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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Film: 8/10
Bild BD: 9/10
Bild 4k: 9/10
Ton: 10/10
Ausstattung: 6/10
(von Michael Speier und Jörn Pomplitz)
Als Regisseur David Gordon Green im Jahr 2018, exakt 40 Jahre nach
seinem ersten Auftritt, den legendären Massenmörder Michael Myers
erneut auf das Publikum losließ und ihm dabei die damalige
Gegenspielerin Jamie Lee Curtis in der Rolle von Laurie Strode
entgegenstellt, war die Freude bei vielen Slasherfans enorm. Und
tatsächlich entpuppte sich „Halloween“ von 2018 als würdiger
Nachfolger, der alle vorherigen Fortsetzungen ignorierte und
lediglich auf den Originalfilm von John Carpenter aufbaute.
Aufgrund der Corona-Pandemie dauerte es letztendlich drei Jahre,
bis mit „Halloween Kills“ die Fortsetzung anlief, und bereits
damals gab es zahlreiche, teils vernichtende Kritiken, obschon der
Film nahezu alles richtig machte, was man richtig machen konnte.
Nun liegt mit „Halloween Ends“ der dritte und letzte Teil der
neuen, von Blumhouse produzierten Halloween-Trilogie für den
deutschen Heimkinomarkt vor, wahlweise als Blu-ray Disc oder 4k-UHD
Scheibe, jeweils sowohl im Keep Case als auch im limitierten
Steelbook. Was der Film zu bieten hat, und wie sich die Blu-ray
Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende
Rezension.
STORY
Mit einem letzten großen Blutopfer überlebte Laurie Strode (J. L.
Curtis) nur knapp die Rückkehr des Psychopathen Michael Myers (J.
J. Courtney & N. Castle), 40 Jahre nachdem er sie das erste mal
attackierte. Meyers verschwand aus Haddonfield und während die
Bewohner davon ausgingen, dass der Serienmörder seinen schweren
Verletzungen erlegen sein muss, ging das Leben der Menschen,
einschließlich dem von Laurie und ihrer Enkelin Allyson (A.
Matichak), weiter. Vier Jahre nach der schrecklichen Nacht, scheint
sich der Alltag in dem kleinen Städtchen wieder normalisiert zu
haben. Deputy Hawkins (W. Patton) größte Sorgen sind kleinere Fälle
von Vandalismus und Ladendiebstahl, Laurie verarbeitet ihre Ängste
in ihren Memoiren und auch Allyson findet ein Stückchen
Unbeschwertheit in ihrer frisch aufblühenden Beziehung zu Cory (R.
Campbell). Allerdings hat ein drei Jahre zurückliegender Unfall
beim Babysitten in Cory eine dunkle Seite zum Vorschein gebracht,
die durch eine grausige Entdeckung in der Kanalisation der Stadt
seine labile Psyche vollends zerbrechen lässt. Als ob Haddonfield
verflucht wäre, breitet sich kurz darauf eine neuerliche Mordserie
über der Stadt aus und schürt in Laurie die Angst, dass ihr größter
Albtraum möglicherweise doch noch nicht überstanden ist ...
Der abschließende Teil der neuen Halloween-Trilogie nimmt den
Faden, den die beiden Vorgängerfilme gesponnen hatten, vier Jahre
später wieder auf und führt die Geschichte zu Ende. Allein, es ist
NICHT die Geschichte von Michael Myers, sondern die Geschichte von
Laurie Strode, ihrem erlittenen Trauma und dem Trauma, dass die
Stadt Haddonfield vor vierzig Jahren heimsuchte und im Jahr 2018
zurückkehrte. Ein Trauma, das so tief verwurzelt ist, dass es die
Stadt und die Menschen, die darin leben, vergiftet. Ein Trauma,
dass sich die Schwachen nimmt und für seine Zwecke missbraucht. Wir
lernen die neue Figur Corey kennen, die von der Mutter
drangsaliert, von den Mitmenschen gemieden und von allen
schikaniert wird, ebenso wie Laurie selbst, der viele Menschen die
Schuld an dem Massenmord vor vier Jahren geben. Und so kommt es,
wie es kommen muss – das Böse findet seinen Weg, und zieht in der
Halloweennacht erneut eine blutige Spur durch die Stadt. Der Film
bleibt dabei sowohl dem Ursprungsfilm treu, geht aber gleichzeitig
auch einen völlig anderen Weg, der von vielen eingefleischten
Halloween-Fans böse kritisiert wurde.
Bereits im ursprünglichen „Halloween“ von John Carpenter aus dem
Jahr 1978 wurde der Killer im Abspann lediglich als „The Shape“
bezeichnet – vielleicht weil zu keiner Zeit wirklich klar war, dass
sich unter der gespenstischen, ausdruckslosen Maske tatsächlich
Michael Myers verbarg. Viele Fantheorien unterstützten diese These,
zumal der Einzige, der stets von Michael Myers sprach, der
Psychiater Dr. Loomis war, der besessen wie Ahab einem Monster
hinterherjagte. Nun wird diese These zur Realität, das Zepter wird
weitergereicht und ein neuer Killer wird etabliert, oder: Das Böse
hat seine Form (Shape) geändert, ist aber so gefährlich wie eh und
je. Ursprünglich war es auch gar nicht Carpenters Anliegen, dass
Michael Myers so lange sein Unwesen trieb, sondern es sollte
bereits nach dem ersten, beziehungsweise zweiten Film Schluss mit
dem Spuk sein. So gesehen geht Regisseur und Drehbuch-Co-Autor
David Gordon Green hier einen Weg, der bereits vor 40 Jahren hätte
gegangen werden sollen. Dennoch bleibt auch „Halloween Ends“ dem
Grundgerüst treu und liefert im Grunde genommen voll und ganz ab.
Die Story ist nachvollziehbar (zumindest im Rahmen eines
Slasherfilms), die Charaktere agieren weitestgehend logisch, es
gibt zahlreiche, teils extrem brutale Tötungsszenen (alles schön
handgemacht, wie man im Bonusmaterial sieht) und selbst auf den
Mann mit der weißen William Shatner Maske muss man nicht
verzichten. Der größte, vielleicht einzige Fehler, den der Film
gemacht hat, war die Werbekampagne, die stets das große und finale
Aufeinandertreffen von Michael und Laurie in Aussicht stellte.
Dieses bekommt das Publikum zwar serviert, allerdings ist es nicht
der Dreh- und Angelpunkt der Handlung, sondern eher eine Art
Schlussstrich, der unter eine langjährige Geschichte gezogen
wird.
Kurz gesagt: „Halloween Ends“ beendet eine Trilogie, die für viele
Halloween-Fans zum besten gehört, was seit dem Originalfilm über
die Leinwände geflackert ist, während andere Fans sie zum
davonlaufen schlecht wahrnehmen. Letztendlich ist es immer
Geschmackssache, was einem gefällt und was nicht. Objektiv
betrachtet ist „Halloween Ends“ ebenso wie die beiden
Vorgängerfilme, solides Slasherkino mit einem legendären Killer,
massenhaftem Fanservice und handwerklich perfekt gemachte
Unterhaltung. Neben einer angespannt unheilvollen Atmosphäre wird
auch hier wieder vieles geboten, was echten Halloween-Fans die
Freudentränen in die Augen treiben müsste: Es gibt zahlreiche
Rückblicke, die Stars der Originalfilms sind wieder mit an Bord
(neben Jamie Lee Curtis ist auch Kyle Richards wieder als Lindsey
mit von der Partie und auch der Ur-Michael-Darsteller Nick Castle
leistete seinen Beitrag) und die Kills, die für einige Slasher-Fans
das A und O der Filmreihe darstellen, brauchen sich keineswegs zu
verstecken, sondern gehören zum blutigsten, was die Reihe bisher zu
bieten hatte. Dazu gibt es zahlreiche Referenzen an den
Originalfilm und die zahlreichen Fortsetzungen, auch wenn man die
Masse hier im Vergleich zum Vorgängerfilm etwas zurückgeschraubt
hat. Das Finale bietet indessen alles, was man sich wünschen kann,
auch wenn es diesmal den Anschein hat, dass es wirklich zu Ende
sein könnte. Aber wenn uns Hollywood eines gelehrt hat, dann, dass
ein Killer wie Michael Myers ohnehin nicht totzukriegen ist. Es
wäre also ein Wunder, wenn wir den messerschwingenden Irren nicht
früher oder später wieder zu Gesicht bekommen würden. Und es wäre
ebenso ein Wunder, wenn seine Rückkehr in diesem Fall wirklich
allen gefallen würde.
Bild BD:
Das Bild der Blu-ray Disc liegt im Ansichtsverhältnis von 2,39:1
vor und erreicht nicht selten Spitzenwerte. Die Möglichkeiten der
blauen Scheibe werden ein ums andere Mal vollends ausgenutzt und es
fehlt nur wenig zur Höchstnote. Die Schärfe bewegt sich fast
durchgängig auf einem sehr hohen Niveau und bildet jede noch so
kleine Kleinigkeit messerscharf ab. Besonders die Beschädigungen an
Michaels Maske, aber auch Härchen, Hautporen und
Oberflächenstrukturen sind perfekt zu erkennen. Die Farben sind
satt und kräftig, dabei weitestgehend natürlich, wobei man – dem
Genre und dem Originalfilm entsprechend – auf eine warme, erdige
Farbpalette gesetzt hat. Der Kontrast könnte auch kaum besser
eingestellt sein und bildet makelloses, tiefes Schwarz ab und lässt
helle Flächen nicht überstrahlen. Das Einzige Manko sind
vereinzelte stufige Farbübergänge, die besonders bei Lichtquellen,
die das Dunkel durchbrechen, ins Auge fallen. Abgesehen davon gibt
es absolut gar nichts an der Präsentation auszusetzen.
Bild 4k:
In seiner ultra-hochauflösenden Fassung wurde das Bild, welches in
einem Ansichtsverhältnis von 2,39:1 vorliegt, mit Dolby Vision zur
Verbesserung des Kontrastverhältnisses und zur Erweiterung des
Farbraums ausgestattet. Bei den Tageslichtszenen macht sich dabei
ein leichter Gelb-Stich bemerkbar, der jedoch durchaus als
Stilmittel durchgeht und dem Bild vermutlich einen etwas wärmeren
Look verleihen soll. Die Farben wirken durch die HDR-Technologie
nochmals einen guten Ticken satter, was sich wieder sehr gut bei
den Reklamebeleuchtungen oder Signal-Lichtern von Einsatzfahrzeugen
bemerkbar macht. Straßenlaternen oder Einrichtungsbeleuchtungen
bekommen einen leicht blendenden Effekt – im positiven Sinne
natürlich – und wirken dadurch noch etwas natürlicher. Leider
bringt Dolby Vision aber auch wieder die negative Eigenschaft mit
sich, dass das Bild im Gesamten ein wenig dunkler geraten ist, was
auch wenn mit einem satten und tiefen Schwarz einhergeht. Dies hat
dann leider zur Folge, dass in manchen dunklen Abschnitten nicht
immer alle Details sichtbar bleiben – glücklicherweise ist dies
aber nicht ganz so extrem und es gibt auch genug Szenen, in denen
auch die Schatten noch lebendig werden. Der Detailgrad konnte durch
die höhere Auflösung noch eine kleine Steigerung erfahren, sodass
nun wirklich jede Falte in Jamie Lee Curtis Gesicht zu erkennen
ist, Oberflächenstrukturen hervorragend wiedergegeben werden und
man den Zahn der Zeit, welcher an Michaels Maske nagte, einwandfrei
erkennen kann. Kritisieren könnte man noch die ein oder andere
Unschärfe, welche sich in den Randbereichen eingeschlichen hat.
Diese könnte aber auch aufgrund der verwendeten Objektive
entstanden sein und somit ebenfalls als Stilelemente durchgehen.
Insgesamt kann sich das ultra-hochauflösende Bild sehr gut sehr gut
sehen lassen und somit noch einen leichten Vorsprung gegenüber
seinem Blu-ray Pendant gewinnen.
Ton:
Wie bereits beim Vorgänger liegt der Ton sowohl in der deutschen
Synchronfassung, als auch im englischen Original in Dolby Atmos mit
einem Dolby True HD 7.1 Kern vor – und das bereits auf der Blu-ray
Disc. Die deutsche Tonspur ist dabei ausgesprochen gelungen und
nutzt – ähnlich wie das Bild – die Möglichkeiten vollends aus,
wobei der Akustik natürlich durch das Genre Grenzen auferlegt sind.
Was wir allerdings zu hören bekommen grenzt locker an
Referenzniveau. Die Dialoge sind jederzeit glasklar und optimal
verständlich, was aber weniger überrascht. Besonders hervorzuheben
sind hier die dezenten, leisen Töne, wie Schritte, Kratzen und
ähnliches. Hierdurch entsteht eine wohlig-unheimliche Atmosphäre,
die bei jeder sich bietenden Gelegenheit auch die
Deckenlautsprecher ins Geschehen mit einbezieht. Der Soundtrack,
der natürlich wieder das legendäre Thema von John Carpenters
Originalfilm enthält und dieses passend zum Film neu interpretiert,
beschert dem Zuschauer sofort eine Gänsehaut und stimmt ihn auf das
Kommende ein. Die deutsche Synchronfassung entstand unter der
Dialogregie von Marius Claren, der auch gemeinsam mit Hannes Maurer
das Dialogbuch verfasste, bei der FFS Film- & Frenseh-Synchron
GmbH in Berlin und bringt all die bekannten Stimmen mit, die man
mit den jeweiligen Gesichtern in Verbindung bringt. So erklingt
über Jamie Lee Curtis die Stimme von Karin Buchholz, Daniela Molina
spricht für Andi Matichak und Will Patton wurde von Erich Räuker
gesprochen. Der neue Star des Films, Rohan Campbell, erhielt die
passende Synchronstimme von Patrick Baehr und mit Arianne Borbach,
Axel Malzacher und Victoria Sturm sind weitere hervorragende
Sprecher mit an Bord. Dialogregisseur Marius Claren hingegen gab
sich selbst die Ehre den von Jack William Marashall gespielten Mr.
Allen zu synchronisieren.
Ausstattung:
- Audiokommentar - 6 Unveröffentlichte und erweiterte Szenen (06:22
Minuten) - Final Girl (4:40 Minuten) - Kein Ort wie Haddonfield
(7:49 Minuten) - Gag Reel (2:45 Minuten) - Das Ende von Halloween
(8:26 Minuten) - Eine andere Bedrohung (5:43 Minuten) - Visionen
des Terrors (5:47 Minuten) - Seltsame Todesfälle (5:02
Minuten)
Im Bonusmaterial finden wir neben einem informativen Audiokommentar
mit dem Regisseur und Co-Autor David Gordon Green, den
Schauspielern Andi Matichak und Rohan Campbell, Co-Produzent und
erster Regieassistent Atilla Salih Yücer und Produktionsassistent
Hugo Garza noch einige interessante und informative Features, die
uns einiges über die Hintergründe des Films und dessen Entstehung
offenbaren. In „Seltsame Todesfälle“ dürfen wir beispielsweise dem
Special Effects Team über die Schulter blicken und erhalten einen
Einblick in dessen Arbeit. Unterdessen darf auch ein wenig über
Verpatzte Szenen gelacht werden und ein paar erweiterte und
unveröffentlichte Szenen runden das Bonuspaket ab. Das gesamte
Bonusmaterial ist optional deutsch untertitelt.
Fazit:
Mit seinem Finale beendet Regisseur David Gordon Green eine der
größten Horrorfilm-Reihen aller Zeiten und spaltet damit die
Fan-Gemeinde: Einerseits hauchte er mit seiner Trilogie dem
Franchise neues Leben ein, was besonders seinen ersten beiden
Filmen zu verdanken ist. Im abschließenden Teil muss man dann
jedoch schon noch ein wenig offen für Neues sein, spielt doch vor
allem die erste Hälfte des Films mit einigen ungewöhnlichen
Theorien um das unsagbar Böse in der Gestalt von Michael Myers, die
man vermutlich als Fan des Franchise bisher noch nicht auf dem
Schirm gehabt hat. In technischer Hinsicht überzeugt die
ultra-hochauflösende Scheibe voll und ganz, wenn sie auch mit einem
leicht zu dunkel geratenen Bild und einigen Unschärfen ein wenig
Anlass zur Kritik bietet. Die kann man sich jedoch beim Ton sparen,
schöpft dieser hier doch aus dem Vollem und kann vor allem dank
zahlreicher Tiefbass-Attacken und sehr guter Dynamik überzeugen.
Mit dem ausgewogenen Bonus-Material kann man dann seinen Aufenthalt
in Haddonfield noch ein wenig verlängern, bevor man sich vollends
von Michael Myers verabschieden muss – zumindest in der Form, wie
ihn die Kinowelt bisher kannte. Bleibt nun abzuwarten, ob dies
wirklich das Ende der Slasher-Ikone ist, oder ob man ihn nach einer
Pause doch noch wiederbelebt – dies wird jedoch nach dem hier
gezeigten Ende umso schwerer zu inszenieren sein.