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Die gefürchteten Vier @ Kinokobold

Gestartet: 01 Apr 2009 23:46 - 3 Antworten


Veröffentlichung:
04.09.2008
Laufzeit:
117 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 01 Apr 2009 23:46

geraut

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Die gefürchteten Vier (The Professionals)

Die-gefuerchteten-Vier.jpg

Mitte der 1960er Jahre war die goldene Ära des Westernfilmes bereits Vergangenheit.
Dennoch gab es immer wieder Regisseure und Produzenten, die sich dem amerikanischen Heimatfilm, also dem Western, verschrieben hatten.
Es entstanden Produktionen wie z. B. Henry Hathaway’s Nevada Smith, Howard Hawk’s El Dorado und „Die gefürchteten Vier“, von Drehbuchautor und Regisseur Richard Brooks.
Da Brooks seine Karriere in Hollywood als Autor von Klassikern wie „Gangster in Key Largo“ startete, achtete er penibel darauf, in Filmen, bei denen er Regie führte, auch für das Drehbuch verantwortlich zu zeichnen, oder zumindest dabei mitzuarbeiten.
Dadurch kann man seine Werke durchaus als Autorenfilme bezeichnen. Brooks legte aber ebenso Wert darauf, seine Filme nicht nur als künstlerisch wertvoll zu erachten. Er wollte stets auch unterhalten und die Menschen ins Kino bringen. Ein überaus gelungenes Beispiel hierfür ist der Westernklassiker „Die gefürchteten Vier“, eine Columbia Produktion aus dem Jahr 1966, bei der Brooks nicht nur das Drehbuch verfasste und Regie führte, sondern auch als Produzent fungierte.


Story:
Wir schreiben das Jahr 1917. Maria (Claudia Cardinale), die junge Frau des reichen Amerikaners J. W. Grant, wird von Banditen in das benachbarte, von der Revolution gebeutelte, Mexiko verschleppt. Grant ist nicht bereit die verlangten 100 000 Dollar Lösegeld zu bezahlen und heuert stattdessen vier Abenteurer an, die seine Frau aus den Händen des Revolutionärs Captain Jesus Raza (Jack Palance), befreien sollen. Die Spezialisten für Waffen - Rico Fardan (Lee Marvin), Sprengstoff - Bill Dolworth (Burt Lancaster), Pferde - Hans Ehrengard (Robert Ryan), sowie der Scout und Bogenschütze Jake Sharpe (Woody Strode), satteln ihre Pferde und machen sich auf den gefährlichen Weg durch die mexikanische Wüste, zum Hauptquartier von Raza. Da dieser etwa 150 Mann unter sich hat, ist den vier Glücksrittern natürlich klar, dass dieses Unternehmen einem Himmelfahrtskommando gleicht. Das Angebot von insgesamt 10 000 Dollar pro Kopf ist jedoch zu verlockend, um es abzulehnen.
Obwohl Dolworth, einer Ahnung folgend, lieber auf die Suche nach vergrabenen Goldbarren gehen würde, besteht der vertragstreue Fardon auf die Durchführung der Mission. Als sich Dolworth’s Verdacht bestätigt, wird die Sache nicht nur brenzlig, sondern auch noch eine Frage des Gewissens….

Als Regielegende Richard Brooks (Die Katze auf dem heißen Blechdach, Elmer Gantry, Kaltblütig) 1965 mit den Dreharbeiten zu „The Professionals“ begann, hatten die USA, gegen Ende des Jahres, bereits 180 000 Soldaten in Vietnam stationiert.
Wenn Ehrengard in einer Szene des Streifens also fragt: „Warum haben sich Amerikaner in die mexikanische Revolution eingemischt?“, und Dolworth antwortet: „Vielleicht ist es immer die selbe Revolution. Die Guten gegen die Bösen. Fragt sich nur, wer die Guten sind.“, dann dürfte dieser Dialog einigen Politikern und Kriegsbefürwortern im Pentagon, sauer aufgestoßen haben. Ersetzt man Mexiko durch Vietnam, weiß man auch warum. „Die gefürchteten Vier“ war einer der ersten Filme, die sich, zwar nicht allzu öffentlich, aber doch, kritisch mit dem Thema Vietnamkrieg auseinander setzten.
Dies ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass wir es hier mit einer großartigen Produktion zu tun haben, die in erster Linie eines will: Unterhalten. Und das tut dieser Film. Von der ersten, bis zur letzten, der 117 kurzweiligen Minuten. Die gut aufgelegten Stars, allen voran Burt Lancaster und Lee Marvin, sorgen für Starkino vom Feinsten.
Weiters ist Claudia Cardinale in ihrer ersten Hollywood Produktion zu sehen. Dabei macht sie ihre Sache ebenso gut, wie auch Jack Palance, Robert Ryan und Woody Strode.
„Mann“ kann übrigens durchaus nachvollziehen, warum diese Frau ein Sexsymbol der 60er Jahre war. Überhaupt hat man bei den Darstellern nie das Gefühl, sie würden spielen.
Hier zeigt sich deutlich die Handschrift eines großen Regisseurs, der es ohne Anstrengung schafft, seine Darsteller zu motivieren.
Allerdings wurde den Akteuren ihre Arbeit an diesem Film, durch das Drehbuch, unglaublich erleichtert. Das Script, von Brooks selbst verfasst, besticht durch subtilen, sarkastischen Humor und geschliffenen Dialogen. Da sitzt jeder Satz, keine Szene wird unnötig zerredet. Wenn Dolworth über die Revolutionärin Chiquita (Marie Gomez), als er ihr bei einem Tanz zusieht, meint: „Diese Chiquita. Sie schafft ein ganzes Regiment, aber tanzen kann sie nicht.“, dann ist das auf den Punkt gebracht und lässt keinerlei Fragen offen. Viel besser geht’s nicht.
Wer Filme von Richard Brooks kennt, weiß, dass dieser Regisseur besonderen Wert auf die Charakterzeichnung der einzelnen Figuren legt. So auch bei „Die gefürchteten Vier“.
Die Handlungen und Aussagen der Charaktere sind schlüssig und nachvollziehbar.
Selbstverständlich fehlt es diesem Western auch nicht an Action. Diese verliert sich aber niemals im Selbstzweck, sondern unterstützt und treibt die Story voran. Auch die Kameraarbeit von Conrad Hall ist beeindruckend. Ob die Weite der Wüste, ein Sandsturm oder Nahaufnahmen der Darsteller. Nichts wirkt unnatürlich oder verfälscht.
Dabei ist die Inszenierung von Brooks straff, jedoch niemals hektisch und wirklich immer leicht und voller Esprit. Klingt wie ein Widerspruch, ist es aber nicht. Denn das können eben nur die ganz Großen. Zu guter Letzt wird dieses Werk von einem wunderbaren, nie aufdringlichen Score, von Maurice Jarre, begleitet. Natürlich wird man auch bei diesem Klassiker des Abenteuer-Westerns, ein Haar in der Suppe finden, wenn man danach sucht. Ein, zwei kleine Logikfehler, auf die ich wegen Spoilergefahr nicht weiter eingehe, wären so etwas. Ansonsten wüsste ich nicht, was ich an diesem großartigen Film kritisieren sollte.
Das Allerwichtigste aber an „The Professionals“ ist, dass er, im Gegensatz zu 99 % der US-Western, nicht moralisiert! Hier wird keine unverrückbare Trennlinie zwischen Gut und Böse gezogen. Die Grenzen sind fließend, auch die „Guten“ haben Dreck am Stecken und die „Bösen“, sind vielleicht nicht ganz so böse.
War in den 50er Jahren John Ford’s Klassiker „The Searchers (Der schwarze Falke) durch seine gewaltige Bildsprache und der melancholischen Musik von Max Steiner, ohne ernstzunehmende Konkurrenz im Western-Genre, gilt dies durchaus für „The Professionals“ in den 60er Jahren. Die beiden Western sind zwar grundverschieden, aber dennoch jeder für sich ein Meisterwerk.


Bild:
Das Bild der Blu-ray liegt im Format 2,35:1 vor und wurde mit dem MPEG-4/AVC Codec versehen. Eines vorweg. Die Bildqualität ist absolut phantastisch und man kann kaum glauben, einen über 40 Jahre alten Film zu sehen. Das Filmkorn ist zwar durchgehend sichtbar, aber sehr fein und stört den Filmgenuss in keinster Weise. Im Gegenteil. Es verleiht dem Bild das letzte Quäntchen Kinofeeling. Außerdem ist das Bild knackig scharf, ohne jegliches Flimmern oder anderweitiger Unruhen. Lediglich bei einer Teleaufnahme eines Berges sind mir leichte Doppelkonturen aufgefallen. Wobei ich allerdings unschlüssig bin, ob diese der Film, oder aber mein Projektor verursacht. Die Farben sind natürlich, der Umgebung angepasst und absolut stimmig.
Der Schwarzwert und die Durchzeichnung in dunklen Passagen aber sind, in Anbetracht des Alters des Streifens, als großartig zu bezeichnen. Zum Beispiel hat der SW der Höhlenszene des teilweise hoch gelobten Blockbusters „Iron Man“, nicht die geringste Chance gegen die Nachtszenen in „Die gefürchteten Vier“. Ist das bei Iron Man ein grauer Matsch, besticht die hier rezensierte Produktion durch tiefes Schwarz und perfekter Durchzeichnung. Ebenfalls als hervorragend, kann man den Kontrast beschreiben. Keine Details werden verschluckt, oder überstrahlt. Natürlich ist bei dunklen Teleaufnahmen, das Filmkorn teilweise etwas grober. Das lässt sich aber auch bei modernen Filmen nur schwer vermeiden. Auch ist mir in einer Szene eine leichte Verschmutzung des Filmmaterials aufgefallen. Kompressionsartefakte fehlen nahezu gänzlich. Zum Abschluss der Bildwertung kann man nur sagen, sehr viel besser wird es bei Filmen, die 40 Jahre oder mehr auf dem Buckel haben, nicht mehr gehen. Das Bild dieser BD ist eine Vorgabe für so manche, neue Produktion, die sich hier eine Scheibe abschneiden kann. Danke und ein Kompliment an Sony Pictures, für die Restaurierung dieses Klassikers.


Ton:
Die deutsche 5.1 Tonspur in Dolby True HD hinterlässt einen leicht zwiespältigen Eindruck.
Beginnen wir mit dem Positiven. Die Stimmen der Schauspieler sind sauber in den Höhen, kein bisschen dumpf und klar verständlich, was bei einem Film dieses Alters nicht selbstverständlich ist, siehe „Der rosarote Panther“. Auch bei Action-Scenen ist das Gesprochene jederzeit sehr gut zu verstehen. Die Geräusche der Pferde, das repetieren der Gewehre und auch sehr leise Nebengeräusche werden sauber abgebildet. So weit, so gut. Nun zum etwas negativen Punkt an der Sache. Der Ton ist sehr, nein eher total frontlastig. Warum also eine 5.1 Abmischung, wenn die Surroundkanäle weitestgehend nicht angesteuert werden? Es zahlt sich auch kaum aus, den Subwoofer einzuschalten, da der LFE-Kanal ebenfalls sträflich vernachlässigt wird.
Damit wir uns richtig verstehen: Ich erwarte von einem Film des Jahres 1966 keinen 5.1 Ton und ebenso keinen Lärm aus dem Subwoofer. Mir würde bei diesem Klassiker auch Stereo Ton vollkommen reichen. Wenn aber eine 5.1 Dolby True HD Tonspur vorliegt, und praktisch keine Räumlichkeit gegeben ist, dann ist das für mich ein Grund zur Kritik.
Für den englischen 5.1 Ton, ebenfalls in Dolby True HD, gilt 1.1 das zuvor Geschriebene.
Wäre diese 5.1 Abmischung eine 2.0 Stereo Tonspur, würde ich mit dem Sound rundum glücklich sein. So gibt es geringe Punktabzüge.


Extras:
„Die gefürchteten Vier“ ist einer jener Filme, bei denen die Verantwortlichen gar nicht genug Bonusmaterial draufpacken könnten. Leider bleibt es aber beim Konjunktiv.
Es befinden sich lediglich eine ca. 15 minütige Doku über Burt Lancaster, in der seine Tochter über ihren Vater spricht, und ein etwa halbstündiger Bericht über die Dreharbeiten zu „The Professionals“ auf der BD. Hierbei berichten Claudia Cardinale, Marie Gomez und Kameramann Conrad Hall über die Zusammenarbeit mit Regisseur Richard Brooks und den Stars des Streifens, und geben auch einige wirklich interessante Anekdoten zum Besten.
Die kleine Doku ist gelungen, aber leider, für meinen Geschmack, viel zu kurz.
Ansonsten befinden sich noch Trailer zu „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „Men in Black“ auf der Disc. Ich glaube aber beinahe, ich hätte mir diese Blu-ray auch gekauft, wären diese beiden Trailer nicht vorhanden. Insgesamt hätte ich mir ausführlicheres Hintergrundmaterial zu diesem Klassiker gewünscht. Man kann aber wohl nicht alles haben.


Fazit:
Frei nach dem Motto „Viele Köche verderben den Brei“, übernahm Richard Brooks bei diesem Projekt die Produktion, schrieb das Drehbuch und führte Regie. Das Ergebnis ist einer der besten Western, die ich je sehen durfte. Lediglich der bereits erwähnte John Ford Klassiker „Der schwarze Falke“, und Kevin Costner’s, in den frühen 90er Jahren entstandener Indianerwestern „Der mit dem Wolf tanzt“, haben mich in diesem Genre ebenso, oder wie in Costner’s Fall, noch etwas mehr beeindruckt. Warum aber Brooks, obwohl vier mal nominiert, unter anderem auch für „The Professionals“, nie den Regie-Oscar gewann, bleibt wohl das Geheimnis der „Academy Of Motion Picture Arts And Sciences“. Diese BD ist aber nicht nur inhaltlich ein Genuss, auch bildtechnisch gibt es kaum was auszusetzen. Die fehlende, räumliche Abbildung beim Ton, lässt sich verschmerzen. Auch die Extras hätten ruhig etwas üppiger ausfallen können.
Wichtig ist auch zu erwähnen, dass es in diesem Klassiker keinerlei sündteure CGI Effekte zu bewundern gibt. Es können sich also keine Cowboys in Pferde verwandeln und zu den Sternen fliegen.
Das muss und will „The Professionals“ aber auch nicht können. Er ist alt, er ist schön, und er ist auf seine Art und Weise, grandios. Vor allem anderen aber war, ist und wird er Eines immer bleiben…großes Kino in seiner ursprünglichen Form.


Bewertung:
Film: 9/10
Bild. 8/10
Ton: 5/10
Extras: 5/10
Gesamt: 7/10


Equipment:
Projektor: Sony VPL-HW10
Receiver: Pioneer LX60
LS: Teufel System 6 THX
BD-Player: Panasonic BD 35
#2
Geschrieben: 02 Apr 2009 09:48

Breiti

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Als Klassiker (und The Searchers ) Fan habe ich mich besonders über das neueste Werk des kämpferischen Knödels gefreut. Ich teile zwar nicht ganz das Urteil den Film so hoch einzustufen, aber das Review ist in sich stimmig, liefert tolle filmhistorische Hintergründe und ist sprachlich super. Dabei gelingt ihm der Spagat sowohl Filmfreaks als auch Neulingen die nicht ganz so an Western bzw. Klassikern interessiert sind, gleichermaßen unterhaltend zu informieren.
Egal ob Technikurteil, Storyteil oder Fazit - eine rundum gelungene Sache die man kaum besser machen kann - für mich perfekt und bislang mein persönlicher Favorit. Leider kann man nur ein Danke verteilen!
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#3
Geschrieben: 02 Apr 2009 10:21

rom23

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rom23 ist begeistert von 3D

Ein wirklich gutes Review, ich habe den Film noch nie gesehen, aber nach dem ich den guten Review gelesen habe, wurde meine Interesse immer größer. Danke für das gute Review des alten Films.
#4
Geschrieben: 02 Apr 2009 18:04

geraut

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Zitat von Breiti
Als Klassiker (und The Searchers ) Fan habe ich mich besonders über das neueste Werk des kämpferischen Knödels gefreut...

:rofl::cool:

Danke für die wirklich positve Bewertung meines Reviews. Da das meine ersten Gehversuche in dieser Richtung sind, freut mich sowas natürlich.
Speziell von einem Mann, der die Leser dieser Webseite schon mit Dutzenden Reviews erfreut hat.:thumb:
Nach meinem ersten, entschied ich mich bei meinem zweiten und gleichzeitig letzten Versuch, für einen, meiner Meinung nach, richtig guten Film. Bevor ich bei den Redakteuren vollends unten durch bin. Meine erste Rezension hat, glaube ich, eher zwiespältige Gefühle hervorgerufen.:D
Schlumpfmaster z. B. hat ja zu jedem Beitrag was geschrieben, nur zu meinem nicht.;)

Oops... Entschuldigung, hab ja noch ein Lob erhalten. Natürlich auch mein Dank an dich rom23. Ich hoffe, du hast Gelegenheit, dir den Film anzusehen.

Grüße Dietmar


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