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Man on the Moon (1999) (Limited Mediabook Edition) Blu-ray

Gestartet: 30 Mai 2022 14:59 - 0 Antworten

#1
Geschrieben: 30 Mai 2022 14:59

Michael Speier

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Story:                           10/10
Bild:                              7/10
Ton:                               7/10
Ausstattung:               4/10
 
Einleitung:
Es gibt nur eine Handvoll Künstler, die sich derart in das kollektive Gedächtnis einbrennen, dass über ihr Leben ein Film gedreht wird. Wenn es gar um Komiker geht, ist die Liste besagter Menschen sogar noch kürzer. Mit „Der Mondmann“, der nun – etwas unerklärlich – unter seinem englischen Originaltitel „Man on the Moon“ seine deutsche Blu-ray Premiere im Mediabook von LEONINE feiert, setzte Regisseur Milos Forman dem Künstler Andy Kaufman ein filmisches Denkmal. In der Rolle des Ausnahmetalents erleben wir Jim Carrey, der derart mit der Rolle verschmilzt, dass es schon fast ein wenig unheimlich ist. Was der Film und die technische Umsetzung der Blu-ray Disc sonst noch zu bieten haben, klärt die nun folgende Rezension.

Film:
Schon von Kindesbeinen an hat die Showbühne eine magische Wirkung auf Andy Kaufmann (J. Carrey). Nach einigen leidlich erfolgreichen Nachtclubauftritten gelingt ihm mit einer ungeliebten Rolle im Fernsehhit „Taxi“ der große Durchbruch. Doch statt seinen Erfolg auszukosten torpediert er die Sendung, in der Hoffnung gefeuert zu werden. Seine in den darauffolgenden Jahren zelebrierten Späße spalten immer wieder die Massen und festigen seinen Ruf als unberechenbarer Künstler …

Regisseur Milos Forman, der mit „Einer flog über das Kuckucksnest“ einen der wenigen Filme inszeniert hatte, welche die „Big Five“, also die Oscars in den fünf Hauptkategorien gewonnen hatte, widmete sich mit „Man on the Moon“ dem Leben des Entertainers Andy Kaufman und besetzte die Hauptrolle mit Jim Carrey, der zuvor primär durch seine Gesichtsakrobatik und Albernheiten aufgefallen war, kurz zuvor aber bereits in „Die Truman-Show“ gezeigt hatte, dass er auch ersthafte Rollen beherrschte. Es war dennoch ein Wagnis, doch es ging auf – wenn auch nur teilweise. An den Kinokassen floppte der Streifen, dafür waren die Kritiker hoch des Lobes, sowohl für den Film selbst als auch und insbesondere für Carreys darstellerische Leistung. Die teils hochkarätige Besetzung, bestehend aus Stars wie Danny DeVito, Paul Giamatti und Courtney Love, spielt Carrey komplett an die Wand. Tatsächlich waren einige von Kaufmans früheren Wegbegleitern, darunter der eben bereits erwähnte Danny DeVito sowie Christopher Lloyd, Carol Kane oder WWE-Urgestein Jerry Lawler so von der Darstellung beeindruckt, dass sie meinten, es wäre der echte Andy Kaufman. Es gab sogar Gerüchte, dass Kaufman seinen Tod nur vorgetäuscht hätte und nach einigen kosmetischen Eingriffen als Jim Carrey zurückgekehrt wäre. Unsinn, sicherlich – aber an jedem Gerücht findet sich ja bekanntlich auch immer ein Fünkchen Wahrheit.

Jim Carrey tauchte während der Dreharbeiten komplett in die von ihm dargestellte Rolle ein – mehr noch: Er war davon überzeugt, dass Andy Kaufman ihn leitete und seinen Körper als Medium benutzte, was für einige Differenzen und Komplikationen führte. Allerdings entstand dadurch eine bemerkenswerte darstellerische Leistung, die Carreys Talent komplett an die Oberfläche holte, und ihn aus dem bis dato für ihn üblichen Rollenbild herauslöste. Auf einmal war er ein Charakterdarsteller, der die Menschen zum Lachen, zum Verzweifeln, zum Ärgern und zum Weinen bringen konnte – und das alles mit nur einem einzigen Film. Tatsächlich dürfte es schwer fallen den Film anzusehen, ohne die eine oder andere Träne zu verdrücken, und in einigen Fällen hält dieses Gefühl so lange an, dass selbst die Klänge des R.E.M.-Songs „Man on the Moon“ die Tränen wieder fließen lassen.

Von Andy Kaufman mag man halten was man möchte, aber dieser Film von Milos Forman setzt dem Künstler ein Denkmal, das seiner würdig ist. „Man on the Moon“ ist ein herzzerreißender Film über einen Menschen, der die Leute bewegt hat – auf die eine oder andere Weise. Das er an den Kinokassen floppte ist ein wenig unverständlich, aber möglicherweise war das Publikum noch nicht bereit, den gummigesichtigen Ace Ventura in einer tragischen Rolle zu sehen. Aber inzwischen dürfte selbst der Letzte verstanden haben, dass Jim Carrey mehr kann als Grimassen schneiden, und jeder, den diesen Film noch nicht gesehen hat, sollte ihn sich unbedingt anschauen. Und: Taschentücher bereithalten!
 
Bildqualität:
Da
s feinkörnige Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,35:1 vor und hinterlässt einen äußerst positiven Eindruck, lässt dabei aber noch ein wenig Luft nach oben. Mit 23 Jahren hat der Film nun kein wirklich beachtliches Alter auf dem Buckel und manch ähnlich alte Produktion schaut deutlich besser aus, aber alles in allem gibt es keine allzu großen Kritikpunkte. Die Schärfe bewegt sich, vor allem in gut ausgeleuchteten Nahaufnahmen, auf einem hervorragenden Niveau, allerdings geraten Bilder in der Halbtotalen ein wenig aus dem Ruder, insbesondere dann, wenn die Szenerie etwas dunkler ausfällt. Die Farben sind mitunter etwas schwach, aber dafür weitestgehend natürlich. Der Kontrast ist gut eingestellt, aber auch hier wäre mitunter mehr möglich gewesen. Alles in allem wirkt das Bild etwas zu flach, hinterlässt aber, wie bereits gesagt, unterm Strich einen guten Eindruck im oberen Mittelfeld.
 
Tonqualität:
Der Ton liegt in deutscher Synchronisation und englischer Originalfassung in dts-HD Master 5.1 auf der Disc vor und gibt keinerlei Anlass zur Kritik. Die Dialoge sind jederzeit gut verständlich und harmonisch abgemischt, wenn auch – üblicherweise – etwas zu priorisiert. Alles in allem ist die Abmischung überwiegend recht frontlastig und bezieht die hinteren Kanäle nur selten ins Geschehen mit ein, etwa bei den Auftritten im Nachtclub, oder aber – insbesondere – bei den Kampfszenen auf der Wrestlingbühne. Hier bekommt der Zuschauer das Gefühl, er säße mitten im Publikum. Der teilweise sehr melanchonische Score von Mike Milles wurde mit einigen bekannten Songs aus der damaligen Zeit aufgepeppt und klingt ebenfalls phantastisch. Der Subwoofer kommt hingegen kaum zum Einsatz, was bei einem Film wie diesem aber auch nicht zu erwarten war und kein Manko darstellt. Die deutsche Synchronisation entstand unter der Dialogregie und nach einem Dialogbuch von Sven Hasper bei der Christa Kistner Synchronproduktion GmbH und bringt die bekannten Sprecher Stefan Fredrich über Jim Carrey, Morgens von Gadow über Danny DeVito, sowie Martina Treger über Courtney Love, Thomas Nero Wolff und Detlef Bierstedt ans Mikrophon.
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Ausstattung:
Das Bonusmaterial bietet leider wenig Neues, vor allem dann nicht, wenn man bereits die DVD-Veröffentlichung sein Eigen nennt. Neben den beiden R.E.M.-Musikvideos zum Film finden wir hier noch ein paar Interviews, entfernte Szenen und ein etwas zu werbelastiges Making-Of. Ein Highlight sind hingegen die Ausschnitte aus den Auftritten des echten Andy Kaufman, in denen man sieht, wie der Meister selbst in Szene trat, wodurch man die Leistung von Carrey noch mehr würdigen kann.
Absolut großartig wäre gewesen, wenn man auch noch die hervorragende Netflix-Dokumentation „Jim & Andi“ über die Dreharbeiten und die Parallelen zwischen Jim Carrey und Andy Kaufman lizensiert und auf die Disc gepackt hätte. Unwahrscheinlich, sicherlich, aber wenn wir durch diesen Film eines gelernt haben, dann, dass man auf jeden Fall träumen darf!

Fazit:
Der Film ist ein von vorne bis hinten gelungenes, wenn auch nicht immer ganz genaues Bio-Pic über einen sehr interessanten und kontroversen Komiker, der in Amerika Geschichte geschrieben und die Welt beeinflusst hat. Jim Carrey wird zu Andy Kaufman und die Grenzen zwischen Realität und Wirklichkeit verschwimmen. Der Zuschauer lacht, der Zuschauer bangt, der Zuschauer fühlt, der Zuschauer weint – Emotionskino in Perfektion. Nie war Carrey besser als hier, und vermutlich wird er diese Klasse auch nie wieder erreichen. Ein Film für die Ewigkeit, der in keiner gut sortierten Sammlung fehlen sollte.
 


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