Geschrieben: 10 Juni 2022 06:24
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Film: 3/10
Bild: 5/10
Ton: 8/10
Ausstattung: 2/10
Im Jahr 1985 stand Deborah Voorhees (echter Name!) als Tina in
„Freitag der 13. Teil 5 - Ein neuer Anfang“ vor der Kamera und
bekam nach ihrer obligatorischen Nacktszene von dem maskierten
Killer mit einer Heckenschere den Kopf geteilt. Seitdem trieb sich
die Dame mit dem markanten Nachnamen vor allem auf Conventions
herum und zehrte von ihrem einstigen Ruhm. Nun präsentiert sie uns
mit „13 Fanboys“ ihr Regiedebüt, in dem ein maskierter Killer jagt
auf ehemalige „Freitag der 13.“-Darsteller macht. Was der Film zu
bieten hat und wie sich die Blu-ray Disc, die nun von Pierrot Le
Fou ihm Rahmen der „Uncut“-Reihe im Mediabook im Vertrieb der Al!ve
AG auf den Markt gebracht wird, in technischer Hinsicht schlägt,
klärt die nun folgende Rezension.
Film:
Kelsie Voorhees (H. Greenbauer) hat als kleines Kind ein Trauma
erlitten, als sie Zeugin am Mord an ihrer Großmutter, einer
Darstellerin in 'Freitag, der 13.', geworden ist. Sie wurde das
Opfer eines verrückten Fans. Inzwischen sind aber viele Jahre
vergangen und Kelsie hat gelernt, mit diesem Erlebnis zu leben. Sie
selbst arbeitet inzwischen sogar auch als Schauspielerin. Doch dann
holt sie die Vergangenheit ein und sie muss schon bald feststellen,
dass ihre Großmutter längst nicht das einzige Opfer des Killers
war, der bis heute weiterhin Menschen tötet. Als sie versucht, die
beste Freundin ihrer Großmutter, die Hollywood-Ikone Dee Wallace,
zu retten, wird sie selbst zum Ziel des kranken
Serienkillers...
Der Filmtitel ist Programm und veranschaulicht zugleich die Optik
des Films. Dieser sieht nämlich von vorne bis hinten so aus, als
hätte ihn ein Fanboy gedreht. Ein Fanboy mit Intentionen, mit
Ahnung und ein wenig handwerklichem Geschick im Filmemachen, aber
alles andere als ein Profi. Die Kamerafahrten wirken beliebig, der
Fokus wechselt zu oft, und außer ein paar – zugegebenermaßen gut
gemachten – Goreffekten hat der Film nicht viel mehr zu bieten als
ein Schaulaufen zahlreicher Darsteller, die allesamt so spielen,
als hätten sie noch nie vor der Kamera gestanden. Zugegeben, die
„Freitag der 13.“-Filme sind weder cineastische noch
darstellerische Meisterleistungen gewesen, und bis auf ein paar
wenige Ausnahmen waren die meisten Darsteller primär Schlachtvieh,
deren äußere Erscheinung wichtiger war als Talent. Aber das sie
hier derart hölzern, emotionslos oder übertrieben spielen, ihre
dümmlichen und improvisiert klingenden Texte aufsagen als würden
sie diese irgendwo ablesen und ansonsten einfach nur da sind, weil
sie eben sind wer sie sind, ist doch etwas zu wenig um den
geneigten Fan bei der Stange zu halten. Dabei wäre es doch so
einfach, wenn man sich das Erfolgsrezept der Filme anschaut:
Gewalt, nackte Haut und Gewalt. Aber nein, man will auf
Teufel-komm-raus eine Story hineinprügeln, aber die ist so dumm,
langweilig und schlecht geschrieben, dass sich der Zuschauer
einfach nur nach dem nächsten Mord sehnt.
Die "Story" passt derweil auf einen Bierdeckel, selbst wenn der
Wirt ihn vorher schon mächtig malträtiert hat. Ein Fanboy stalkt
und tötet die ehemaligen Darsteller aus den „Freitag der
13.“-Filmen. Punkt. Die Beweggründe sind dabei ein wenig an den
Haaren herbeigezogen, da kann auch der eine oder andere halbherzige
Twist nicht wirklich weiterhelfen, erst recht dann nicht, wenn die
„unvorhersehbare Wendung“ eigentlich doch vorhersehbar ist und in
zahlreichen anderen Filmen des Genres schon mehrfach verwendet
wurde. Das größte Manko ist allerdings, dass der Film von vorne bis
hinten todernst gemeint ist. Wie viel besser wäre es gewesen, das
Ganze mit einem gewissen Augenzwinkern, einem gewissen Sarkasmus
oder einer gewissen Ironie zu würzen, sich über sich selbst ein
wenig lustig zu machen und den Spaß an der Sache hervorzuheben?
Aber nein, das, was wir hier sehen, ist so gemeint, soll
erschrecken, soll schockieren, soll fesseln - und geht genau
deshalb in die Hose.
Das Einzige was den Film aus der totalen Belanglosigkeit herauslöst
ist die Beteiligung zahlreicher bekannter und weniger bekannter
Genregrößen, von denen insbesondere Dee Wallace und Kane Hodder
herausstechen – wobei letzterer viel zu wenig Aufmerksamkeit bekam.
Warum allerdings permanent eingeblendet wird, wer denn da gerade
vor der Kamera steht, so als würde Regisseurin Deborah Voorhees
ihre Zuschauer für Idioten halten, die alle fünf Minuten daran
erinnert werden müssten, wen oder was sie gerade sehen und wie toll
sie es finden sollen dass gerade Darsteller Xy aus Film Z im Bild
ist, erschließt sich nicht so ganz. Ein echter Fan WEISS wen er da
gerade sieht, und selbst wenn nicht, so hat er es doch in der Regel
verstanden, wenn er es einmal gelesen hat. Die Darsteller spielen
sich indessen überwiegend selbst, was ja auch auf gewisse Art und
Weise Sinn macht. Warum aber ausgerechnet der inzwischen arg in die
Jahre gekommene Corey Feldman nicht ebenfalls als er selbst
auftritt, sondern einen schmierigen Produzenten mimt, ist ein
weiteres, ungelöstes Geheimnis des durchwachsenen Drehbuchs.
Schließlich war Corey Feldmans Rolle des Tommy Jarvis nicht
unerheblich für die Reihe, und als Heldengespann zusammen mit Kane
Hodder hätte Feldman den Film auf ein anderes Level heben können,
aber scheinbar war etwas Derartiges überhaupt nicht geplant. So
kann man leider sagen, dass der Film zu viele Chancen verstreichen
lässt, und bestenfalls für ganz eingefleischte Fans einen Blick
wert sein dürfte.
Bild:
Das glasklare, fast schon zu glatte Bild hinterlässt leider keinen
allzu guten Eindruck. Die Schärfe geht noch halbwegs in Ordnung und
ist im oberen Mittelfeld angesiedelt. Kleinere Details sind
allerdings nur selten zu erkennen. Das größte Manko ist der
Kontrast. Das gesamte Bild wirkt sehr milchig und verwaschen,
wodurch der Eindruck eines billigst produzierten Videofilms
entsteht. Lediglich die wenigen Szenen auf der Convention oder
Videochats und Internetbeiträge stechen hier hervor. Diese wirken
wie mit einer Digitalkamera vor Ort gedreht, also ebenfalls nicht
künstlerisch-cineastisch, sondern eher nüchtern und steril.
Zumindest stimmt hier die Farbe, die im übrigen Film ein wenig
zurückhaltend und unnatürlich blass wirkt.
Ton:
Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung in dts-HD
Master 5.1 vor und punktet mit einer dynamischen Soundkulisse, bei
der auch der Subwoofer ein ums andere Mal ordentlich gefordert
wird. Die Musikstücke, die offenbar so wichtig für die Handlung
sind dass sie sogar untertitelt wurden (ganz im Gegensatz zum
einzigen Bonusfeature!) lässt die Nadel nach oben schnellen und ist
deutlich lauter als nötig. Die Dialoge sind zwar jederzeit
verständlich, wurden aber derart mies synchronisiert, dass man sich
die deutsche Synchronfassung, die bei der Creative Sounds Germany
in Hagen unter der Regie von Henning Gehrke und nach einem
Dialogbuch von Christian Michalak – der selbst auch im Film die
Synchronisation von Lee McCoy übernahm - nur ungern antun möchte.
Allerdings muss an dieser Stelle gesagt werden, dass auch der O-Ton
nicht viel besser ist, und hier das gesamte darstellerische
Unvermögen sämtlicher (!!!) Beteiligter Darsteller zu tage
tritt.
Ausstattung:
Im Bonusmaterial erwartet uns neben einer sympathischen
siebeneinhalb Minütigen Einführung durch die Regisseurin (im
Wohnzimmer mit dem Haustier auf den Schoß aufgenommen) leider nur
der Trailer zum Film (nebst einigen anderen Trailern zu weiteren
Titeln des Labels). Das Mediabook enthält darüber hinaus noch ein
Filmposter und ist alles in allem hochwertig verarbeitet, weshalb
wir an dieser Stelle einen Bonuspunkt vergeben.
Fazit:
Der Film plätschert dahin, und hat, außer ein paar guten Effekten
und dem Schaulaufen zahlreicher Altstars, nicht viel zu bieten.
Dabei hätte man hier so viel draus machen können. Regisseurin und
ehemalige „Freitag der 13.“-Darstellerin Deborah Voorhees hätte
sich besser weiterhin auf ihren 15 Minuten Ruhm ausgeruht, als uns
mit diesem Machwerk zu langweilen. Auch technisch hat die Blu-ray
Disc nicht viel zu bieten. Das Bild ist suboptimal und erinnert an
einen mittelmäßigen Amateurfilm, die deutsche Synchronisation ist
zum davonlaufen und Bonusmaterial gibt es faktisch keines. Aber
zumindest das Mediabook schaut ganz gut aus.