Geschrieben: 10 Juni 2022 06:21
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Film: 7/10
Bild: 8/10
Ton: 6/10
Ausstattung: 5/10
Vermutlich wird der Name José Ramón Larraz bestenfalls
eingefleischten Genrefans etwas sagen, dabei war der spanische
Filmemacher und Comiczeichner ein fähiger Mann, dessen Werke auch
durchaus von Amicus- oder Hammer hätten sein können. Mit „Axolution
– Tödliche Begegnung“ welcher hier unter „Edge of the Axe“ im
ausgesuchten Handel erscheint, bringt Cinestrange Extreme einen
seiner letzten Filme in Form verschiedener limitierter Mediabooks
in den Handel. Was der Film zu bieten hat und wie sich die im Set
befindliche Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt klärt die
nun folgende Rezension.
Film:
Eine grausame Mordserie versetzt die Kleinstadt Patterson in Angst
und Schrecken. Die weiblichen Leichen haben zwei Dinge gemeinsam:
Sie wurden mit einer Axt zerstümmelt und arbeiteten alle in
Nervenkliniken. Trotz der verzweifelten Bemühungen des neuen
Sheriffs, den - offensichtlich geistesgestörten - Mörder zu finden,
geschehen immer mehr Morde. Bis eines Tages die junge Lillian den
Täter zu kennen glaubt. Ihr Cousin Charley lag vor Jahren nach
einem Unfall in der Nervenklinik. Doch wer ist Charley? (Pressetext
Cinestrange Extreme)
Obwohl es sich hier um eine spanische Produktion handelt, die
größtenteils in der Nähe von Madrid abgedreht wurde, würden
vermutlich die Meisten Zuschauer jederzeit annehmen, hier eine
amerikanischen Slasherfilm im Player zu haben. Dabei wurden
zahlreiche Außenaufnahmen aus den Staaten mit den in Spanien
angefertigten Aufnahmen der Darsteller, so gut vermischt, dass der
Eindruck entsteht, sie wären dort gewesen. Auch ansonsten versprüht
der Film den typischen Charme amerikanischer Kleinstädte und fühlt
sich an, wie ein klassischer US-Slasher. Gedreht wurde ebenfalls
auf Englisch und durch den Einsatz überwiegend amerikanischer
Darsteller, wird die Illusion perfekt. Aber eigentlich spielt es ja
keine Rolle, wo etwas gedreht wurde und wo etwas spielt, sofern der
Film inszenatorisch gut gemacht ist. Und in dieser Hinsicht kann
„Axolution“ ebenfalls komplett überzeugen. Bereits in den ersten
Minuten bekommen wir einen brutalen Mord am helllichten Tag zu
sehen, und es soll nicht der letzte bleiben. Der maskierte Killer,
dessen ausdruckslose, weiße Maske ein wenig an Michael Myers
erinnert, schlägt erbarmungslos, aber zielgerichtet zu, und da
einige Opfer den Mörder zu kennen scheinen, entsteht ganz nebenbei
noch eine akkurate, spannende Krimihandlung, bei der es um die
Identität des Axtschwingenden Killers geht. Obwohl der Film sich
selbst recht ernst nimmt, bekommen wir dennoch ein paar humorvolle
Einlagen in Form von lockeren Dialogen geboten – als Beispiel ist
hier die Tatortbegehung am Bahnhof genannt, in welcher der Sheriff
sich darüber beklagt, dass er sich bei seinem Gehalt nicht den
Luxus einer 100-Dollar-Prostituierten leisten kann, was von den
Gesprächsteilnehmern mit einem schmunzelnden „Stimmt“ kommentiert
wird. Herrlich!
Der Regisseur hielt „Axolution“ für seinen schlechtesten Film. Wenn
das so ist, dann sollte es sich lohnen, die anderen Filme einmal
näher in Augenschein zu nehmen, denn tatsächlich ist „Axolution“
ein solider, gut gemachter und inhaltlich packender Slasher, der
sich hinter den Genregrößen nicht zu verstecken braucht, und mit
einer großartigen Schlusspointe aufwarten kann. Lediglich die
Tatsache, dass er Ende der 1980er erschien, als das Genre bereits
im Wandel war und die Nachfrage langsam abebbte, dürfte schuld
daran sein, dass diesem Film international nicht deutlich mehr
Aufmerksamkeit zuteilwurde. Jetzt bietet sich die Gelegenheit,
diesen vergessenen Klassiker neu zu entdecken – und es lohnt sich!
Genrefans werden ihre helle Freude mit diesem Kleinod haben.
Bild:
Dem körnigen Bild im Ansichtsverhältnis von 1,85:1 merkt man das
Alter von rund dreißig Jahren nur selten an. Die Restauration ist
hervorragend und lässt kaum zu Wünschen offen. Die Schärfe bewegt
sich nahezu durchgängig auf einem sehr guten Niveau und selbst in
dunklen Szenen lassen sich noch kleinere Details ausmachen. Die
Farben sind genreüblich ein wenig erdig aber jederzeit sehr
natürlich. Der Film sieht durchgängig so aus, wie man es von einen
Slasher aus den 1980er-Jahren erwartet, ohne dass dabei
altersbedingte Mängel wie Kratzer, Verunreinigungen oder ähnliches
den Filmgenuss trüben. Auch der Kontrast ist gut eingestellt und
wir bekommen tiefes, dunkles schwarz zu sehen.
Ton:
Der Ton liegt in deutscher Synchronfassung sowie im englischen
Originalton in Dolby Digital 2.0 vor und klingt in seiner deutschen
Fassung den Umständen entsprechend sehr gut. Die Dialoge sind in
der deutschen Version klar priorisiert und klingen frisch und klar,
die Musik gliedert sich perfekt unter und die Umgebungsgeräusche
klingen ebenfalls harmonisch und dynamisch. Im Gegensatz zum
englischen Originalton, bei dem sich mitunter je nach Darsteller
ein, mal mehr mal weniger, starker Akzent heraushören lässt,
bekommen wir bei Außenaufnahmen in der deutschen Synchronfassung
ein permanentes Grillenzirpen zu hören, welches im O-Ton nicht
vorhanden ist. Warum und weshalb erschließt sich nicht ganz, und
obendrein klingt das immergleiche Geräusch mitunter ein wenig
nervig.
Ausstattung:
Das Bonusmaterial besteht aus drei Interviews. Zum einen kommen die
beiden Hauptdarsteller Barton Faulks (Geralds Game) und Page Mosely
(The Actors Grind) zu Wort, und zum anderen gibt sich
Spezialeffekteguru Colin Arthur (The Pain in Spain) die Ehre ein
paar Worte zur Produktion zu sagen. Obendrein gibt es noch den
alten deutschen Vorspann, ein Musikvideo der „Ghetto Ghouls“ sowie
eine Bildergalerie und den obligatorischen Trailer obendrauf. Das
hochwertige Mediabook enthält ein sehr aufschlussreiches Booklet
mit einer psychologischen Analyse des Films.
Fazit:
Der Film ist ein Kleinod des Slasherfilms, welches sich zu
entdecken lohnt. Eine großartige Atmosphäre, gut gemachte Kills und
vor allen Dingen eine überraschende Wendung zum Schluss, die den
Film im Nachhinein sogar noch ein wenig aufwertet. Wer an
1980er-Jahre-Slasher Gefallen findet, der liegt hier goldrichtig.
Die technische Seite kann sich auch sehen und hören lassen, und
abgesehen von der schicken Sonderverpackung mit einem äußerst
informativen Booklettext zu den psychologischen Hintergründen des
Killers bekommen wir auch noch ein paar Interviews zu sehen.