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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Film: 2/10
BIld: 8/10
Ton: 10/10
Ausstattung: 8/10
Mit ihrem Film „Matrix“ revolutionierten die Wachowski-Brüder Ende
des letzten Jahrtausends das Actionkino und schufen einen
philosophischen Film der rasch eine enorme Anhängerschaft fand und
den begabten kanadischen Schauspieler Keanu Reeves über Nacht zum
Superstar machte. Seitdem hat sich vieles verändert. Aus den
Wachowski-Brüdern wurden zuerst die Wachowski-Geschwister und
letztendlich die Wachowski-Schwestern. Das Kino erlebt fast
jährlich neue Superlativen in Form diverser Superheldenfilme, Keanu
Reeves ging wegen eines Hundes auf Rachefeldzug und die Wachowskis
produzierten bahnbrechende Meisterwerke wie „Jupiter Ascending“,
„Cloud Atlas“ und „Speed Racer“. Nun erscheint bei Warner Home
Video der spät nachgeschobene vierte Teil der Matrix-Reihe, der im
Vertrieb von Universal Pictures Home Entertainment in verschiedenen
Auflösungen und Verpackungen auf den Markt gebracht wird. Was der
Film zu bieten hat und wie sich die Discs in technischer Hinsicht
schlagen, klärt das nun folgende Review.
Film:
Thomas Anderson (K. Reeves) lebt in San Francisco, arbeitet mit
seinem Geschäftspartner (J. Groff) am Aufstieg seiner Firma - und
lässt sich regelmäßig wegen seiner extrem realistischen Träume
behandeln. Sein Therapeut (N. P. Harris) ist überzeugt davon, dass
Thomas manchmal nicht einmal Realität von Traum unterscheiden kann
und will ihm helfen. Als Thomas auf Tiffany (C. Moss) trifft, kommt
sie ihm unheimlich vertraut vor, so als würde er sie schon lange
und gut kennen. Nur wie kann das sein? Und wieso geht es ihr
genauso? Und ist das wieder nur ein Traum, vor dem ihm sein
Therapeut gewarnt hat? Vielleicht kann ihm bei der Lösung dieses
Rätsels die Hackerin Bugs (J. Henwick) helfen, die in Thomas eine
ganz andere Person vermutet: Einen Mann namens Neo, der die gesamte
Menschheit durch ein großes Opfer gerettet haben soll. Sie will Neo
zu Morpheus (Y. Abdul-Mateen II) bringen, der nicht nur Licht ins
Dunkel bringen will, sondern fest glaubt, dass Neo noch einmal
gebraucht wird, um eine Reise zu beenden, die vor langer Zeit
begann ...
Mit der ursprünglichen „Matrix“-Trilogie bewiesen die Wachowskis
drei Dinge: Mit Teil 1, wie man einen anspruchsvollen
Mainstreamfilm mit bahnbrechenden Effekten produziert, mit Teil 2,
wie man eine grandiose aber strunzdumme Action-Materialschlacht
vollführt und mit Teil 3, wie man ein Fass zum Überlaufen bringt,
in dem man einfach immer weiter Quatsch hineinfüllt, bis niemand
mehr weiß, was überhaupt los ist. Und nun, mehr als 20 Jahre nach
dem zugegebenermaßen bahnbrechenden Erfolg von „Matrix“, gibt
Regisseur:in Lana Wachowski Antworten auf Fragen, die niemand
jemals gestellt hat. Tatsächlich wären sie den meisten nicht einmal
in den Sinn gekommen, und dabei mangelte es der Originaltrilogie
bei weitem nicht an Ungereimtheiten. Dabei vermittelt der Film den
Eindruck, als hätte sich Lana Wachowski vor allem eine Frage
gestellt: Wie bezahle ich meine nächsten Rechnungen mit möglichst
wenig Anstrengung? Diese Frage stand allerdings schon im Jahr 2000
im Raum, anders lassen sich die völlig überladenen, hanebüchenen
und komplett überflüssigen Fortsetzungen „Matrix Reloaded“ und
„Matrix Revolutions“ nicht erklären. Genauso verhält es sich auch
hier.
Zunächst beginnt der Film noch recht interessant und interpretiert
den Ursprünglichen Film mit neuen Darstellern neu. Das fühlt sich
anfangs wie ein leicht verändertes Remake an und weckt nostalgische
Erinnerungen. Gleichzeitig fragt man sich auch: Was soll das alles?
An Punkt X wird uns dann eine Abweichung präsentiert. Die
„Matrix“-Filme waren in „Wirklichkeit“ nur Computerspiele, und nach
dem Erfolg will Warner nun eine Fortsetzung – ob nun mit oder ohne
den eigentlichen Schöpfer. Diese Änderung macht Laune und es hat
fast den Anschein, als würde man wirklich etwas Neues ausprobieren.
Aber leider bleibt der Wunsch der Vater des Gedanken und wird nicht
zu Ende gebracht, denn schon bald beschreitet der Film alte Pfade,
spielt mit den Erinnerungen und nostalgischen Gefühlen, ist aber im
Großen und Ganzen stinklangweilig, uninspiriert und zuweilen
einfach nur lächerlich. Keanu Reeves fühlte sich vermutlich
verpflichtet, erneut in die Rolle zu schlüpfen, die ihn zum
Weltstar machte, auch wenn er inzwischen weitaus bessere und
interessantere Filme auf seiner Vita stehen hat. So richtig Lust
scheint er allerdings nicht gehabt zu haben, und falls doch, so
kann er sie sehr gut hinter den beiden Gesichtsausdrücken (Mürrisch
und Verwundert) verstecken. Die Kampfszenen haben es natürlich in
sich, aber dass er es körperlich noch drauf hat bewies er in den
letzten Jahren bereits mehrfach als John Wick, und das deutlich
besser. Auch die späte Rückkehr zu alten Franchises lag ihm im
dritten „Bill & Ted“-Streifen deutlich mehr. Das, was der
Kanadier hier abliefert, ist ein Trauerspiel und nur noch ein
Schatten seiner Darstellung im ersten Teil. Andererseits wichen
auch die ehemals philosophischen Grundsätze und tiefgreifenden
Dialoge dümmlichem Geschwafel, das bestenfalls noch als
pseudo-intellektuell durchgeht, und das auch nur, wenn man nicht
weiter darüber nachdenkt. Aber vielleicht hat man sich auch einfach
nur dem stetig dümmer werdenden Publikum angepasst, das durch immer
größere, lautere und schnellere Filme, die nach Möglichkeit keine
allzu große Denkleistung erfordern, die Lichtspielhäuser fluten und
Streamingdienste zum Glühen bringen.
An Reeves Seite sehen wir die nach wie vor entzückende, wenn auch
etwas in die Jahre gekommene (aber noch immer sehr attraktive)
Carrie-Anne Moss, die als Trinity leider auch keine gute Figur
macht, was aber auch hier an den äußerst dummen Dialogen und der
noch dümmeren „Handlung“ liegt. Die beiden anderen ehemaligen
Urgesteine der Reihe, Lawrence Fishburn und Hugo Weaving sind
leider nicht mehr mit von der Partie. Fishburn wurde schlichtweg
nicht gefragt und durch Yahya Abdul-Mateen II ersetzt, was bereits
im Vorfeld für einige Verwirrung sorgte. Hugo Weaving gab indessen
an „zu beschäftigt“ zu sein, was durchaus glaubhaft erscheint,
schließlich will Wäsche gefaltet werden und Geschirr spült sich
auch nicht von selbst. Vermutlich war er schlichtweg zu clever, um
sich in seiner alten Rolle erneut zum Affen zu machen. Trotzdem
tauchen sowohl Weaving als auch Fishburn in Form von Rückblenden
und Flashbacks auf, welche vermutlich auch primär den Sinn haben,
dem Zuschauer irgendwelche nostalgischen Gefühle zu entlocken,
damit der Mist den sie hier wiederkäuen in irgendeiner Weise nach
etwas schmeckt was man mag. Neu mit an Bord ist der primär aus
Komödien bekannte Neil Patrick Harris, der das in der Reihe ohnehin
bereits ausufernde Figurenensemble mit kreativen Namen wie
„Merowinger“, „Orakel“, „Architekt“ und Co. um die neue Figur des
„Analytikers“ erweitert. Hätte man den anfänglichen Weg der
selbstironischen Parodie beibehalten, wäre Harris vermutlich
deutlich besser gewesen als er es hier ist. Wobei man in manchen
Momenten durchaus den Eindruck bekommt, dass man eine alberne
Parodie zu sehen bekommt – Stichwort: Merowinger! Kurzum: Der Film
ist weder Fisch noch Fleisch, nichts Halbes und Nichts Ganzes.
Teils Parodie, teils Remake, teils Reboot und teils Fortsetzung,
aber was der Film eigentlich ist, ist der gescheiterte Versuch, aus
einer bekannten Marke mit möglichst wenig Aufwand nach vielen
Jahren noch mal Geld herauszuschlagen. Bleibt nur zu hoffen, dass
der Film erfolgreich genug ist, dass Lana Wachowski für die
nächsten Jahre nicht mehr arbeiten muss, aber nicht so erfolgreich,
dass irgendwelche Produzenten auf die Idee kommen, noch weitere
Kapitel dieser als „Wiederauferstehung“ bezeichneten Totgeburt auf
die Leinwand zu bringen.
Bild:
Das glasklare Bild der Blu-ray Disc liegt im Ansichtsverhältnis von
2,39:1 vor. Eigentlich hätte man angenommen, dass wir hier
Referenzwerte geboten bekommen, aber zumindest bei der Blu-ray Disc
ist dies leider nicht der Fall. Die Schärfe bewegt sich zwar
überwiegend auf einem sehr hohen Niveau und bildet auch kleine
Details sauber ab, aber leider schwächelt das Bild gerade in diesem
Punkt immer dann, wenn das Bild ein wenig dunkler wird – und das
ist leider häufig der Fall. Was sofort auffällt ist die natürliche
Farbgebung. Auf Spielereien mit Farben hat man hier
erstaunlicherweise verzichtet, wobei gerade das den Look der
Originalfilme so sehr geprägt hat. Dafür sind die Farben kräftig
und satt, und – wie gesagt – sehr natürlich. Der Schwarzwert ist
leider nicht immer ganz optimal, und der Kontrast kann auch nicht
zur Gänze überzeugen. Dazu kommt, dass in dunklen Bereichen Details
verschluckt werden, und obendrein lassen sich gerade bei
Farbübergängen hie und da Stufen und Artefakte erkennen, die bei
einem High-End-Produkt wie diesem eigentlich nicht sein müssten.
Das gleiche Problem mit den Kompressionsspuren gab es auch schon
bei der Blu-ray Disc von „The Batman“ zu bemängeln. Was ist denn da
los bei euch, Warner?
Ton:
Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache in Dolby Atmos
(mit Dolby TrueHD 7.1 Kern), sowie zusätzlich in beiden Sprachen in
Dolby Digital 5.1, sowie in deutscher Hörfilmfassung in Dolby
Digital 2.0 vor. Optional lassen sich noch deutsche und englische
Untertitel hinzuschalten. Eines vorneweg: Die deutsche Dolby Atmos
Tonspur ist absolut der Hammer! Die Rundumbeschallung aus
sämtlichen Kanälen reißt über den gesamten Film nicht ab und
pulverisiert das Heimkino – im Wahrsten Sinne des Wortes.
Insbesondere die Actionszenen punkten hier mit einer extremen
Dynamik, einem wunderbaren Einsatz des Subwoofers und dennoch
glasklarer Dialogverständlichkeit. Bravo! Ausnahmsweise stimmt
sogar die Lautstärke – Grandios!
Ausstattung:
Bei der Erstellung des Bonussektors, oder zumindest bei dessen
Anordnung und Bezeichnung, war offenbar ein uninspirierter
Praktikant am Werk. Zum einen bekommen wir auf der ersten Seite,
beziehungsweise rechts im Startmenü, die ersten drei Features mit
Bild angezeigt. Klickt man dann nach unten, erscheinen die nächsten
Features, zwar ohne Bild, dafür aber die zwei von der ersten Seite
erneut. Das erste Feature trägt den Namen „Niemand kann erfahren
was die Matrix ist“, und dahinter verbirgt sich der tatsächlich
schwierige Versuch diverser Darsteller, zu erklären, was die Matrix
ist. Würde man die Bezeichnung „Erfahren“ durch „Erklären“
austauschen, würde sich ein Sinn ergeben. Aber lassen wir das.
Hinter dem Feature verbirgt sich, wie erwähnt, der Versuch, den
Zuschauern den Inhalt und den Sinn hinter der Filmreihe zu
erläutern, was gar nicht so leicht ist. Die weiteren Features
beschäftigen sich mit den einzelnen Figuren der Reihe, der
Beziehung zwischen Neo und Trinity und natürlich den Actionszenen.
Hierbei erfahren wir einiges über den Film, die Filmreihe, welchen
Stand der neue Film innerhalb der Serie einnimmt und es zeigt sich
anschaulich, dass Regisseur:in Wachowski ganz gewaltig einen an der
Waffel hat – um es einmal umgangssprachlich auszudrücken. Immerhin
ist das Bonusmaterial umfangreich, unterhaltsam und informativ.
Hierfür gibt es dann auch entsprechend viele Punkte. Ideal wäre
vielleicht noch ein Audiokommentar gewesen, aber diesen,
beziehungsweise dessen Fehlen zu bemängeln, wäre Jammern auf ganz
hohem Niveau. Das gleiche gilt auch für das Jammern nach dem
fehlenden Wendecover.
Fazit:
Ist es ein Remake? Ist es ein Reboot? Ist es eine Fortsetzung? Ist
es eine Parodie? – Die Antwort auf ALL diese Fragen lautet
gleichermaßen Ja und Nein. Eigentlich kann man gar nicht erklären,
was „Matrix Resurrection“ ist – außer eines: Überflüssig! Zwei
Jahrzehnte nach dem grandiosen Erfolg von „Matrix“ stellt Lana
Wachowski fest, dass Geld nicht automatisch nachwächst und liefert
einen neuen Film ab, der ihre eigene Welt demontiert und den
Zuschauer für Blöd verkauft. Immerhin stimmen Action und Ästhetik,
aber damit lässt sich auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der
vierte Ausflug in die Matrix großer Bockmist ist, der die
vorherigen zwei Auswüchse schon fast wieder gut erscheinen lässt.
Zumindest technisch ist die Scheibe gelungen und bietet im
Audiobereich absolute Referenz. Und auch das umfangreiche
Bonusmaterial trägt einen Teil dazu bei, dass die reine Bewertung
der Scheibe verdammt gut ausfällt. Allerdings ist es hier ähnlich
wie bei „Moonfall“ – warum muss man ausgerechnet einen solchen Müll
in technischer Perfektion auf den Markt bringen, während die
richtig guten Filme mitunter recht stiefmütterlich behandelt
werden?