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Matrix Resurrections

Gestartet: 10 Juni 2022 16:07 - 0 Antworten

#1
Geschrieben: 10 Juni 2022 16:07

Michael Speier

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Film: 2/10
BIld: 8/10
Ton: 10/10
Ausstattung: 8/10


Mit ihrem Film „Matrix“ revolutionierten die Wachowski-Brüder Ende des letzten Jahrtausends das Actionkino und schufen einen philosophischen Film der rasch eine enorme Anhängerschaft fand und den begabten kanadischen Schauspieler Keanu Reeves über Nacht zum Superstar machte. Seitdem hat sich vieles verändert. Aus den Wachowski-Brüdern wurden zuerst die Wachowski-Geschwister und letztendlich die Wachowski-Schwestern. Das Kino erlebt fast jährlich neue Superlativen in Form diverser Superheldenfilme, Keanu Reeves ging wegen eines Hundes auf Rachefeldzug und die Wachowskis produzierten bahnbrechende Meisterwerke wie „Jupiter Ascending“, „Cloud Atlas“ und „Speed Racer“. Nun erscheint bei Warner Home Video der spät nachgeschobene vierte Teil der Matrix-Reihe, der im Vertrieb von Universal Pictures Home Entertainment in verschiedenen Auflösungen und Verpackungen auf den Markt gebracht wird. Was der Film zu bieten hat und wie sich die Discs in technischer Hinsicht schlagen, klärt das nun folgende Review.

Film:
Thomas Anderson (K. Reeves) lebt in San Francisco, arbeitet mit seinem Geschäftspartner (J. Groff) am Aufstieg seiner Firma - und lässt sich regelmäßig wegen seiner extrem realistischen Träume behandeln. Sein Therapeut (N. P. Harris) ist überzeugt davon, dass Thomas manchmal nicht einmal Realität von Traum unterscheiden kann und will ihm helfen. Als Thomas auf Tiffany (C. Moss) trifft, kommt sie ihm unheimlich vertraut vor, so als würde er sie schon lange und gut kennen. Nur wie kann das sein? Und wieso geht es ihr genauso? Und ist das wieder nur ein Traum, vor dem ihm sein Therapeut gewarnt hat? Vielleicht kann ihm bei der Lösung dieses Rätsels die Hackerin Bugs (J. Henwick) helfen, die in Thomas eine ganz andere Person vermutet: Einen Mann namens Neo, der die gesamte Menschheit durch ein großes Opfer gerettet haben soll. Sie will Neo zu Morpheus (Y. Abdul-Mateen II) bringen, der nicht nur Licht ins Dunkel bringen will, sondern fest glaubt, dass Neo noch einmal gebraucht wird, um eine Reise zu beenden, die vor langer Zeit begann ...

Mit der ursprünglichen „Matrix“-Trilogie bewiesen die Wachowskis drei Dinge: Mit Teil 1, wie man einen anspruchsvollen Mainstreamfilm mit bahnbrechenden Effekten produziert, mit Teil 2, wie man eine grandiose aber strunzdumme Action-Materialschlacht vollführt und mit Teil 3, wie man ein Fass zum Überlaufen bringt, in dem man einfach immer weiter Quatsch hineinfüllt, bis niemand mehr weiß, was überhaupt los ist. Und nun, mehr als 20 Jahre nach dem zugegebenermaßen bahnbrechenden Erfolg von „Matrix“, gibt Regisseur:in Lana Wachowski Antworten auf Fragen, die niemand jemals gestellt hat. Tatsächlich wären sie den meisten nicht einmal in den Sinn gekommen, und dabei mangelte es der Originaltrilogie bei weitem nicht an Ungereimtheiten. Dabei vermittelt der Film den Eindruck, als hätte sich Lana Wachowski vor allem eine Frage gestellt: Wie bezahle ich meine nächsten Rechnungen mit möglichst wenig Anstrengung? Diese Frage stand allerdings schon im Jahr 2000 im Raum, anders lassen sich die völlig überladenen, hanebüchenen und komplett überflüssigen Fortsetzungen „Matrix Reloaded“ und „Matrix Revolutions“ nicht erklären. Genauso verhält es sich auch hier.

Zunächst beginnt der Film noch recht interessant und interpretiert den Ursprünglichen Film mit neuen Darstellern neu. Das fühlt sich anfangs wie ein leicht verändertes Remake an und weckt nostalgische Erinnerungen. Gleichzeitig fragt man sich auch: Was soll das alles? An Punkt X wird uns dann eine Abweichung präsentiert. Die „Matrix“-Filme waren in „Wirklichkeit“ nur Computerspiele, und nach dem Erfolg will Warner nun eine Fortsetzung – ob nun mit oder ohne den eigentlichen Schöpfer. Diese Änderung macht Laune und es hat fast den Anschein, als würde man wirklich etwas Neues ausprobieren. Aber leider bleibt der Wunsch der Vater des Gedanken und wird nicht zu Ende gebracht, denn schon bald beschreitet der Film alte Pfade, spielt mit den Erinnerungen und nostalgischen Gefühlen, ist aber im Großen und Ganzen stinklangweilig, uninspiriert und zuweilen einfach nur lächerlich. Keanu Reeves fühlte sich vermutlich verpflichtet, erneut in die Rolle zu schlüpfen, die ihn zum Weltstar machte, auch wenn er inzwischen weitaus bessere und interessantere Filme auf seiner Vita stehen hat. So richtig Lust scheint er allerdings nicht gehabt zu haben, und falls doch, so kann er sie sehr gut hinter den beiden Gesichtsausdrücken (Mürrisch und Verwundert) verstecken. Die Kampfszenen haben es natürlich in sich, aber dass er es körperlich noch drauf hat bewies er in den letzten Jahren bereits mehrfach als John Wick, und das deutlich besser. Auch die späte Rückkehr zu alten Franchises lag ihm im dritten „Bill & Ted“-Streifen deutlich mehr. Das, was der Kanadier hier abliefert, ist ein Trauerspiel und nur noch ein Schatten seiner Darstellung im ersten Teil. Andererseits wichen auch die ehemals philosophischen Grundsätze und tiefgreifenden Dialoge dümmlichem Geschwafel, das bestenfalls noch als pseudo-intellektuell durchgeht, und das auch nur, wenn man nicht weiter darüber nachdenkt. Aber vielleicht hat man sich auch einfach nur dem stetig dümmer werdenden Publikum angepasst, das durch immer größere, lautere und schnellere Filme, die nach Möglichkeit keine allzu große Denkleistung erfordern, die Lichtspielhäuser fluten und Streamingdienste zum Glühen bringen.

An Reeves Seite sehen wir die nach wie vor entzückende, wenn auch etwas in die Jahre gekommene (aber noch immer sehr attraktive) Carrie-Anne Moss, die als Trinity leider auch keine gute Figur macht, was aber auch hier an den äußerst dummen Dialogen und der noch dümmeren „Handlung“ liegt. Die beiden anderen ehemaligen Urgesteine der Reihe, Lawrence Fishburn und Hugo Weaving sind leider nicht mehr mit von der Partie. Fishburn wurde schlichtweg nicht gefragt und durch Yahya Abdul-Mateen II ersetzt, was bereits im Vorfeld für einige Verwirrung sorgte. Hugo Weaving gab indessen an „zu beschäftigt“ zu sein, was durchaus glaubhaft erscheint, schließlich will Wäsche gefaltet werden und Geschirr spült sich auch nicht von selbst. Vermutlich war er schlichtweg zu clever, um sich in seiner alten Rolle erneut zum Affen zu machen. Trotzdem tauchen sowohl Weaving als auch Fishburn in Form von Rückblenden und Flashbacks auf, welche vermutlich auch primär den Sinn haben, dem Zuschauer irgendwelche nostalgischen Gefühle zu entlocken, damit der Mist den sie hier wiederkäuen in irgendeiner Weise nach etwas schmeckt was man mag. Neu mit an Bord ist der primär aus Komödien bekannte Neil Patrick Harris, der das in der Reihe ohnehin bereits ausufernde Figurenensemble mit kreativen Namen wie „Merowinger“, „Orakel“, „Architekt“ und Co. um die neue Figur des „Analytikers“ erweitert. Hätte man den anfänglichen Weg der selbstironischen Parodie beibehalten, wäre Harris vermutlich deutlich besser gewesen als er es hier ist. Wobei man in manchen Momenten durchaus den Eindruck bekommt, dass man eine alberne Parodie zu sehen bekommt – Stichwort: Merowinger! Kurzum: Der Film ist weder Fisch noch Fleisch, nichts Halbes und Nichts Ganzes. Teils Parodie, teils Remake, teils Reboot und teils Fortsetzung, aber was der Film eigentlich ist, ist der gescheiterte Versuch, aus einer bekannten Marke mit möglichst wenig Aufwand nach vielen Jahren noch mal Geld herauszuschlagen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Film erfolgreich genug ist, dass Lana Wachowski für die nächsten Jahre nicht mehr arbeiten muss, aber nicht so erfolgreich, dass irgendwelche Produzenten auf die Idee kommen, noch weitere Kapitel dieser als „Wiederauferstehung“ bezeichneten Totgeburt auf die Leinwand zu bringen.

Bild:
Das glasklare Bild der Blu-ray Disc liegt im Ansichtsverhältnis von 2,39:1 vor. Eigentlich hätte man angenommen, dass wir hier Referenzwerte geboten bekommen, aber zumindest bei der Blu-ray Disc ist dies leider nicht der Fall. Die Schärfe bewegt sich zwar überwiegend auf einem sehr hohen Niveau und bildet auch kleine Details sauber ab, aber leider schwächelt das Bild gerade in diesem Punkt immer dann, wenn das Bild ein wenig dunkler wird – und das ist leider häufig der Fall. Was sofort auffällt ist die natürliche Farbgebung. Auf Spielereien mit Farben hat man hier erstaunlicherweise verzichtet, wobei gerade das den Look der Originalfilme so sehr geprägt hat. Dafür sind die Farben kräftig und satt, und – wie gesagt – sehr natürlich. Der Schwarzwert ist leider nicht immer ganz optimal, und der Kontrast kann auch nicht zur Gänze überzeugen. Dazu kommt, dass in dunklen Bereichen Details verschluckt werden, und obendrein lassen sich gerade bei Farbübergängen hie und da Stufen und Artefakte erkennen, die bei einem High-End-Produkt wie diesem eigentlich nicht sein müssten. Das gleiche Problem mit den Kompressionsspuren gab es auch schon bei der Blu-ray Disc von „The Batman“ zu bemängeln. Was ist denn da los bei euch, Warner?

Ton:
Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache in Dolby Atmos (mit Dolby TrueHD 7.1 Kern), sowie zusätzlich in beiden Sprachen in Dolby Digital 5.1, sowie in deutscher Hörfilmfassung in Dolby Digital 2.0 vor. Optional lassen sich noch deutsche und englische Untertitel hinzuschalten. Eines vorneweg: Die deutsche Dolby Atmos Tonspur ist absolut der Hammer! Die Rundumbeschallung aus sämtlichen Kanälen reißt über den gesamten Film nicht ab und pulverisiert das Heimkino – im Wahrsten Sinne des Wortes. Insbesondere die Actionszenen punkten hier mit einer extremen Dynamik, einem wunderbaren Einsatz des Subwoofers und dennoch glasklarer Dialogverständlichkeit. Bravo! Ausnahmsweise stimmt sogar die Lautstärke – Grandios!

Ausstattung:
Bei der Erstellung des Bonussektors, oder zumindest bei dessen Anordnung und Bezeichnung, war offenbar ein uninspirierter Praktikant am Werk. Zum einen bekommen wir auf der ersten Seite, beziehungsweise rechts im Startmenü, die ersten drei Features mit Bild angezeigt. Klickt man dann nach unten, erscheinen die nächsten Features, zwar ohne Bild, dafür aber die zwei von der ersten Seite erneut. Das erste Feature trägt den Namen „Niemand kann erfahren was die Matrix ist“, und dahinter verbirgt sich der tatsächlich schwierige Versuch diverser Darsteller, zu erklären, was die Matrix ist. Würde man die Bezeichnung „Erfahren“ durch „Erklären“ austauschen, würde sich ein Sinn ergeben. Aber lassen wir das. Hinter dem Feature verbirgt sich, wie erwähnt, der Versuch, den Zuschauern den Inhalt und den Sinn hinter der Filmreihe zu erläutern, was gar nicht so leicht ist. Die weiteren Features beschäftigen sich mit den einzelnen Figuren der Reihe, der Beziehung zwischen Neo und Trinity und natürlich den Actionszenen. Hierbei erfahren wir einiges über den Film, die Filmreihe, welchen Stand der neue Film innerhalb der Serie einnimmt und es zeigt sich anschaulich, dass Regisseur:in Wachowski ganz gewaltig einen an der Waffel hat – um es einmal umgangssprachlich auszudrücken. Immerhin ist das Bonusmaterial umfangreich, unterhaltsam und informativ. Hierfür gibt es dann auch entsprechend viele Punkte. Ideal wäre vielleicht noch ein Audiokommentar gewesen, aber diesen, beziehungsweise dessen Fehlen zu bemängeln, wäre Jammern auf ganz hohem Niveau. Das gleiche gilt auch für das Jammern nach dem fehlenden Wendecover.

Fazit:
Ist es ein Remake? Ist es ein Reboot? Ist es eine Fortsetzung? Ist es eine Parodie? – Die Antwort auf ALL diese Fragen lautet gleichermaßen Ja und Nein. Eigentlich kann man gar nicht erklären, was „Matrix Resurrection“ ist – außer eines: Überflüssig! Zwei Jahrzehnte nach dem grandiosen Erfolg von „Matrix“ stellt Lana Wachowski fest, dass Geld nicht automatisch nachwächst und liefert einen neuen Film ab, der ihre eigene Welt demontiert und den Zuschauer für Blöd verkauft. Immerhin stimmen Action und Ästhetik, aber damit lässt sich auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der vierte Ausflug in die Matrix großer Bockmist ist, der die vorherigen zwei Auswüchse schon fast wieder gut erscheinen lässt. Zumindest technisch ist die Scheibe gelungen und bietet im Audiobereich absolute Referenz. Und auch das umfangreiche Bonusmaterial trägt einen Teil dazu bei, dass die reine Bewertung der Scheibe verdammt gut ausfällt. Allerdings ist es hier ähnlich wie bei „Moonfall“ – warum muss man ausgerechnet einen solchen Müll in technischer Perfektion auf den Markt bringen, während die richtig guten Filme mitunter recht stiefmütterlich behandelt werden?


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