So ich bin nun wieder zu Hause, konnte den Film leider noch nicht
sacken lassen und bin nach wie vor geflasht. Eine Wucht von einem
Film der mir unglaublich viel Spaß gemacht hat ... und anderen im
Saal auch. Es war trotz größtem Saal und quasi ausverkaufter
Vorstellung mucksmäuschenstill. Zumindest bis zu den Szenen wo man
sich einfach amüsiert und lacht. Und davon gibt es eine
Menge.
John Wick. Baba Yaga. Der schwarze Mann. 2014 töteten Sie seinen
Hund und stahlen sein Auto und lösten damit einen Krieg aus den sie
nicht gewinnen können.
John Wick: Kapitel 4 ist
die konsequenteste aller Fortsetzungen der gesamten Reihe was sich
zwischenzeitlich zu einem Franchise entwickelt hat und auch wenn
man es nicht für möglich hält, wird Keanu Reeves für eine ganze
Generation an Kinogängern eher als John Wick denn als Neo in
Erinnerung bleiben. So oder so er hat prägte zwei Franchises wie
kaum ein anderer und hebt mit seiner Rolle in John Wick Martial
Arts nochmal auf ein neues Level. Das Potential wurde wohl schon
früh erkannt da sie eine Reihe an Schauspielgrößen wie Laurence
Fishburne, Willem Dafoe, Ian McShane, Halle Barry, John
Leguizamo aber auch Gastauftritte z.B. von Common oder Franco
Nero für sich gewinnen konnten. Und natürlich darf der kürzlich
verstorbene Lance Reddick nicht fehlen. Der vielleicht
einprägsamste Charakter in der Reihe mit einem viel zu kleinen
Auftritt im aktuellen
Kapitel 4. Nachdem auch er
in
Kapitel 3 mal aufdrehen durfte hätte ich hier
mit einer weitaus größeren Rolle gerechnet. Sehr sehr schade und
nun natürlich eine vertane Chance.
Kapitel 4 steigt zwar sofort ins Geschehen ein,
wird aber nach dem Opening ungewohnt ruhig. Klar die Osaka-Szenarie
setzt schon mal das erste cinematrografische Highlight und gefiel
mir extrem gut. Aber dann dauert es doch bis es mit der Action
weitergeht und wir kriegen mehr Exposition. Insgesamt bekommt John
diesmal auch "mehr Luft zum atmen" als es noch in
Kapitel 3
(Parabellum) der Fall war. Aber keine Sorge: der Film ist
immer noch überaus abgedreht, wild und intensiv. Nur das die eine
oder andere Nebenrolle dann doch mal etwas mehr Screentime erhält.
Gut John Wick mutiert in dem Film auch mehr und mehr zu einem
Onliner was ab und zu dann auch nervte. Mehr als "ja", "ich
verstehe" oder "viel Glück" geht ihm nicht mehr über die Lippen.
Dafür prägt er seine Rolle mit brachialem körperlichen Einsatz. Und
es tut so verdammt gut das es keine Wackelkameras gibt und die
Action wirklich noch "Handmade" ist. Natürlich wird CGI mit
eingesetzt aber wenn John eine Treppe runterfällt dann gibt es die
Treppe wirklich und entweder er oder sein Stuntdouble performen
hier noch in der Realität. Das CGI beschränkt sich wie bei den
Kapiteln zuvor eher auf Explosionen, Schüsse, etc. Und ja Feuer
sieht auch hier immer noch billig aus, was nur als Gag so gewollt
sein kann. Ich hatte mal gelesen das Keanu Reevers für seine Rolle
4-5 Stunden täglich Kampftraining machte und ja das sieht man. Er
hängt sich voll rein und es sieht einfach so verdammt gut aus.
Natürlich gehört dazu auch das Bühnenbild was hier
Kapitel
3 mit dem Finale in Glasetage des Hotels nochmal toppt -
und das war schon cineastisches Gold. Osaka hatte ich schon
angesprochen aber auch der Berlin Fight ist ein wahrer
künstlerischer Augenschmaus so gut sieht das einfach aus. Auch die
Paris-Szenen fand ich verdammt stark, wobei der Kampf am Arc de
Triomphe sichtlich Spaß machte, hier aber noch am meisten die
Special Effekts zu sehen sind. Die Idee ist aber genial. Der von
@xXD4nt3Xx angesprochene ISO-Shot ist natürlich
DAS Highlight des Films. Ja sowas hat man zuvor noch nicht
gesehen und hinterlässt den Zuschauer ähnlich baff wie damals die
Matrix-Bullettime. Wow. Einfach nur wow und auch die Treppenszene
ist Martial Arts aller erster Güte.
Was mir zudem auffiel ist das der Score die Actionszenen perfekt
begleitet. Der Film treibt dies so sehr auf die Spitze das sie es
mit der Radiostation sogar eingebaut haben. Hier kamen zeitweise
Tarantino-Vibes auf. Gott war das gut. Zudem gefiel mir das Finale
im Film und auch wenn es irgendwie schade ist dann die Konsequenz
aus allem zu ziehen. Auch wenn ich nicht glaube das mit diesem
Erfolg des Films das Franchise endet - ein erstes Spin-Off ist
bereits in der Mache. Im Abspann meinte ich noch zu meinem Kumpel
das wohl Spin-Offs für die eingeführten neuen Charaktere angedacht
sind und man grad um die offene Sache von Caine (absoluter
Showsteeler Donnie Yen
) was machen könnte und schon wird
genau das auch noch in der After Credit Scene (ja in diesem Film
gibts die wirklich) behandelt. Deswegen mal abwarten wie es rund um
John Wick weitergeht. Als nächstes kommt erst mal das Spin-Off
Ballerina mit Ana de Armas und dort werden auch
Winston und sogar nochmal Chiron zurückkommen, da die Dreharbeiten
bereits vor seinem Tod beendet wurden. Und der Film zelebriert auch
einige Call-Backs zum Original. Ich meine wer hatte bei der
Bleistiftszene kein Grinsen auf dem Gesicht oder als John in den
Mustang einstieg?
Jetzt muss ich leider aber auch ein paar nicht so schöne Themen
ansprechen. Die leider klein ausgefallene Rolle von Charon (Lance
Reddick) habe ich schon erwähnt. Aber in der Tat muss ich meinem
Vorredner auch zustimmen das sie es mit 169 Minute etwas
übertrieben haben. Und dabei war der Rohcut sogar 230 Minuten lang.
Der Film wird nicht langweilig und hat meiner Meinung nach auch
keine Längen trotzdem hätte man ihn auch 30 Minuten kürzer machen
können ohne das etwas fehlen würde. UND mir gefiel Bill Skarsgård
bzw. sein Marquis so gar nicht. Der strahlte für mich keine
wirkliche Gefahr aus und benahm sich die ganze Zeit einfach nur
unpassend Arrogant was mit der Nominierung eines Vertreters (ihr
wisst was ich meine) ja auch auf die Spitze getrieben wird. Ach ja
und wer Logik, einen Sinn oder Realismus in dem Film sucht ist bei
der Reihe eh falsch.
Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß mit dem Film und stelle ihn
auf eine Stufe mit dem
John Wick (2014) und
Parabellum (2019), welche ich beide ebenfalls
mächtig abfeiere und gebe
8 von 10 Eierbissen
Stefan Raab ist der Stinkefinger des aktuellen
Zeitgeists