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The Witness (2018)

Gestartet: 30 Mai 2022 14:57 - 0 Antworten

#1
Geschrieben: 30 Mai 2022 14:57

Michael Speier

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Story:                            6/10
Bild:                              8/10
Ton:                               8/10
Ausstattung:               0/10
 
Einleitung:
Auf dem Cover von „The Witness“ wird der südkoreanische Thriller von Regisseur Kyu-Jang Cho vollmundig mit Alfred Hitchcocks Meisterwerk „Das Fenster zum Hof“ verglichen. Grundsätzlich haben gerade südkoreanische Filme und Serien in der jüngeren Vergangenheit immer mehr und mehr Anhänger für sich gewinnen können, und gelten längst nicht mehr als Geheimtipps. Nicht selten stellen sie auch große Vorbilder in den Schatten und punkten auf ganzer Linie. Ob „The Witness“, der von der Busch Media Group zeitgleich im limitierten und nummerierten Mediabook (inklusive DVD) und im Standard-Keep-Case auf den Markt gebracht wird die hohen Erwartungen erfüllen kann, und wie sich die Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.

Film:
Ehemann und Familienvater Sang-Hoon (Sung-min Lee) wird unfreiwillig Zeuge eines brutalen Mordes. Direkt unter dem Fenster seiner neuen Eigentumswohnung schlägt ein Serienmörder eine Frau mit einem Hammer tot. Obwohl er den Mann erkannte, schweigt Sang-Hoon gegenüber der Polizei, da der Täter ihn ebenfalls gesehen hat und er sich und seine Familie schützen will. Doch der Killer nimmt keine Rücksicht und verfolgt Sang-Hoon auf Schritt und Tritt …

Der Film baut von der ersten Minute an Spannung auf und auch wenn eigentlich nicht viel passiert, schwebt das Damoklesschwert permanent über der Szenerie. Sang-Hoon als unfreiwilliger Zeuge eines Mordes schweigt, allein aus der Angst heraus, der Täter würde seiner Familie ein Leid antun, wobei sich die Frage stellt, was den Killer überhaupt davon abhalten sollte, selbst wenn man ihn nicht verrät? Ganz nachvollziehbar ist das Handeln des Protagonisten zwar nicht, und ein ums andere Mal möchte man ihn für seine Feigheit und Dummheit einfach ohrfeigen, allerdings ist die Ausgangssituation ohnehin schwer vorstellbar für den Durchschnittsbürger, und möglicherweise ist die koreanische Mentalität auch nicht vergleichbar mit der unseren. Nichtsdestotrotz fiebert man mit dem armen Teufel mit und erwartet – genau wie er – jeden Moment den Schlag mit dem Hammer.

Zum Punkt Mentalität bekommen wir hier auch noch einige ganz andere Momente zu sehen, die uns eigentlich den Kopf schütteln lassen, obwohl diese eigentlich gar nicht so weit von unserer Realität entfernt sind. Da ist zum Beispiel die Nachbarin, die verhindern möchte, dass Flugblätter mit der Suche nach einer vermissten jungen Frau ausgehängt werden, weil dies ja dem „guten Ruf“ der Nachbarschaft schadet und die Immobilienpreise fallen lässt. Das ist Gesellschaftskritik, wie man sie in einem „Slasher“ nicht erwarten würde. Indessen ist „Slasher“ auch nicht ganz der richtige Begriff, denn der Killer tötet zwar ohne Skrupel und ohne Hintergrund, aber die Taten stehen nie im Mittelpunkt und werden auch nicht übertrieben grafisch dargestellt. Wer also auf ein Gorefest hofft, der wird nicht auf seine Kosten kommen. Der Film zieht seinen Reiz eher aus der Spannung und der Atmosphäre, legt den Fokus auf einen verängstigen Zeugen und einen ambitionierten Polizisten, der sich nicht mit oberflächlichen Ergebnissen zufriedengibt und dem Täter, welcher ihm leider immer einen Schritt voraus ist, dicht auch den Fersen ist. Leider bringt der Film nicht wirklich viele Überraschungen für Genrefans mit und ist alles in allem sehr konventionell geschrieben – aber das muss ja nicht zwangsweise schlecht sein.

Alles in allem bietet „The Witness“ Spannung und Thrill, punktet mit einigen interessanten Wendungen, hochkarätigen Spannungsmomenten und einem actionreichen Finale. Allerdings wäre es auch schön gewesen, wenn etwas mehr Realitätsnähe und vielleicht ein Motiv in irgendeiner Art und Weise präsentiert worden wäre – der Täter handelt nämlich ohne jeden Grund so wie er handelt. Das alles schmälert das Ganze aber nur wenig, und auch wenn „The Witness“ nicht der allergrößte Wurf des südkoreanischen Kinos ist, so ist er doch absolut sehenswert.

Bildqualität:
Das Glasklare Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,35:1 vor und punktet mit einer enormen, stellenweise schon fast übertriebenen Schärfe und einer makellosen Feindetailwiedergabe. Besonders in hell ausgeleuchteten Szenen erkennt man jede Hautpore, jedes Härchen und die Oberflächenbeschaffenheiten sämtlicher Requisiten. Die Farben sind weitestgehend sehr natürlich, wobei je nach Set (Polizeistation etc.) auch schon mal ein leichter Grünfilter zum Einsatz kommt, was aber höchstwahrscheinlich gewollt ist. In dunklen Bereichen wird das Bild hin und wieder etwas schwammig, aber dies klingt wesentlich schlimmer als es tatsächlich ist. Der Kontrast ist gut und auch der Schwarzwert kann überzeugen. Kurzum: Das Bild ist eigentlich makellos, wirkt aber durch die übertriebene Schärfe mitunter ein wenig billig.
 
Tonqualität:
Der Ton liegt in deutscher und koreanischer Sprachfassung in dts-HD Master Audio 5.1 mit optional zuschaltbaren deutschen Untertiteln auf der Disc vor und klingt grundsolide und ordentlich. Großartige Surroundeffekte gibt es hier leider nur sehr selten, wobei es durchaus nicht an Möglichkeiten gemangelt hätte, aber das tut der Spannung keinen großen Abbruch. Die Musik ist dezent und passend, die Dialoge jederzeit perfekt verständlich. Die deutsche Synchronfassung entstand nach einem Dialogbuch von Michael Himpler unter der Regie von Wolf Wolff und Sven Riemann bei der Legendary Units GmbH und klingt leider nicht besonders professionell, ist aber auch kein Totalausfall. Gerade die emotionalen Momente bekommen die weitestgehend unbekannten Sprecher, die zum Teil mehrere Rollen synchronisieren, nicht zu 100% übertragen. Aber: Aller Anfang ist schwer, und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – wie es so schön heißt.
 
Ausstattung:
Bonusmaterial gibt es leider keins. Auf der Blu-ray Disc und der ebenfalls im Mediabook enthaltenen DVD befinden sich lediglich der Trailer zum Hauptfilm, sowie eine Handvoll Trailer zu ähnlichen Titeln des Publishers.
 
Fazit:
Technisch ist die Blu-ray Disc aus dem Hause Busch Media Group ordentlich mit etwas Luft nach oben. Leider wurde auf Bonusmaterial verzichtet, was die Gesamtpunktzahl unnötigerweise nach unten rutschen lässt.
Filmisch bietet „The Witness“ zwar keine innovativen Ideen oder fügt dem Genre großartige Neuerungen hinzu, ist aber spannend inszeniert, gut gespielt und wartet mit einigen spannenden Wendungen und einem actionreichen Finale auf. Der ganz große Wurf ist der Film zwar nicht, aber er bietet solide Genrekost und braucht sich hinter der Konkurrenz aus den Staaten keineswegs zu verstecken.

 


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