Wall-E Review
Ich will leben, nicht überleben.
Aufräumen? Keine Lust. Natur? Viel zu anspruchsvoll. Einfach
wegreisen – wohl das einfachste. Genau das dachte sich
wahrscheinlich auch die Generation der Menschen, die im Pixar
Streifen Wall-E die Erde samt dem von ihnen angesammelten Müll
zurückließen, um kurzerhand in die Weiten des Universums
aufzubrechen. Nur ein paar Roboter ließen sie da. Aufräumen sollten
sie. Viele der Roboter schafften es nicht, in diesem Müll
weiterzuarbeiten und gingen kaputt. Nur einer unter ihnen schaffte
es, täglich die Berge an Toilettenpapier, Pappkartons,
Elektronikartikeln und sonstige Hinterlassenschaften der
Menschheit, in kleine Würfel zu pressen, um diese dann platzsparend
auf- und umeinander zu stapeln. Doch ist es Wall-E’s ewiges
Schicksal nur Müll zu stapeln?
Story: Mittagssonne, verrottete Hochhäuser, sowie das leise Surren
von Fahrzeugketten. Damit ist keine sich nähernde Armee von Panzer,
die soeben New York zerstört haben, gemeint, sondern ein kleiner
Roboter, der von Müllhaufen zu Müllhaufen fährt, um diese
aufzusammeln und zusammenzupressen. Er hat viel zu tun, nachdem die
Menschen vor Jahrhunderten die Erde verlassen haben. Auf seiner
Reise durch Abfallberge entdeckt er Kleinigkeiten, wie Scharniere
oder Ipods, die ihn faszinieren. Jedoch geschieht dies nicht, auf
normale Weise. Er entdeckt die Kreationen der Menschheit auf ganz
neue Weise und hat immer den verspielten Geist eines Kindes in
sich.
Die Menschen, die den Planeten Erde an sich schon aufgeben haben,
senden immer wieder Drohnen auf die Erde, die die Möglichkeit eines
erneuten Lebens auf ihr ermitteln sollen. Eine von ihnen: Eve.
Nicht nur, dass Eve für die abwesende Menschheit arbeitet und mit
ihrer hochentwickelten Technologie Wall-E in allen Hinsichten
überlegen ist, unterscheidet sie anfangs von ihm, sondern auch die
Zuneigung, die Wall-E ihr entgegenbringt, kann Eve nicht empfinden.
Doch hat dies einen besonderen Grund, der beide schlussendlich in
das Weltall führen soll, in welchem sie auf dem Raumschiff der
Menschheit erneut aufeinandertreffen.
Geleitet wird das Schiff von Kapitän, der zusammen mit seinem
Roboterkollegen Otto dafür sorgt, dass alles seinen rechten Weg
geht. Schon bald stellt sich heraus, dass Unordnung und
Unkoordiniertheit auf dem Raumschiff Chaos auslösen und nicht
erwünscht sind. Wall-E versucht aufgrund seiner kindische Art,
seiner Neugierde und nicht zuletzt aufgrund seiner Liebe, dass sein
Ziel, aber auch das Ziel der Menschheit zu erreichen. Was das für
ein Ziel ist, wie es dazu kommt und, ob er dies schafft, wird in
dem rasanten, facettenreichen und nicht zuletzt urkomischen
Abenteuer von Wall-E erzählt.
Wall-E’s Abenteuer ist computeranimiert, wodurch der spielerische,
auch teilweise romantische Charakter des Films unterstrichen wird.
Die Geschichte stützt sich außerdem auf immer passend inszenierte
Tonabfolgen und Klänge, die die erste halbe Stunde ganz von allein
die Handlung erzählen. Sie zeichnen Wall-E aus, beschreiben ihn.
Wer ihn einmal gehört hat, der weiß, wer da kommt: Wall-E. Nicht
zuletzt deswegen, beschrieben viele den Film als intensives
Erlebnis, gerade in dieser Zeit, wo nur die atmosphärischen
Tonabfolgen im Zusammenklang mit dem Bild den Zuschauern das
Erlebnis Wall-E’s näher bringen.
Bild: Wall-E ist phänomenal. Ein bisher unerreichtes Niveau an
Bildqualität zeichnet den Film aus. Das Weiß, glänzt, das Schwarz
ist schon bedrohlich schwarz. Wall-E ist ein Meisterwerk in Sachen
Farbabstimmung und Klarheit. Zustande kommt das dadurch, dass der
Film eine computeranimierte Produktion ist und somit von Grund auf
die beste Umgebung für ein ausgezeichnetes Bild liefert.
Das Bild zeichnet sich nicht nur, wie schon zuvor erwähnt, nur
durch die Farbqualität aus, sondern auch durch die realistische
Plastizität der Objekte und Umgebung. Alles wirkt sehr authentisch
und lebendig, keineswegs unecht oder gar starr.
Ton: DTS-HD 6.1 in der englischen Sprachausgabe, DTS 6.1 in der
Deutschen, sowie 5.1 und 2.0 weiterhin in der deutschen,
englischen, französischen, italienischen und niederländischen
Sprachausgabe, lassen den Film in vielen Sprachen auch tontechnisch
zur Höchstform auflaufen.
Doch wird diese ausgezeichnete Soundqualität nicht durch
überragende Dialoge, sondern durch die bereits erwähnten Umgebungs-
und Aktionsgeräusche herübergebracht. Nie hat man das Gefühl es
würde nichts passieren, da niemand redet, denn die Geräusche
faszinieren den Zuschauer und lassen keineswegs Langeweile
aufkommen. Eine neue Umgebung, andere Töne. Nie jedoch hat man das
Gefühl, dass Aspekte der Umgebung mit falschen Tönen digitalisiert
oder zum Überfluss in den Film geraten sind. So zeichnet sich der
Film also im Bereich Ton durch unglaubliche, malerische und
interessante Klänge aus und bringt dadurch den Zuhörer (/Zuschauer)
dazu, sich in diese wunderbaren Klänge zu verlieben.
Ausstattung: Spiele, Storyboards, Kommentare, Entstehung können sie
entdecken, wenn sie entweder die Extras auf der Film-BD oder auf
der extra mitgelieferten Extras-BD des Films anschauen. Viele von
ihnen bestechen in HD und lassen damit auch für Freunde guter
Qualität in Sachen Bild nichts aus. Apropos gute Qualität: Wer sich
gerne über Hintergründe eines Films, bzw. deren Entstehung
informiert, der kann mit dem Film Wall-E nichts falschmachen. Die
meisten sind inhaltlich auf einem hervorragenden Niveau und somit
keineswegs langweilig. Alles in allem gibt es also an der
Ausstattung rein gar nichts zu bemängeln, denn diese ist, so wie
das Bild, bisher unübertroffen.
Fazit: Es ist ein Zeichen von Mittelmässigkeit, nur mässig zu
loben. Doch Mittelmaß ist dieser Film wirklich nicht. Brilliantes
Bild und packender Ton gepaart mit einer Geschichte, die auf eine
gewisse Art und Weise einfach jedem, der Kinder und Spaß mag,
gefallen muss, kreiert ein absolut glänzendes Film-Erlebnis, dass
bisher noch kaum ein Film bieten konnte. Wer zeigen will, wie sehr
Filme heutzutage bereits an Qualität, Raffinesse und Stil gewonnen
haben, der sollte Wall-E, der diese Eigenschaften als kleiner
Roboter über den gesamten Verlauf des Films hinweg zeigt, als
Vorzeigebeispiel nehmen, um die Begeisterung der Anderen zu
wecken.
Das Einzige, was schlecht ist, ist, dass er nach 98 Minuten purem
Genuss bereits vorbei ist. Doch auch hierbei hat Pixar sich ja
bemüht mit unzähligen, zusätzlichen Videofilmen das Spektakel
Wall-E weiterleben zu lassen.
Story: 9/10
Bild: 10/10
Ton: 9/10
Extras: 10/10
Fazit: 9,5/10
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