Zitat:
Was ist Dein Lieblingshorrorfilm?
Mit dieser Frage begann vor 27 Jahren ein Revival des totgerittenen
Slasherkinos und Wes Craven erfand nach 1984 über Nacht abermals
eine neue Richtung des Horrorkinos. Ich meine was hatten Horrorfans
zu dieser Zeit?
Freitag der 13. steckte nach
Jason Goes To Hell in der Vorproduktionshölle.
Halloween VI war leider ein
zusammengeschnittener Film,
Freddy ging zwei
Jahre zuvor in Horrorrente und Newcomer wie
SAW,
Paranomal Activity oder
Ring
waren noch in weiter Ferne. Das Horrorkino anno 1996 war Tod. Bis
zu einem Telefonanruf und den oben genannten vier ikonischen
Wörtern.
Scream war für eine ganz neue Generation
an Kinogängern konzipiert und trat eine Horrorwelle los die an
sich bis heute anhält. Ohne
Scream wären viele
Genreperlen nie entstanden (z.B.
Düstere
Legenden,
&Ich weiß was Du
letzten Sommer getan hast oder auch
Anatomie) auch wenn es einige wirklich
diskussionswürdige Filme auf die Leinwand schafften. Man denke hier
nur an
Flashback - Möderische Ferien oder
kennt noch jemand den RTL-Fernsehfilm
Schrei – denn ich
werde dich töten?
Scream hat nicht
nur das Subgenre des Slashers wiederbelebt und neu definiert.
Nein es hat sogar ganz neue Filmreihen wie die Persiflage
Scary Movie möglich gemacht.
Scream ist Kult, hat viele Nachamer aber keiner
kam so richtig an das Original ran. Was ja in
Teil
4 auch süffisant auf die Schüppe genommen wurde.
Nach 11-jähriger Abstinenz kam 2022 das
Requel in
Form von
Scream (2022) in die Kinos und war
so erfolgreich das direkt
Teil 6 gegreenlightet
wurde. In meinen Augen stand die Produktion aber unter keinem guten
Stern und die Abstinenz von Neve Campbell wegen Gagenstreitigkeiten
find ich bis heute einen Fehler ... auch NACH Sichtung des neuesten
Ghostface'. Um es vorweg zu nehmen: sie fehlt! Punkt. Da gibts
keine Diskussion und egal was versucht wurde um ihre Abstinenz
auszugleichen es reicht nicht aus. In der Szene wo über sie
gesprochen wird wird es einem sofort noch mehr klar. Ich als
41-jähriger Mann der 1996 noch gar den ersten Teil im Kino sehen
durfte will einfach die Scream-Queen mit der ich aufgewachsen bin
so lange in diesem Franchise haben wie sie noch am Leben ist.
Und selbst danach gibts ja schier unendliche Möglichkeiten sie
weiter Leben zu lassen. Das beweist uns ja John Kramer immer wieder
eindrucksvoll und neuerdings auch Billy Loomis. Es dürfte kein
Spoiler sein wenn ich sage das er natürlich auch in
Teil
6 zu sehen ist. Auch das Marketing fand ich sehr mau und
hat mich nicht vom Hocker gerissen. Als alter Fan der ersten Stunde
mit Kinobesuchen von Teil 2 bis 5 und auch der Scream-Nacht im
Jahr 2000 (Teil 1-3) stellt sich natürlich nicht die Frage des
Ticketkaufs. Leider kam ich erst heute dazu den Film zu sehen was
schon fast ein Novum ist. Dafür in 3D in der Nachmittagsvorstellung
in großem Saal mit wenig Publikum.
Der Film fängt überraschend stark an. Die Opening-Scene ist endlich
mal was anderes und meine Güte wäre das ein genialer Move gewesen
wenn die mit dem Mörder so weitergemacht hätten. DAS traut sich
Scream 6 dann leider doch nicht und wäre
vielleicht ZU innovativ gewesen. Ich spoiler jetzt nicht weil ich
Euch die Überraschung nicht verderben möchte. Aber der Einstieg:
TOP! Danach geht es leider direkt bergab. Der Cast um
Scream (2022) gesellt sich ein und ohhhh Gott sind
mir die ganzen Charaktere so scheiß egal. Waren sie schon im
Vorgänger und jetzt ohne Dewey und Sidney stehen diese natürlich
noch mehr im Vordergrund und man wünscht sich so sehnlichst das die
alle abgeschlachtet werden. One by one! Recht schnell gesellt sich
Gale dazu die nette Auftritte hat (zum Glück auch mehr als
gedacht), ihre Rolle aber null weiterentwickelt wurde und sich
sogar zurück entwickelt hat. Sie ist wieder nur die investigative
Reporterin aus dem ersten Teil aber mit viel weniger Screentime. Da
hilft auch die "Schlag-Hommage" nicht und wirkt sogar eher
deplatziert. Wobei ich schmunzeln musste. Tja und weil Frau
Campbell not available war haben sie Kirby (Hayden Panettiere) aus
Scre4m im wahrsten Sinne des Wortes reanimiert.
Nein sie ersetzt Sidney nicht eine Sekunde lang. Ganz im Gegenteil,
an sich haben sie eine Persiflage aus ihrem Charakter gemacht. Ich
kann es mir nicht verkneifen und muss es schreiben
(unkritischer Spoiler): Das beste was den Autoren einfiel
ist
SPOILER! Inhalt
einblenden
das sie eine FBI-Agentin ist!!!
Ohne Witz. Ich denke mir das nicht aus. Ich finde das grenzt an
Arbeitsverweigerung des Autoren-Teams. Naja und so plätschert dann
die Handlung dahin. Es wird an sich nichts neu erfunden. Immerhin
gefiel mir das New York Setting am Ende besser als gedacht auch
wenn man damit noch viel mehr hätte spielen können. Leider wird nur
am Rande erwähnt wie die alle dahingekommen sind und warum
ausgerechnet der Big Apple und nicht Washington oder Boston oder
irgendeine andere Großstadt wird dann auch irgendwie ausgelassen.
Es wird zumindest ne Uni vorgeschoben. Okay dann fress ich das
mal.
Immerhin wurde das Versprechen eingelöst das dies der
härteste
Scream-Film sein wird. Ja die Kills sind
schon explizit. Leider wenig einfallsreich. Ein bisschen mehr
Abwechslung wäre hier auch nicht schlecht gewesen. Und leider
leider leider ist der Bodycount erschreckend gering. Wenn man am
Ende des Films mal die Liste an On Screen Kills durchgeht (ein Witz
wer was hier alles überlebt und plötzlich in der End-Scene in die
Kamera grinst) und man noch den Mörder abzieht bleibt nicht
mehr viel übrig. Und Apropos Mörder: seit Teil 2 ist es leider
Tradition das die alle lachhaft sind.
Scream
2 verzeih ich es sogar noch da die Idee mit der
erweiterten Familie nun mal neu war. Teil 3, 4, 5 und nun auch 6
sind absolut lachhafte Motivationen und Auflösungen. Wobei
Teil 6 hier den Vogel abschießt. Ich hoffe ja
irgendwie das im bestätigten und somit kommenden
Teil
7 sich endlich was mit Samantha getraut wird. Zwei Teile
lang wurde sie jetzt quasi aufgebaut. Aber das wäre wahrscheinlich
auch ein zu radikaler Schritt. Wie halt auch meine Forderung in der
Opening-Scene wo man echt hätte was Neues machen können. Ach ja und
Plotholes gibts zu genüge aber was mich halt super stört wenn
offensichtlich schwerste Verletzungen nicht zu Beeinträchtungen
führen. Wenn einem kleinen 1,50 Meter Mädchen ein Jagdmesser volle
Umme in den Rücken gerammt wird, dann macht die alles aber
nicht mehr quirlig durchs Set rennen, klettern und kämpfen. Und das
kommt leider öfters vor. Ich sag nur "Ausgeweidet auf der
Leiter".
Leider muss ich auch
@xXD4nt3Xx Kritik in einem Punkt widersprechen:
keine Ahnung ob er in den Szenen nicht drauf geachtet hat aber grad
so im ersten Drittel des Films laufen nur Popsongs - oder wie nennt
man die Kategorie in der sich Billy Eilish tummelt? Ja im Laufe des
Films besinnen sie sich auch etwas und es kommen die klassischen
Woodsborrow Klänge zurück. Leider zu spät und zu wenig. Ich war
schon voll auf Billy Eilish getriggert
Wie gefiel mir jetzt also der Film? Im Großen und Ganzen
unterhält er schon sehr gut. Die ganzen Hommages und Eastereggs
gehören natürlich dazu und jeder Fan hat natürlich ein fettes
Grinsen im Gesicht wenn durch "den Schrein" gegangen wird. Der
Goregehalt ist super auch wenn man leider nicht alles On Screen
sieht und der Bodycount am Ende verkümmert. Dieser Ghostface ist in
der Tat anders, rabiater und macht richtig Laune. Und natürlich
gehört der Slapstick des immer wieder fallenden Ghostface dazu. Es
sind viele kleine Szenen die mir richtig gut gefielen. Wie zum
Beispiel die "Doppel-Messer-Abputz-Szene". Da hat man ein echtes
Grinsen im Gesicht. Und auch das NY-Setting gefiel halt. Selbst die
U-Bahn Szene die man schon zum Erbrechen im Trailer gesehen hat
macht im fertigen Film sogar richtig Spaß (Obacht
Gesellschaftskritik). Aber das täuscht dann nicht über die
viel zu vielen falschen Entscheidungen im Film hinweg. Was mit Gale
grundsätzlich gemacht wird, wobei mir ihr GROßER Auftritt richtig
gut gefiel. Das Sidney fehlt. Das der ganze Gören-Cast einfach nur
unterste Schublade und komplett austauschbar ist. Das mit Kirby
ganz sicher der falsche Charakter zurück geholt wurde und dieser
Charakter völlig falsch weiterentwickelt wurde. Das Finale bzw. der
Reveal ist ganz großer Umbug. Und natürlich bedeutet das 3D hier
nur die 3 € Zuschlag pro Ticket abzuräumen. Bis auf den
Titelschriftzug ist da nichts in 3D. Kein einziger Popout und
auch keine richtige Tiefenwirkung. Aber das war mir vorher schon
klar. Und selbst die Post-Credit-Scene soll lustig sein, ist sie
aber nicht. Da merkt man auch wieder wie ideenlos dieser
Film geschrieben wurde. Somit ist ein Fazit für mich echt
schwer. Der Film hat halt Licht und Schatten, kommt aber übers
Mittelmaß leider nicht hinaus und ich würde ihn aktuell auf einer
Stufe mit
Teil 4 setzen und
7 von 10 Jagdmessern im Gesicht
geben. Vielleicht finde ich ihn bei einer Zweitsichtung besser und
Fans müssen ihn natürlich im Kino gesehen haben. Zum
Vergleich:
Scream: 10/10
Scream 2: 9/10
Scream 3: 8/10
Scream 4: 7/10
Scream (2022): 8/10
Stefan Raab ist der Stinkefinger des aktuellen
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