Im Hintergrund höre ich schon das Gähnen und fühle den Windstoss
des multiplen Abwinkens - Wim Wenders - Film - bah...
Wim Wenders ist wie alt - 138? Ist doch der mit dem "Himmel
über Paris Texas". Ja, genau der ist es.
Sein aktueller Film dreht sich um ... einen Typen, dessen Job es
ist, in Tokyo öffentliche Toiletten zu putzen. Die modernen, so mit
bisschen High-Tech und ordentlich Storytelling-Deko-Techno. Das
isses im wesentlichen.
Warum schreibe ich eigentlich darüber - naja, das aktuellste Review
hier ist über "Inception", da kann ein klein wenig mehr Aktualität
nicht schaden. Tatsächlich hat der Wim (tatsächlich übrigens
inzwischen bald 80) für Japan mit diesem Werk eine
Oscar-Nominierung raus geholt. Klar, kein wirkliches
Qualitätsmerkmal - aber schon interessant, wenn man mal auflistet
was der FIlm alles eher nicht hat.
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Schiessereien / Tote / Gemetzel
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Explosionen / Implosionen / Läsionen
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Weltraum / Raumflugszenen / Hyperspace
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Multiversen / Sex in und mit Multiversen
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Teil 1-7 als Vorgänger
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Stars
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irgendeine komplexe Handlung
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Tiere oder sonstiges als Sidekicks
Er bietet dagegen:
Macht neugierig, gelle? Vor allem wenn man das Profil pralle mit
Marvatar Disnaction als Lieblingsstreifen gefüllt hat, verstehe
ich.
Aber Leute, lasst Euch sagen - der Film verzaubert trotzdem. Und
zwar im Kino...jaja, das ist dieser dunkle, recht große Raum bei
dem Ihr unangenehme Sitznachnabarn habt, wo Bild und Ton immer
schlechter als bei Euch zu Hause sind und maximal noch die Leinwand
durch Größe punkten kann.
Wer sich all dieser Unbill aussetzt, erlebt, wofür Kino eigentlich
geschaffen wurde - wenn nämlich ein Regisseur oder eine Regisseurin
es versteht uns die Zeit vergessen zu lassen und wir völlig
anderen Existenzen als der unsrigen durch die Tage folgen. Das
Aufregungs-Level eines Tages erreicht dabei gerne mal
"das
Croissant ist hingefallen"-Ausmaße. Zwei Stunden die wie im
Flug vergangen sind, ohne dass mir jetzt langweilig geworden wäre.
Allerdings auch ohne die Möglichkeit jetzt wirklich was zu
erzählen, was vielleicht als kleiner Spoiler den ein oder anderen
zum Kinogang bewegen könnte - halt - doch, da gibt es was...und ich
glaube das war ungeplant ... Im Badehaus bleibt einem Gast der
Plastikhocker am allerwertesten kleben als er aufsteht.
:D
Ernsthaft aber jetzt - Wim Wenders weiß eben wie man Filme macht,
bei denen man für den Hauptdarsteller irgendwie sofort Sympathie
entwickelt.
Hirayamas Leben besteht (eigentlich) aus nicht besonders viel, aber
die sich täglich wiederholenden Rituale - und dann eben doch diese
winzigen Abweichungen - sind es, die den Film (für mich) zu
etwas besonderem machen. Ich glaube es ist schwierig dies hier den
Leuten so richtig nahe zu bringen, aber der Film hat mich darin
bestärkt, dass ich bald mal Urlaub in Japan machen sollte. Ist
ohnehin schon lange geplant. Und wenn ein Film eben sowas schafft,
dann war er meiner Meinmung nach ein Guter. In Mos Eisley wollte
ich schließlich auch Urlaub machen....
Wenn ich es kurz zusammenfassen soll - es geht darum wie man in
seinem Alltag glücklich sein kann, und somit, trotz allem was nervt
und stresst, perfekte Tage erlebt. Nix für Smombies. Eine Antithese
zu "Everything Everywhere All At Once"
Ich wünsche den Machern alles Gute und viel Glück bei den
Oscars.
8 von 10 Boss Drinks