Geschrieben: 30 Mai 2022 14:54
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Story:
8/10
Bild:
7/10
Ton:
8/10
Ausstattung:
2/10
Gesamt:
6/10
Einleitung:
Man muss neidlos anerkennen, dass die
Südkoreaner es schlichtweg drauf haben spannende Filme zu
produzieren, die den westlichen Mainstream-Filmen in Nichts
nachstehen. Mehr noch: Häufig übertrumpfen die südkoreanischen
Produktionen die amerikanischen in puncto Spannung,
Handlungsverlauf und vor allem Atmosphäre. Ob das auch auf den
unlängst von der Busch Media Group veröffentlichten Thriller
„Midnight“ gilt, und wie sich die Disc, die zeitgleich im
limitierten und nummerierten Mediabook sowie im Standard-Keep-Case
Format auf den Markt gebracht wird, zutrifft, klärt die nun
folgende Rezension.
Film:
In Südkoreas Hauptstadt Seoul treibt
ein eiskalter Serienkiller sein Unwesen. Do-Sik (Wi Ha-Joon) lauert
seinen Opfern mit seinem schwarzen Van auf und lässt die Leichen
einfach in den dunklen Gassen liegen. Die gehörlose
Call-Center-Mitarbeiterin Kyung-Mi (Ki-joo Jin) stößt nach
Feierabend zufällig auf Do-Siks letztes Opfer und stellt fest, dass
es noch am Leben ist. Von da an lässt der Mörder Kyung-Mi und ihre
ebenfalls taube Mutter keine Sekunde aus den Augen. Es beginnt ein
grausames Spiel, das nur Mutter und Tochter für immer beenden
können …
Wie eingangs bereits erwähnt
verstehen die Südkoreanischen Filmemacher es vorzüglich, das
Publikum in ihren Bann zu ziehen. So auch Regisseur Kwon Oh-Seung,
der hier sein Erstlingswerk präsentiert, für welches er auch
gleichzeitig das Drehbuch verfasste und für seine Arbeit mit dem
Grimmfest Award für den Besten Film ausgezeichnet wurde. Man könnte
also sagen: Der Mann hat Talent!
Glücklicherweise ist er damit nicht
allein, denn ein guter Regisseur ist nur die halbe Miete. Auch
darstellerisch bekommen wir einiges geboten, wobei man natürlich
ein leichtes Overacting, wie es asiatischen Filmen zu Eigen ist,
nicht ganz von der Hand weisen kann. Dennoch bleibt der Film
darstellerisch äußerst unaufgeregt und authentisch. Die Hauptrolle
des fiesen Killers fiel Wi Ha-Joon zu, welchen nicht nur Freunde
des asiatischen Films aus der Netflix-Erfolgsserie „Squid Game“ her
kennen dürften. Den ruchlosen Mörder spielt er mit einer fast schon
beängstigenden Bosheit, während er gleichzeitig den unschuldigen
Durchschnittsmenschen mimt, den allerdings kein Wässerchen trüben
kann. Mühelos switcht der Darsteller zwischen Wolf und Lamm hin und
her und zeigt dabei ein bemerkenswertes Geschick. Nicht minder
talentiert sind seine Opfer, denen man zu jeder Zeit die Angst und
Verzweiflung abkauft, wodurch ein nervenzerfetzendes Geduldsspiel
für den Zuschauer entsteht.
Zugegeben: Die eigentliche Handlung
ist nicht sonderlich innovativ und würde von der alleinigen
Beschreibung her kaum einen Genrefan hinter dem Ofen hervorlocken
können, aber es ist nicht die pure Handlung die überzeugt, sondern
die Inszenierung und Darbietung. Das Spiel mit der Perspektive ist
ebenso gelungen wie das fantastische Schauspiel, und natürlich
erwarten den Zuschauer auch ein paar unvorhergesehene
Überraschungen. Somit ist „Midnight“ unterm Strich mehr als die
Summe seiner Teile – ein atemberaubendes, spannendes Stück
Genrekino, welches es sich zu entdecken lohnt.
Bildqualität:
Der Film punktet mit sauberen,
überwiegend scharfen Bildern und einer sehr angenehmen, teilweise
etwas zurückhaltenden Farbgebung. Die Schärfe kann vor allem in
Nahaufnahmen restlos überzeugen und bildet auch kleinste Details
sauber ab. In der Halbtotalen wird es in dunkleren Bildabschnitten
schon mal etwas brenzlig, aber es reicht dennoch für eine solide
Bewertung im oberen Mittelfeld. Der Kontrast ist gut eingestellt
und bildet ein sauberes und tiefes Schwarz ab. Da der Film primär
in der Dunkelheit spielt, empfiehlt es sich, ihn in einem
abgedunkelten Raum zu schauen, da ansonsten einige Details verloren
gehen. Alles in allem eine ordentliche Performance.
Tonqualität:
Auch akustisch punktet die blaue
Scheibe aus dem Hause Busch Media Group. Die deutsche
Synchronisation ist zwar nicht ganz optimal, aber bei weitem nicht
so schlecht wie bei manch anderer asiatischen Produktion. Die
Dialoge sind jederzeit glasklar verständlich, lediglich die
Betonung trifft nicht immer den Punkt und schießt mitunter etwas
über das Ziel hinaus, womit man sich allerdings sehr an der Vorlage
orientiert. Dazu gibt es einige hörenswerte Surroundeffekte die den
Zuschauer mitten ins Geschehen hineinwerfen und die Problematik der
gehörlosen Opfer perfekt transportiert.
.
Ausstattung:
Im Bonusmaterial erwarten den
interessierten Zuschauer leider nur ein Interview mit dem
Drehbuchautor und Regisseur Kwon Oh-Seung, sowie eine Trailershow
mit anderen Titeln aus dem Programm der Busch Media Group. Nicht
viel, aber zumindest bringt das Interview einige Einblicke in die
Produktion und die Entstehung mit sich. Das Interview liegt in
koreanischer Sprachfassung mit deutschen Untertiteln auf der Disc
vor.
Fazit:
Eine simple Story die dank einer
packenden Inszenierung, tollen Darstellern und einigen
interessanten Wendungen mehr ist als die Summer ihrer Teile.
„Midnight“ ist ein weiterer Beweis dafür, dass sich die
südkoreanischen Filmemacher keineswegs hinter der gigantischen
Konkurrenz verstecken müssen, sondern den amerikanischen Film weit
hinter sich lassen können, wenn sie es denn wollen. Für Fans des
asiatischen Kinos ist der Film ein Pflichtkauf, für alle anderen
ein Geheimtipp. So oder so: Als Thrillerfan sollte man unbedingt
einen Blick riskieren.