Geschrieben: 22 Juni 2022 17:04
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Film: 9/10
Bild: 6/10
Ton: 6/10
Ausstattung: 4/10
Das asiatische Kino ist immer für eine Überraschung gut. Gerade
Produktionen aus Südkorea haben in den letzten Jahren immer wieder
für Aufsehen gesorgt. Nun erreicht uns über die Busch Media Group
die japanische Science-Fiction-Comedy „Beyond the infinite two
minutes“, der auf diversen Filmfesten bereits ordentlich gefeiert
wurde und auf dem Cover als „Kultfilm“ bezeichnet wird. Was der
Film, der im limitierten Mediabook mit DVD und Blu-ray Disc im Set,
zu bieten hat und wie sich die Blu-ray Disc in technischer Hinsicht
schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Film:
Als Kato nach Feierabend in die Wohnung über seinen Laden geht,
wird er auf dem Monitor von seinem zukünftigen Ich begrüßt. Kato
(K. Tosa) kann es sich nicht erklären, aber irgendwie haben der
Fernseher in seinem Café und der Monitor in seiner Wohnung eine
Verbindung aufgebaut, die einen Blick in die Zukunft erlaubt. Auf
dem Monitorbildschirm ist zu sehen, was in zwei Minuten passieren
wird. Katos Freunde sind völlig aus dem Häuschen, doch sie ahnen
nicht, welche gefährlichen Ausmaße diese Mini-Zeitreise annehmen
kann …
Die Prämisse des Films ist einfach aber genial: Zwei miteinander
verbundene Bildschirme weisen eine Zeitverzögerung von zwei Minuten
auf, weshalb es möglich ist, mit den Bildschirmen einen Blick in
die unmittelbare Zukunft zu werfen. Schnell kommt man auf die Idee,
die beiden Geräte so auszurichten, dass der Blick in die Zukunft
weiter reicht, aber diese Idee bringt Fluch und Segen mit sich. Es
beginnt wie ein harmloser Spaß und mutet wie ein Zaubertrick an,
doch schon bald erkennen die Figuren des Films, welche
Möglichkeiten das Ganze bietet. Und welche Gefahren. Wenn man
genauer über die Idee nachdenkt, kräuseln sich die Gehirnwindungen
und je weiter der Film fortschreitet, desto verrückter und
abgedrehter wird es. Dabei bleibt der Film aber stets glaubwürdig
und verzettelt sich nicht in irgendwelchen wirren Fantasien,
jedenfalls keinen, die von der Grundidee abweichen. Hier hat
Drehbuchautor Makoto Ueda ganze Arbeit geleistet. Es kommt zwar
schon recht früh zu ersten Paradoxen, die filmisch jedoch geklärt
werden und so einige Überraschungen und Wendungen bereithalten.
Damit sorgt der Film auch über seine recht kurze Laufzeit von 70
Minuten für Kurzweiliges und Spaßiges Vergnügen, welches mitunter
auch noch nachwirkt und den Zuschauer weiter beschäftigt. Man
möchte eigentlich gleich noch mal von vorne anfangen und all die
Dinge noch einmal sehen, auf die man vorher nicht geachtet
hat.
Interessant ist auch die Inszenierung und das Talent der
Darsteller, denn Regisseur und Filmeditor Junta Yamaguchi, der hier
sein Debüt abliefert, drehte den Film in einem Durchgang, also ganz
ohne sichtbare Schnitte. Diese Art der Inszenierung ist nicht nur
sehr schwierig und benötigt eine extreme Vorbereitung und
Perfektion, sondern ist aufgrund der Tatsache, dass die Figuren
durch die Monitore mit sich selbst sprechen – und das nicht nur
einmal, sondern im Laufe des Films mit immer mehr und mehr
Versionen ihrer Selbst in unterschiedlichen Zeiten – besonders
schwierig zu bewerkstelligen. Der Zuschauer kommt also aus dem
Staunen nicht mehr heraus, denn wie bei einem guten Illusionisten
auf der Bühne bekommt er hier ebenfalls einen „Zaubertrick“ zu
sehen, nur eben auf der Leinwand, respektive dem Bildschirm. Damit
reiht er sich in die Riege von Meistern wie Alfred Hitchcock (der
diese Art der Inszenierung bei „Cocktail für eine Leiche“
verwendete) oder eben Sam Mendes (1917) ein und auch wenn der Film
in erster Linie eine abgedrehte Komödie ist, ist er doch voller
Philosophie, Ideenreichtum und Tragik. Ein großartiger Film, den
man einfach gesehen haben muss.
Bild:
Das Bild der im Set befindlichen Blu-ray ist leider eher
durchwachsen. Was als erstes auffällt ist der suboptimal
eingestellte Kontrast. Das Bild ist deutlich zu hell und wirkt sehr
milchig. Dieses Manko schlägt sich natürlich sowohl auf die Tiefe
und Plastizität, sowie auf den Schwarzwert aus, welcher eher als
„düster-grau“ bezeichnet werden kann. Die Schärfe ist ebenfalls nur
mittelmäßig und bildet nur selten kleinere Details sauber ab.
Allgemein wirkt das Bild mitunter ein wenig verwaschen und
teilweise sogar etwas unscharf. Auch die Farben wirken eher
zurückhaltend und ausgeblichen. Alles in allem eine sehr
mittelmäßige Leistung, die den Filmgenuss zwar nicht stört, aber
auch nicht gerade unterstützt.
Ton:
Akustisch bleibt der Film ebenfalls eher unauffällig. Wir bekommen
sowohl die deutsches Synchronfassung als auch die japanische
Originalversion (die in der Programmierung der Disc als
„Koreanisch“ angezeigt wird) in dts-HD Master Audio 5.1 mit
optional zuschaltbaren Untertiteln, die auch zwingend notwendig
sind, denn einerseits dürften die wenigsten Zuschauer in
Deutschland der japanischen Sprache mächtig sein, andererseits kann
man sich die miese, uninspirierte und amateurhafte deutsche
Synchronfassung, die bei der Creative Sounds Germany in Hagen unter
der Regie von Henning Gehrke und Philipp Kaase entstand, nicht
lange antun. Wir haben zwar einige fähige Sprecher:innen wie
Fabienne Hesse, Andreas Meese und Michael Borgard mit an Bord, aber
das, was einige der anderen Synchronsprecher hier treiben, grenzt
schon hart an Körperverletzung. Gelangweilt, mal ganz ohne, mal mit
komplett übertriebenen Emotionen sagen sie ihre Texte auf und
klingen dabei, als würden sie diese ablesen, ohne den Text jemals
zuvor gesehen zu haben. Abgesehen davon klingen sowohl die deutsche
als auch die japanische Tonspur sehr ordentlich und sauber, sind
gut abgemischt und verfügen sogar über eine gewisse Dynamik.
Ausstattung:
Das Bonusmaterial enthält zwar "nur" ein Interview mit dem
Regisseur sowie ein Making-Of, aber diese beiden Features erlauben
einen tiefen Einblick in die Produktion und zeigen welche Arbeit in
diesem Kleinod steckt, und wie kompliziert die Arbeit daran war.
Gleichzeitig zeigt sich das Genie des Regisseurs, von dem wir in
Zukunft hoffentlich noch weitaus mehr zu hören, beziehungsweise
sehen bekommen. Hinweis: Die auf dem Backcover angegebene
Laufzeit der DVD ist falsch.
Fazit:
Ein fantastischer Film in einer unterdurchschnittlichen
Präsentation. Das Bild der Blu-ray Disc ist milchig und kann nicht
wirklich überzeugen, der Ton ist ordentlich aber die deutsche
Synchronisation ist teilweise zum davonlaufen. Zumindest das
Bonusmaterial macht ein wenig Boden gut, ist aber alles in allem
ebenfalls etwas zu spärlich. Dafür kann der Film auf ganzer Linie
überzeugen und punktet mit einer einfachen aber genialen Story,
einer unglaublich guten Inszenierung und unterhält über die kurze
Spielzeit von gerade einmal 70 Minuten jeden, der sich darauf
einlässt. Von derart guten Ideen mangelt es in Hollywood seit
Jahren, aber glücklicherweise bekommen wir – dank diverser Anbieter
wie der hier vertretenen Busch Media Group – immer wieder Titel aus
Asien auf den Tisch, die diese Kerbe auswetzen.