TEST: Colin McRae DiRT
2
Dave Mirra? Gehört doch eigentlich auf ein BMX-Bike. Travis
Pastrana? Den hab ich zuletzt bei den Verrückten von MTV’s „Nitro
Circus“ gesehen. Und die X-Games? Die passen eigentlich eher in ein
„Tony Hawk“-Spiel.
Und doch tauchen diese Namen alle bei „DiRT 2“ auf. Wir sagen es
gleich: „Colin McRae“ hat sich verändert. Weg von der der biederen
Simulation, hin zum einsteigerfreundlichen Racer. Ob gerade
eingefleischte Fans diese Neuerung mögen, wird die Zukunft zeigen.
Uns aber hat „DiRT 2“ fast aus dem Sessel gehauen – selten haben
staubige Offroad-Rennen so viel Spaß gemacht und sahen dabei derart
gut aus.
Mit mehr Lifestyle
Wehende Fahnen, johlende Fans, knackige Rock-Musik – Von der ersten
Sekunde an versprüht „DiRT 2“ die Energie eines Rennfestivals.
Statt in Menüs finden wir uns in einem Wohnwagen wieder. Mit diesem
geht es auf eine Reise rund um den Globus. Doch unsere Tour startet
in London. Erst mit zunehmender Erfahrung – die wir durch Erfolge
erhalten – steigen wir langsam auf und schalten so die insgesamt
neun Länder frei.
Dabei ist „DiRT 2“ abwechslungsreich wie nur wenige Rennspiele. So
preschen wir etwa durch die engen Straßenschluchten Tokios. Rasen
durch das dichte Dickicht Malaysias oder nehmen es mit den
gefürchteten Baja-Rasern in den USA auf – einzig auf Schneerennen
müsst ihr verzichten. „DiRT 2“ beeindruckt durch seine unglaubliche
Optik: Die Rennstrecken wirken ungeheuer realistisch und
lebendig.
Die Zuschauer am Straßenrand jubeln uns zu, schrecken aber zurück,
sobald wir ihnen bei Drifts zu nahe kommen. Wechsel zwischen Licht
und Schatten, Sprünge, Wasserhindernisse und umher fliegender Staub
– Alles in super flüssiger HD-Optik ohne Ruckler. „DiRT 2“ ist das
wohl bestaussehendste Rennspiel auf dem Markt – „Gran Turismo 5“
zieh dich warm an.
Diese optische Brillanz macht vor den Autos nicht Halt. In der
Außenansicht schon beeindruckend, vermittelt besonders die
Cockpit-Perspektive ein intensives Rennfeeling mit ein wenig „Jack
Ass“-Charme. Denn durch Levelaufstiege schaltet ihr auch neue
Lackierungen und Gimmicks für den Innenraum frei. Es ist schon
witzig anzuschauen, wie ein Totenschädel mit Kulleraugen auf dem
Armaturenbrett bei jeder Bodenwelle auf und ab hüpft.
Mit mehr Fun
Ernüchterung macht sich aber beim Blick in die Garage breit.
Lediglich 25 Autos haben es in „DiRT 2“ geschafft. Die Auswahl
reicht vom Subaru Impreza, über den Hummer H3 bis hin zum Colin
McRae R4. Aber insgesamt ist die Auswahl schon ein wenig mager.
Auch die Tuning-Optionen lassen Veteranen erschaudern. Nur an den
Faktoren Radaufhängung, Bodenfreiheit, Differenzial, Übersetzung,
Abtrieb und Bremsbalance darf herumgeschrabt werden. Änderungen
haben zwar spürbaren Einfluss auf die Fahreigenschaften, ein wenig
mehr Spielraum wäre aber schön gewesen.
Dafür wissen die verschiedenen Rennmodi zu gefallen. Viele Events
sind allerdings – gerade für ein Rallye-Spiel – sehr kurz. Manchmal
dauert die Hatz nicht länger als drei Minuten. Trotzdem machen Modi
wie Domination – erzielt Bestzeiten in den Sektoren der Strecke –,
Last Man Standing – eine Art Ausscheidungsrennen – oder Zeitfahren
einfach Spaß. Das Fahrgefühl ist dabei hervorragend, kann in Sachen
Realismus aber nicht mit den Vorgängern mithalten. Trotzdem: Es
siegt der Fun-Faktor. Es ist eine helle Freude mit ordentlich
Speed, um Kurven zu driften. Auch wenn so manches Manöver in der
Realität mit einem Unfall enden würde.
Das Schadenmodell kann sich dabei sehen lassen. Bei Überschlägen
etwa fliegen Türen, Motorhaube und Stoßstangen davon. Auch
Totalschäden sind möglich. Praktisch: Auf Tastendruck spulen wir
einfach das Renngeschehen zurück und steigen wenige Sekunden vor
dem Crash wieder ein. Das ist zwar erneut nicht realistisch, sorgt
aber für einen flotteren Spielfluss.
Mit mehr Freunden
Weiterhin hat uns das Fahrverhalten der KI-Raser gut gefallen. Sie
rempeln, schubsen und melden sich sogar zwischendurch zu Wort.
Dadurch entsteht eine „gefühlte“ Bindung zu den Fahrern – gut
so.
Wer keine Lust mehr auf KI-Gegner hat, der darf sich auch am
deutlich überarbeiteten Online-Modus mit bis zu acht Spielern zu
schaffen machen. Hier sind alle im Solo-Modus vorhandenen
Spielvarianten anwählbar. Nett: Auf Wunsch stellt ihr euch eine bis
zu fünf Events andauernde Mini-Meisterschaft zusammen und fahrt sie
gegen eure Freunde aus. Einzig ein Splitscreen-Modus fehlte
uns!
Bewertung: 8.5
„Colin McRae DiRT 2“ wird all jene enttäuschen, die sich eine
beinharte Simulation erhofft hatten. Stattdessen bekommen wir einen
hippen, witzigen und gut spielbaren Racer präsentiert. Kurz gesagt:
Der Fahrspaß stimmt, auch wenn darunter der Realitätsbezug merklich
gelitten hat. Neueinsteiger wird’s freuen und angenehm überraschen,
Simulations-Veteranen werden es unter Umständen zu lasch finden.
Sie sollten „DiRT 2“ trotzdem eine Chance geben, indem sie die Demo
Probe fahren.
System: Playstation 3
Vertrieb: Codemasters
Entwickler: Codemasters
Release: erhältlich
USK: ohne Altersbeschränkung
offizielle Homepage: www.dirt2game.comQuelle:
www.play3.de