Der Kurier - In den Fängen des Kartells
(2018)
Veröffentlichung: 11.05.2018
Spieldauer: 90 Minuten
Film: 6 von 10 Punkten
Bildqualität: 6 von 10 Punkten
Tonqualität: 6 von 10 Punkten
Ausstattung: 6 von 10 Punkten
Gesamt*: 6 von 10 Punkten
* In der Gesamtbewertung wird die Story nicht berücksichtigt!
Der ehemalige Kinderstar Daniel Radcliffe ist seinem Harry Potter
Dasein längst entsprungen. Inzwischen steht der 28-jährige vor
allem bei Independent-Produktionen vor der Kamera, welche sich an
ein ganz anderes Publikum richten, als es noch zu Zeiten des
Zauberlehrlings der Fall war. Ob er nun als Backpacker im
bolivischen Dschungel um sein Überleben kämpft, oder als furzende
Leiche einem Gestrandeten Gesellschaft leistet – unterschiedlicher
könnten seine derzeitigen Rollen nicht sein. In seinem aktuellen
Titel wandert er auf Thriller-Pfaden und gerät dabei zwischen die
Fronten zweier Organisationen. Ob ihm auch dieses Metier auch gut
zu Gesicht steht?
Film
Pilot Sean Haggerty (D. Radcliffe) ist auf die schiefe Bahn
geraten: Als Kurier liefert er Drogen für ein mexikanisches Kartell
nach Amerika. Allerdings ist ihm die DEA schon auf die Schliche
gekommen und hat sich an seine Fersen geheftet. Als sei das nicht
schon genug, erhält Seans Frau Jen (G. Gummer) die Diagnose Krebs –
nur eine sehr kostspielige Operation kann ihr noch helfen. Grund
genug für Sean sich auf ein lukratives Angebot von DEA-Agent Bloom
(P. Schreiber) einzulassen: Bei einem letzten Deal mit den
Mexikanern soll der Pilot das Kartell auffliegen lassen und es der
Drogenbehörde ausliefern. Doch Seans Auftraggeber bekommen davon
Wind und schrecken selbst vor Geiselnahme nicht zurück, um ihre
Ware in Sicherheit zu wiegen. Als Spielball der Organisationen muss
Sean nun selbst einen Weg aus der Misere finden.
Der Polt klingt zunächst einmal nach einer Variante des ebenfalls
kürzlich erschienen Film
Barry Seal mit Tom Cruise. Doch die
beiden Filme haben lediglich die Grundthematik gemeinsam,
unterscheiden sie sich doch sonst in der Gestaltung komplett
voneinander. Beim hier vorliegenden Titel haben wir es vielmehr mit
einer One-Man-Show im Stile von
Nicht auflegen! oder
The
Call – Leg nicht auf zu tun. Denn die erste Stunde des
Films muss Daniel Radcliffe quasi fast im Alleingang tragen, in dem
er vom Cockpit seiner Cessna aus nur per Funk bzw. Telefon Kontakt
mit seinen Auftraggebern oder seiner Frau Jen hält. Das gestaltet
sich dann zunächst einmal etwas langwierig, ist es doch nicht
sonderlich aufregend den Schauspieler nur vor seinen Instrumenten
und Anzeigetafeln hocken zu sehen, während er einen Anruf bzw.
Funkspruch nach dem nächsten erhält. Zudem spielt fast der
komplette Film in nebliger Nacht, weshalb noch nicht einmal schöne
Landschaftsaufnahmen der Reiseroute Abwechslung bieten können. In
eingestreuten Rückblenden erfährt der Zuschauer dann, wie es zur
Ausgangssituation kam und lauscht derweil den teils recht
belanglosen Dialogen zwischen Sean und seiner Frau. Erst in der
zweiten Hälfte des Films tritt mit erscheinen der amerikanischen
Drogenbehörde und dem Entführer Mallory, gespielt von Robert
Wisdom, langsam Spannung auf.
Von nun an zieht der Film das bisher recht träge Tempo etwas an.
Radcliffe spielt dabei den immer verzweifelter werdenden Piloten
recht überzeugend. Aus dem einfachen Job wird plötzlich ein heikler
Fall, der seine, aber vor allem die Existenz seiner Frau bedroht.
Damit er zum einen das Geld für die rettende Operation zusammen
bekommt und zum anderen Straffreiheit erlangt, bleibt im keine
andere Wahl, als zu versuchen beide Parteien gegeneinander
auszuspielen. Die DEA wird dabei durch Pablo Schreiber vertreten,
der sich in der Rolle des Agenten Bloom zunächst ebenfalls auf der
sicheren Seite wiegt. Doch als die Mexikaner plötzlich Wind von
Seans Doppelspiel bekommen, steht die DEA-Aktion auf der Kippe und
Bloom gerät unter Druck. Auf Seiten des Drogenkartells ist es vor
allem Robert Wisdom in der Rolle des Mittelsmanns Mallory, der sehr
überzeugend agiert. Dabei kann man eigentlich gar nicht sagen, dass
er der Böse ist. Denn eigentlich ist er nur seinem Auftraggeber
loyal gegenüber und führt seinen Job ordnungsgemäß durch. An der
Seite von Radcliffe ist Grace Gummer zu sehen. Sie entwickelt sich
von der zunächst verletzlichen und gekränkten Ehefrau hin zur
Kämpferin, die alles dafür tut, um die gefährliche Situation zu
Überleben. Der restliche Cast ist dann nur Beiwerk und hat keine
weiteren tragenden Rollen.
Regisseur Jasper Ganslandt schafft es leider wie eingangs erwähnt
nicht von Anfang an Spannung aufzubauen. Der Film dümpelt zu nächst
vor sich hin, so dass der Zuschauer erst gar nicht weiß, in welche
Richtung der Thriller will. Zwar ändert sich dies ab der Hälfte,
doch bei einer Gesamtspielzeit von knapp 90 Minuten ist das einfach
zu wenig. Zumal auch der weitere Verlauf und das Finale nur normale
Durchschnittskost bieten, die man so auch schon des Öfteren gesehen
hat. Das Gebotene ist dabei sicherlich nicht schlecht, nur eben
auch sehr vorhersehbar. Hier wäre sicherlich noch der ein oder
andere Twist nötig gewesen, um den Film von gleichartigen Titeln
abzusetzen.
Bildqualität
Wie oben schon erwähnt spielt der Film fast zu 90 Prozent im
Dunkeln bei Nacht. Hier kommen dann noch Unwetter und Nebelfelder
hinzu, so dass man rein optisch nicht viel Abwechslung bekommt. Im
Dunklen gehen dann auch oft Details verloren, was besonders im
Vergleich zu den wenigen gut ausgeleuchtete Szenen in den
Rückblenden auffällt. Hin und wieder kommt es zu
Kompressionsfehler, welches besonders bei den Wolken oder dem
wabernden Nebel zu sehen ist. Hier kann man dann deutlich
Abstufungen erkennen. Kommt es dann mal zu Tageslichtszenen, so
sind die Farben sehr natürlich und Details wie feine Härchen oder
Hautporen sehr gut zu erkennen. Leider bleibt dies aber eben die
Seltenheit und so geht einem das ewige Dunkelheit irgendwann ein
bisschen aufs Gemüt. Wahrscheinlich war dieser Kniff aber nötig, um
so zu verschleiern, dass eben keine wirklichen Flugzeugaufnahmen
verwendet wurden.
Tonqualität
Auf der Blu-ray Disc hat der Zuschauer die Auswahl zwischen
folgenden Tonspuren:
Beide Tonspuren gleichen sich wie ein Ei dem anderen und
unterscheiden sich lediglich in etwas natürlicheren Dialogen bei
der Original-Spur. Allerdings ist die gesamte Abmischung der
Dialoge im Vergleich zum Rest in beiden Fällen sehr leise geraten.
Man hat teilweise Schwierigkeiten die Funksprüche und Telefonate
einwandfrei zu verstehen. Dreht man dabei dann den Lautstärkeregler
des Verstärkers ein wenig auf, fällt man alsbald von der Couch,
wenn plötzlich eine Drohne der DEA aus den Folgen auftaucht - sehr
unschön umgesetzt. Bei dem vorwiegend Dialoglastigen Film halten
sich die Effekte sehr in Grenzen. Hier und da gibt es über die
hinteren Kanäle mal eine paar Motorengeräusche der Cessna, oder das
Grollen des Gewitters. Erst zum Ende hin kommt es bei einer
Schießerei zu gut verteilte Effekten, welche die Waffensounds
ordentlich wiedergeben. Der Subwoofer wird jedoch bei allem nicht
arg beansprucht - hier hätte gerade das Unwetter oder der Einsatz
eines Black Hawk Hubschrauber effektreicher umgesetzt werden
können.
Ausstattung
Im Bonus-Bereich finden Interessenten folgendes Material:
-
Deutscher Trailer (1:44 Min.)
-
Original Trailer (1:42 Min.)
-
Interviews (12:49 Min.)
-
Trailershow (vor dem Film)
Recht überschaubar gestalten sich die Extras zum Film. Bei den
Interviews geben die Hauptdarsteller Robert Wisdom, Pablo
Schreiber, Grace Gummer und Daniel Radcliffe ein paar wissenswerte
Informationen zur Entstehung des Films. So war zum Beispiel Grace
Gummer immer im Studio anwesend, wenn Daniel Radcliffe Aufnahmen im
Cockpit machte. Dadurch konnten sie ihrem Filmpartner bei den
Dialogen helfen, so dass dieser sich nicht alleine im Flugzeug
fühlte. Radcliffe nahm zur Vorbereitung auf den Thriller einige
Flugstunden, um ein Gefühl für die Bedienung eines Flugzeuges zu
bekommen. Die Zeit einen Pilotenschein zu machen, hatte er dabei
allerdings nicht. Im weiteren Verlauf des Interviews geben die
Hauptdarsteller Einblicke in ihre Charaktere und deren Motive im
Film. Alle Interviews verfügen dabei über deutsche
Untertitel.
Die Blu-ray wird in einem normalen blauen Amaray-Case geliefert und
verfügt über ein Wende-Cover. Ein Download-Code für die digitale
Version des Films liegt leider nicht bei.
Fazit
Recht zäh und langsam beginnend steigert sich der Thriller erst in
der zweiten Hälfte. Erst dann kommt etwas mehr Spannung auf und das
Tempo zieht etwas an. Die Hauptakteure agieren dabei passend in
ihren Rollen, ohne aber besonders heraus zu stechen. Auf
technischer Seite hat das Bild des fast komplett bei Nacht
spielende Films vor allem bei den vielen dunklen Szenen mit
Detailschwächen zu kämpfen. Auch beim Ton bleibt die Umsetzung weit
hinter ihren Möglichkeiten. Vor allem die Dynamikschwankungen
zwischen den extrem leisen Dialogen und den wesentlich lauteren
Effekten ergeben Punktabzug in der Bewertung. Die Extras im
Bonusbereich sind zwar durchaus interessant, allerdings durch die
kurze Laufzeit auch recht schnell abgearbeitet. Bleibt unter dem
Strich ein mäßig spannender Titel, dessen Ende vorhersehbar ist und
dessen Plot man auch schon aus einigen anderen Filmen kennt.
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1060
Front-Lautsprecher: Canton Chrono 509
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS PB-1000
Viele Grüße
Jörn