Geschrieben: 11 Juli 2022 07:08
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Film: 7/10
Bild: 7/10
4k: 7/10
Ton: 8/10
Ausstattung: 6/10
Mit dem dritten Teil der „Phantastische Tierwesen“-Reihe erhält die
„Wizarding World“ von J.K.Rowling ein weiteres Kapitel, das sich
erneut der Vorgeschichte um die Ereignisse der „Harry
Potter“-Geschichten widmet. Auf dem Regiestuhl nahm erneut David
Yates Platz und vor der Kamera agieren erneut Eddie Redmayne, Jude
Law, Dan Fogler und Alison Sudol. Neu hingegen ist der Däne Mads
Mikkelsen in der Rolle des Gellert Grindelwald, der nach Colin
Farrell und Johnny Depp bereits der dritte Darsteller ist, der in
der „Phantastische Tierwesen“-Reihe in die Rolle des dunklen
Magiers schlüpft. Was der Film inhaltlich zu bieten hat, und wie
sich die Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun
folgende Rezension
Film:
Der dunkle Zauberer Gellert Grindelwald (M. Mikkelsen) verfolgt
weiter seine Mission, die Macht in der Zauberwelt an sich zu reißen
und zugleich die Welt der Muggel (Menschen ohne Zauberkräfte) zu
unterwerfen. Hierfür schart er immer mehr Anhänger um sich und
kommt damit seinem Ziel immer näher. Das weiß auch der
Hogwarts-Professor Albus Dumbledore (J. Law) und versucht deshalb,
Grindelwald mit aller Macht aufzuhalten. Alleine wird ihm dies
allerdings nicht gelingen können und so bittet er einmal mehr den
Zoologen für magische Tierwesen Newt Scamander (E. Redmayne) und
dessen Freunde um Hilfe im Kampf gegen das Böse. Auf ihrer
gefährlichen Mission begegnen sie auch wieder einer Vielzahl an
phantastischen Tierwesen, die teilweise auch sehr gefährlich sein
können. Doch selbst die schlimmsten Kreaturen sind nicht einmal
annähernd so gefährlich wie die fanatischen Anhänger von
Grindelwald, denen sich die bunt zusammengewürfelte Truppe
entgegenstellen muss...
Im Gegensatz zu den sehr erfolgreichen und zurecht beliebten Filmen
der Harry-Potter-Reihe basieren die „Phantastischen Tierwesen“
nicht auf einer ausgeklügelten und umfassenden Romanvorlage,
sondern existierten vorher lediglich im Kopf ihrer Schöpferin
J.K.Rowling. Diese verstand sich zwar vortrefflich darauf die Welt
der Zauberer und Hexen in Romanform aufleben zu lassen, allerdings
fiel es ohne die Vorlage recht schwer, der sehr verzweigten und mit
Charakteren vollgestopften Handlung des Vorgängerfilms zu folgen.
Der Film verliert auch keine Zeit damit, dem Zuschauer nochmals
kurz vor Augen zu führen, was bisher geschehen ist. Es empfiehlt
sich daher dringen, die beiden Vorgängerfilme nochmals anzusehen,
bevor man sich an diesen dritten (von insgesamt fünf geplanten)
Teil(en) macht, denn ansonsten wird man vermutlich die Hälfte der
Laufzeit im Denkarium verbringen, sofern man eines zur Verfügung
hat, vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass sich die Dreharbeiten
aufgrund widriger Umstände immer und wieder verzögerten und der
zweite Teil inzwischen bereits einige Jahre zurückliegt.
Es wird also vorausgesetzt, dass sich der Zuschauer in der
Wizarding World auskennt wie in der Tasche seines Zauberumhangs,
und wenn er das tut, wird er mit allerhand Fanservice belohnt. Was
diesen Punkt angeht, so kommen vor allen Dingen Langzeitfans voll
auf ihre Kosten, und aufgrund des Einsatzes Dumbledore als enorm
wichtige Figur, fühlt sich dieser dritte Teil der Reihe vor allem
zum Ende hin schon sehr nach „Harry Potter“ an, und verliert
gleichzeitig immer mehr von seiner Eigenständigkeit. Das kann man
mögen oder auch nicht, aber letztendlich dürfte das bedeuten, dass
man sich von der Idee, eine eigenständige neue Ablegerreihe zu
kreieren, verabschiedet hat, was angesichts der Qualität der
Vorgängerfilme gar nicht mal sooo tragisch sein dürfte. Die
Handlung selbst ist zwar nicht so verworren und verwirrend wie bei
„Grindelwalds Verbrechen“, schlägt aber trotzdem noch genügend
Nebenstränge auf, bei denen man leicht Gefahrläuft den Faden zu
verlieren. Glücklicherweise verfasste die, in letzter Zeit leider
überwiegend durch transphobe Äu0erungen negativ in die
Schlagezeilen geratene, Autorin Rowling diesmal nicht alleine das
Drehbuch, sondern erhielt Hilfe von Steve Cloves, der bereits die
Harry Potter Romane sehr erfolgreich als Drehbuch adaptiert hatte.
Dadurch bekommt dieser dritte Teil der Reihe etwas mehr Struktur
und etwas weniger Kuddelmuddel, ist unterm Strich aber immer noch
sehr verwirrend. Aber: Er ist auch spannender, überraschender und
vor allen Dingen deutlich besser als die beiden Vorgängerfilme. Das
rasante Tempo, in dem der Film in der zweiten Hälfte
voranschreitet, macht es auch nicht unbedingt leichter, der
Handlung zu folgen, aber immerhin wird es auf diese Art nie
langweilig. Dafür sorgen auch die großartigen Effekte, die hier
noch deutlich ausgeprägter und perfekter in die Handlung integriert
wurden, so dass man fast schon den Anschein bekommt, die Handlung
sie um die Effekte herum konstruiert worden, um diesen ein Gerüst
zu geben. Immerhin werden die meisten aufgeworfenen Fragen mal mehr
mal weniger zufriedenstellend beantwortet, und eigentlich könnte
man hier einen Schlussstrich ziehen, was man aber vermutlich nicht
machen wird, da das Franchise nach wie vor einer Gelddruck-Maschine
gleichkommt.
Anstelle von Johnny Depp, der einen Gerichtsstreit mit seiner
Exfrau auszutragen hatte (der eine oder andere mag es vielleicht am
Rande mitbekommen haben) wurde der Däne Mads Mikkelsen für die
Rolle des gerissenen und wortgewandten bösen Zauberers Gellert
Grindelwald verpflichtet, und man mag von Johnny Depp halten was
man möchte, aber diese Neubesetzung ist ein wahrer Glücksgriff,
denn der großartige Mime verleiht dem Charakter deutlich mehr
Tiefgang, mehr Eleganz und wesentlich mehr Charisma, als es Depp
jemals gekonnt hätte – jedenfalls nicht wenn man ihn weiterhin so
inszeniert hätte, wie im Vorgängerfilm. Mikkelsen strahlt eine
Erhabenheit und gleichzeitig Bosheit aus, die einem einen Schauer
über den Rücken jagt. Gleichzeitig kauft man ihm aber auch den
strategischen Politiker ab, der die Welt um sich herum in seinen
Bann zieht. Über das geänderte Aussehen wird indessen kein Wort
verloren. Der restliche Cast macht ebenfalls eine sehr gute Figur.
Die Vielzahl an Charakteren macht es zwar nicht wirklich möglich,
dass sich der Einzelne vollends entfalten kann, aber zumindest
bekommt jeder Charakter das nötige Maß an Aufmerksamkeit spendiert,
auch wenn man sich bei dem einen oder anderen etwas mehr
Leinwandzeit gewünscht hätte. Das trifft vor allen Dingen auf den
großartigen Richard Coyle als Dumbledores Bruder und die
bezaubernde Jessica Williams als Hexe Eulalie Hicks zu, die beide
deutlich mehr Zeit verdient hätten, um ihren Rollen mehr Tiefe zu
verleihen. Aber wer weiß, was die Fortsetzungen bringen?!
Bild:
Das glasklare aber sehr dunkle Bild liegt im Ansichtsverhältnis von
2,39:1 vor und kränkelt vor allem an der dominanten Dunkelheit. Die
Schärfe bewegt sich zwar durchgängig auf einem soliden Niveau,
echte Topwerte werden aber nur sehr selten erreicht. Allein, es ist
möglich, dass das alles so sein soll. Immerhin fallen die
zahlreichen Effekte hier nicht sonderlich als solche auf, sondern
passen sich dem Bild perfekt an. Die Farben sind, gerade im
Gegensatz zu den Harry Potter Filmen, aber auch zu den beiden
Vorgängern der Reihe, noch weiter zurückgenommen und wirken
teilweise schon fast schwarz-weiß, oder besser gesagt, braun-grün,
denn über allem liegt ein erdig-kränklicher Farbschleier, wobei in
diesem Fall ganz und gar davon ausgegangen werden darf, dass das so
sein soll. Der Schwarzwert ist natürlich dementsprechend tief und
satt, verschluckt allerdings weitere Details und lässt alles noch
etwas matter und weicher erscheinen als es ohnehin schon ist. Zu
allem Überfluss machen sich hie und da auch minimale
Kompressionsspuren in Form von Stufigen Farbübergängen bemerkbar.
Alles in allem eine solide Darbietung, aber es wäre vermutlich
deutlich mehr drin gewesen, wenn auch zu Lasten der Stimmung.
4k:
Die 4k-UHD mit Dolby Vision und HDR10 schaut leider nicht viel
besser aus als die ebenfalls im Set enthaltene Blu-ray Disc.
Tatsächlich ist sie, aufgrund des Kontrastes, sogar noch ein
kleines bisschen dunkler als das High Definition Pendant. Die
Farben sind auch hier nicht sonderlich natürlich, wirken aber
dennoch ein wenig kräftiger und differenzierter. Der Schwarzwert
ist natürlich auch knackiger, dabei werden aber minimal weniger
Details verschluckt als bei der BD. Generell scheint die größere
Speicherkapazität dem Titel gutzutun, denn auch die
Kompressionsartefakte sind hier nicht vorhanden, jedenfalls nicht
einem Ausmaß, dass sie negativ ins Auge fallen würden. Abgesehen
davon ist der Qualitätsunterschied aber so gering, dass ich ein
Upgrade, beziehungsweise der Aufpreis, wenn überhaupt nur bedingt
lohnt.
Ton:
Der Ton liegt sowohl auf der Blu-ray Disc als auch auf der 4k-UHD
in deutscher und englischer Tonspur in Dolby Atmos vor, klingt aber
– wie so häufig bei Warner – leider etwas schwach auf der Brust.
Die Lautstärke muss also wieder ordentlich hochgepegelt werden,
damit man überhaupt etwas versteht, aber das soll an dieser Stelle
nur erwähnt und nicht bemängelt werden. Bemängeln könnte man
allerdings die spärliche Ansteuerung der Höhenlautsprecher, die
zwar einige Male ins Geschehen integriert werden, aber viele
Möglichkeiten leider ungenutzt lassen. Einige Szenen, besonders zum
Ende hin, präsentieren sich dann so, wie man es sich wünschen
würde, aber alles in allem hätte hier deutlich mehr kommen müssen.
Dafür sind die Dialoge überwiegend sehr gut verständlich, die Musik
untermalt das Geschehen in einem schönen Umfang und mit eingängigen
Melodien (auch wenn die ganz großen Themen wie man sie aus den
Harry Potter Filmen kennt nach wie vor ausbleiben) und der
Subwoofer kommt auch (insbesondere bei den Actionszenen, aber nicht
nur dort) anständig zum Einsatz. Obendrein bekommen wir auch noch
eine deutsche und eine englische Dolby Digital 5.1 Tonspur geboten,
deren Sinn und Zweck sich an dieser Stelle nicht ganz
erschließt.
Ausstattung:
Das Bonusmaterial ist komplett auf der Blu-ray Disc untergebracht,
was der ohnehin schon knappen Speicherplatz eines Filmes mit
Überlänge und zwei Dolby Atmos Tonspuren nicht unbedingt
zugutekommt. Hier finden wir einige interessante
Hintergrundinformationen zu den wichtigsten Figuren und Orten, den
Begebenheiten und Verhältnissen, wobei zwar einerseits ein Einblick
in die Produktion gewährt wird, aber im Großen und Ganzen der
Eindruck einer Werbe-Clipshow entsteht. Obendrein bekommen wir noch
eine Handvoll entfallener und erweiterter Szenen, auf die man
allerdings auch gut hätte verzichten können. Apropos „verzichten“:
Auf ein Wendecover ohne FSK-Siegel müssen wir diesmal
glücklicherweise nicht verzichtet.
Fazit:
Der Film schmeißt den Zuschauer ohne Vorwarnung in die Handlung und
setzt eine genaue Kenntnis der vorherigen Filme – und idealerweise
auch der Harry-Potter-Reihe – voraus, und hetzt gerade in der
zweiten Hälfte atemlos durch die verzweigte und überladene
Handlung. Dabei bekommt der Franchise-Liebhaber haufenweise
Fanservice, tolle Magiergefechte und großartige Effekte zu sehen,
die über die Lücken der Geschichte hinwegtrösten. Der größte Gewinn
dieses Films ist die Neubesetzung des Schurken mit Mads Mikkelsen,
der seinen Vorgänger Johnny Depp verdammt alt aussehen lässt. Ganz
im Gegensatz zur Technik, die zwar nicht „alt“ aussieht, aber auch
nicht den hohen Ansprüchen gerecht wird, die man an einen aktuellen
Blockbuster stellt. Das Bild ist alles in allem etwas zu trist und
dunkel, und auf Blu-ray Disc zudem etwas zu stark komprimiert. Der
Ton kann sich hören lassen, bleibt aber über weite Strecken
unauffällig. Das Bonusmaterial wartet mit einer bunten und
informativen Mischung auf, welche die Hintergründe etwas mehr
beleuchtet, aber alles in allem auch etwas zu oberflächlich
bleibt.