Werner Herzog meinte er fürchtet weder Pest noch Kriege noch
Inflation, sondern nur dass Bilder irgendwann nichts mehr bedeuten.
Schaut man sich heutige Filme im Vergleich zu analogen an, fällt
als erstes auf, dass das Bild nicht mehr komponiert wirkt. Im
Grunde sind alles gleich aus. Hier ein Farbfilter, dort eine
zufällige Lichtquelle. Im Prinzip wurde nur der Rec-Button
gedrückt.
Als Quentin Tarantino seinen Kameramann Andrzej Sekula (Reservoir
Dogs, Pulp Fiction) getroffen hatte, wollte er ihm natürlich als
erstes seine komplette Filmsammlung zeigen. Sekula meinte, er kann
ihm zeigen, was er will solange er nur den Ton ausgeschaltet lässt.
Plötzlich verstand Tarantino das Wesen der Bilder. Ab Kill Bill Vol
1 wurde er dann auch endlich mehr Regisseur als Schauspieler, der
endlose Dialoge inszeniert.
Gedreht wurde analog meist auf Panavision Kameras, die man nur vom
Studio leihen konnte, und die mit 1 Mio $ versichert waren. Im
Vergleich zu den digitalen Kameras, die alles automatisch
ausleuchten, war ein Bild nachts im Prinzip stockdunkel. Also hat
man mit einer Unzahl direkter und indirekter Lichtquellen,
Lichtsegeln, Rauch und einer Menge anderer Tricks gearbeitet. Bis
das Bild fertig komponiert war, hat es machmal einen 1/2 Tag
gedauert. Heutzutage kann nichts mehr komponiert werden. Die
Technik hat sich zurückentwickelt. Am ehesten wäre noch etwas mit
DSLR möglich.
Man kann Trailer von Filmen von 2001, Alien und Apocalypse Now ohne
Ton abspielen, und danach im Vergleich dazu welche von digitalen
Filmen ab ca. 2005. Die Bilder enthalten nichts mehr. Es geht nur
noch um Schauspieler, Dialoge und Schauwerte. Und um schnelle
Schnitte, damit es nicht auffällt, dass nichts da ist. Und ich habe
im Kino immer Zigarettenfilter dabei, die ich mir wegen dem
überlauten Atmos-Sound, in die Ohren stopfe. Während bei mir
zuhause im Heimkino alles perfekt eingepegelt ist.
Das heutige Kino passt sich perfekt in die aktuelle
Medienlandschaft ein. Media is business. Flasher und Repeater.
Alien inside. Die ID wird geklont. Ständig muss irgendetwas an
irgendjemanden verkauft werden. Für jemanden, der sich grade über
die verträumten Bilder der Apocalypse Now Final Cut Bluray freut,
fühlt sich das Zappen durch die aktuellen Filmtrailer ungefähr so
an, wie auf einem elektrischen Stuhl zu sitzen.
Das sagen die Regisseure über die heutigen Filme:
"A detrimental consequence of digital cameras is that their extreme
light sensitivity means you no longer need to know how to light. We
can film anything, anywhere, and we immediately have a satisfactory
result. This is how the television style wins." (Brian De
Palma)
"As far as I'm concerned, digital projection is the end of cinema.
Digital projection is just television in cinema." (Quentin
Tarantino)
"Now if you're playing a movie on a telephone, you will never in a
trillion years experience the film. You'll think you have
experienced it, but you'll be cheated. Get real." (David
Lynch)
"I'm terrified by young people who are doing what they think is
film making. What they're really doing is taking that convulsed,
fast rhythm of commercials. It's not film making." (Sergio
Leone)
"Don't forget the basics. Don't get enamored with new technology,
because it's not new. Just the medium we're working in is new, but
that doesn't change anything." (George Lucas)
"American cinema today is missing all existential thought. There's
no questioning society. No politics. Studios try to make themselves
feel good with the movies that make it to the Oscars." (Paul
Verhoeven)
"What the studios want now is risk-free films but with any sort of
art you have to take risks. Not taking risks in art is like not
having sex." (Francis Coppola)
"The marketplace is flooded by demand, and there are too many
films, so everything gets watered down. Demand is the boss and
everything bends to that will." (Ridley Scott)
"You just sit there and watch the explosions. I couldn't tell you
what the movie was about. The movie hammers the audience into
submission." (Terry Gilliam)
"I think there's a vague sense out there that movies are becoming
more and more unreal." (Christopher Nolan)
Früher ist man in die Videothek mit 2. Videorekorder und
Macrovision Knacker. Das und die Kinobesuche sind immer noch die
Grundlage dafür etwas heutzutage in einer Suche zu finden. Heute
ist es dann wohl Blurays leihen oder kaufen. Für mich sind 2K
Blurays immer noch 4K BDs überlegen, weil es die Original Filmrolle
ist. Ohne veränderte Schwarzwerte, leuchtende Farben, usw. Hat man
ein ausgezeichnetes 2K Master, übertrifft das locker einen
mittelmässigen 4K-Scan. Es geht um das Bild selbst, nicht dessen
technische Werte auf dem Papier.
Wir betreiben aktiv als Vergleichender oder passiv als Käufer
ausgewählter Blurays Restauration von komponierten Bildern. Was
absurderweise wertvoller als selbst einen Film zu drehen, dessen
Bilder nicht komponiert sind. Kunst ist zeitlos. Alles was digital
ist bleibt für die Ewigkeit erhalten. Ich sehe es wie einen Da
Vinci zu sammeln und sich an die Wand zu hängen. Während da
draussen Plakate von Pamperswerbungen hängen. Jeder der Screenshots
macht wird irgendwann feststellen, dass die heutigen Filme den
glatten, schwarzen Monolithen aus 2001 enthalten.
Das wäre dann ein Computerbildschirm oder Handydisplay im
ausgeschalteten Zustand. Schwarz, entmagnetisiert, nichts
enthaltend. Ein Computer hat ein Kinobild berechnet. Es lohnt sich
die Pixel zu zählen. Wenn man nicht vorher schon längst
eingeschlafen ist.
Vielleicht sollten sie auf alle neueren Blurays ein
Blindenschrift-Symbol machen. Zusammen mit einem Preisnachlass. Und
einem Hinweis, dass keine Kunst enthalten ist.
Wer wie ich viele Screenshots macht, weiss das selbst Joe D'Amato
80er Blurays z.T. bessere Bilder enthalten als Oscargewinner nach
2005. Demnach kaufe ich dann wohl lieber die Orgasmo Nero Bluray.
Aus Prinzip und/oder Nächstenliebe. Hunde müssen draussen
bleiben.
"Macht beruht auf der Art des Wissens das einer hat. Was nützt das
Wissen von Dingen die sinnlos sind?" (Carlos Castaneda)