M – Eine Stadt sucht einen
Mörder / Fritz Lang 1931 Masters of CinemaHD-Widescreen (4:3, 1.19:1) 1920x1080p
Video-Codec:
MPEG-4/AVC
Spieldauer:
111 Minuten
Hintergrund
Fritz Lang, Schöpfer einiger der wichtigsten Werke der
Filmgeschichte (u.a. Metropolis, Dr. Mabuse ect) machte sich Anfang
der 30er Jahre auf ein neues Medium zu entdecken, den
Tonfilm.
In einer von gesellschaftlichen Umbrüchen geprägten Zeit, der schon
im Sterben befindlichen Weimarer Republik, lag bereits der düstere
Schatten des Nationalsozialismus in der Luft.
Inspiriert von Presseberichten über Serienmörder (Fritz Haarmann,
Peter Kürten u.a.) reifte in Lang der Wunsch einer
cinematographischen Bestandsaufnahme der aufkommenden
gesellschaflichen Veränderungen und ihrer ausgrenzenden Ideologie,
welche er aber erst in
Das Testament des Dr. Mabuse(1933)
deutlicher zum Ausdruck brachte.
Langs Interesse ist bei M auf den Menschen und sein von Trieben und
Ängsten bestimmtes Wesen gerichtet.
Wozu ist eine Gesellschaft fähig? Wie wird man zu einem
Serienmörder? Ablehnung der Todesstrafe und Lynchjustiz als
gesellschaftliches Vergeltungsinstrument sind nur einige seiner
Fragen und Kernaussagen.
Geschichte
Warte, warte nur ein Weilchen,
bald kommt der schwarze Mann zu dir,
mit dem kleinen Hackebeilchen
macht er Schabefleisch aus dir...
Mit diesem morbiden Aufzählreim, der Adaption eines auf Fritz
Haarmann gemünzten Reimes (Originalverse aus Walter Kollos Operette
Marietta), inszeniert Lang eine der wohl eindringlichsten
und beängstigensten Szenen der Filmgeschichte.
Ein Kindermörder (Hans Beckert), schockierend überzeugend gespielt
von dem genialen Peter Lorre, treibt sein Unwesen in einer
deutschen Großstadt.
Während die Staatsgewalt zu einer in diesem Umfang nie dagewesenen
Menschenjagd aufruft, versammelt sich eine durch die plötzliche
große Präsenz der Ordnungshüter aufgescheuchte Gruppe der
Unterwelt.
Ein sogenannter Ringverein, heute würde man organisiertes
Verbrechen sagen.
Der Schränker, gespielt von Gustav Gründgens, überzeugt seine
„Kollegen“ schließlich dazu selber auf die Jagd zu gehen, um wieder
in Ruhe den „Geschäften“ nachgehen zu können.
An dieser Stelle zeigt sich schon der Zynismus einiger Mitglieder
der „ehrenwerten Gesellschaft“.
Nach weiteren Morden spitzt sich die Lage in der Bevölkerung immer
mehr zu, es kommt zu falschen Verdächtigungen. Denunziantentum und
Hysterie greifen um sich
Der Ringverein beschließt die Bettlerkaste in seine
Fanhndungsbemühungen zu integrieren.
Schließlich wird Beckart Opfer seines Modus Operandi, ein blinder
Ballonverkäufer erkennt die Melodie, die Beckert immer pfeifft,
wenn sein Trieb ihn wieder zu neuen Gewalttaten zwingt.
Er wird mit einem M für Mörder markiert und von dem Ringverein
gestellt.
Es folgt eine „Gerichtsverhandlung“ und ein Schlußplädoyer
Beckarts, das in die Geschichte einging.
Lang verzichtet hier auf eine rein eindimensionale
Betrachtungsweise.
Während der Mob und die Staatsgewalt zu einem mit ähnlichen Mitteln
operierenden Jagdinstrument verschmelzen, ist Langs Blick auf
Beckart differenzierter.
Die Welt ist komplexer, der Mensch ist komplexer. Es gibt nicht nur
Das Gute und das Böse.
Lang zeigt an der Figur des innerlich zerrissenen Hans Beckert,
dass Täter auch Opfer sein können, Opfer ihrer inneren Zwänge und
Triebe.
Dass man eben nicht in der Lage ist das Böse einfach zu markieren,
weil das Böse eben nicht nur böse ist und das Gute nicht nur
gut.
Dass man eine Gesellschaft nicht „reinigen“ kann durch die pure
Ausrottung bestimmter als minderwertig betrachteter
Gruppierungen.
10/10
Bild
Besser hat man meiner Meinung nach M nie gesehen.
Feinste Details, die früher verborgen blieben, sind zu
erkennen.
Nahaufnahmen, zum Beispiel der Gesichter, vor allem von Peter Lorre
sind jetzt noch beängstigender.
Texte auf Werbetafeln ect sind sehr gut zu erkennen im Vergleich zu
den doch recht schwammigen und dunklen DVDs.
Allerdings kenne ich die Criterion Veröffentlichung, die wohl auf
dem gleichen Master beruht, nicht.
Daher wäre ein Review der Criterion Version zum Vergleich nicht
schlecht, wenn die hier ein User haben sollte.
8/10
TON
Der Ton liegt hier in Deutsch DTS-HD MA 2.0 vor und überzeugt durch
eine zu jeder Zeit klare und angenehme Soundkulisse. Dialoge sind
über den ganzen Film klar und sauber zu verstehen.
8/10
Extras
Audiokommentar von Filmrestaurator Martin Koerber, Regisseur Peter
Bogdanovich und Historiker Torsten Kaiser.
Hier erhält man einen technischen Überblick.
Audiokommentar der Filmgelehrten Anton Kaes und Eric
Rentschler
Hier bekommt man einen Überblick über den gesellschaftlichen
Hintergrund jener Zeit und Anmerkungen zu den Intentionen
Langs.
Britische Filmfassung von 1932 mit alternativen Aufnahmen (93
Min.)
Dokumentation: Zum Beispiel Fritz Lang, Interview mit Fritz
Lang
Wie man sieht, hier gibt es reichlich interessante Extras. Zu
meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mir noch nicht alles
angesehen habe. Das wird aber demnächst geschehen.
9/10
Fazit
Langs M überzeugt in allen Bereichen. Hier wurde einem Meilenstein
der Filmgeschichte eine würdige Umsetzung spendiert.
Peter Lorres Spiel beängstigt und fasziniert den Zuschauer so sehr,
dass man sich ihm nicht zu entziehen vermag. Ein sehr gut
restauriertes Bild und ein klarer Ton machen diesen Film noch
eindringlicher und verstörender.
Klare Kaufempfehlung.
"Here I am, brain the size of a planet, and they ask me to take you
to the bridge. Call that job satisfaction, 'cause I don't."
(Marvin, The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy)