Geschrieben: 25 Juli 2010 10:31
Vorwort:
Ich weiß, dass "Der Soldat James Ryan" nicht zur Auswahl für den
Review Contest 2010 stand, allerdings möchte ich hier gerne meine
Beweggründe erläutern, weswegen ich doch diesen Titel ausgewählt
habe:
- weil es ein herausragender Klassiker der Filmgeschichte ist
- weil bis dato noch kein Review zu diesem Film gibt
- weil meiner Meinung nach schon so viel über The Dark Knight,
Avatar oder Wall-E geschrieben wurde
- weil es sich um einen relativ aktuell veröffentlichten Blu-ray
Titel handelt
- weil man so gut über diesen Film schreiben kann
- weil dieser Film etwas besonderes ist
Aus diesen Gründen würde es mich freuen, wenn ich trotzdem mit
diesem Beitrag am Review Contest 2010 teilnehmen darf.
Vielen Dank
Hier das Review:
Der Soldat James
Ryan
Regie: Steven Spielberg
Produktion: U.S.A. 1998 /
Veröffentlichung: 21. Mai 2010
Einleitung:
Das Leben eines anderen retten und dadurch das vieler riskieren.
Kurz zusammengefasst ist das die Geschichte von „Der Soldat James
Ryan“, ein Film der sehr viele Zuschauer bisher berühren konnte und
zugleich auch wieder in Erinnerung brachte, welche Grausamkeit und
Brutalität sich am 06.Juni 1944 bei der Invasion der Normandie
ereignete.
Was lässt diesen Film aber so besonders werden? Alleine die
Tatsache, dass Steven Spielberg Regie geführt hat? Nun, wenn der
Erfolgsfilmer einen Film in die Hand nimmt, konnte er schnell große
Erfolge feiern, siehe „E.T. – Der außerirdische“, „Schindlers
Liste“, „Krieg der Welten“, „Indiana Jones“, „Der weiße Hai“,
„Jurassic Park“ etc… . So war auch klar, dass wenn er sich dem
Thema der Invasion der Alliierten im Zweiten Weltkrieg annimmt,
dabei kein Schnellschuß herauskommen wird.
Die Story:
Genre: Action, Drama, Kriegsfilm
Altersfreigabe: FSK: ab 16 Jahre
Spieldauer: 169min.
6.Juni 1944 – D-Day an der Küste der französischen Normandie. Bei
der Landung der US-Army werden diese von der deutschen Wehrmacht
schwer unter Beschuss genommen. Binnen kürzester Zeit gibt es
hunderte Gefallene; unter ihnen die beiden Brüder Ryan, deren
dritter Bruder bereits die Woche zuvor in Neu Guinea ums Leben kam.
Aus diesem Grund entscheidet der General Stab, das deren vierter
Bruder Private James Francis Ryan sofort nach Hause zu dessen
Mutter zu schicken. Den Auftrag zur Rettung von Private Ryan erhält
Captain John H. Miller und seine Mannen, der nun alles daran setzt,
den letzten der Ryan Brüder nach Hause zu bringen…
Der erste
Eindruck:
Der zweite Weltkrieg bot schon oft genug Stoff für Filme, wie z.B.
bereits in „Die Brücke von Arnheim“, „Agenten sterben einsam“,
„Pearl Harbor“ und so weiter. Mit „The longest Day“ wurde auch
bereits die Landung der Alliierten an den Küsten der Normandie sehr
früh und sehr gut verfilmt, aber kein Film erreichte bis her eine
annähernd bedrückende Stimmung und eindringliche Atmosphäre wie
„Der Soldat James Ryan“.
Manch einer mag nun beim Betrachten der ersten halben Stunde
denken, dass die Landung an der Küste zu brutal dargestellt wurde.
Und auch wenn die Normandie schnell von den Alliierten erobert war,
sollten an diesem Tag etliche 1000 im Sperrfeuer ihr Leben
lassen.
Der reale
Hintergrund:
Die Landung an den Küsten der Normandie lief unter dem Namen
Operation Neptune und war lediglich ein Teil der Operation
Overlord. Begonnen hatte diese Operation bereits im Januar selbigen
Jahres mit Übungsmanövern in Britannien und endete am 30.Juni 1944.
Operation Neptune beinhaltete dabei den Sturmangriff am
Küstenabschnitt vor der Normandie und die Etablierung eines
Brückenkopfes. Des Weiteren war sie unterteilt in 17 weitere
Operationen, deren unterschiedlichen Aufgaben z.B. waren Täuschung
der deutschen Verteidiger, Nachschubflüge, Einfliegen der 82.
US-Luftlandedivision oder der 101. US-Luftlandedivision zur
Eroberung von deutschen Stellungen, U-Boote zur Einweisung der
Invasionseinheiten, See- und luftgestützte Aktionen zur Auslegung
von Minenfeldern, usw.
Beteiligt waren dabei von allen beteiligten Nationen u.a. 6.900
Schiffe (Kampfschiffe, U-Boote, Landungsboote,
Unterstützungsschiffe, Handelsschiffe), 11.000 Flugzeuge (u.a.
4.000 Jagdflugzeuge und 4.000 Bomber) sowie insgesamt etwa 170.000
Soldaten.
Dem konnte die deutsche Wehrmacht nur wenig entgegen setzen,
nämlich gerade mal 5 Divisionen sowie 2 Jagdflugzeuge. Zwar waren 3
Panzerverbände in relativer Nähe stationiert, welche aber nur auf
ausdrücklichen Befehl Hitlers bewegt werden durften. Zudem waren
alle anderen Flugzeuge der deutschen Luftwaffe 2 Tage zuvor ins
Landesinnere verlegt worden.
Filmfakten:
Inspiriert wurde dieser Film von dem reellen Fall der Niland
Brüder. Robert und Preston Niland fielen am 6. und 7. Juni 1944 bei
der Invasion der Normandie, der dritte Bruder Edward kehrte von
einem Einsatz in Burma nicht mehr zurück und wurde deswegen als tot
gemeldet. Aus diesem Grund trat hier für den vierten Bruder
Frederick „Fritz“ Niland (der auch wie James Francis Ryan bei der
101.
US-Luftlandedivision war) die Sole Survivor Policy in Kraft, die
besagt, dass zum einen Brüder nicht alle in der selben Einheit
dienen durften und zudem der letzte von mehreren Brüdern sofort vom
Kriegsdienst befreit und nach Hause geschickt wird, wenn alle
anderen im Krieg gefallen sind. Eingeführt wurde diese Regelung
durch den Fall der 5 Sullivan Brüder 1942 bei den Solomon Inseln,
die im Kriegeinsatz auf dem Kriegsschiff Juno ihr Leben
ließen.
Meine
Meinung:
Steven Spielberg hat sich mit „Der Soldat James Ryan“ sehr sensibel
dem Thema „D-Day“ genähert. Auf eindruckvolle aber bedrückende
Weise wird vor allem die Landung an der Normandie Küste bei Omaha
Beach geschildert. Gedreht wurde hier im irischen County Wexford
hauptsächlich mit Handkameras, was die Geschehnisse noch
authentischer werden ließ.
Doch auch der Cast wurde hochkarätig mit hochklassigen
Schauspielern wie Tom Hanks, Tom Sizemore, Edward Burns, Giovanni
Ribise, Barry Pepper, Adam Goldberg, Vin Diesel, Jeremy Davis, Matt
Damon, Paul Giamatti oder Ted Danson bis in die Nebenrollen
besetzt. Zudem mussten alle Schauspieler eine zehntägige
militärische Grundausbildung über sich ergehen lassen, bei dem sie
in Waffendrill, Nahkampf, Einzelmanövern und Kampftaktiken
ausgebildet wurden. Diese Tatsache merkt man auch dem Schauspiel
der Charakterdarsteller an, die glaubwürdig ihre Rollen
verkörperten. Im Übrigen wird auf der zweiten Disc hierzu ein
Special Feature geboten.
Doch nicht nur das alleine, sondern auch die führende Hand von
Regisseur Steven Spielberg als auch der herausragenden, nahezu
poetischen Kameraarbeit von Janusz Kaminski ist es zu verdanken,
dass „Der Soldat James Ryan“ ein formidables Jahrhundertwerk, eine
absolute Referenz seines Genres geworden ist. Und auch wenn die
Schlachtsequenzen für manchen Zuschauer zu brutal und schonungslos
sein mögen, wirkt dies dennoch zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt und
übertrieben, denn hier wird nur vor Auge geführt, was sich damals
an jedem 06.Juni des Jahres 1944 an den Küsten der Normandie
wirklich ereignete. Dieser Film soll nicht nur unterhalten, sondern
das Publikum bewegen, mitfühlen lassen und zum Nachdenken
animieren.
Mr. Spielberg, Aufgabe zu vollster Zufriedenheit erfüllt!
Das
Bild:
HD-Widescreen (16:9, 1.85:1)
Auf den ersten Blick scheint das Bild alles andere als in Ordnung
zu sein. Es wirkt nicht nur sehr kühl, sondern auch sehr körnig und
stellenweise zu hell. Allerdings sollte hier zwingend
berücksichtigt werden, dass dieser Look gewollt so eingesetzt
wurde. Kameramann Janusz Kaminski wollte dem Zuschauer kein glatt
poliertes, sauberes Kinobild liefern, sondern vielmehr den Eindruck
einer Kriegdokumentation vermitteln. Aus diesem Grund ließ er die
schwarze Beschichtung der Kameraobjektive entfernen, was dazu
führte, dass das Licht dadurch mehr reflektiert wurde und dadurch
niedrigere Kontrastwerte und eine höhere Lichtempfindlichkeit
entstand.
Wie bereits vorhin erwähnt wurden beim Dreh zur Landung an der
Normandie Küste Handkameras mit asynchron eingebauten Umlaufblenden
einsetzen, was für wacklige und ungleichmäßige Aufnahmen sorgte und
diesem Effekt noch mehr unterstütze.
Zusätzlich wurde das gesamte Filmmaterial im Bleach Bypass Prozess
(um genau zu sein ENR, erfunden von Technicolor) entwickelt. Bei
diesem Effekt wird das Bleichen bei der Farbfilmentwicklung
entweder komplett oder nur teilweise ausgesetzt. Dadurch wird das
Farbbild von einem Schwarz-Weiß-Bild überlagert, demzufolge das
Bild mit verminderter Farbsättigung daherkommt, was auch Einflüsse
in Bezug auf erhöhten Kontrast und stärkeres Graining hat.
In dem Zusammenhang ist die Umsetzung auf Blu-ray sehr gut
ausgefallen. Der gewünschte Effekt entfaltet voll seine Wirkung und
verleiht dem Film – auch dank eines optimalen Schwarzwertes - eine
zusätzlich düstere Atmosphäre.
Der
Ton:
Tonspuren:
Deutsch DD 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1, Französisch DD 5.1,
Spanisch DD 5.1, Italienisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch,
Spanisch, Dänisch, Finnisch, Niederländisch, Norwegisch,
Schwedisch
Leider liegt die deutsche Tonspur lediglich in Dolby Digital 5.1
vor. Nichtsdestotrotz wird hier eine gute Qualität geboten, der es
allerdings ein wenig an Dynamik mangelt. Vor allem bei heftigen
Explosionen vermisst man ein wenig den Druck der Bässe. Allerdings
wird dennoch volle Leistung bei den Surroundkanälen abgeliefert.
Insbesondere bei den Kampfszenen zu Beginn des Films wird im
Heimkino der Eindruck erweckt man würde sich inmitten der
Kriegsgeschehnisse befinden.
Deutlich mehr wird indes bei der englischen O-Ton Spur in DTS-HD MA
5.1 gearbeitet. Die Dynamik wurde hier voll ausgelastet und auch
die Bässe werden bei den entsprechenden Szenen voll ausgelotet.
Hier wird stark an der Referenzmarke gekratzt. Das 24bit Encoding
macht sich auf alle Fälle sehr gut bemerkbar.
Unterstrichen wird dies mitunter auch von dem herausragenden Score
von Steven Spielbergs Haus- und Hofkomponist John Williams, der zu
jeder Szene auch die perfekte musikalische Untermalung
findet.
Special Features: (auf
Disc 2)
- Eine Einführung zum Film (2:35 min.)
- Blick in die Vergangenheit (4:40 min.)
- Miller und seine Einheit (8:23 min.)
- Boot Camp (7:37 min.)
- Die Produktion von Soldat James Ryan (22:05 min.)
- Die Neuerschaffung von Omaha Beach: (17:57 min.)
- Musik und Sound (15:59 min.)
- Schlussgedanken (3:43 min.)
- In die Bresche: Der Soldat James Ryan (25:01 min.)
- Original Kinotrailer (HD) (2:10 min.)
- Re-Release Trailer (HD) (1:59 min.)
- Den Krieg filmen (88:05 min.)
- Wendecover
Das Bonusmaterial auf Disc 2 lässt keinen Grund zur Beschwerde
aufkommen. Zwar befinden sich lediglich die Trailer in HD-Auflösung
auf der Scheibe, aber auch in Standard Definition können die
weiteren Features durchaus überzeugen. So findet man hier nicht nur
zusätzliche Informationen zum Film wie z.B. bei den Dokumentationen
„Miller und seine Einheit“, „Die Neuerschaffung von Omaha Beach“,
„Die Produktion von Soldat James Ryan“ oder „Musik und Sound“,
sondern auch ergänzende Auskünfte zum historischen Hintergrund.
Hierzu befindet sich mit „Den Krieg filmen“ ein sehr interessanter
und mit knapp anderthalb Stunden Spielzeit ein sehr ausführlicher
Bericht über Kriegsberichterstatter mit beim Bonusmaterial.
Zusätzlich veranschaulicht „Blick in die Vergangenheit“ die
Recherche Arbeiten von Steven Spielberg und Drehbuchautor Robert
Rodat zu „Der Soldat James Ryan“. Hier wurde wirklich zu jedem nur
möglichen Gebiet ausreichend Material geboten, um sich zusätzliches
Wissen anzueignen.
Resumee:
Zu Recht hat der Film bei den Academy Awards Verleihungen insgesamt
5 Oscars u.a. für beste Kamera, beste Regie und besten Ton
gewonnen. Des Weiteren war „Der Soldat James Ryan“ hier in 6
weiteren Kategorien nominiert. Doch auch ohne diese Tatsache kann
man unweigerlich das hohe Niveau erkennen, mit dem hier gearbeitet
wurde. Und auch wenn viele wieder den Patriotismus in Kritik
stellen wollen, wird hier eine wichtige Message vermittelt. Selten
wurde der Krieg so schonungslos und rau dargestellt.
Nichtsdestotrotz wurde allerdings kein Actionfeuerwerk zelebriert,
sondern mit viel Liebe ins Detail und auf Originaltreue die
Grausamkeit authentisch in Szene gesetzt.
Man kann wohl zu Recht behaupten, dass Steven Spielberg hier ein
wahres Meisterwerk gelungen ist.Umso erfreulicher ist es, dass auch
die technische Umsetzung auf das Medium Blu-ray sehr gut gelungen
ist. Das Bild lässt, im Rahmen der beabsichtigten Effekte, keine
Wünsche offen und auch der Ton liefert gute (deutsche Spur) bis
herausragende (englischer Originalton) Werte.
Abgerundet mit einer Masse an zusätzlichen Informationen durch die
Special Features ist diese Blu-ray eine absolute Pflichtanschaffung
für jeden Cineasten.
Wertung:
Story: 10/10
Bild: 9,5/10
Ton: 9/10 (englische Tonspur) bzw. 8/10 (deutsche
Tonspur)
Extras: 10/10
Testequipment:
TV: Toshiba 47Z3030D (47")
BD-Player: Panasonic DMP-BD30AV-Verstärker: Denon AVR-1602
Boxen: Magnat
P.S. Falls dieses Review doch nicht zum Review Contest 2010
zugelassen werden sollte bitteoch um Verschiebung in den Mitglieder
Review Bereich - Vielen Dank schonmal:)