Während dieses Mini-Tutorial hier zum Thema
Überbelichtungen fiel mir auf, dass man
grade dann, wenn man nicht ganz sauber belichtete Bilder
nachbearbeitet, auch sehr oft vor einem neuen Problem stehen
kann:
Digitales Bildrauschen
Diese Problematik ergibt sich natürlich nicht nur dann, wenn man
z.B unterbelichtetes Material aufhellt, sondern man hat nicht
selten bereits bei Fotos direkt aus der Cam schon
Chrominanzrauschen (Farbrauschen) oder Luminanzrauschen
(Helligkeitsrauschen von Graustufenbildern).
Erzeugt wird das Rauschen oftmals in Abhängigkeit der Sensorgüte in
Verbindung mit steigender ISO-Zahlen und evt. gepaart mit
Unterbelichtung oder gar Langzeitbelichtungen.
Im Umkehrschluss bedeutet das zwar auch, dass man nur dann höhere
ISO-Werte einstellen sollte, wenn man sie aufgrund Dunkelheit auch
wirklich benötigen würde und nicht bei strahlendem Sonnenschein am
Tag unnötig mit ISO 400 oder 800 oder noch mehr
fotografieren.
Aber das Wieso und Warum sollte egal sein - hier soll schliesslich
aufgezeigt werden, wie man gegensteuern kann mittels
Bildbearbeitung, um das Rauschen etwas zu mindern.
Ich möchte hier weiterhin den Lösungsweg mit der Freeware
Bildbearbeitungssoftware
GIMP einschlagen, da ich
unterstelle, dass derjenige User, der Photoshop sein Eigen nennt,
auch damit umzugehen weiss und die hier genutzten Ansätze wohl
kennen dürfte.
Selbstredend ist GIMP sehr stark an PS angelehnt was Werkzeuge oder
Menüführungen anbelangt und somit kann man meist in PS
wiederfinden, was hier in GIMP gezeigt und genutzt wird.
Als Testobjekt möchte ich nochmals das Foto aus dem oben verlinkten
Thread benutzen, da mir dort das Rauschen eben aufgefallen war und
es sich anbietet, damit weiter zu arbeiten.
Vorweg in der Detailansicht das vorher und nachher Bild als auch
ein Direktvergleich - der Bereich der Tischkante und der Schrift in
den Menüs verdeutlicht am meisten:
1. VORHER
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2. NACHHER
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3. Linke Bildhälfte vorher, rechts nachher
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4. Entrauschen
Ein relativ simpler Ansatz kann darin bestehen, dass man zur
Entfernung des Rauschens einen Weichzeichner einsetzt, was hier mit
GIMP aufgezeigt werden soll.
Bevor ich auf den Filter als Solches eingehe und die Parameter
setze, die in DIESEM Beispiel für meine Augen ganz gut passen,
möchte ich noch Folgendes loswerden:
Filter, die entrauschen oder eben weichzeichnen, sollten moderat
eingesetzt werden (wenngleich das für die Gegenrubrik der
Nachschärfung ganz genauso gilt!), da sie für unser Bild immer auch
den Verlust von Detailinformationen bedeuten.
In diesem Fall kommt der "Selektive Gaußsche Weichzeichner" zum
Einsatz:
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Benutzt wurde er mit diesen Werten:
Wichtig ist hierbei, dass ich den Delta-Regler stark gedrosselt
habe, denn genau dieser Regler ermöglicht es, dass man zwar eine
flächige Weichzeichnung erreicht, aber bei geringen Zahlenwerten
auch noch relativ viel Kantenschärfe/Detailtreue übrig
behält.
Man kann hierbei den Haken der Vorschau wechselseitig an- und
abstellen und sich die Auswirkung im eigentlichen Bild
ansehen.
Alternativ und ähnlich wie in PS auch kann man in dem kleinen
Vorschaufenster mit der Maus und gedrückter linker Taste den
Vorschaubereich zum einen verschieben, um somit zu relevanten
Bildbereichen navigieren zu können, aber man kann auch sehen, dass
in dem Augenblick, wo ich mit der gedrückten Maustate das Bild
etwas bewege, mir das ORIGINALbild angezeigt wird und kaum dass ich
stehen bleibe wird die Auswirkung der Filterparameter in diesem
Fenster dargestellt.
Wer mal den Deltawert 10 mit z.B. 50 vergleicht wird festellen,
dass 50 viel zu intensiv arbeitet und zu viele Details wegbügelt,
was nur ganz selten positiv für das Bild wäre.
Hat man den richtigen Einstellungswert gefunden, kann der Bereich
des Entrauschens an dieser Stelle bereits als abgeschlossen
betrachtet werden.
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5. Nachschärfen
Das Nachschärfen wird von sehr vielen Benutzern, wie ich finde,
sträflich ignoriert, wenn es darum geht, Fotos ins Netz zu stellen,
die in ihrer Pixelauflösung reduziert wurden.
Warum reduzieren?
Nun ja, wenn man sich gängige Monitorauflösungen ansieht, dann
liegen diese doch meist bei max. 1680 x 1050 oder evt. auch bei
1920 x 1080 aber nicht selten auch nur bei etwas mehr als 1024x768
Pixeln.
Wenn nun ein Digitalfoto aus der Cam mit sagen wir weit über 3000
Pixeln in der Horizontalen daherkommt, dann macht es keinen Sinn,
Bildbearbeitung mit Originalgröße zu betreiben, wenn die meisten
Betrachter das Bild niemals auf die völle Größe aufzoomen würden
und das bedeutet dann im Umkehrschluss: wenn ich mein Bild mit z.B.
3504 x 2336 Pixeln ins Netz stelle bekommt es der Betrachter
mittels Forensoftware oder Browser doch meist deutlich verkleinert
zu Gesicht.
Und selbst wenn er es durch Anklicken vergrößern würde, wäre er
dennoch selten imstande, ALLE Bereiche meines Bildes zu sehen und
müsste ständig scrollen - dann wäre die Bildwirkung allerdings
recht bescheiden.
Ich würde daher lieber das Bild auf moderate Größen verkleinern,
damit der Leser auch das meiste davon direkt zu Gesicht
bekäme.
Damit würde zum anderen auch die Dateigröße nicht zu riesig und der
Ladeprozeß nicht zu lang.
Somit würde also oftmals eine Pixelreduktion bei Bildern greifen
und genau NACH einem solchen Prozeß sollte nachgeschärft
werden!
Schärfeverlust ist aber nicht nur durch Verkleinerungen gegeben,
sondern nicht selten könnte auch das eine oder andere Foto noch ein
klein wenig mehr Grundschärfe vertragen. Daher sollte ganz am Ende
eines Bildbearbeitungsschrittes das Nachschärfen erfolgen.
Das Nachschärfen sollte in den Arbeitsgängen der Bildbearbeitung
immer der allerletzte Schritt vor dem Speichern sein - nicht jedoch
bereits vor anderen Arbeitsschritten!
Auch in GIMP finden sich mehrere Schärfefilter, wenngleich nicht
jeder danach klingt:
=> Filter => Verbessern => Schärfe ist offensichtlich und
sollte ausprobiert werden mit mittleren Werten des Reglers
=> Filter => Verbessern => Unscharf Maskieren klingt erst
einmal nicht nach etwas, was wir hier erreichen wollen, sollte aber
auf jeden Fall ausprobiert werden mit geringen Werten wie
z.B.:
Wer mit PS nachschärft, dem sei der Selektive Schärfefilter
empfohlen und nahegelegt bei Nutzung der Vorschaufunktion, die sich
direkt auf das eigentliche Bild bezieht, auch immer darauf zu
achten, dass Vorschauen und Beurteilungen einer solchen Filterung
IMMER bei einer Bildgrößendarstellung von 100% durchgeführt werden
sollten, da man andernfalls die Veränderungen im geöffneten Bild
häufig gar nicht korrekt wahrnehmen kann.
In GIMP wirken manche Befehle direkt auf das geöffnete Bild und
andere Filter haben nur eine Vorschau in dem jeweiligen
Vorschaufenster des Befehles/Filters.
Im Zweifelsfall in GIMP also auch auf 100% Ansicht gehen - links
unten kann das schnell eingestellt werden:
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Ich hoffe, das Entscheidende zur Entrauschung als auch einer
Nachschärfung ist angesprochen worden.
Wenn ich etwas unverständlich ausgedrückt oder gar vergessen habe,
bitte einfach hier den Mund aufmachen.
PS User kann ich übrigens für das Entrauschen Imagenomic "Noiseware
Pro" und auch "Portraiture" ans Herz legen.