Der Soldat James Ryan ist in vielerlei Hinsicht ein sehr
diskutables Werk. Der von mir nicht immer ohne Kritik gelassene
Steven Spielberg, schlug mit seinem Kriegsepos aus dem Jahr 1998
wortwörtlich ein wie eine Bombe. Ausgezeichnet mit 5 Academy
Awards, nominiert für 6 weitere. Allein die Auflistung von Cast und
Crew ließen bereits ein zukünftiges Großwerk vermuten, Spielberg
als Regisseur, wie immer Kaminski hinter der Kamera, John Williams
als Musikverantwortlicher und über das bis ins letzte Detail aus
bekannten Namen besetzte Cast, muss man auch nicht mehr viele Worte
verlieren.
Genügend honoriert wurde der Film in
den letzten 12 Jahren zu Genüge, was zu der vor kurzem
veröffentlichen Blu-ray Version natürlich wieder in purer
Begeisterung aufflammte. Wie oft hat man es gelesen "bester
Kriegsfilm aller Zeiten!", oder "unumstrittenes Meisterwerk!". Der
Hype um die BD Veröffentlichung und die fast ausnahmslos
überbegeisterten Bewertungen brachten auch mich dazu, nach langer
Zeit mal wieder einen Blick in dieses vermeintliche Großwerk zu
riskieren. Und ja, beeindruckt
war ich wie damals zum Release, als ich mit meinen 13-14 Lenzen den
Film das erste Mal sah, aber diesmal definitiv nicht
ausnahmslos.
Was ich mir nach diesmaligem Schauen
jedoch als ausnahmslos perfekt im Hinterkopf behalten werde, ist
die wirklich ausgesprochen gelungene Inszenierung der Herren
Spielberg und Kaminski. Visuell ist der Film einfach atemberaubend
und zeigt einmal mehr, dass Steven Spielberg einer der größten
Regisseure unserer Zeit ist. Der Mann hat ein perfektes Auge,
welches seinem Ideenreichtum in nichts nachzustehen scheint. Dass
Kaminski Kameraführer aller moderneren Spielbergfilme war, konnte
sich nur positiv auf den Film auswirken. Blendeffekte,
Kameraeinstellungen, inkl. großer Kranfahrten, nichts wirkt
standartisiert, sondern einfach nur nach großem Kino. Wieviel
Atmosphäre man durch einfache Visualistik ausbauen kann, zeigt
dieser Film ungemein. Besonders im Gedächtnis blieb mir die
Sterbeszene von Vin "Caparzo" Diesel. Eine seitlich auf dem Boden
liegende Kamera, die einen förmlich den Regen schmecken lies. Ich
wage zu behaupten, dass man letzten Endes Der Soldat James Ryan als
eine kinematographische Bestleistung bezeichnen kann.
Das Problem an der Sache ist, dass es
sich damit dann auch gegessen hat, denn egal wieviel "Ästhetik" der
Film auch aufzubauen scheint, getrübt wird alles durch ein eher
schwaches Drehbuch. Die Story ist einfach Murks und für mich nichts
weiter als typischer, amerikanische und vorallem massentauglicher
Pseudo-Patriotismus. Eine Kerbe in der auch später Randall Wallace'
"Wir waren Helden" einschneiden sollte, auch wenn dieser nicht
ansatzweise diese inszenatorische Klasse erreichte.
Ein eben typisch einseitig,
amerikanischer Kriegsfilm, in dem der Feind immer gesichtslos
bleiben wird, die eigenen Soldaten aber stets bereit sind
heldenhaft in den Tod zu gehen, natürlich unter sehr pathetischem
Getöse. Und das ist es auch was dem Film, für meinen Geschmack das
Genick bricht, denn unkritisch dargestellter Patriotismus und dazu
addierter Pathos, unterscheidet in diesem Fall den Kriegsfilm vom
Antikriegsfilm.
Die Umsetzung der Disc hingegen, ist
genau wie der Film selbst, bombastisch. Das von Spielberg allzu
gern verwendete Graining kam auch hier zum Einsatz und
unterstreicht die Unerbittlichkeit der Kampfhandlungen sehr
gelungen. Das Bild ist dreckig aber scharf und passt sehr gut zum
Design des Films.
Der Ton kommt wieder nur im englischen
mit nem HD Master daher und im deutschen lediglich mit einem DD 5.1
Sound. Jedoch rumste der früher auf der DVD schon ordentlich und
kommt hier noch um Längen besser rüber. Perfekt zum Nachbarn
Erschrecken, wird der Ton, genau wie das Bild, der Umsetzung somit
sehr gerecht.
Auch wenn die Extras, mit Ausnahme der
Trailer, nicht in HD vorliegen, sind sie jedoch zahlreich und
liefern mit ausführlichem Making Of und einer Menge Featurettes
großes Hintergrundwissen zum eigentlichen Film.
Wenn man Der Soldat James Ryan als
besten Film seines Genres bezeichnen möchte, sollte man sich vorab
fragen, welches Genre man damit überhaupt meint. Denn mit
Antikriegsgroßwerken von Coppola, Kubrick, oder Wicki hat
Spielbergs Metzelepos rein gar nichts gemein. Erfolgreich war der
Film ohne Ende, jedoch sollte man differnenzieren, ob sich dies mit
der kritischen Auseinandersetzung des Themas Krieg, oder dem reinen
Schlachtenvoyeurismus begründen lässt. Wie bereits gesagt, die kinematographische
Meisterleistung kann nicht über die schlechte Rahmenhandlung
hinwegblenden, aber inszenatorisch Interessierte wie mich,
verleitet es dennoch dazu 8 starke Punkte für den Film zu zücken,
da man ihn trotz Inhalts wirklich mehr mals schauen kann und
vielleicht auch sollte, da er aufgrund der Umsetzung definitiv
seine Daseinsberechtigung besitzt.
Das Publikum was dazu neigt den Inhalt
zu glorifizieren, sollte vielleicht versuchen die Härte der
Kampfdarstellungen von der inhaltlichen zu differenzieren und sich
anschliessend mit wirklichen Antikriegsfilmen auseinander setzen,
um festzustellen, dass Der Soldat James Ryan trotz fulminanter
Kriegsszenarien letzten Endes reines Massenkino bleiben wird.
Spielberg hätte zu den ganz großen des Antikriegsgenres aufsteigen
können, aber diese Chance wurde leider durch das austauschbar
fragwürdige Drehbuch zunichte gemacht, so dass nichts weiter bleibt
als ein weiterer amerikanischer Kriegsfilm, der nur durch seine
Inszenierung glänzt.