Im Test:
Two Worlds 2
11.30.10 | Keine Kommentare
Wenn man an Rollenspiele denkt, kommen einem meist folgende Dinge
in den Sinn: Teilweise kompliziert und eine ewig lange Spielzeit.
Nun, letzteres trifft definitiv auf Two Worlds 2 zu, denn das
Rollenspiel aus dem Hause JoWooD bietet eine wirklich ausgedehnte
Storyline. Dennoch: All zu einfach wird es nicht werden, denn der
Weg zum Ziel ist steinig und bedeutet harte Arbeit
Fanden einige RPG-Fans das vor kurzem veröffentlichte Arcania etwas
mau, so darf man sich hier auf eine… man möchte schon fast sagen…
bessere Alternative freuen.
Wer den Vorgänger nicht kennt, wird sich vermutlich etwas schwer
tun. Es empfiehlt sich, dass Handbuch genauestens zu studieren, so
erfährt man zumindest im Schnelldurchlauf, was dem Geschwisterpaar
zugestoßen ist. In Two Worlds 2 strebt der dunkle Magier Gandohar
die Herrschaft über das beschauliche Reich Antaloor an. Um seine
Pläne verwirklichen zu können, benötigt der Schuft ausgerechnet die
Schwester des Titelhelden. Kyra, so der Name der Schwester des
leider namenlosen Helden, ist eng mit ihrem Bruder verbunden.
Magische Bande erhalten sie am Leben, aber auch nur so lange der
Held von Two Worlds 2 selbst am Leben ist. Und so wurde er
gnädigerweise von Gandohar in ein dunkles Loch eingesperrt.
Glücklicherweise kann man schon fast sagen, wird das dunkle Rituals
Gandohars jäh unterbrochen… von Orks. Und ausgerechnet diese Brut,
bzw. eine in einem Gesichtsschleier verhüllte unbekannte Schönheit
orkischer Herkunft, befreit unseren Titelhelden aus dem Gefängnis.
Gleich von Anfang an geht es rund. Gandohar kan allerdings mittels
eines Portals fliehen… klarer Fall, dass unser Held samt seinen
neuen Orkfreunden ebenso einen Abgang durch das Portal machen
müssen.
Nach dem Sprung verschlägt es unseren Held auf die Insel Alsorna.
Die ersten Schritte hier dürfen als Tutorial betrachtet werden,
denn man lernt das Kämpfen mit diversen Waffen, das Schmieden… also
die Herstellung seiner Waffen und auch ein wenig Zauberei und
Alchemie. Im Prinzip das Handwerkzeugs eines waschechten
Allrounders. Rollenspieltypisch gibt es eine Vielzahl an Optionen.
Es bedeutet zwar ein wenig Arbeit, um mit dem System zu recht zu
kommen, allerdings wird man dann mit einem mächtigen
„Werkzeugkasten“ belohnt.
Ein wenig bleibt man noch in der Orksiedlung, denn einen Einstieg
in die Story bietet erst so richtig die Prophetin des Stammes.
Diese wird von üblen Träumen heimgesucht… das schwere los einer
Prophetin eben. Dämonen und tote Wesen toben über das Land. Aber
warum? – Klarer Fall: Es kann nur einen geben, der das Land retten
kann. Unser Held! Also ab ins Abenteuer…
Insgesamt bietet Two Worlds 2 eine ca 60 Quadratkilometer große
Landschaft und ist somit beinahe doppelt so groß wie der Vorgänger.
Ebenso beeindruckend wie die Größe, ist die Anzahl der Gegenstände,
die man im Verlauf so aufgabelt. Man wünschte sich beinahe einen
Rocksack, sowie einen mittelgroßen Leiterwagen, da sonst sämtliche
Taschen aus ihren Nähten platzen würden.
Was man mit dem Kram macht? Entweder wegwerfen, verkaufen… oder in
etwas sinnvolles verwandeln. Man wird beinahe von den Menüoptionen
erschlagen, die Two Worlds 2 bietet. Anfänger werden wahrscheinlich
etwas überfordert im Handbuch herumblättern, aber auch alte Hasen
kommen teilweise ins grübeln, da die Icons im Menü nicht immer
unbedingt aussagekräftig sind.
Wie immer darf man seine Skillpunkte weise verteilen, die man in
den wirklich zahlreichen Quest aufsammelt. Jedoch nutzen einem aber
zig Punkte nichts, wenn man keinen blassen Dunst hat, wohin man sie
verteilen soll. Abhilfe schaffen hier bestimmte Bücher, die unser
Held studieren darf.
Grau ist die Theorie, bunt die Welt von Two Worlds
2
Die Welt von Two Worlds 2 lebt. Nicht nur die Natur ist voller
Tiere und lästiger Gegner, auch die Städte der NPC versprühen eine
erfreuliche Lebendigkeit. Durch die Gassen schreiten die Bewohner
und von links und rechts hört man das Geschrei der
Marktreibenden.
Was die Gespräche angeht, so bekommt man wirklich einiges auf die
Ohren. Es gibt wirklich eine Unmenge an Dialogen. Gut, das mögen
vielleicht andere Titel auch bieten, aber Two Worlds 2 kann mit
sehr professionellen Synchronsprechern wie etwa mit Kim Kasper (die
deutsche Stimme des JD aus Scrubs) begeistern! Atmosphärisch kann
diese Tatsache einiges bewirken, auch wenn manche Dialoge eher „The
Witcher“-Niveau bieten und teilweise mit platten Humor die beinahe
epische Stimmung eher in ein Kasperletheater verwandeln
Wie schon erwähnt: Ca 60 Quadratkilometer ist die Spielwelt groß,
aber dennoch kommt keine Eintönigkeit auf… gut, unter der Erde in
den dunklen Höhlen vielleicht. Aber wer erwartet schon bunt
geschmückte Dungeons? Eben. Dafür darf man in aller Ruhe über die
Kopfsteinpflaster flanieren und sich die nett gestalteten Gebäude
auch mal näher betrachten.
Durch die Wanderschaft durch die Natur gibt es natürlich optische
Unterschiede. Saftige Wiesen, staubige Wüsten und bedrückende
Sumpflandschaften. Man hat definitiv schon schlechteres
gesehen.
Nun gibt es da ein ganz besonderes Transportsystem in Two Worlds 2.
Zwar darf gerne seine Reise zu Fuß oder hoch zu Ross antreten, aber
wir wissen aus Oblivion: Lange Reisen sind anstrengend. Und deshalb
gibt es auch in Two Worlds 2 praktische Schnellreiseportale…
allerdings kann man auch nur einen Ort auf diese Weise besuchen,
wenn man ihn schon mal entdeckt hat.
Jetzt mögen die Charaktere ja allesamt nett aussehen. Aber es gibt
da eine Sache, bei denen mir beinahe die Augen ausgefallen sind:
Die Bewegungen. Ja Leute, wir sind im Jahr 2010 angekommen. Es wird
doch irgendwie möglich sein (und andere Spiele beweisen dies), dass
sich die Spielfiguren nicht wie die Männchen aus der Augsburger
Puppenkiste bewegen! Da mag man ja gar nicht hinsehen, wie kantig
sich manches Mal die Charaktere in den Dialogsequenzen
bewegen!
Etwas verwirrend können die Clipping-Fehler sein, die ab und an
auftauchen. Da verschwindet der Gesprächspartner durch die
geschlossene Tür (nein, es ist kein Geist) und man selbst bleibt
davor natürlich stehen. Das Gespräch wird aber munter fortgesetzt.
Auch ganz nett ist es, wenn eine Figur im Pferd verschwindet. Ein
Hottehü mit 6 Beinen hat auch was…
Und wo wir gerade bei Pferden sind: Das Fahrverhalten ist unter
aller Kanone. Zudem muss der Gaul durch gleichmäßiges Drücken der
linken Schultertaste auf Trab gehalten werden. Drückt man zu oft
und zu schnell, wirft es den Reiter in die Grube.
Hab ich schon erwähnt, dass Two Worlds 2 ein ziemlich
anspruchsvolles Spiel ist? Jetzt mal von der Story abgesehen…
…man mag ja Anfangs noch über die leicht doofen Gegner lachen, die
sich gerne schon mal von einem Hügel aus mit Pfeil und Bogen
durchlöchern lassen und nur hektisch von links nach rechts laufen.
Doch der Schwierigkeitsgrad zieht im Laufe des Spiels an… auch auf
der leichtesten Stufe kommt der Gelegenheits-RPG‘ler schon mal
hübsch ins Schwitzen.
Wer nicht wirklich auf die Verteilung seiner Skillpunkte achtet,
wird schnell das Nachsehen haben. Ja, ich weiß: Das ganze
Spielsystem ist sehr Umfangreich und man benötigt eine Menge Zeit
(und beinahe ein abgeschlossenes Studium als Raktenwissenschaftler)
um sich da durchzukauen, aber es lohnt sich. Sollte ein Gegner mal
zu schwer sein, hilft später im Spiel weglaufen herzlich wenig und
schon wenig später darf man sich die Radieschen von unten
betrachten. Training ist da A und O und wer das nicht beherzigt,
hat gegen größere Unholde im Spiel keinen Hauch einer Chance!
Fazit:
Um das vielleicht etwas verwirrende Review zu Ende zu bringen,
möchte ich langsam zum Abschluss kommen. Two Worlds 2 bietet
wirklich eine ellenlange und recht tiefe Story, in die man schön
hinein sinken kann. Allein ohne den zahlreichen Nebenmissionen wird
man für Wochen Spaß haben (je nachdem, wie viel Zeit man täglich
für die Quests einsetzt… ich geh mal eher vom abendlichen Zocken
für 2-3 Stunden aus). Man wird hier wirklich mit einer wunderbaren
Komplexität konfrontiert, die man bei anderen RPGs die in der
letzten Zeit veröffentlicht wurden nicht finden wird.
Sehr amüsant sind auch die kleinen Minispiele, mit denen man etwas
Zerstreuung im Spiel finden kann. Da wäre zum Beispiel ein spaßiger
GuitarHero-Klon. Hier darf man mit seiner Laute das Volk mit
schrägen Töne in Verzückung bringen. Wer kein Bock auf Musik hat,
kann sich auch gerne mal im Glücksspiel versuchen und für die
harten Kerle gibt es knallharte Gladiatorenkämpfe.
Wer für die eisige Zeit ein wirklich gutes RPG sucht, mit dem man
daheim im warmen viele schöne Stunden verbringen kann, der ist bei
Two Worlds 2 wirklich sehr gut aufgehoben!
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