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Es ist Action in
waschechter Reinkultur, reden wir über den einzig wahren
Actionklassiker, der für die damalige Zeit einfach alles
veränderte. Hollywood zeigte zu dieser Zeit eine Art von Filmen,
wovon wir heute nichts mehr zu spüren bekommen: Handfeste Action,
geradlinige Charaktere, Adrenalin getränkte Actionsequenzen, coole
aus dem Hut zaubernde Sprüche, kompakt erzählte Geschichten, sowie
der Spaß des Schauspielstabs. Sicherlich pflücke ich auch heute
noch einige sehr gut gemachte Actionfilme, aus meinem Korb. Jedoch
wird er Korb der richtig gut gemachten Filmen, immer kleiner.
Im Jahr 1988 stand Hollywood besser denn je da, denn sie hatten
ihre Kinofilme weltweit bestens platzieren können, mit geschickt
eingesetzten Marketing. Denn anders als heute hat man damals den
Film auf einfachste Weise promotet. Es wurde ein Trailer
veröffentlicht und die Darsteller gaben diverse Interviews und der
Rest entschied sich dann, an den Kinokassen, ob der Film
erfolgreich wird oder nicht. In den meisten Fällen waren es große
Erfolge. Mit 141 Millionen $ war es für die Filmemacher ein großer
Erfolg. Mit einem schmalen Budget von 28 Millionen $ war es für
20th Century Fox ein echter Erfolg. Die logische Konsequenz folgte
mit weiteren Fortsetzungen. Die Qualität des Erstlingswerk, wurde
allerdings nicht mehr übertroffen.
Natürlich kommen wir jetzt zum Film: Für jugendliche Konsumenten
mag dieser Film keine große Bedeutung darstellen. Klar, wenn man
sich nicht informieren mag, oder mit diesem unverkennbaren
Regie-Stil nichts anfangen kann, aber wir wissen alle, Bruce Willis
war nicht ein solcher Schauspieler, wie er es heutzutage ist. Um
einiges klarzustellen: Ist Bruce Willis heute ein alter, lustloser
Zeitgenosse, was seine Filme angeht, war er damals der Megastar
schlechthin. Er hatte einfach alles: Er war glücklich verheiratet,
hatte den Luxus, die besten Rollenangebote abzugrasen, mit
renommierten Regisseuren, Produzenten und Drehbuchautoren. Zudem
genoss er den Ruhm, mit dem Durchbruch dieses Klassikers. Ein Jahr
zuvor hatte er mit dem "Blind Date" gezeigt, dass er durchaus das
Potenzial hatte die komödiantische Ader weiter auszubauen, was
zudem auch sein allererster Spielfilm war, der zudem die nötige
Aufmerksamkeit erhielt. Aber Nein!!!! Bruce Willis folgte dem
Weg des wahren Actionheroes. Bis heute dreht er Actionfilme am
laufenden Band, wenn auch seit einigen Jahren mit unterirdischer
Machart. Kehren wir nun aber wieder zurück zu diesem Film!
Ich habe diesen Film, für meine Verhältnisse, mit meinen 31 Jahren,
schon recht früh für mich entdecken können. Als Kind der 90er, war
es für mich unvermeidbar, diesen Film nicht zu konsumieren. Vor gut
16 Jahren habe ich mir diesen Film zum ersten Mal angeschaut, wie
auch im Film, genoss ich den Film zur Jahreszeit. Und was soll ich
sagen, der Film begeisterte mich schon damals und das von Minute
eins an. Allein die erste Szene zeigt uns den Helden, in einer
scheinbar unspektakulären Situation. Anders als heute, hat man dem
Helden damals etwas Zeit gegeben, sich auf sein Abenteuer
vorzubereiten. Vergleicht man dies direkt mit anderen Actionfilmen
aus dieser Zeit, wird man schnell merken, diese Rezeptur wurde fast
ausnahmslos bei jedem Filmwerk angewandt. Denkt man an "Predator"
als Arnie mit mega cooler Pose den Helikopter verlässt und dann das
Aufeinandertreffen mit Carl Weathers und dieser legendäre
Spruch: "Hat man dich bei der CIA zu viele Bleistifte anspitzen
lassen" oder die Eingangsszene von "Phantom Kommando" als Arnie
diesen überschaubaren Baumstamm auf seinen Schultern trug. All das
sind Dinge, die uns in der heutigen Filmwelt abhandengekommen sind.
Wir verbinden das alles mit diesem Film und diesem vollendenden
Meisterwerk. John McTiernan hatte einfach alles bis ins
letzte Detail perfekt durchgeplant. Kein anderer Regisseur aus
diesem Fach (John Woo, Tsui Hark, Walter Hill,
James Cameron, Tony Scott, Luc Besson, Simon West, Jan
de Bont) hätte es besser inszenieren können. Der Film ist ein
Beispiel dafür, dass es danach zwar 100.000.00 Mal zwar kopiert
wurde, aber das wahre Original kann man einfach nicht übertreffen.
Diese Vorlage, wofür John McTiernan mit besten Gewissen
vertraut wurde, ist ein wahres Goldjuwel. Denn wir Filmkenner
wissen alle, ein guter Regisseur ist oftmals nur das i-Tüpfelchen
auf der Sahnetorte. Ein hervorragend ausgearbeitetes Drehbuch ist
die wichtigste Zutat, aller Komponenten für einen WAHREN
KASSENSCHLAGER. Dank Steven E.
De Souza und Jeb Stuart. Steven E.
De Souza der zu dieser Zeit, schon deutlich mehr
Erfahrung hatte als Autor, hatte zuvor mit Filmen wie "Nur 48
Stunden", das Phantom Kommando", "Running Man" sich dafür
verantwortlich gezeigt, sein Talent weiter auszubauen. Heute würde
man nur darauf schauen, schnell ein Drehbuch an Land zu ziehen, ein
paar internationale Stars einfliegen zu lassen, für ein schnelles
Filmprojekt. Damals allerdings hatte man sich monatelange Zeit
eingeräumt, um einen Film auf die Beine zu stellen, der nicht mit
irgendwas beschmutzt wurde und der nicht gefühlt 100 Nachdrehs
durchleiden musste, sowie immer wieder erneute Kampagne, um den
Film erneut zu promoten. Es wurde konsequent mit Blut, Schweiß und
Tränen an einem Werk gearbeitet. Mit einem Filmteam, das vom ersten
Drehtag bis zum Drehschluss einfach alles gegeben hat. Niemand
würde das hier fast erwähnen. Man könnte einfach sagen: Ja, das
spürt und merkt doch keiner, ob ein Filmteam mit Zusammenhalt,
Ideenreichtum und der nötigen Leidenschaft zusammenarbeitet oder ob
jeder eigen vor sich hin brodelt, um in ein paar Wochen den Scheck
einzukassieren. NEIN!!!!!!! Also dafür bin ich viel zu
großer Filmeliebhaber, um das in einen Topf zu schmeißen. Es
war zudem nicht die einzige Zusammenarbeit zwischen
John McTiernan (Stirb Langsam - Jetzt erst
Recht).
Jetzt aber beschleunigen wir das ganze um ein vielfaches. Der Film
zeigt uns eine Bildkomposition, mag es wirklich für den jungen
Menschen heute als nicht aufregend genug zu verstehen sein, wenn
eben nicht alle 10 Sekunden, wie in einem schlecht animierten
Videospiel etwas in die Luft fliegt, oder die Darsteller grunzen
und irgendwelche sinnentleerte Phrasen von sich geben?
WIRKLICH!!!!!! Ich denke, es liegt ganz einfach an den
Sehgewohnheiten, denn warum vergleiche ich die ganze Zeit diese
Arbeit mit heutigen Regiearbeiten? Ganz einfach, um den Leuten es
zu verdeutlichen, wenn es vielleicht auch schon oft genug von
anderen Kritikern erwähnt wurde, dass dieser Film einfach alles
zeigt. Es gibt nichts, was man, mit mehr Budget, mehr Schauspieler
oder noch mehr Geschichte, hätte besser umsetzen können. Der Film
lebt, von seiner systematischen Szenenabfolge, wie einem perfekt
geschmierten Zahnrad, aus den besten Schmiedewerken. Kein Gramm
Fett, Schmutz oder Ballast, der den Zuschauer ermüden lässt. Bruce
Willis agiert, perfekt in der Mitte zwischen der Ehekrise
mit Holly McClane. Denn wo eine vermeintliche Feier
stattfinden sollte, zeigt der Film parallel das große Ganze, womit
ein ganzes Hochhaus in Schach gehalten werden soll. Mit dem
schnellen Erkennen von John McClane, dauert es dann
auch nicht mehr lange, bis wir unseren Helden einmal mehr bewundern
dürfen, wie er ein paar Bösewichte umnietet. Dieser Schweiß auf
seiner Stirn, das fluchen und diese fast schon hektische Art, es
könnte alles in die Brüche gehen, ist einfach köstlich anzusehen.
Der Hauptbösewicht, gespielt von Alan Rickman, ist in Sachen
Nuancen, Feinheit, Stil, Klasse, Niveau kaum zu überbieten. Würde
man heute einen Bösewicht besetzen, in einem groß angelegten
Hollywood Film, würde er gar daran scheitern etwas Glanzvolles zu
vollenden, weil man einfach spüren würde es fehlt etwas um wirklich
mit fiebern zu können. Aber ganz bestimmt nicht, wenn es sich um
Hans Gruber handelt. Auch dann, wenn John McClane und er
das erste Mal aufeinandertreffen, driftet der Film niemals davon
ab, seine Vision konsequent fortzuführen. Heute zeigt man oftmals
in großen Filmen die halbe Welt, voller exotischer Kulissen, nur um
zu vertuschen, dass das Fundament für eine durchdachte Geschichte
nicht gegeben ist. Hier ist es ein Hochhaus ohne besondere Gimmicks
oder sonst irgendeinem Blödsinn. Das Szenenbild gefällt mir
besonders dann, wenn Bruce Willis in einem Fahrstuhlschacht hangelt
und ja man erkennt die Studiokulisse, die mit einem tiefen
Modell in den Fox Studios gebaut wurde, zwar deutlich, aber auch
hier ziehe ich einen direkten Vergleich zu Speed. Denn Jackson
De Govia hat sowohl in "Stirb Langsam" als auch in
"Speed" die genaue gleiche Art und Weise angewandt, um diese Szenen
auszubauen, geht es um die Szenen im Fahrstuhlschacht. Ich liebe
dieses Erkennen, mit dem Aufwand so etwas zu erschaffen, um jeder
Szene die nötige Würze zu verleihen, denn wie oft sehen wir heute
noch Szenen in denen der Held im Fahrstuhlschacht um sein Leben
bangen muss. Jackson De Govia, hat aber auch außerhalb der
Fahrstuhlschacht-Szenen, ein paar schöne Kulissen geschaffen. Die
heruntergekommenen Büroszenen und den Hilfsmitteln, von denen
John McClane Gebrauch macht, ist immer wieder köstlich
anzusehen. Er hat zudem für Filme wie "Volcano", "The Score" oder
auch "Stirb Langsam - Jetzt erst Recht" das Szenenbild
übernommen, denke man nur an die tolle Szene im Tunnelschacht und
John McClane wo einer Wasserfontäne erfasst wird. Einfach
unvergleichlich, diese Ideen, die einem im
schnellen Gedangengang durch den Kopf schießen. Doch all
diese Dinge würde ohne Kameraarbeit keinerlei Bedeutung
zelebrieren, also hat man Jan De Bont für die
Kameraarbeit beauftragt. Viele Worte sind hierfür nicht mehr
vonnöten, außer das er mit den Regiearbeiten "Speed", "Speed -
Cruise Control", "Tomb Raider - Die Wiege des
Lebens", "Das Geisterschloss" & "Twister" mehr als deutlich
gezeigt, das er Bilder wie fast kein anderer eindringlicher
einfangen konnte. Die größte Karriere machte er zwar nicht als
Regisseur, aber für mich ausreichend genug um ihn als waschechten
Regisseur zu erwähnen und dass er als gelernter Kameramann, nicht
nur einmal sein Können unter Beweis stellte, ist für sich
selbsterklärend. Mit Filmen wie "Letahl Weapon 3",
Basic Instinct", "Flatliners", "Jagd
auf Roter Oktober", "Black Rain" konnte er seine größten
Erfolge als Kameramann verbuchen. Ich liebe bei diesem
Film vorallem die ruhigen Kamerafahrten rund um
das Nakatomi Plaza, sowie die gesamte Übersicht um
John McClane herum, ohne in Hektik oder Zoomspielereien
sich zu verheddern. Nur schade, dass Jan de Bont nie
diese für mich nötige Aufmerksamkeit erhalten hat, er hätte für
Hollywood noch einiges erschaffen können, sowohl als Kameramann
sowie als Regisseur. Blickt man auf die Komposition, wird man auf
den Namen Michael Kamen stoßen. Er hat nicht den Bekanntheitsgrad
eines John Williams, Hans Zimmer, Jerry Goldsmith oder
James Horner, aber nichtsdestotrotz ist es ein Name, den man
getrost erwähnen kann. Mit Kompositionen für Filmen wie
"Drop Zone", "Highlander - Es kann nur einen
geben", Suspect - Unter Verdacht", "Action
Jackson", "Road House" oder auch "Lethal Weapon 2",
hat er gezeigt, dass diese Kompositionen, nicht als irgendeine
musikalische Untermalung, ohne Bedeutung dienen. Es sind auf den
Punkt genau komponierte Werke. Die Klänge, die Rhythmen, die
Streicher, Bässe, die genau dann zum Einsatz kommen, wenn es
Michael Kamen es für nötig hält, sind die perfekte Abrundung ohne
jemals mit den anderen Toneffekten zu übertönen. Die gesamte
Tonarbeit ist selbst für einen mittlerweile 34 Jahre alten Filmen
immer noch gut genug, um ihn auf einer Heimkinoanlage genüsslich zu
zelebrieren.
Ein paar Worte über die Stuntarbeit dürfen bei so einer
Art von Filmen natürlich nicht fehlen. Charlie Pierni der
mit diesem Film sich einen richtigen Namen machte als
Stunt Coordinator, hat später für Filme wie
"Maximum Risk", "Double Team", "Lethal Weapon 2",
"Roud House", "Stirb Langsam 2", "Hudson Hawk",
"Ricochet", "Last Boy Scout", "Basic Instinct",
"Lethal Weapon 3", "Demolition Man",
"Street Fighter", "True Romance" mit erhöhter Taktung,
einiges für Hollywood gemacht. All diese Filme kennt jeder echte
Kenner und schaut man sich diese Filme an, wird man einfach merken.
Es steckt Kunst dahinter, weil nicht, wie es heute oftmals der Fall
ist, wahre Profis engagiert wurden, die mit langer Vorbereitung und
Übung für die Stunts, die Schauspieler bestens, sowie
die Stuntleute darauf vorbereitet haben. Nimmt man ein
paar Stunts von "Stirb Langsam" wird man zwar mit genauem Blick
erkennen, dass Bruce Willis hier und da ein Stuntdouble hatte,
jedoch auch darauf geachtet wurde, dass er gewisse Stunts selber
ausführte und das machte ihn damals zum Megastar über Nacht. Die
Stunts auf dem Dach und dem Helikopter und dem Hangeln, kurz vor
dem Tode zu stehen, was John McClane angeht, ist einfach
ECHTES ADRENALIN, oder die Szenen als er fast vom Fenster stürzte
und mich ganz viel Glück und Geschick, sich vor dem Tode retten
konnte. Dieses Merkmal, dieser Filmtitel passen eben wie die Faust
aufs Auge und bis zum vierten Teil wurde diese Tradition
fortgeführt und fast kein anderer Charakter hat mehr brenzlige
Situationen erleben müssen, als ein John McClane mit
wahnwitzigen Ideen.
Fazit: Abschließend kann man selbst nach 34 Jahren immer noch Dinge
bei diesem Film entdecken, wovon man zuvor nichts wusste. Bruce
Willis in seiner für mich bedeutungsvollsten Rolle, weil er einfach
alles verbindet, was einen wahren Actionstar ausmacht. Witz,
Charme, Humor, Raffiniertheit, Risikobereitschaft, Härte und diese
Lässigkeit wie sie in den 80ern, reihenweise vom Stapel gelassen
wurde. John McTiernan hat damit natürlich seinen mit
Abstand besten Film abgeliefert. Er hat danach natürlich noch paar
richtig gute Filme gemacht, aber der wahre Klassiker wurde danach
selbst in seiner eigenen Filmografie nicht mehr überboten. Mehr
gibt es nicht mehr zu sagen. 10/10
P.S.: Einfach genießen und sich damit abfinden, dass es keinen
weiteren Teil mehr geben wird, weil Disney das Projekt einstampfte.
Ist auch besser so. In diesem Sinne: HAUT
REIN!!!!!!!!!!