Also die letzten beiden Episoden haben mir jetzt endgültig zu dem
Entschluss verholfen, nach Staffel 10 aufzuhören - komme was da
wolle. Ich hoffe bloß, dass die Staffel ohne (zu) großen
Cliffhanger endet. Dass sie die Serie mit der zehnten Staffel
beenden, halte ich nämlich für ziemlich unwahrscheinlich.
Mich regt die Geschichte mittlerweile mehr auf, als dass ich mich
unterhalten fühle. Es ist allerdings ein diffuses Gefühl und es
fällt mir schwer, es in Worte zu fassen. In erster Linie und am
klarsten kann ich es noch hinsichtlich der "Probleme" der Figuren
darlegen, die in Wirklichkeit keine sind. An vordester Front
natürlich Bernadette und Howard mit ihrem Nachwuchs. Aber auch Raj
mit seinen ewigen Selbstzweifeln und Leonard und Penny mit ihrer
Oberflächlichkeit. Da liegt der Hund eben begraben: Eine
Comedy-Serie wie
The Big Bang Theory braucht keine extrem
tiefen Charaktere, aber genau das versucht man seit mehreren
Staffeln auf Teufel komm raus in die Figuren hineinzuschreiben.
Dabei ist man aber nicht konsequent genug - wohlwissend, dass es
andernsfalls wahrscheinlich als Comedy nicht mehr funktionieren
würde. So bleibt es bei Versatzstücken, die man immer dann
reaktiviert, wenn man irgendwelche Klischees aufleben bedienen
möchte.
Ein anderer Punkt ist einfach diese ewig zur Schau gestellte
Dekadenz, was sich mit dem gerade beschriebenen Problem der
mangelnden Tiefe überschneidet und wohl nicht ohne radikalen
Schnitt aufzulösen ist. Alle Gruppenmitglieder führen ein letztlich
vollkommen spießiges Leben, sie müssen eigentlich nicht wirklich
etwas tun (hat agentsands auch schon weiter oben angesprochen) und
sind im Prinzip nur damit beschäftigt, selbstreferentielle und
damit irrelevante Gruppeninterna zu besprechen - am besten bei Take
Out Food oder einer Flasche Wein (das Damen-Triumvirat). Eine
Reflektion des Äußeren findet einfach nicht statt. Natürlich
braucht bzw. kann eine solche Show nicht das Weltgeschehen
abzubilden; aber auch innerhalb des Serien-Kosmos könnten äußere
Einflüsse auf die Gruppe erdacht und dann eben thematisiert
werden.
Die Lösung besteht für die Macher dann offensichtlich darin, dem
Zuschauer überdrehte "Twists" anzudrehen, um diesen Mangel an
erzählerischer Qualität zu kaschieren. Das sind dann eben solche
Absurdidäten wie der "Emotionen-Detektierer" oder - ganz schlimm -
der Motorblock im Appartment. Alternativ gibts dann eben
Fremdschäm-Elemente wie die Ex-Freundinnen-Selbsthilfegruppe, um
noch ein drittes Beispiel aus der aktuellen Staffel zu nennen.
Scheinbar ist man der Meinung, unter dem Etikett "Nerd" auch die
hirnrissigsten Ideen verwursten zu können, um die Show am Leben zu
halten.
Zuguterletzt kann ich manche Gesichter einfach nicht mehr sehen,
z.B. Leonards ewig genervte Grimassenschneiderei oder eben die
immer selbe Reaktion auf einen Monolog (meist von Sheldon), also
das ungläubige Gucken und die zwangsläufige Ein-Wort-Antwort
(meist: "No.", meist Howard).
Auch die Publikumslacher wirken mittlerweile einfach nur
deplatziert und tragen in meiner Wahrnehmung viel zum Verlust bei.
Es gibt da ja kontroverse Meinungen dazu, wie diese Lacher
entstehen. Bei den ersten Staffeln wirkten sie noch ziemlich
authentisch, mittlerweile aber einfach nur fürchterlich künstlich
und schwach eingepasst.
Ich könnte mich noch weiter aufregen, beende es aber an dieser
Stelle. Wie schon gesagt: Es fällt mir nicht ganz leicht, mein
Unbehagen in Worte zu fassen. Wer noch weiter Freude mit der Serie
hat, dem sei diese natürlich zugestanden. Für mich überwiegen nun
aber die Negativ-Eindrücke so sehr, dass ich eben nach Staffel 10
den Schlussstrich ziehe. Die Serie hat sich einfach überlebt.
/rant ;)
Gruß,
Joh