Der Artikel ist interessant und enthält viele Wahrheiten, wenn er
auch nicht ganz auf dem Stand der Technik ist.
So wird zum Beispiel formuliert, dass im Kino sowieso nur niedrige
Bitraten gefahren werden, weil die DD und auch die SDDS und DTS
Spuren hier nur geringe Bitraten erlauben.
Ist für 35 mm Kopien richtig, doch seit in manchen Kinos auch
digital projiziert wird, und sowohl das Bild als auch der Ton von
der Festplatte kommt, ist der Ton nicht mehr beschränkt auf lossy
Codecs wie DD oder DTS oder SDDS. Die DCI Spezifikation, die hier
bei der Verschlüsselung und Wiedergabe der Files zum Zuge kommt,
kennt eigentlich nur PCM-Ton. Und zwar bis zu 16.1 Kanäle und 48,
96, und 192 kHz Abtastrate, verbunden mit 16, 20 oder 24 Bit
Festkomma.
Dass bei Mischungen das Signal grundsätzlich mal reduziert wird,
kann man zumindest heutzutage und bei den Majors mal als Gerücht
abstempeln. Selbst die preiswerten Homerecording Digitalmischpulte
verarbeiten problemlos 96 kHz und rechnen beim Mischvorgang intern
mit wenigstens 40 Bit floating point, einige Pulte mit 64 Bit
Festkomma (und das sind immer noch relativ preiswerte
Homerecordingpulte).
Digitale Mischungen werden eigentlich erst dann so richtig übel,
wenn sie komplett am PC mit Hobbyvideoschnittsoftware oder
Hobbymusikersoftware wie Magix Video Deluxe oder Music Studio o.ä.
gemischt werden - denn diese Programme arbeiten intern tatsächlich
nur mit 24 oder 16 Bit (auch in den Effekt Plugins) - und das wird
schnell eng, wenn man mal bei ein paar Frequenzen etwas am
Equalizer schraubt und noch dynamische Kompression macht.
Für ziemlich vernachlässigbar halte ich auch die Frage nach der
Güte der Mikrofone. Frequenzgang ist erstens nicht alles. Und
zweitens wissen die wenigsten, was Frequenzgang wirklich heißt. Das
Frequenzspektrum eines digitalen Bauteils endet nach oben hin
ziemlich genau bei seiner oberen Grenzfrequenz (bedingt durch das
Abtasttheorem: größte maximal nutzbare Frequenz ist gleich
Abtastfrequenz geteilt durch 2). Ein A/D Wandler mit 20Hz - 20kHz
liefert ein Spektrum, das genau von 20 Hz bis 20 kHz Frequenzen
enthält. Der Frequenzgang eines analogen Bauteils, sagen wir eines
Tonbandgerätes mit einem Frequenzgang von 50-16 kHz heißt eben
NICHT, dass das Tonbandgerät keine 17 und 18 kHz Frequenzen mehr
speichert, sondern dass nur im Bereich zwischen 50-16.000 Hz die
Speicherung MIT ETWA GLEICHEM WIRKUNGSGRAD geschieht. Tonbandgeräte
mit Frequenzgang bis 16 kHz sind (bei entsprechender Güte der
Bauteile) durchaus in der Lage auch Frequenzen um 30 kHz
aufzuzeichnen - nur eben nicht mehr mit dem selben Wirkungsgrad,
will sagen, mit deutlich schwächerem Pegel.
Was heißt das? Das heißt, dass der Frequenzgang bei analogen
Bauteilen keine Auskunft darüber gibt, wie viele Frequenzen nach
oben hin noch mit übertragen werden. Typische Argumentation: "die
Mikros gehen im Frequenzgang ja bloß bis 20 kHz, also wenn man den
von diesen Mikros kommenden Ton digitalisiert mit 44,1kHz (und
"digitalem" F-Gang bis 20kHz), dann hat man ja alles drauf". Ist
leider falsch, da der F-Gang des analogen Bauteils "Mikrofon" nur
aussagt, dass bis 20k die Pegel der Frequenzen einigermaßen gleich
bleiben. Das 20Hz-20kHz Mikro ist aber in der Lage auch 30kHz und
eventuell sogar 40kHz Frequenzen zu übertragen. Somit geht bei der
Digitalisierung mit Ziel-F-Gang 20-20k durchaus Information
verloren.
Ob sie hörbar ist, ist eine andere Frage. Es geht, das möchte ich
noch anmerken, aber nicht nur um konstante Frequenzen, sondern auch
um steile Anstiege im Signal und Impulse sowie Impulstreue...
ich schweife ab.
Wahr ist: bei der Aufnahme von O-Ton (Dialoge am Set) wird
heutzutage selten mit Frequenzen über 48kHz gesamplet. Schöner
wärs. Geschieht aber (noch) nicht so häufig. Die Aufnahme des
Soundtracks (Musik) geschieht schon eher mit 192 kHz oder eventuell
sogar mit 1-bit DSD Formaten (entweder 2,8xx oder 5,6xx Mhz fs).
Bei den Sound-Effekten, zusätzlichen Geräuschen bedient man sich ab
und an aus Soundlibrarys mit minderer (44,1 kHz) Samplingrate,
teilweise geht man aber schon in die Richtung, dass man neue
Soundlibrarys mit höherer fs erstellt.
Wahr ist auch, dass manchmal der DD oder DTS Ton der DVD-Ausgabe
einfach nur gestretcht (25->24fps) und in einen äußerlich
höherwertig aussehenden Track (DTS-HD HR oder sowas) umverpackt
wird (ohne technischen Gewinn und nur aus Marketinggründen).
Wahr ist auch, dass neuere (MP3-) Encoder effizienter sind, als
ältere. Und die neuen daher bessere Qualität liefern - bei gleicher
Bitrate. Das liegt aber weniger am Format MP3, sondern am
Encodingvorgang.
Bißchen merkwürdig finde ich, dass der Autor nur auf
frequenztechnische Aspekte der lossy (MP3) Codierung eingeht und
behauptet, der Klang (den er hier seiner Argumentation folgend mit
"Frequenzspektrum" gleichsetzt) verändere sich weitgehend nicht.
Ich finde dass sich der Klang (sowohl spektral betrachtet - also
frequenztechnisch) als auch in seinem ZEITLICHEN Verlauf durch die
Komprimierung sehr verändert. Impulse kommen eben nicht mehr
akkurat, blitzartig sondern werden so "verschmiert". Das ist aber
ein Problem des zeitlichen Verlaufs des Signals. Die MP3
Komprimierung nutzt zum einen den rein pegeltechnischen
Maskierungseffekt, aber auch zeitliche psychoakustische Phänomene,
um Daten zu entsorgen. Und diese zeitliche Verunschärfung geht
schon auch zu Lasten des Klangs.
Zitat:
DD+ mit 640kbps wäre gleich zu setzen mit einem
2-Kanal-AAC zwischen 96 und 128kbps
Was jetzt mit diesen Anlistungen und Vergleichen gemeint sein soll,
verstehe ich eher gar nicht. Wer sagt denn dass 640 kbps DD (und
dann auch noch "Plus") vergleichbar sein soll mit 128 kbps AAC?
Woher kommt das? Ausgedacht? Gefühlt?
Merkwürdig. :eek: