Geschrieben: 17 Apr 2024 22:55
Hallo zusammen,
ich ertappe mich dabei, bei Gelegenheit alte Videospielkonsolen aus
meinem Lager zu reaktivieren oder aus dem Fundus vorhandener
Mini-Retro-Nachbildungen zu wählen. Ich starte hiermit das dazu
passende Thema, also:
Welches Retro-Spiel wird von euch in letzter Zeit mal
gespielt? Und wie, also auf welcher Plattform bringt ihr es zum
Leben?
Zur Beantwortung muss aber noch geklärt werden, was überhaupt
"Retro" ist. Nun, letztlich alte Konsolen der 70er, 80er, 90er und
dem Besten der 2000er Jahre. Wer also aus dem Jahre 1977 noch ein
Original Atari VCS 2600 besitzt, liegt ebenso richtig wie jemand
mit einer PlayStation 2 aus 2000. Aber auch wenn Mini-Nachbildungen
aus späteren Jahren diese Spiele emuliert wiedergeben, wäre es
interessant zu erfahren, ob ihr bevorzugt diese nutzt. Und dann
gibt es natürlich auch noch diverse Online-Plattformen, die
ebenfalls alte Spiele anbieten.
Ich habe mich dabei ertappt, in letzter Zeit ein Spiel öfters
anzuwerfen, einen wichtigen Vertreter und Start einer bis heute
andauernden Rollenspielreihe:
Final Fantasy aus dem Jahre 1987
Ich spiele diesen Erstling auf dem Nintendo Entertainment System
Mini oder kurz: NES Mini, das 2016 veröffentlicht
wurde.
Dabei war für mich spannend zu sehen, wie alles anfing. Mit Final
Fantasy hatte ich zuvor richtig an insgesamt drei Stellen zu tun:
einmal durch das Anspielen von The Final Fantasy
Legend auf dem Game Boy, wie es sich mein Bruder damals
als Import besorgte und dieser Schatz später in meine Hände
überging. Damals empfand ich das Spielprinzip, die Ausstattung und
Regeln als eingängig und motivierend zum Weiterspielen.
Der zweite echte Kontakt zur Reihe fand dann zu PlayStation-Zeiten
statt mit dem von vielen als bahnbrechend bezeichneten
Final Fantasy VII. Ehrlicherweise hatte mich
dieses zu Beginn etwas nüchtern zurückgelassen. Während die Konsole
bereits mit anderen Top-Spielen beste Grafik und glasklaren
CD-Sound bot, riss mich der Titel hier nicht gerade vom Hocker.
Gut, geschickte Übergänge zwischen Film- und Spielsequenzen und ein
über mehrere CDs scheinbar großer Umfang zeigten letztlich aber
doch recht klobige Polygonfiguren auf zwar gerendertem, aber meist
unbeweglichem Hintergrund - und Musik, bei der ich durchaus echte
Orchestrierung statt eher MIDI-Files erwartet hätte.
Natürlich ist das Spiel gut und erzählt eine spannende und packende
Geschichte, bei der durch einfachste Animationen oder nur wenige
Sätze die Gefühle der Charaktere deutlich werden. Allein, ich wurde
das Gefühl nicht los, dieser Teil hätte doch ursprünglich für ein
Nintendo-System auf speicherbeschränkte Module als Medium
geschrieben werden müssen - und reize die PlayStation nicht
wirklich aus.
Und zu guterletzt ein Erlebnis rein akkustischer Natur, nämlich dem
Besuch einer orchestralen Wiedergabe diverser Videospielmelodien:
Symphonic Fantasies! Ich war dabei, als dies 2009
in Köln als Premiere vom WDR Rundfunkorchester gespielt wurde. Und
neben anderen Spielen wie Secret of Mana oder Chrono Trigger war
eben auch eine Art Medley von Final Fantasy dabei. Ich kann solche
Konzerte uneingeschränkt empfehlen. Die ersten Ableger davon -
meist in Köln - habe ich wo es ging wahrgenommen.
Wie auch immer: das sind meine Erfahrungen. Nachfolger wie Final
Fantasy VIII und IX warten noch darauf, von mir gespielt zu
werden.
Ich fand's spannend zu lesen, dass auf der NES Mini-Variante das
erste Final Fantasy enthalten sein soll. Und mich hat gereizt zu
erfahren, wie es begonnen hat und vor allem: was wurde bis in die
Neuzeit davon erhalten, übernommen und entsprechend der aktuellen
Technik aufgebohrt.
Also: mit dem Grundprinzip fängt es an. Die bis - exklusive - Final
Fantasy VII verwendete Draufsicht unserer Helden,
einzelne Städte und eine übergreifend bereisbare Welt haben mit dem
ersten Teil auch begonnen. Helden - 4 Stück an der Zahl - lassen
sich aus verschiedenen Typen wie Krieger, Dieb oder diversen
Magiern auswählen und im Laufe des Spiels durch diverse Kämpfe
unter anderem mit Erfahrungspunkten aufwerten, um
zum Beispiel ein besseres Geschick oder dergleichen zu erreichen.
Mittels diverser Waffen, Schilder oder magischen Sprüchen lassen
sich die Helden aus- und aufrüsten.
Vorteil des NES Mini gegenüber dem Original ist dabei die
Möglichkeit, jederzeit speichern zu können. Das ist durchaus
komfortabel - dennoch versuche ich, diverse Abschnitte wie früher
zu meistern und zu einem originären Speicherpunkt zu
gelangen.
Aber was macht den Teil so besonders? Ist er das überhaupt? Woran
liegt der Erfolg und was gab den Ausschlag? Ehrlich: ich weiß es
nicht. Ich denke, ein solches ähnliches System in Rollenspielen gab
es vermutlich auch vorher. Und dennoch: mein erster Aha-Effekt
setzt dort ein, als das Spiel nach Beginn und mit Bereisen der
ersten Stadt bis hin zum quasi ersten End-Boss damit "endete", dass
eine Brücke zu einem bis dato nicht erreichbaren Teil der
Gesamtwelt geschaffen wurde - und nachdem meine Helden diese Brücke
erstmalig überqueren der Bildschirm sich abdunkelt... und der
Spieltitel erstmalig, mit Musikuntermalung und einem echten
Titelbild erscheint. Quasi mit den Worten "und jetzt fängt die
Reise der Helden an".
Das war mein Effekt in diesem Spiel. Ich dachte nur daran, dass
hier nicht mehr nur ein einfaches Spiel im Schacht steckt mit
linearem Vorgehen, sondern ein Gefühl einer größeren sich
nach und nach dem Spieler öffnenden Welt entsteht. Und das
auch noch eingebettet in einer Art und Weise, wie man sie sonst
eher von Filmen her kennt. Kurz gesagt: bravo liebe
Spieleentwickler - das war richtig gut!
Und so wird immer mal wieder dieses Spiel bei mir gestartet, um
meine Mannschaft zu verbessern, wieder einen Teil der Welt zu
erkunden und dem Ende ein Stück näher zu kommen.
Es ist schwer, die damals ausgesprochenen Bewertungen aus diversen
Fachzeitschriften nachzuvollziehen, ob diese heute noch gelten.
Aber dieses Spiel bleibt einfach auch heute noch spielbar,
ist abwechslungsreich und motivierend.
Nun...was finde ich also noch im Vergleich zu Final Fantasy Legend
oder Final Fantasy VII wieder? Eine wichtige Sache: die
Musik! So manche (nicht alle) Stücke haben bis heute
überlebt! Natürlich in anderen Formen und zunehmend aufgebohrter
und orchestraler...aber die Melodien sind erkennbar. Hier hat der
Komponist Nobuo Uematsu ganze Arbeit geleistet, auch wenn im
Erstling die Anzahl der Stücke durchaus überschaubar ist - und man
nach dem x-ten Kampf gegen irgendwelche Gegner das Gefühl hat, als
wäre man bei einem DVD- oder Blu-ray-Menü mit Musik vor dem
Fernseher eingeschlafen - und das Ganze läuft beim Erwachen immer
noch genau so. Wie dem auch sei: einprägende Musik.
Mein Fazit: ein toller Beginn einer
Rollenspiel-Reihe, die im Laufe ihrer Zeit viele sehr gute
Varianten auf den Spielemarkt gebracht hat. Ich bin dankbar dafür,
dies lieber so spät als nie spielen zu können. Und das NES Mini
bringt hier eine originalgetreue Emulation zustande, der man dank
englischem Text auch recht gut folgen kann.
Welche Erfahrungen hattet ihr mit der Reihe gesammelt? Ging es euch
vielleicht ähnlich wie mir - oder war euer Zugang ganz ein anderer?