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Space Truckers (1996) (Limited Mediabook Edition)

Gestartet: 04 Juli 2022 16:56 - 0 Antworten

#1
Geschrieben: 04 Juli 2022 16:56

Michael Speier

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Film: 7/10
Bild: 8/10
Ton: 8/10
Ausstattung: 7/10


Mit „Space Truckers“ veröffentlichte das Label Wicked Vision Distribution püntklich zum 25. Jubiläum des Titels eine weitere Perle aus Videothekenzeiten als deutsche HD-Premiere inklusive exklusiver Bildbearbeitung. Die Erstveröffentlichung erfolgt in Form verschiedener Mediabooks, die den Film jeweils auf Blu-ray Disc sowie auf DVD enthielten und mit einem 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach aufgewertet wurden. Was der Film von Genreregisseur Stuart Gordon inhaltlich zu bieten hat und wie sich die im Set enthaltene Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.


Film:
Im Jahr 2196 - während die Menschheit mit der Evakuierung der Erde begonnen hat, verkehrt John Canyon als Trucker zwischen den Planeten. Keine Ladung ist ihm zu gefährlich. Doch diesmal unterschätzt Canyon seine Auftraggeber. Die nächste Lieferung zur Erde entpuppt sich für ihn und seinen neuen Partner Mike Pucci als lebensgefährliche Mission. Zu allem Überfluss ist die hübsche Cindy mit an Bord. Der Plan, den Weg über eine Kriegszone abzukürzen, erweist sich als leichtsinniger Fehler. Dann wird Canyon klar, welch hochbrisante Ladung er an Bord hat: biomechanische Kriegsmaschinen, die alles noch existierende Leben auf der Erde entweder auslöschen oder unterwerfen sollen. (Pressetext Wicked Vision Distribution)

Mit seinen Lovecraft-Verfilmungen wie „Re-Animator“ und „Castle Freak“ hatte sich Regisseur Stuart Gordon einen Namen gemacht. In den 1990er-Jahren kehrte er dem Genre vorübergehend den Rücken und widmete sich dem Science-Fiction-Genre, ohne dabei seine Wurzeln zu vergessen. Mit „Space Truckers“ schuf er eine mehr oder weniger familientaugliche Sci-Fi-Komödie, die an den Besuch in einem Freizeitpark erinnert: Laut, schnell, bunt, spaßig, aber irgendwie auch ein wenig belanglos. Das ist natürlich nicht negativ zu werten, denn genau wie bei einem Besuch im Freizeitpark steht der Unterhaltungswert an erster Stelle– und der ist bei „Space Truckers“ entsprechend hoch.

Abgewrackte Raumschiffe, böse Roboter, Weltraumpiraten und Aliens – und eine intergalaktische Verschwörung – aus all diesen Zutaten strickt Gordon mit geringem Budget aber umso größerer Liebe zum Detail sein kunterbuntes Weltraum-Potpourri, durch welches der von Dennis Hopper gespielte „Space Trucker“ mit dem coolen Namen John Cannyon biertrinkend und Hot-Dog-kauend seine Runden zieht. Aus heutiger Sicht ist auch das Darsteller-Ensemble interessant. Alleine Charles Dance, der unter anderem dank seiner großartigen Darstellung des Tywin Lannister in der Erfolgsserie „Game of Thrones“ eine international bekannte Größe darstellt, als widerlicher Cyborg-Pirat (inklusive entsprechendem multifunktionalem Geschlechtsteil) ist schon einen Blick wert. Die hier dargebotene Leistung ist zwar äußerst durchwachsen und fragwürdig, aber gerade dieser grobe Kontrast ist aus heutiger Sicht ausgesprochen sehenswert. Sehenswert ist auch Debi Mazar als Cindy, welche sämtlichen männlichen Charakteren (und ganz sicher auch den meisten Zuschauern) den Kopf verdreht. Stephen Dorff als naiver Draufgänger, der jede Gelegenheit nutzt, um sich seiner Oberbekleidung zu entledigen und Superstar Dennis Hopper als grobschlächtiger und obercooler John Canyon runden das Quartett ab, und obwohl (oder gerade weil) die Figuren allesamt im höchsten Maße und übertrieben klischeehaft gezeichnet wurden, macht das Zusammenspiel extrem viel Spaß. Und selbstredent darf in einem Stuart Gordon Film auch Barbara Crampton nicht fehlen, die hier zwar nur einen kleinen, aber prägnanten Auftritt hat.

Natürlich ist auch hier das Faible des Regisseurs für übertriebene Gewalt und deren grafische Darstellung vorhanden, nur hält sich diese einerseits in Grenzen und wird andererseits so übertrieben und comichaft dargestellt, dass man sie keineswegs mit den Gore-Eskapaden früherer Film vergleichen kann. Trotzdem braucht man auch hier nicht auf abgetrennte Gliedmaßen und matschige Eingeweide zu verzichten, nur ist das Ganze halt eher lustig als eklig. Den Spaßfaktor erhöht es dennoch, und so ist „Space Truckers“ unterm Strich eine kurzweilige Komödie für zwischendurch, bei der man sich einfach nur zurücklehnen und entspannen kann. Zugegeben, ein bisschen mehr Wortwitz, mehr Coolness und mehr von Gordons typisch-schwarzem Humor hätte den Film noch besser gemacht, aber so wie er ist bietet er auch so bereits allerhand Schauwert, die man sich als Genrefan unbedingt antun sollte. Die preiswerte Machart erhöht den Trashfaktor zusätzlich, und so ist „Space Truckers“ eine absolute Empfehlung für Freunde der guten, alten Videothekenzeiten.

Bild:
Das feinkörnige Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,35:1 vor und schaut den Umständen entsprechend hervorragend aus. Natürlich darf man schon von Hause aus keinen Vergleich mit Big Budget Produktionen anstellen, aber für das, was möglich ist, wurde erstklassige Arbeit geleistet. Die Schärfe bewegt sich durchgängig auf einem soliden Niveau und hat keine nennenswerten Aussetzer. Besonders stechen die brillant strahlenden, kunterbunten, fast schon comicartigen Farben hervor, die den Film zwar noch mehr nach einem Freizeitpark aussehen lassen, aber dennoch natürlich bleiben. Der Kontrast ist ebenfalls gut eingestellt und liefert sattes Schwarz, wobei es selbst in dunklen Bereichen nicht an der Durchzeichnung hapert. Altersbedingte Mängel sind nahezu nicht vorhanden, beziehungsweise in einem so geringen Ausmaß, dass sie die Gesamtbewertung in keiner Weise beeinflussen. Hier hat sich die Restauration und Bildbearbeitung vollkommen bezahlt gemacht.

Ton:
Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache in dts-HD Master 2.0 vor und obendrein bekommt die deutsche Tonspur auch noch eine 5.1 Abmischung spendiert. Den Vorzug gibt der Rezensent dennoch der 2.0 Abmischung, die trotz der begrenzten Möglichkeiten so gut klingt wie das Bild aussieht. Die Dialoge sind jederzeit glasklar verständlich, die Musik mischt sich gemeinsam mit den Neben- und Umgebungsgeräuschen zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen und obwohl der Subwoofer ebenso wenig wie die hinteren Kanäle angesteuert wird, entsteht eine breite Tonbühne mit angenehmem Wumm. Die 5.1 Abmischung klingt alles in allem ebenfalls sehr frontlastig und verteilt primär die Musik auf sämtliche verfügbaren Kanäle. Der Subwoofer kommt hier zwar unterstütztend hinzu, aber sehr viel besser klingt die Akustik dadurch nicht. Die sehr gelungene deutsche Synchronfassung entstand unter der Regie und nach einem Dialogbuch von Hans-Jürgen Wolf in den Video + Synchron Studios in Berlin. Zum Einsatz kamen neben dem großartigem Joachim Kerzel, der wie gewöhnlich über Dennis Hopper zu hören ist, noch die nicht minder begabten Sprecher und Sprecherinnen Simon Jäger über Stephen Dorff und Bianca Krahl über Debi Mazar zum Einsatz. Charles Dance erhielt gleich zwei Stimmen, einmal die etwas zu junge und sanfte von Hans-Jürgen Wolf, und dann die weitaus passendere und kernigere von Boris Tessmann. Warum das so ist, wird an dieser Stelle noch nicht verraten, aber es macht durchaus Sinn. In einer kleineren Rolle ist auch der herrliche Hörspiel-Sprecher Wilfried Herbst zu hören.

Ausstattung:
Wie bei den meisten Veröffentlichungen aus dem Hause Wicked Vision erwartet uns auch hier ein prall gefüllter Bonussektor. Es beginnt bereits mit den Urheberrechtshinweisen, die in typischer Wicked-Manier mit dem einen oder anderen Seitenhieb versehen wurden. Neben einem Audiokommentar mit Stuart Gordon erwarten den interessierten Zuschauer eine Vielzahl an Interviews, zum Beispiel mit Colin Towns, dem Komponisten der Filmmusik, mit Steve Howarth, welcher für die Modelle und Miniaturen zuständig war, und mit Visual Effekts Supervisor Paul Gentry. Auch Gordon selbst stand in einem kurzweiligen Interview Rede und Antwort. In gleich zwei Making-Ofs, eines davon sogar in deutscher Sprache, werden viele Aspekte des Films und dessen Entstehung nähergebracht und ein ausführlicher Blick hinter die Kulissen gewährt. Obendrein bekommen wir auch allerhand Werbematerial und eine umfangreiche Bildergalerie geboten, deren einziges Manko es ist, dass sich die Bilder nicht einzeln anwählen lassen, und die Musik nicht unbedingt passend gewählt ist und sich zudem wiederholt. Aber dies zu bemängeln wäre Jammern auf allerhöchstem Niveau.

Fazit:
Aus technischer Sicht wurde erstaunliches für die deutsche HD-Erstveröffentlichung geleistet. Das Bild schaut so gut aus wie man es sich nur erhoffen kann und auch der Ton klingt sauber und ordentlich. Die zusätzliche 5.1 Abmischung der deutschen Fassung ist eine nette Dreingabe, aber im Grunde genommen hätte es diese nicht benötigt. Erstklassig ist auch das umfangreiche Bonusmaterial, welches zum Teil exklusiv von Wicked hierfür angefertigt wurde. Der Film bietet beste Videotheken-Unterhaltung mit einem gewissen Trash-Touch. "Space Truckers" ist wie ein Tag im Freizeitpark: Bunt, laut, spaßig und irgendwie Irre. Natürlich darf man weder eine tolle Story oder eine tiefgründige Botschaft erwarten. Dafür wird man aber herrlich-nostalgisch unterhalten, sofern man ein Faible für derartige Filme hat.


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