Der schmale Grat - Filmconfect Essentials - Ltd.
Mediabook Edt.
Spieldauer: 171 Minuten
Film: 9 von 10 Punkten
Bildqualität: 9 von 10 Punkten
Tonqualität: 8 von 10 Punkten
Ausstattung: 9 von 10 Punkten
Gesamt*: 9 von 10 Punkten
* In der Gesamtbewertung wird die Story nicht berücksichtigt!
Basierend auf seinen eigenen Kriegserfahrungen schrieb der
amerikanische Autor James Jones 1962 den Roman 'The Thin Red Line',
welcher ein Jahr auch später in Deutschland unter dem Titel 'Insel
der Verdammten' erschien. Dieses Buch nahm sich Regisseur Terence
Malick dann 1998 zur Vorlage und erschuf daraus ein knapp
3-stündiges Machwerk, welches die Eroberung der im pazifischen
Ozean liegenden Insel Guadalcanal in bewegten Bildern zeigt. Sein
Epos schildert dabei die damaligen Ereignisse in ihrem ganzen
Schrecken, zeigt jedoch auch die Schönheit der Natur, welches
dieses Fleckchen Erde bietet. Im Rahmen der Essentials Mediabook
Editionen präsentiert Publisher FilmConfect Home Entertainment den
Kriegsfilm nun im neuen Gewand eines Mediabooks und spendiert
diesem zusätzlich noch ein Booklet sowie ein Filmposter. Das
folgende Review zeigt, ob sich auch sonst noch etwas gegenüber den
bisher über Twentieth Century Fox Home Entertainment erschienenen
Fassungen geändert hat. (jp)
Film
Im Jahr 1942 ist der Pazifikkrieg in vollem Gange. Es ist der
Vorabend der Invasion von Guadalcanal, einer strategisch wichtigen
Insel nördlich von Australien, auf der die japanischen Streitkräfte
einen Flugplatz unterhalten. Auch die C(harlie)-Kompanie der
US-Infanterie bereitet sich auf die Invasion der Insel vor. Die
Stimmung an Bord des Transportschiffs ist geprägt von Unsicherheit
und nackter Angst. Niemand weiß genau, was die Soldaten auf dem
kleinen, tropischen Eiland erwartet. Nur eines ist sicher:
Guadalcanal muss um jeden Preis erobert werden. Oberbefehlshaber
der Operation ist der unbarmherzige Colonel Tall (N. Nolte), der
sich von einem schnellen Sieg nichts Anderes als persönlichen Ruhm
erhofft. Captain Staros (E. Koteas) dagegen geht das Wohl seiner
Männer über alles. Ein Konflikt zwischen ihm und dem Colonel
scheint unausweichlich, denn der Feind leistet erbitterten
Widerstand. (ml)
Die Thematik selbst ist nur zu gut bekannt und unterscheidet sich
kaum von anderen Kriegsfilmen. Doch wie jeder große Regisseur, der
bisher einen Kriegsfilm inszeniert hat, so drückt auch Terrence
Malick dem Genre seinen ganz eigenen Stempel auf. Die Grauen des
von Menschenhand entfesselten Krieges stellt der Regisseur einer
gleichermaßen wunderschönen wie gleichgültigen Natur gegenüber, die
die allgegenwärtige Zerstörung nahezu gleichmütig über sich ergehen
lässt. In Worte gefasst wird dieses innere Spannungsfeld des Films
von dem einfachen Soldaten Private Witt (J. Caviezel), der im
weiteren Verlauf immer wieder über die Motivationen des Menschen
und seinen Platz innerhalb der Natur reflektiert und auf diese
Weise die Wurzel des Bösen ergründen will. Somit erhält der Film
einen tiefgründigen, philosophischen Überbau, der in krassem
Gegensatz zu dem allgegenwärtigen Grauen steht, das sich auf den
Schlachtfeldern zuträgt.
Diesen intellektuellen und zutiefst humanistischen Ansatz kleidet
Malick in geradezu poetische Bildkompositionen, durch die sich
viele seiner Filme auszeichnen. So glaubt man zeitweise eher einer
Naturdokumentation zu folgen. Auch filmt Malick wieder viele Szenen
während der einzigartigen Lichtverhältnisse der „Magic Hour“. Doch
auch der verlustreiche Kampf gegen einen nahezu unsichtbaren Feind
kommt nicht zu kurz. Mit der Kamera immer hart am Mann, zeigt er
die dramatische Erstürmung eines Hügelkamms aus nächster Nähe. Das
Terrain aus hohem Grasland bildet dazu eine faszinierende
Kulisse.
Da
Der schmale Grat der erste Film Malicks seit 20
Jahren ist, wollten sich viele Stars diese Gelegenheit offenbar
nicht entgehen lassen, so dass der Zuschauer hier viele bekannte
Gesichter wiedererkennt. Der Film profitiert von seiner
hochkarätigen Besetzung ungemein. Nick Nolte als fanatischer
Einpeitscher liefert hier eine brillante Vorstellung ab. Aber auch
Sean Penn, der hier das rationale Gegenstück zu dem träumerischen
Witt bildet oder Elias Koteas als umsichtiger Captain, verleihen
ihren Rollen eine bemerkenswerte Tiefe. (ml)
Bildqualität
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Auflösung 1080p
Der Bildtransfer ist überaus gelungen. Vor allem die extrem gute
Tiefenschärfe begeistert von der ersten Minute. Auch in
Nahaufnahmen offenbart sich eine exzellente Detailzeichnung, die
nur selten von minimalen Unschärfen gestört wird. Die Farben
bleiben zu jeder Zeit natürlich und liefern in Verbindung mit guten
Kontrastwerten einen plastischen Gesamteindruck. Das Filmkorn
bleibt erhalten, drängt sich aber nie unangenehm in den
Vordergrund. In einigen wenigen Szenen ist der Schwarzwert nicht
ganz auf der Höhe und zeigt nur ein dunkles Grau. Darüber hinaus
wird der Bildtransfer der anspruchsvollen Fotografie immer gerecht.
(ml)
Tonqualität
Die Blu-ray Disc verfügt über die folgenden Tonspuren:
-
Deutsch DTS 5.1
-
Englisch DTS-HD MA 5.1
-
Polnisch DD 5.1
-
Thailändisch DD 5.1
-
Türkisch DD 2.0
-
Ungarisch DD 2.0
Leider muss die Hoffnung auf eine bessere deutsche Tonumsetzung,
welche durch diverse Portale angekündigt wurde, zu Nichte gemacht
werden: denn obwohl auch auf dem beiliegenden Informationsblatt der
Ton mit 'DTS-HD Master Audio 5.1' und die Sprachen mit 'Deutsch,
Englisch' angegeben sind, bekommt man auf der Disc den deutschen
Ton lediglich im normalen 'DTS 5.1' Format geliefert. Auf Nachfrage
der Redaktion musste der Publisher zugeben, dass es sich leider,
trotz mehrerer Kontrollen, bei der Angabe um einen Fehler handelt.
Auch wenn man selbst einen HD-Ton bevorzuge, sei man derzeit
vertraglich gezwungen, die deutsche DTS 5.1 Spur zu verwenden. Der
Publisher begibt sich jedoch noch einmal mit Fox in Diskussion, um
eventuell doch noch etwas in Richtung deutschen DTS-HD Master Audio
Ton bewegen zu können. Den unkomprimierten HD-Ton enthält daher
weiterhin nur die englische Originalspur – also alles so, wie es
auch schon auf den bisher erschienenen Fassungen umgesetzt wurde.
(jp)
Die deutsche Tonspur bietet besonders auf den Frontkanälen zu jeder
Zeit ein gut differenziertes Stereopanorama. Die Surroundkanäle
werden hauptsächlich während der Kampfszenen einbezogen. Dann
entsteht ein guter Rundumklang, der den Zuhörer voll in das
Geschehen einbezieht. Die Dialoge sind auch in diesen Szenen
jederzeit sehr gut verständlich. Der Subwoofer wird ebenfalls
durchgängig angesprochen und trägt damit zu einer guten Dynamik
bei. Natürlich ist es nicht nur unter thematischen Aspekten
verlockend, den Film mit der Spielberg/Hanks-Produktion The Pacific
zu vergleichen. Hier werden der vorliegenden Tonspur, besonders was
Dynamik, Druck und fein differenzierte Details angeht, allerdings
schnell ihre Grenzen aufgezeigt. (ml)
Ausstattung
Das FilmConfect Essentials Mediabook bietet folgende Extras:
-
Audiokommentare
-
"Der schmale Grat" aus Sicht der Darsteller
-
Der Schnitt von "Der schmale Grat"
-
Komponist Hans Zimmer über "Der schmale Grat"
-
Entfallene Szenen
-
Guadalcanal in den Nachrichten
-
Original Kinotrailer
-
20-Seitiges Booklet
-
Filmposter
Die Zusatzausstattung präsentiert sich erfreulich umfangreich.
Neben einem Audiokommentar mit Productiondesigner Jack Fisk,
Produzent Grant Hill und Kameramann John Toll, gehen drei ca.
20-minütige Features auf einzelne Aspekte des Films ein. Es kommen
die Darsteller zu Wort, es wird die Schnittarbeit näher beleuchtet,
und Komponist Hans Zimmer gibt Einblicke in die Entstehung des
meist träumerischen bis sakralen Soundtracks. Vervollständigt
werden die Extras von acht entfallenen Szenen, einem Trailer und
fünf original Wochenschauen aus den 1940er Jahren, die die Invasion
von Guadalcanal thematisieren. Sehr interessant! Alle Extras liegen
in High Definition vor. (ml)
Leider beschränken sich weitere Neuerungen bei der Ausstattung
lediglich auf die Verpackung. Bei der Gestaltung der Front- und
Backcover Motive des Mediabooks setzt FilmConfect auf einen matten
Druck. Auf der Rückseite verschenkt man hier leider etwas Potential
- denn während das Bild auf der Front die volle Fläche ausnutzt,
wird Hinten nur ein schmales Bild geboten. Des Weiteren weist die
Rückseite oben einen breiten schwarzen Rand auf, während unter dem
schmalen Bild im Kleingedruckten der Cast auflistet wird. Eine
vollflächige Darstellung wäre auch hier wünschenswert gewesen. Im
Inneren befindet sich auf der linken Seite eine klare
Disc-Halterung, durch die man auf den dahinterliegenden Druck
blicken kann. Das Booklet wurde dann auf der rechten Seite
festeingeklebt. Es scheint jedoch so, als wenn hier löslicher
Kleber genutzt worden wäre, um das Booklet auf Wunsch zu entfernen.
Hier wäre es sicherlich aber schöner gewesen, wenn man dieses so
gestaltet hätte, dass man ohne Klebstoff ausgekommen wäre, zum
Beispiel durch einen Einschub.
Das 20-Seitige Mediabook wurde von Dr. Marcus Stiglegger, Professor
für Film in Berlin, erstellt und enthält, neben einer kurzen
Biographie zu Regisseur Terence Malick, eine Interpretation zum
Film, welche vor allem die künstlerischen und philosophischen
Aspekten Malicks Werk beleuchtet. Lose beigelegt hat man ein
gefaltetes Filmposter in der Größe von ca. 40x50cm, welches das
Motiv des Frontcovers zeigt. Auch hier wurde ein matter Druck
verwendet, bei dem es leider durch die Faltungen zu unschönen
Farbverlusten in den Knicken kommt.
Bilder zu dieser Edition können im folgenden Forums-Thread
angeschaut werden:
Hier Klicken!
Fazit
Leider handelt es sich bei dieser FilmConfect Essentials Version
lediglich um ein Repack der bisher erhältlichen Blu-ray Disc.
Verbesserungen bei Bild und Ton sucht man hier leider vergeblich.
Dies ist vor allem bei letzterem sehr schade, vor allem da man hier
sogar noch mit falschen Angaben auf dem Informationsblatt des
Mediabooks Hoffnungen für eine deutsche HD-Tonspur macht.
Immerhin bietet man Fans des Films aber eine sehr schöne
Verpackung, welche durchweg sauber verarbeitet wurde und bei der
man mit einem 20-Seitigen Booklet und einem Filmposter einen
zusätzlichen Kaufanreiz bietet. Die technische Umsetzung entspricht
jedoch den bisher über Twentieth Century Fox Home Entertainment
veröffentlichten Varianten: (jp)
Bis auf wenige kleine Schwächen ist der Bildtransfer erstklassig.
Auch der Ton wird den Anforderungen eines Kriegsfilms gerecht, ohne
dabei allerdings zu irgendeiner Zeit Referenzwerte zu erreichen.
Die Extras geben einen informativen und fundierten Einblick in die
Produktionsphase des Films. Leider kommt der öffentlichkeitsscheue
Regisseur nicht zu Wort.
Terrence Malick verfolgt mit seinem Kriegsfilm einen ungewöhnlichen
Ansatz. Philosophisch und poetisch zugleich, reflektiert der Film
die Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung und hinterfragt
dabei die Einflussmöglichkeiten des Einzelnen auf das eigene
Schicksal. Die Antworten auf diese Fragen bleiben allerdings dem
Zuschauer überlassen. So ist
Der schmale Grat dann
auch kein gradliniger Kriegsfilm im eigentlichen Sinn. Freunde
aufwändig inszenierter Kriegsaction kommen aber dennoch voll auf
ihre Kosten. Darüber hinaus erreicht die Anzahl der Stars hier
beinahe Kompaniestärke, was dem Film einen zusätzlichen Reiz
verleiht. (ml)
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1060
Front-Lautsprecher: Canton Chrono 509
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS PB-1000
Viele Grüße
Jörn