Die gefürchteten Vier (The Professionals)
Mitte der 1960er Jahre war die goldene Ära des Westernfilmes
bereits Vergangenheit.
Dennoch gab es immer wieder Regisseure und Produzenten, die sich
dem amerikanischen Heimatfilm, also dem Western, verschrieben
hatten.
Es entstanden Produktionen wie z. B. Henry Hathaway’s Nevada Smith,
Howard Hawk’s El Dorado und „Die gefürchteten Vier“, von
Drehbuchautor und Regisseur Richard Brooks.
Da Brooks seine Karriere in Hollywood als Autor von Klassikern wie
„Gangster in Key Largo“ startete, achtete er penibel darauf, in
Filmen, bei denen er Regie führte, auch für das Drehbuch
verantwortlich zu zeichnen, oder zumindest dabei
mitzuarbeiten.
Dadurch kann man seine Werke durchaus als Autorenfilme bezeichnen.
Brooks legte aber ebenso Wert darauf, seine Filme nicht nur als
künstlerisch wertvoll zu erachten. Er wollte stets auch unterhalten
und die Menschen ins Kino bringen. Ein überaus gelungenes Beispiel
hierfür ist der Westernklassiker „Die gefürchteten Vier“, eine
Columbia Produktion aus dem Jahr 1966, bei der Brooks nicht nur das
Drehbuch verfasste und Regie führte, sondern auch als Produzent
fungierte.
Story:
Wir schreiben das Jahr 1917. Maria (Claudia Cardinale), die junge
Frau des reichen Amerikaners J. W. Grant, wird von Banditen in das
benachbarte, von der Revolution gebeutelte, Mexiko verschleppt.
Grant ist nicht bereit die verlangten 100 000 Dollar Lösegeld zu
bezahlen und heuert stattdessen vier Abenteurer an, die seine Frau
aus den Händen des Revolutionärs Captain Jesus Raza (Jack Palance),
befreien sollen. Die Spezialisten für Waffen - Rico Fardan (Lee
Marvin), Sprengstoff - Bill Dolworth (Burt Lancaster), Pferde -
Hans Ehrengard (Robert Ryan), sowie der Scout und Bogenschütze Jake
Sharpe (Woody Strode), satteln ihre Pferde und machen sich auf den
gefährlichen Weg durch die mexikanische Wüste, zum Hauptquartier
von Raza. Da dieser etwa 150 Mann unter sich hat, ist den vier
Glücksrittern natürlich klar, dass dieses Unternehmen einem
Himmelfahrtskommando gleicht. Das Angebot von insgesamt 10 000
Dollar pro Kopf ist jedoch zu verlockend, um es abzulehnen.
Obwohl Dolworth, einer Ahnung folgend, lieber auf die Suche nach
vergrabenen Goldbarren gehen würde, besteht der vertragstreue
Fardon auf die Durchführung der Mission. Als sich Dolworth’s
Verdacht bestätigt, wird die Sache nicht nur brenzlig, sondern auch
noch eine Frage des Gewissens….
Als Regielegende Richard Brooks (Die Katze auf dem heißen
Blechdach, Elmer Gantry, Kaltblütig) 1965 mit den Dreharbeiten zu
„The Professionals“ begann, hatten die USA, gegen Ende des Jahres,
bereits 180 000 Soldaten in Vietnam stationiert.
Wenn Ehrengard in einer Szene des Streifens also fragt: „Warum
haben sich Amerikaner in die mexikanische Revolution eingemischt?“,
und Dolworth antwortet: „Vielleicht ist es immer die selbe
Revolution. Die Guten gegen die Bösen. Fragt sich nur, wer die
Guten sind.“, dann dürfte dieser Dialog einigen Politikern und
Kriegsbefürwortern im Pentagon, sauer aufgestoßen haben. Ersetzt
man Mexiko durch Vietnam, weiß man auch warum. „Die gefürchteten
Vier“ war einer der ersten Filme, die sich, zwar nicht allzu
öffentlich, aber doch, kritisch mit dem Thema Vietnamkrieg
auseinander setzten.
Dies ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass wir es hier mit
einer großartigen Produktion zu tun haben, die in erster Linie
eines will: Unterhalten. Und das tut dieser Film. Von der ersten,
bis zur letzten, der 117 kurzweiligen Minuten. Die gut aufgelegten
Stars, allen voran Burt Lancaster und Lee Marvin, sorgen für
Starkino vom Feinsten.
Weiters ist Claudia Cardinale in ihrer ersten Hollywood Produktion
zu sehen. Dabei macht sie ihre Sache ebenso gut, wie auch Jack
Palance, Robert Ryan und Woody Strode.
„Mann“ kann übrigens durchaus nachvollziehen, warum diese Frau ein
Sexsymbol der 60er Jahre war. Überhaupt hat man bei den Darstellern
nie das Gefühl, sie würden spielen.
Hier zeigt sich deutlich die Handschrift eines großen Regisseurs,
der es ohne Anstrengung schafft, seine Darsteller zu
motivieren.
Allerdings wurde den Akteuren ihre Arbeit an diesem Film, durch das
Drehbuch, unglaublich erleichtert. Das Script, von Brooks selbst
verfasst, besticht durch subtilen, sarkastischen Humor und
geschliffenen Dialogen. Da sitzt jeder Satz, keine Szene wird
unnötig zerredet. Wenn Dolworth über die Revolutionärin Chiquita
(Marie Gomez), als er ihr bei einem Tanz zusieht, meint: „Diese
Chiquita. Sie schafft ein ganzes Regiment, aber tanzen kann sie
nicht.“, dann ist das auf den Punkt gebracht und lässt keinerlei
Fragen offen. Viel besser geht’s nicht.
Wer Filme von Richard Brooks kennt, weiß, dass dieser Regisseur
besonderen Wert auf die Charakterzeichnung der einzelnen Figuren
legt. So auch bei „Die gefürchteten Vier“.
Die Handlungen und Aussagen der Charaktere sind schlüssig und
nachvollziehbar.
Selbstverständlich fehlt es diesem Western auch nicht an Action.
Diese verliert sich aber niemals im Selbstzweck, sondern
unterstützt und treibt die Story voran. Auch die Kameraarbeit von
Conrad Hall ist beeindruckend. Ob die Weite der Wüste, ein
Sandsturm oder Nahaufnahmen der Darsteller. Nichts wirkt
unnatürlich oder verfälscht.
Dabei ist die Inszenierung von Brooks straff, jedoch niemals
hektisch und wirklich immer leicht und voller Esprit. Klingt wie
ein Widerspruch, ist es aber nicht. Denn das können eben nur die
ganz Großen. Zu guter Letzt wird dieses Werk von einem wunderbaren,
nie aufdringlichen Score, von Maurice Jarre, begleitet. Natürlich
wird man auch bei diesem Klassiker des Abenteuer-Westerns, ein Haar
in der Suppe finden, wenn man danach sucht. Ein, zwei kleine
Logikfehler, auf die ich wegen Spoilergefahr nicht weiter eingehe,
wären so etwas. Ansonsten wüsste ich nicht, was ich an diesem
großartigen Film kritisieren sollte.
Das Allerwichtigste aber an „The Professionals“ ist, dass er, im
Gegensatz zu 99 % der US-Western, nicht moralisiert! Hier wird
keine unverrückbare Trennlinie zwischen Gut und Böse gezogen. Die
Grenzen sind fließend, auch die „Guten“ haben Dreck am Stecken und
die „Bösen“, sind vielleicht nicht ganz so böse.
War in den 50er Jahren John Ford’s Klassiker „The Searchers (Der
schwarze Falke) durch seine gewaltige Bildsprache und der
melancholischen Musik von Max Steiner, ohne ernstzunehmende
Konkurrenz im Western-Genre, gilt dies durchaus für „The
Professionals“ in den 60er Jahren. Die beiden Western sind zwar
grundverschieden, aber dennoch jeder für sich ein
Meisterwerk.
Bild:
Das Bild der Blu-ray liegt im Format 2,35:1 vor und wurde mit dem
MPEG-4/AVC Codec versehen. Eines vorweg. Die Bildqualität ist
absolut phantastisch und man kann kaum glauben, einen über 40 Jahre
alten Film zu sehen. Das Filmkorn ist zwar durchgehend sichtbar,
aber sehr fein und stört den Filmgenuss in keinster Weise. Im
Gegenteil. Es verleiht dem Bild das letzte Quäntchen Kinofeeling.
Außerdem ist das Bild knackig scharf, ohne jegliches Flimmern oder
anderweitiger Unruhen. Lediglich bei einer Teleaufnahme eines
Berges sind mir leichte Doppelkonturen aufgefallen. Wobei ich
allerdings unschlüssig bin, ob diese der Film, oder aber mein
Projektor verursacht. Die Farben sind natürlich, der Umgebung
angepasst und absolut stimmig.
Der Schwarzwert und die Durchzeichnung in dunklen Passagen aber
sind, in Anbetracht des Alters des Streifens, als großartig zu
bezeichnen. Zum Beispiel hat der SW der Höhlenszene des teilweise
hoch gelobten Blockbusters „Iron Man“, nicht die geringste Chance
gegen die Nachtszenen in „Die gefürchteten Vier“. Ist das bei Iron
Man ein grauer Matsch, besticht die hier rezensierte Produktion
durch tiefes Schwarz und perfekter Durchzeichnung. Ebenfalls als
hervorragend, kann man den Kontrast beschreiben. Keine Details
werden verschluckt, oder überstrahlt. Natürlich ist bei dunklen
Teleaufnahmen, das Filmkorn teilweise etwas grober. Das lässt sich
aber auch bei modernen Filmen nur schwer vermeiden. Auch ist mir in
einer Szene eine leichte Verschmutzung des Filmmaterials
aufgefallen. Kompressionsartefakte fehlen nahezu gänzlich. Zum
Abschluss der Bildwertung kann man nur sagen, sehr viel besser wird
es bei Filmen, die 40 Jahre oder mehr auf dem Buckel haben, nicht
mehr gehen. Das Bild dieser BD ist eine Vorgabe für so manche, neue
Produktion, die sich hier eine Scheibe abschneiden kann. Danke und
ein Kompliment an Sony Pictures, für die Restaurierung dieses
Klassikers.
Ton:
Die deutsche 5.1 Tonspur in Dolby True HD hinterlässt einen leicht
zwiespältigen Eindruck.
Beginnen wir mit dem Positiven. Die Stimmen der Schauspieler sind
sauber in den Höhen, kein bisschen dumpf und klar verständlich, was
bei einem Film dieses Alters nicht selbstverständlich ist, siehe
„Der rosarote Panther“. Auch bei Action-Scenen ist das Gesprochene
jederzeit sehr gut zu verstehen. Die Geräusche der Pferde, das
repetieren der Gewehre und auch sehr leise Nebengeräusche werden
sauber abgebildet. So weit, so gut. Nun zum etwas negativen Punkt
an der Sache. Der Ton ist sehr, nein eher total frontlastig. Warum
also eine 5.1 Abmischung, wenn die Surroundkanäle weitestgehend
nicht angesteuert werden? Es zahlt sich auch kaum aus, den
Subwoofer einzuschalten, da der LFE-Kanal ebenfalls sträflich
vernachlässigt wird.
Damit wir uns richtig verstehen: Ich erwarte von einem Film des
Jahres 1966 keinen 5.1 Ton und ebenso keinen Lärm aus dem
Subwoofer. Mir würde bei diesem Klassiker auch Stereo Ton
vollkommen reichen. Wenn aber eine 5.1 Dolby True HD Tonspur
vorliegt, und praktisch keine Räumlichkeit gegeben ist, dann ist
das für mich ein Grund zur Kritik.
Für den englischen 5.1 Ton, ebenfalls in Dolby True HD, gilt 1.1
das zuvor Geschriebene.
Wäre diese 5.1 Abmischung eine 2.0 Stereo Tonspur, würde ich mit
dem Sound rundum glücklich sein. So gibt es geringe
Punktabzüge.
Extras:
„Die gefürchteten Vier“ ist einer jener Filme, bei denen die
Verantwortlichen gar nicht genug Bonusmaterial draufpacken könnten.
Leider bleibt es aber beim Konjunktiv.
Es befinden sich lediglich eine ca. 15 minütige Doku über Burt
Lancaster, in der seine Tochter über ihren Vater spricht, und ein
etwa halbstündiger Bericht über die Dreharbeiten zu „The
Professionals“ auf der BD. Hierbei berichten Claudia Cardinale,
Marie Gomez und Kameramann Conrad Hall über die Zusammenarbeit mit
Regisseur Richard Brooks und den Stars des Streifens, und geben
auch einige wirklich interessante Anekdoten zum Besten.
Die kleine Doku ist gelungen, aber leider, für meinen Geschmack,
viel zu kurz.
Ansonsten befinden sich noch Trailer zu „Die unheimliche Begegnung
der dritten Art“ und „Men in Black“ auf der Disc. Ich glaube aber
beinahe, ich hätte mir diese Blu-ray auch gekauft, wären diese
beiden Trailer nicht vorhanden. Insgesamt hätte ich mir
ausführlicheres Hintergrundmaterial zu diesem Klassiker gewünscht.
Man kann aber wohl nicht alles haben.
Fazit:
Frei nach dem Motto „Viele Köche verderben den Brei“, übernahm
Richard Brooks bei diesem Projekt die Produktion, schrieb das
Drehbuch und führte Regie. Das Ergebnis ist einer der besten
Western, die ich je sehen durfte. Lediglich der bereits erwähnte
John Ford Klassiker „Der schwarze Falke“, und Kevin Costner’s, in
den frühen 90er Jahren entstandener Indianerwestern „Der mit dem
Wolf tanzt“, haben mich in diesem Genre ebenso, oder wie in
Costner’s Fall, noch etwas mehr beeindruckt. Warum aber Brooks,
obwohl vier mal nominiert, unter anderem auch für „The
Professionals“, nie den Regie-Oscar gewann, bleibt wohl das
Geheimnis der „Academy Of Motion Picture Arts And Sciences“. Diese
BD ist aber nicht nur inhaltlich ein Genuss, auch bildtechnisch
gibt es kaum was auszusetzen. Die fehlende, räumliche Abbildung
beim Ton, lässt sich verschmerzen. Auch die Extras hätten ruhig
etwas üppiger ausfallen können.
Wichtig ist auch zu erwähnen, dass es in diesem Klassiker keinerlei
sündteure CGI Effekte zu bewundern gibt. Es können sich also keine
Cowboys in Pferde verwandeln und zu den Sternen fliegen.
Das muss und will „The Professionals“ aber auch nicht können. Er
ist alt, er ist schön, und er ist auf seine Art und Weise,
grandios. Vor allem anderen aber war, ist und wird er Eines immer
bleiben…großes Kino in seiner ursprünglichen Form.
Bewertung:
Film: 9/10
Bild. 8/10
Ton: 5/10
Extras: 5/10
Gesamt: 7/10Equipment:
Projektor: Sony VPL-HW10
Receiver: Pioneer LX60
LS: Teufel System 6 THX
BD-Player: Panasonic BD 35