!
Fazit:
Rush ist eine Band, die in jeder
Hinsicht höchsten Ansprüchen gerecht wird. Davon, dass die drei
Musiker Meister ihres Fachs sind, und das auch live zu hundert
Prozent bestätigen können, überzeugt uns die vorliegende Blu-ray
sehr nachdrücklich. Auch auf technischer Seite gibt es wenig zu
kritisieren. Wer die Band bisher noch nicht kennt, dem sei dieses
Konzert empfohlen, es bietet alles, wofür die Kanadier seit vielen
Jahren weltweit Legendenstatus genießen. Für Fans ist „Snakes &
Arrows Live“ natürlich sowieso ein Pflichtkauf.
Kurzbewertung:
Story: 9/10
Bild: 9/10
Ton: 9/10
Extras: 7/10
Gesamt: 9/10
Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090
(50“)
Player: Pioneer
BDP-LX71
Receiver: Pioneer
SC-LX81
Lautsprecher: B&W,
Teufel
Geschrieben: 09 Aug 2010 06:19
Morgen Matthias :)
Du schreibst:
Zitat:
Die kanadische
Rockband Rush gilt als eine der einfluss- und erfolgreichsten
Musikgruppen der Welt.
Ja aber wieso kenn ich die Jungs dann nicht? :rofl: Anscheinend
sind die noch nicht in die Alpenrepublik vorgedrungen!
:o:rofl:
Wie immer ist dein Schreibstil toll zum Lesen - da flutscht alles
nur so wie beim Tequilla-Trinken. :thumb:
Geschrieben: 09 Aug 2010 07:22
Plasma Club Member
Blu-ray Fan
Aktivität:
Forenposts: 536
Clubposts: 4
seit 25.08.2008
Panasonic TX-P50VT20E
OPPO Digital OPPO BDP-93EU
Blu-ray Filme:
Steelbooks:
87
Mediabooks:
2
Bedankte sich 69 mal.
Erhielt 62 Danke für 38 Beiträge
Ja aber wieso kenn ich die Jungs dann nicht? :rofl:
Vielleicht liegt das an Deinem
Alter oder hast Du
bisher nur Volksmusik aufgetischt bekommen?;)
"Forum" musste sich nun in "Mel84" umbenennen!
Geschrieben: 09 Aug 2010 07:30
Also an meinem Alter kann es nicht liegen, AC/DC und Co kenne ich
ja auch. Eventuell sind die Jungs ja nur in Übersee richtig
bekannt, und bei uns nur von Insidern geliebt? :rofl:;)
Edit:
Zitat:
Mehr Gold- und Platinauszeichnungen haben in
ihrer Geschichte nur die Beatles und die Rolling Stones
erhalten
Wow - die hatten mehr Auszeichnung als der King?
Geschrieben: 09 Aug 2010 08:31
Gast
Herzlichen Glückwunsch Kuro77 zu Deinem Review über Snakes and
Arrows von Rush. :thumb:
Seit ich Rush in den Achtzigern das erste Mal live gesehen habe
steht mir jedesmal der Kinnladen runter, wenn ich die Jungs sehe
oder höre. Neil Peart ist zweifelsohne ein Metronom am Schlagzeug,
eine solche Präzision hat manches Uhrwerk nicht. Alex Lifeson ist
der "Mittler" zwischen Neil Peart und Geddy Lee und über Geddy noch
ein Wort zu verlieren wäre Eulen nach Athen tragen. Die R30 bluray
ist übrigens ähnlich gelungen, die Doku "Beyond the lighted stage"
habe ich leider noch nicht gesehen.
Noch eine kurze Anmerkung: die Gründung war 1968, seit 1973 ist
Rush regelmäßig auf Tour.
Geschrieben: 09 Aug 2010 09:11
Blu-ray Papst
Aktivität:
Forenposts: 4.073
Clubposts: 10.040
seit 04.09.2009
Panasonic TX-P55VT50E
Blu-ray Filme:
Steelbooks:
1
Mediabooks:
2
Bedankte sich 1975 mal.
Erhielt 2349 Danke für 752 Beiträge
Zitat:
Zitat von Patrick_Star
Ja aber wieso kenn ich die Jungs dann nicht? :rofl: Anscheinend
sind die noch nicht in die Alpenrepublik vorgedrungen!
Vielen Dank erst mal für Dein Lob! ;)
Es ist schon so, dass Rush hierzulande nicht so bekannt sind. Das
liegt unter anderem daran, dass sie in Europa jahrelang nicht
getourt haben. Ich glaube, in Österreich waren sie tatsächlich noch
nie. :D
In Nordamerika sind sie dagegen bekannt wie bunte Hunde.
Zitat:
Noch eine kurze Anmerkung: die Gründung war
1968, seit 1973 ist Rush regelmäßig auf Tour.
Danke Sleaze für die Korrektur. Die "Schülerbandphase" habe ich
jetzt mal außen vor gelassen. ;)
Übrigens Matthias, guck Dir noch mal den Film "Fanboys" an, oder
auch "Trauzeuge gesucht". Da wird die Band groß und breit
thematisiert. Dann bekommst Du einen ungefähren Eindruck, welchen
Status die Band in Amerika hat. ;)
Geschrieben: 15 Aug 2010 10:28
Zitat:
Zitat von Patrick_Star
Edit:
Wow - die hatten mehr Auszeichnung als der King?
Das kann ichg mir auch nur schwer vorstellen, steht aber so
zumindest auf der englischen Wikipedia Seite. allerdings haben Rush
insgesammt nur ca 40 - 50 Millionen Alben verkauft. Ist zwar viel,
aber wenn ich mal so Bands wie Metallica oder Iron Maiden anschaue,
die dürften denke ich doch noch ein paar mehr haben als Rush, oder
gelten die dann schon wieder eher zum Metal Bereich?
Geschrieben: 15 Aug 2010 10:36
Hab jetzt mal eben auch hier geschaut:
http://www.musikindustrie.de/gold_platin_datenbank_beta/
Gemäß der Gold/ Platin Alben Datenbank haben Iron Maiden in
Deutschland bislang 15 Goldene Alben erhalten, Metallica 18 Goldene
und 11 Platin und Rush allerdings bsiher keine.
Natürlich ist der internationale MArkt dabei nicht berücksichtigt,
aber der Deutsche hat ja schließelich auch einen großen Einfluss
und wenn da bei Rush schonmal nix rauskommt, kommen bei mir da
schon irgendwie starke Zweifel auf
Geschrieben: 15 Aug 2010 13:13
Blu-ray Papst
Aktivität:
Forenposts: 4.073
Clubposts: 10.040
seit 04.09.2009
Panasonic TX-P55VT50E
Blu-ray Filme:
Steelbooks:
1
Mediabooks:
2
Bedankte sich 1975 mal.
Erhielt 2349 Danke für 752 Beiträge
Ich habe den betreffenden Satz jetzt geändert und mich nun wörtlich
an der englischen Formulierung auf dem Backcover der Doku "Beyond
the lighted Stage" orientiert, die da lautet: "Ranked third in
consecutive gold or platinum albums after The Beatles and The
Rolling Stones, ......"
So sollte es wasserdicht sein. ;)
Geschrieben: 15 Aug 2010 14:00
Movieprops Collector
Blu-ray Papst
Aktivität:
Schönes Review einer richtig geilen
Konzert Blu-Ray! :thumb:
Muss sagen das ich Rush, trotz meines Alters :p, erst vor ca. 6-7
Jahren (dank eines Freundes und www.last.fm) entdeckte.
Denn die laufen leider nicht mal so im Radio oder Fernsehen, wo man
halt so gut wie nur schnulli Chartmusik vorgesetzt bekommt.
Mir gefällt vom ersten bis zum letzten Abum alles von ihnen.
Die Jungs arbeiten momentan auch wieder an Material für ein neues
Album.
Ebenfalls sehr empfehlenswert die im Review erwähnte Beyond The
Lighted Stage und die R30 Konzert Blu-Rays.
Ja der Humor der drei ist schon was besonderes. :rofl:
So Long, and Thanks For All the
Fish.
Michael