HDTV-Start ohne Rücksicht auf die
Zuschauerinteressen
Am 1. November startet hochauflösendes
Privatfernsehen mit Fallstricken - Schrittweise Ausstieg aus dem
Free-TV
29.10.2009 - Wer hochauflösendes Privatfernsehen über
Satellit empfangen will, muss mit deutlichen
Nutzungseinschränkungen und zusätzlichen Kosten rechnen. Darauf
macht der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) aufmerksam. Die
werbefinanzierten Sender RTL und VOX starten ab 1. November 2009
das verschlüsselte HDTV-Programmangebot HD Plus. Im Januar 2010
kommen Sat.1, ProSieben und kabel eins hinzu. Im Februar wollen ARD
und ZDF folgen. Deren HD-Angebot wird allerdings unverschlüsselt
bleiben.
Die gestrigen Äußerungen von ProSiebenSat.1 nähren die Befürchtung,
dass hochauflösende Programme und digitale Angebote die Wende hin
zum Pay-TV vorbereiten. ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling hatte
den freien Empfang von ProSiebenSat.1-Programmen über Kabel und das
Überallfernsehen
DVB-T nur bis 2014
zugesichert. Der vzbv wirft den Privatsendern Versteckspiel und
eine Verunsicherung der Zuschauer vor und fordert sie auf, die
Interessen der Nutzer im Blick zu behalten. Nur dies sichere die
Zukunft des Dualen Rundfunksystems.
Verschlüsselung, Zusatzkosten und deutliche
Nutzungseinschränkungen
"Die Einführung von HDTV im werbefinanzierter
Fernsehen ist mit einer
Verschlüsselung, Zusatzkosten und deutlichen
Nutzungseinschränkungen verbunden", erläutert Michael Bobrowski,
Referent für Telekommunikation und Medien im vzbv. Die HD Plus GmbH
hat angekündigt, dass neben den Kosten für die Anschaffung eines
speziellen Receivers auch die Sendungen nach Ablauf einer
kostenfreien zwölfmonatigen "Schnupperphase" nur gegen ein
zusätzliches Entgelt empfangbar sein werden. Mit den in Haushalten
bereits vorhandenen HD-tauglichen Sat-Receivern können in Zukunft
die HD Plus-Sendungen der Privaten ohne technische Nachrüstung
nicht gesehen werden. Ob, wann und wie die vorhandenen HD-Empfänger
zum HD+ Empfang nachgerüstet werden können, ist wenige Tage vor der
Einführung noch unklar.
Einschränkung von Aufzeichnungen und "Vorspulsperre"
geplant
Auch ist mit wesentlichen Nutzungseinschränkungen zu rechnen. So
ist davon auszugehen, dass RTL die Aufzeichnungen seiner HD+
Programme generell ausschließen wird. Auch wollen die Privatsender
dafür sorgen, dass die Verbraucher aufgezeichnete HD Plus-Programme
nicht vorspulen können, um Werbeblöcke zu überspringen
(Vorspulsperre). "Der Zuschauer würde also zum Werbekonsum
verdammt", befürchtet Bobrowski. Auch ginge es nicht mehr, einen
aufgezeichneten Film in Etappen zu schauen, der Zuschauer müsse
immer wieder von vorne beginnen. Der Verbraucherzentrale
Bundesverband appelliert an die Anbieter, rechtzeitig einzulenken
und an die
Fernsehzuschauer, Vor- und
Nachteile des neuen Angebotes intensiv zu prüfen.
Quelle:
vzbv | Presse | Mitteilungen |
29.10.2009 - HDTV-Start ohne Rücksicht auf die
Zuschauerinteressen