Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Wellington Paranormal - Staffel 1 - 3

Gestartet: 30 Mai 2022 15:10 - 0 Antworten

#1
Geschrieben: 30 Mai 2022 15:10

Michael Speier

Avatar Michael Speier

user-rank
Chefredakteur Filmreviews
Blu-ray Freak
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Deutschland
Euskirchen
kommentar.png
Forenposts: 5.406
Clubposts: 159
seit 17.09.2009
anzahl.png
anzahl.png
anzahl.png
Bedankte sich 4840 mal.
Erhielt 8540 Danke für 3055 Beiträge
Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier

Story:                            9/10
Bild:                              8/10
Ton:                               8/10
Ausstattung:              3 /10
 
Einleitung:
Die Regisseure und Drehbuchautoren Jemaine Clement und Taika Waititi schufen mit ihrer, auf dem eigenen Kurzfilm basierenden Mockumentary „5 Zimmer, Küche, Sarg“ ein kleines Meisterwerk des absurden Humors, welches sehr erfolgreich in der gleichnamigen Serie „What we do in the Shadows“ fortgesetzt wurde. Neben der eben genannten Serie schufen die beiden einen weiteren Ableger, der sich zwei Nebenfiguren des Films widmet – den beiden Polizisten Minogue und O´Leary von der Wellington Police: Wellington Paranormal. Inzwischen bringt es auch diese, 2018 gestartete Serie, auf vier Staffeln, von denen die ersten drei nun in Form eines 3-Disc-Box Sets von LEONINE auf den deutschen Markt gebracht wurden. Was die Serie zu bieten hat und wie sie sich in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.

Film:
Die neuseeländische Hauptstadt ist eine Brutstätte übernatürlicher Aktivitäten. Deshalb beschließt Sergeant Maaka, die erste paranormale Einheit der Polizei von Wellington einzurichten. Die beiden Streifenpolizisten Minogue und O’Leary sind ein eingespieltes Team und bilden ab sofort die Spezialeinheit, die sich um die übernatürlichen Fälle kümmert. Fortan haben sie es mit besessenen Teenagern, außerirdischen Klonen, Dämonen, Geistern oder auch den natürlichen Folgen des Vollmondes zu tun. Dabei treffen sie auch auf einige bekannte Gesichter - den blutrünstigen Vampir Nick und den Werwolf Dion. Mit der Zeit stoßen der übereifrige Wachmeister Parker und der Parkranger Anton zum Team und die Monster werden größer und die Spukgeschichten noch lächerlicher, aber die Paranormal Unit nimmt alles gelassen. (Pressetext Leonine)

Die Idee dieser Serie basiert auf einem Kurzauftritt der beiden Hauptfiguren O´Leary und Minogue in dem Spielfilm „5 Zimmer, Küche, Sarg“, in welcher die beiden vor Inkompetenz strotzenden Beamten die Vampir-WG aufsuchen und mit stoischer Gelassenheit alles ignorieren was ihnen als zu gefährlich oder gar unwahrscheinlich erscheint. Aus genau dieser Prämisse bezieht die hier vorliegende Serie ihren Charme, denn selbst wenn die beiden Polizisten ganz eindeutig mit übernatürlichen Phänomenen konfrontiert werden, bleiben sie ruhig und erledigen ihre Pflicht nach Lehrbuch – allen Widrigkeiten zum Trotz. Im Laufe der Zeit wird dies immer absurder und witziger, wobei der Serie glücklicherweise weder die Ideen noch die Puste ausgeht. Egal ob Aliens, Geister, Werwölfe oder Seeungeheuer – die wackeren Wachleute werden mit jeder Situation fertig.

Die Serie ist dabei ähnlich aufgebaut wie der Film, beziehungsweise die Serie „What we do in the Shadows“. Ein Kamerateam folgt den beiden Polizisten bei ihrer täglichen Routine und begleitet sie zu ihren ungewöhnlichen Einsätzen. Dass das Team den beiden dabei auch in den streng geheimen Besprechungsraum (eine Besenkammer!) oder in lebensgefährliche Situationen folgt (tatsächlich kommt ein Teil des Kamerateams sogar ums Leben), was vollkommen unsinnig und realtitätsfern ist, lassen wir einmal außer Acht, denn eigentlich ergibt nur wenig von dem, was wir hier zu sehen bekommen, in der Realität Sinn. Aber dadurch wird es sogar noch lustiger. Besonders die Interviews mit den Polizisten oder Beteiligten sind ein unerschöpflicher Quell des Amüsements, vorausgesetzt, man hat etwas für derartige Albernheiten übrig. Der neuseeländische Humor ist dem Britischen nicht unähnlich, hat allerdings noch weniger Scham und schreckt auch vor Gewalt, Blut und Schockmomenten nicht zurück. Vor allem für Filmfans wird einiges geboten, denn nahezu jede Episode beinhaltet Bezüge zu Filmen, Serien, Romanen oder andere Popkulturelle Geschehnisse.

Die erste Staffel punktet noch mit einer Art naivem Charme und Absurditäten, die sich primär im Hintergrund abspielen. Nahezu jedes Mal, wenn O´Leary oder Minogue dem Kamerateam ein Interview geben, passiert irgendetwas absurdes im Hintergrund. Ab Staffel zwei kommt dies nur noch selten vor, dafür werden die Monster größer und man erkennt deutlich das gestiegene Budget – oder zumindest sieht es danach aus. Leider sind gerade die großen Monster (als Beispiel sei hier der Taniwah in der ersten Episode der zweiten Staffel genannt) deutlich als CGI-Kreaturen zu erkennen, aber da man sie nur selten sieht und in manchen Fällen sogar nur verpixelt, lässt sich das verschmerzen. Die übrigen Effekte, gerade die Masken, sind hingegen solide und ordentlich, besitzen aber dennoch einen gewissen Trash-Faktor, was die Serie sogar noch witziger macht.

 
Bildqualität:
Das Bild unterliegt einigen Schwankungen, insbesondere wenn die Staffeln wechseln. Die erste Staffel ist qualitativ noch ein wenig durchwachsen und neigt häufig zu Unschärfen, allerdings liegt dies ein gutes Stückweit in der Natur der Sache, denn immerhin kommen hier (wenn auch nur dem Schein nach) zum Teil Überwachungskameras oder Dash-Cams zum Einsatz. Alles in allem ist die Staffel dennoch grundsolide und gerade durch die kleineren Mankos sehr authentisch. Ab Staffel 2 ist dann Schluss mit unscharfen Bildern, und auch wenn hier weiterhin der Schein gewahrt wird, man wäre mit einem Kamerateam live dabei, sind die Bilder zumeist gestochen scharf und bilden auch kleinere Details sauber ab. Die Farbgebung ist staffelübergreifend ein wenig ins Bläuliche verschoben, wodurch das Bild zumeist unnatürlich aussieht, aber auch hier darf von einem gewollten Stilmittel ausgegangen werden. Alles in allem stößt man bei dieser Art des Filmemachens leicht an seine Grenzen und muss den Spagat zwischen glaubhaft und cineastisch, zwischen TV-Show und Reality-TV schaffen – aber das ist glücklicherweise gelungen.
 
Tonqualität:
Akustisch macht die Serie in allen drei Staffeln ordentlich was her. Die Dialoge (immerhin wird uns hier eine Dokumentation vorgegaukelt) sind jederzeit optimal zu verstehen und werden klar priorisiert. Dazu gibt es haufenweise Umgebungsgeräusche und ein „Soundtrack“ der immer wieder für Spannung sorgt, aber eher im Hintergrund bleibt. Einzige Ausnahme sind hier der Vor- und Abspann, wobei die Titelmelodie (offenbar gewollt) ein wenig an „Akte X“ erinnert. Besonders hervorzuheben ist der enorme Einsatz des Tieftöners, was man bei einer derartigen Produktion vermutlich eher weniger erwartet hätte. Die deutsche Synchronfassung entstand nach einem Dialogbuch und unter der Regie von Stefan Kaiser und Jörg Heybrock bei der Studio Hamburg Synchron GmbH und setzt auf unverbrauchte, aber fähige Sprecher wie Fabian Oscar Wien über Minogue und Nurcan Özdemir über O´Leary. Des Weiteren hören wir noch Daniel Welbat, Marco Rosenberg, Armin Schlagwein und zahlreiche andere Sprecher, die ihren Job ganz hervorragend meistern und der Serie auch in der Synchronfassung eine enorme Authentizität verleihen.
.
 
Ausstattung:
Das Bonusmaterial besteht aus einer bunten Mischung aus Behind-The-Scenes-Material, Interviews, Hintergrundinformationen und verpatzten Szenen und erlaubt dabei einen ordentlichen und informativen Blick hinter die Kulissen. Allerdings merkt man hier auch, wie viel Spaß das Team bei der Arbeit hatte und man sollte selbst ernstzunehmende Features nicht allzu Ernst nehmen, denn im Vordergrund des gesamten Materials steht der Spaß und der Unfug. So kann man also mit Fug und Recht sagen, dass man nach der Sichtung des Bonusmaterials zwar ein wenig mehr über die Produktion weiß, aber in erster Linie gut unterhalten wurde.

Fazit:
Wer „What we do in the Shadows“ mochte wird auch bei „Wellington Paranormal“ voll auf seine Kosten kommen, denn die Serie bietet alles, was auch den Film „5 Zimmer, Küche, Sarg“ und die darauf aufbauende Serie über die moderne Vampir-WG zu einem Erfolg machte: Jede Menge abgefahrener, teils alberner Humor, Grusel und Absurditäten. Die Darsteller wachsen einem sofort ans Herz und man kann einfach nicht wegschalten, wenn die Serie einmal gestartet wurde. Daher ist absolute Vorsicht geboten: Hohes Suchtpotential!
 


Beitrag Kommentieren

Noch 380 Zeichen

Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Es sind 125 Benutzer und 1012 Gäste online.