Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Beyond the Infinite Two Minutes (Limited Mediabook Edition)

Gestartet: 22 Juni 2022 17:04 - 0 Antworten

#1
Geschrieben: 22 Juni 2022 17:04

Michael Speier

Avatar Michael Speier

user-rank
Chefredakteur Filmreviews
Blu-ray Freak
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Deutschland
Euskirchen
kommentar.png
Forenposts: 5.371
Clubposts: 159
seit 17.09.2009
anzahl.png
zuletzt kommentiert:
300 4K (4K UHD + Blu-ray)
anzahl.png
anzahl.png
Bedankte sich 4759 mal.
Erhielt 8488 Danke für 3034 Beiträge
Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier

Film: 9/10
Bild: 6/10
Ton: 6/10
Ausstattung: 4/10


Das asiatische Kino ist immer für eine Überraschung gut. Gerade Produktionen aus Südkorea haben in den letzten Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. Nun erreicht uns über die Busch Media Group die japanische Science-Fiction-Comedy „Beyond the infinite two minutes“, der auf diversen Filmfesten bereits ordentlich gefeiert wurde und auf dem Cover als „Kultfilm“ bezeichnet wird. Was der Film, der im limitierten Mediabook mit DVD und Blu-ray Disc im Set, zu bieten hat und wie sich die Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.

Film:
Als Kato nach Feierabend in die Wohnung über seinen Laden geht, wird er auf dem Monitor von seinem zukünftigen Ich begrüßt. Kato (K. Tosa) kann es sich nicht erklären, aber irgendwie haben der Fernseher in seinem Café und der Monitor in seiner Wohnung eine Verbindung aufgebaut, die einen Blick in die Zukunft erlaubt. Auf dem Monitorbildschirm ist zu sehen, was in zwei Minuten passieren wird. Katos Freunde sind völlig aus dem Häuschen, doch sie ahnen nicht, welche gefährlichen Ausmaße diese Mini-Zeitreise annehmen kann …

Die Prämisse des Films ist einfach aber genial: Zwei miteinander verbundene Bildschirme weisen eine Zeitverzögerung von zwei Minuten auf, weshalb es möglich ist, mit den Bildschirmen einen Blick in die unmittelbare Zukunft zu werfen. Schnell kommt man auf die Idee, die beiden Geräte so auszurichten, dass der Blick in die Zukunft weiter reicht, aber diese Idee bringt Fluch und Segen mit sich. Es beginnt wie ein harmloser Spaß und mutet wie ein Zaubertrick an, doch schon bald erkennen die Figuren des Films, welche Möglichkeiten das Ganze bietet. Und welche Gefahren. Wenn man genauer über die Idee nachdenkt, kräuseln sich die Gehirnwindungen und je weiter der Film fortschreitet, desto verrückter und abgedrehter wird es. Dabei bleibt der Film aber stets glaubwürdig und verzettelt sich nicht in irgendwelchen wirren Fantasien, jedenfalls keinen, die von der Grundidee abweichen. Hier hat Drehbuchautor Makoto Ueda ganze Arbeit geleistet. Es kommt zwar schon recht früh zu ersten Paradoxen, die filmisch jedoch geklärt werden und so einige Überraschungen und Wendungen bereithalten. Damit sorgt der Film auch über seine recht kurze Laufzeit von 70 Minuten für Kurzweiliges und Spaßiges Vergnügen, welches mitunter auch noch nachwirkt und den Zuschauer weiter beschäftigt. Man möchte eigentlich gleich noch mal von vorne anfangen und all die Dinge noch einmal sehen, auf die man vorher nicht geachtet hat.

Interessant ist auch die Inszenierung und das Talent der Darsteller, denn Regisseur und Filmeditor Junta Yamaguchi, der hier sein Debüt abliefert, drehte den Film in einem Durchgang, also ganz ohne sichtbare Schnitte. Diese Art der Inszenierung ist nicht nur sehr schwierig und benötigt eine extreme Vorbereitung und Perfektion, sondern ist aufgrund der Tatsache, dass die Figuren durch die Monitore mit sich selbst sprechen – und das nicht nur einmal, sondern im Laufe des Films mit immer mehr und mehr Versionen ihrer Selbst in unterschiedlichen Zeiten – besonders schwierig zu bewerkstelligen. Der Zuschauer kommt also aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn wie bei einem guten Illusionisten auf der Bühne bekommt er hier ebenfalls einen „Zaubertrick“ zu sehen, nur eben auf der Leinwand, respektive dem Bildschirm. Damit reiht er sich in die Riege von Meistern wie Alfred Hitchcock (der diese Art der Inszenierung bei „Cocktail für eine Leiche“ verwendete) oder eben Sam Mendes (1917) ein und auch wenn der Film in erster Linie eine abgedrehte Komödie ist, ist er doch voller Philosophie, Ideenreichtum und Tragik. Ein großartiger Film, den man einfach gesehen haben muss.

Bild:
Das Bild der im Set befindlichen Blu-ray ist leider eher durchwachsen. Was als erstes auffällt ist der suboptimal eingestellte Kontrast. Das Bild ist deutlich zu hell und wirkt sehr milchig. Dieses Manko schlägt sich natürlich sowohl auf die Tiefe und Plastizität, sowie auf den Schwarzwert aus, welcher eher als „düster-grau“ bezeichnet werden kann. Die Schärfe ist ebenfalls nur mittelmäßig und bildet nur selten kleinere Details sauber ab. Allgemein wirkt das Bild mitunter ein wenig verwaschen und teilweise sogar etwas unscharf. Auch die Farben wirken eher zurückhaltend und ausgeblichen. Alles in allem eine sehr mittelmäßige Leistung, die den Filmgenuss zwar nicht stört, aber auch nicht gerade unterstützt.

Ton:
Akustisch bleibt der Film ebenfalls eher unauffällig. Wir bekommen sowohl die deutsches Synchronfassung als auch die japanische Originalversion (die in der Programmierung der Disc als „Koreanisch“ angezeigt wird) in dts-HD Master Audio 5.1 mit optional zuschaltbaren Untertiteln, die auch zwingend notwendig sind, denn einerseits dürften die wenigsten Zuschauer in Deutschland der japanischen Sprache mächtig sein, andererseits kann man sich die miese, uninspirierte und amateurhafte deutsche Synchronfassung, die bei der Creative Sounds Germany in Hagen unter der Regie von Henning Gehrke und Philipp Kaase entstand, nicht lange antun. Wir haben zwar einige fähige Sprecher:innen wie Fabienne Hesse, Andreas Meese und Michael Borgard mit an Bord, aber das, was einige der anderen Synchronsprecher hier treiben, grenzt schon hart an Körperverletzung. Gelangweilt, mal ganz ohne, mal mit komplett übertriebenen Emotionen sagen sie ihre Texte auf und klingen dabei, als würden sie diese ablesen, ohne den Text jemals zuvor gesehen zu haben. Abgesehen davon klingen sowohl die deutsche als auch die japanische Tonspur sehr ordentlich und sauber, sind gut abgemischt und verfügen sogar über eine gewisse Dynamik.

Ausstattung:
Das Bonusmaterial enthält zwar "nur" ein Interview mit dem Regisseur sowie ein Making-Of, aber diese beiden Features erlauben einen tiefen Einblick in die Produktion und zeigen welche Arbeit in diesem Kleinod steckt, und wie kompliziert die Arbeit daran war. Gleichzeitig zeigt sich das Genie des Regisseurs, von dem wir in Zukunft hoffentlich noch weitaus mehr zu hören, beziehungsweise sehen bekommen. Hinweis: Die auf dem Backcover angegebene Laufzeit der DVD ist falsch.

Fazit:
Ein fantastischer Film in einer unterdurchschnittlichen Präsentation. Das Bild der Blu-ray Disc ist milchig und kann nicht wirklich überzeugen, der Ton ist ordentlich aber die deutsche Synchronisation ist teilweise zum davonlaufen. Zumindest das Bonusmaterial macht ein wenig Boden gut, ist aber alles in allem ebenfalls etwas zu spärlich. Dafür kann der Film auf ganzer Linie überzeugen und punktet mit einer einfachen aber genialen Story, einer unglaublich guten Inszenierung und unterhält über die kurze Spielzeit von gerade einmal 70 Minuten jeden, der sich darauf einlässt. Von derart guten Ideen mangelt es in Hollywood seit Jahren, aber glücklicherweise bekommen wir – dank diverser Anbieter wie der hier vertretenen Busch Media Group – immer wieder Titel aus Asien auf den Tisch, die diese Kerbe auswetzen.
 
1 Kommentar:
von deathnotePaul am 22.06.2022 20:36:
Die deutsche Synchro war zum wegschalten-hatte mal eine kurze Sequenz auf deutsch geschaltet- Danke das auch solche "kleine Perlen" Erwähnung finden :-)


Beitrag Kommentieren

Noch 380 Zeichen

Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Es sind 57 Benutzer und 1526 Gäste online.