Colors - Farben der Gewalt (1988)
Spieldauer: 127 Minuten
Film: 5 von 10 Punkten
Bildqualität: 7 von 10 Punkten
Tonqualität: 5 von 10 Punkten
Ausstattung: 6 von 10 Punkten
Gesamt*: 6 von 10 Punkten
* In der Gesamtbewertung wird die Story nicht berücksichtigt!
Passend zum 30-jährigen Geburtstag veröffentlicht Capelight
Pictures den von Dennis Hopper inszenierten Cop-Thriller im,
gegenüber der Kinofassung, 8 Minuten längeren Unrated Cut. Bereits
im Dezember 2017 erschienen hierzu zwei Mediabooks, denen nun die
Auswertung im Amaray-Case samt Wende-Cover folgt. Dieses Review
klärt, wie sich der Film drei Jahrzehnte nach seiner Erstaufführung
schlägt.
Film
In Los Angeles haben Straßenbanden die verschiedenen Stadtteile
fest in ihrer Hand. Besonders hitzig laufen die Fehden zwischen den
Gruppen der Crips und der Bloods ab - beide Gangs gehen mit
äußerster Brutalität gegeneinander vor. Die Polizei versucht durch
den Einsatz von Spezialeinheiten, die oftmals noch jugendlichen
Gangster in Schach zu halten. Dabei gelingt es dem erfahrenen
Officer Bob Hodges (R. Duvall) einen gegenseitig respektvollen
Kontakt zu den Kids aufzubauen. Als er jedoch mit Danny MacGavin
einen neuen übermotivierten Partner zugeteilt bekommt, droht das
Verhältnis zu den heranwachsenden zu kippen. Denn Danny versucht
die Gang-Mitglieder mit harten Bandagen wieder in die Spur zu
bekommen. So dauert es nicht lang und das ungleiche Polizei-Duo
gerät zwischen die Fronten.
Schon seit Mitte der 1950er Jahre selbst als Schauspieler aktiv,
trat Dennis Hopper später auch als Regisseur hinter die Kamera.
Sein Regie-Debüt 'Easy Rider' und vor allem der darin enthaltene
Song 'Born To Be Wild' der Band Steppenwolf dürfte jedem ein
Begriff sein. Im hiervorliegenden Cop-Thriller bilden Robert Duvall
und Sean Penn ein sich stark voneinander unterscheidendes Duo,
welches in den Kampf gegen Straßenbanden in Los Angeles geschickt
wird. Der Film selbst beleuchtet dabei sowohl die Polizeiarbeit,
als auch die internen Gang-Machenschaften zu gleichen Teilen und
gibt einen sehr guten Einblick in beide Lager. Robert Duvall
gelingt es dabei sehr überzeugend, den erfahrenen Officer zu mimen,
der sich über die Jahre einen Zugang zu den jungen Straßenkindern
aufgebaut hat. Dabei wird er von den älteren Banden-Mitgliedern
respektiert, was sicherlich auch darin begründet ist, dass er bei
den krummen Aktionen der Kids des Öfteren beide Augen zudrückt.
Ganz anders die Figur von Sean Penn, welcher als Heißsporn glaubt,
die Gangs durch hartes Anpacken und einen rauen Ton in ihre
Schranken weisen zu können. Nur bei der schönen Louisa, gespielt
von Maria Conchita Alonso, wird er ganz zahm. Die Frau seiner
Begierde hat selbst Familienangehörige in Kreisen einer Gang,
wodurch es auch hier zwangsweise zu Konflikten kommt. Auf Seiten
der rivalisierenden Bande will sich jedoch kein Charakter so
wirklich in den Vordergrund schieben. Zu gleich ist das Verhalten
der einzelnen Mitglieder, was auch zu Schwierigkeiten bei deren
Unterscheidung führt. Mit Don Cheadle und Damon Wayans sind aus
heutiger Sicht noch die beiden prominentesten Gesichter zu nennen.
Gerade letzterer fällt aber höchstens durch diverse Blödeleien
auf.
Leider wirkt der Film oftmals recht gestückelt. Da werden kleine
Zeitsprünge gemacht, Danny ist plötzlich in einer Beziehung mit
Louisa, welche ihm ein paar Szenen zuvor nur einen Kaffee serviert
hat und auch die verschiedenen Einsätze der Spezial-Einheiten
wirken eher zufällig eingestreut. In der ersten Hälfte des rund
127-minütigen Films wartet der Zuschauer ungeduldig darauf, um was
es jetzt eigentlich genau in dem Film geht. Schlussendlich bleibt
es aber dabei, dass man die Cops einfach bei ihrer alltäglichen
Arbeit begleitet. Eine übergeordnete Story gibt es da nicht
wirklich, vielmehr sind es mehrere einzelne Fälle, welche das
Polizei-Duo auf Trapp hält. Man hat einfach das Gefühl, dass die
Macher viele kleine Gang-Geschichten zusammengeschnitten haben.
Erst in der zweiten Hälfte kristallisiert sich ein roter Faden
hinaus, welcher aber nur recht unspektakulär und mäßig spannend
verfolgt wird. Der Alltag der beiden Fraktionen, Polizei und Gangs,
wird dabei sicherlich sehr authentisch wiedergegeben. Vor allem die
Gang-Mentalitäten stehen hierbei im Vordergrund. Doch auch wenn man
den unterschiedlichen Banden ihre jeweilige Farbe zugewiesen hat,
bleibt es oftmals schwierig, die teils klischeebehafteten Figuren
auseinander zu halten. So schaut der Zuschauer des Öfteren auf die
Uhr und fragt sich, wann endlich etwas Spannendes passiert. Die
eingestreuten Action-Einlagen bieten dann durch Schiesserein und
Verfolgungsjagden ein bisschen Abwechslung zu den doch recht
einfachen und teils inhaltslosen Dialogen der unterschiedlichen
Protagonisten. Hier wäre sicherlich eine deutlich straffere
Inszenierung hilfreich gewesen, um mehr Spannung aufzubauen. Da
bewirken auch die zusätzlichen Szenen des Unrated Cuts keine
Besserung, zumal gerade diese absolut keinen Mehrwert bieten.
Bildqualität
Für einen Film, welcher schon 30 Jahre auf dem Kerbholz hat, ist
die Bildqualität durchaus ordentlich umgesetzt worden. Das
permanente und deutlich sichtbare Filmkorn ist sicherlich nicht
jedermanns Geschmack, jedoch passt es perfekt zum dreckigen Look
der Straßen von Los Angeles. Leider sind immer mal wieder
Verschmutzungen zu sehen und ab und an ruckelt das Bild auch schon
mal. Für einen Film dieses Alters hält sich das alles aber in
Grenzen. Details fallen vor allem bei den überall in der Stadt
verteilten Graffitis oder den Gang-Tattoos auf. Hier kommen auch
die Farben sehr gut zur Geltung, welche ansonsten dem typischen
1980er Look entsprechen. Die bewegten Bilder der Skyline der
US-Metropole sind leider etwas zu matschig geblieben. Gerade bei
den Nachtszenen fällt dies deutlich auf. Das Bild liegt in einem
Ansichtsverhältnis von 1.85:1 vor und wird demnach nur durch kleine
Balken am oberen und unteren Bildschirmrand beschnitten.
Tonqualität
Die Blu-ray Disc bietet folgende drei Tonspuren zur Auswahl:
Liest sich auf dem Papier eine deutsche HD Umsetzung noch sehr gut,
kommt jedoch beim Anhören schnell die Ernüchterung. Der Ton ist
sehr frontlastig und kommt zudem zu einem großen Teil aus dem
Center. Besonders auf den hinteren Kanälen spielt sich sehr wenig
ab. Hier hört man ab und an nur den Soundtrack - das war es dann
aber im Großen und Ganzen auch schon. Selbst bei den Schießereien
oder den Verfolgungsjagden tut sich hier sehr wenig - hier sucht
man auch Umgebungsgeräusche vergebens. Da wundert es dann auch
nicht weiter, dass der Subwoofer ebenso wenig Beachtung findet. Die
deutsche Synchronisation ist für die damaligen Verhältnisse gut
gelungen. Beim Gang-Slang punktet aber sicherlich die englische
Originalspur durch eine bessere Natürlichkeit. Die Szenen des
Unrated Cuts wurden nicht Deutsch synchronisiert, sondern lediglich
mit deutschen Untertiteln in den Film eingefügt. Es wirkt dann auch
immer ein wenig störend, wenn plötzlich einige Szenen lang Englisch
gesprochen wird. Die Dialoge sind jedoch in allen Tonspuren jeder
Zeit sehr gut verständlich. Gegen Ende des Films kommt es noch zu
einer größeren Schießerei, welche im Vergleich zum Rest deutlich
druckvoller umgesetzt wurde. Wäre dies doch auch nur beim
kompletten Film geschehen.
Ausstattung
Interessenten finden folgende Extras auf der Blu-ray Disc:
Drehbuchautor Michael Schiffer begleitete sechs Wochen
Sozialarbeiter, um etwas über Gangs zu lernen. Dabei bat er die
Banden-Mitglieder um Interviews, damit er sie nachher im Film
richtig darstellen könne. Bei der Recherche stellte er oft fest,
dass eine erfolgreiche Polizeiarbeit auf dem Zufallsprinzip
aufbaut. Denn durch die Verschwiegenheit der Gangs kam man bei den
Ermittlungen nur schwer voran. Des Weiteren gibt Ex-LAPD
Gang-Division Mitglied Dennis Fanning einen Einblick in seine
ehemalige Arbeit. Zur damaligen Zeit standen nur ein paar Hundert
Polizisten rund 80.000 Gangmitgliedern gegenüber. Es wurden
seinerzeit extra Einheiten gegründet, die nur Infos über die Gangs
sammelten – wer gehörte zu wem, welchen Stand hatte er innerhalb
der Gang, usw. In der Regel traten Kids mit 12 Jahren in eine Gang
ein, jedoch mit Ende 20 wieder aus – irgendwann haben viele also
doch noch die Kurve bekommen. Alles in allem also ein paar sehr
interessante Infos zur Entstehung und dem Hintergrund des
Films.
Der Film erscheint in einem normalen blauen Amaray-Case und verfügt
über ein Wende-Cover. Ein Download-Code ist nicht vorhanden.
Fazit
Dem von Schauspieler und Regisseur Dennis Hopper in Szene gesetzte
Cop-Thriller gelingt es durch seine gestückelte Erzählweise leider
nicht, durchweg Spannung aufzubauen. Zwar wird der Alltag der
Polizei und der Gangs recht authentisch wiedergegeben - eine
übergeordnete Story will sich aber nicht so recht
herauskristallisieren. Die bildliche Umsetzung ist unter
Berücksichtigung des Alters durchaus akzeptabel gelungen. Das Bild
weißt zwar einige Verschmutzungen auf und auch das stets präsente
Filmkorn wird nicht jedermanns Geschmack sein, letztendlich bleibt
dies alles aber im Rahmen. Die Ton-Umsetzung ist jedoch eine kleine
Enttäuschung. Denn auch wenn sie als HD-Mehrkanal-Spur angegeben
wird, ist davon im Film nicht wirklich viel zu hören. Zumeist
bleibt alles auf den Frontlautsprechern und hier vor allem beim
Center hängen. Das Bonus-Material bietet durch Interviews einen
guten Einblick in die Entstehungsgeschichte des Films und gibt
einen Einblick in die damalige Polizei-Arbeit. Bleibt unter dem
Strich ein mäßig spannender Thriller, dem eine deutlich straffere
Inszenierung gutgetan hätte.
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1060
Front-Lautsprecher: Canton Chrono 509
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS PB-1000
Viele Grüße
Jörn