Bushwick (2017)
Veröffentlichung: 20.04.2018
Spieldauer: 94 Minuten
Film: 6 von 10 Punkten
Bildqualität: 6 von 10 Punkten
Tonqualität: 8 von 10 Punkten
Ausstattung: 4 von 10 Punkten
Gesamt*: 6 von 10 Punkten
* In der Gesamtbewertung wird die Story nicht berücksichtigt!
Das New Yorker Stadtviertel Bushwick im Norden von Brooklyn
beherbergt ca. 130.000 Einwohner, von denen rund 40% im Ausland
geboren wurden. Ein Großteil der Bevölkerung besteht aus Latinos
und Mexikanern. Der Stadtteil ist eines der ärmsten Viertel von New
York City und besitzt zudem eine recht hohe Kriminalitätsrate.
Genau dieses gewaltbereite Fleckchen wird im von Cary Murnion und
Jonathan Milott inszenierten Action-Thriller Ort einer Invasion von
paramilitärischen Einheiten. Diese haben jedoch die Rechnung ohne
die kampferprobte Zivilbevölkerung des Viertels gemacht – wenn es
ernst wird, halten eben doch alle zusammen.
Film
Studentin Lucy (B. Snow) reist gemeinsam mit ihrem Freund Jose (A.
Castro) ins Heimatviertel Bushwick, um der Familie ihren Partner
vorzustellen. Am Bahnhof angekommen schwant ihnen jedoch schon
böses – der Bahnsteig ist komplett verlassen, niemand ist weit und
breit zu sehen. Als plötzlich ein in Flammen stehender Passant
vorbeiläuft und Jose Opfer einer Explosion wird, muss Lucy
feststellen, dass sie inmitten einer gerade laufenden Invasion
geraten ist. Die Invasoren feuern wahllos in die Menge und gehen
mit äußerster Brutalität gegen die Bewohner vor. Auf der Suche nach
einem sicheren Versteck trifft sie auf den Kriegsveteranen Stupe
(D. Bautista), welcher das Viertel so schnell wie möglich verlassen
will. Gemeinsam versuchen beide nun zum Stadtpark zu gelangen, von
dem aus angeblich die Einwohner mit Hubschraubern evakuiert werden
soll. Doch der Weg dorthin führt sie genau durch das Kampfgebiet,
in dem rebellische Bewohner den Invasoren Paroli bieten.
Rein auf dem Papier klingt die Story nach einem kurzweiligen
Action-Trip durch die Gefilde einer amerikanischen Vorstadt. Doch
leider besteht der Film aus vielen Logiklöchern, die einem sehr den
Spaß am Film verderben. Zunächst fängt der Film noch recht
geheimnisvoll an, jedoch fragt man sich spätestens nach der
Vernehmung eines der Invasoren, wie die ganze Aktion bei der
heutigen Medienvielfalt vor Lucy verborgen geblieben sein konnte.
Angeblich sind schon viele Bundestaaten von Amerika durch die
Invasoren besetzt und auch der Angriff auf
Bushwick läuft schon eine Weile. Lucy und Jose
steigen aber als einzige aus dem Zug und verhalten sich so, als
hätten sie von alle dem nichts mitbekommen. Dann kommt hinzu, dass
zwar jede Menge Zivilisten getötet werden, es die Special-Kräfte
aber einfach nicht schaffen, Lucy zu treffen. Des Weiteren kommen
noch Dialoge hinzu, die teilweise zuvor gesprochene Sätze absurdem
führen. Zum Beispiel erklärt Lucy Stupe mehrmals, dass sie nun zum
Haus ihrer Schwester gehen. Dort angekommen, fragt Stupe dann die
dort lebende Frau, wer sie denn sein. Diese antwortet natürlich,
dass sie die Schwester sei… Solche Fälle gibt es dann noch öfters,
was wie gesagt das Zuschauen etwas erschwert. Ebenfalls ein wenig
unglücklich, ist die Gestaltung des Films gelungen. Dieser wurde zu
sehr großen Teilen im One Take-Verfahren gefilmt. Soll heißen, es
gibt jede Menge Szenen, die durch lange Kamerafahrten entstanden
sind. Die Übergänge hat man dann versucht durch Mauervorsprünge,
Close-ups oder Schwenks in den Himmel zu kaschieren - das ist
oftmals sehr auffällig. Zudem nervt es irgendwie auch, wenn ständig
ohne ersichtlichen Grund auf ein Objekt gezoomt wird, um kurz drauf
wieder weg zu zoomen und die Szene weiterlaufen zu lassen. Damit
möchte man sicher den Eindruck vermitteln, alles sei aus einem Guss
entstanden – ist es dann aber eben nicht. Zudem klebt die Kamera
immer sehr nah an den Protagonisten, um ein Mittendrin-Gefühl zu
erzeugen. Aber eben auch dieses ist auf die Dauer eher ermüdend,
den künstlerisch wertvoll. Vor allem merkt man dem Film dadurch an,
dass alle Szenen bis ins Kleinste einstudiert wurden. Es wirkt
daher alles sehr gestellt und durchplant – so würde sicherlich im
wahren Leben keine Invasion ablaufen.
Die beiden Hauptdarsteller Brittany Snow und Dave Bautista
harmonieren als Partner ansonsten recht gut. Jeder erfüllt seine
vorgegebene Rolle – er Kämpfer, sie als über sich hinauswachsender
Sidekick – ganz ordentlich. Hat man so aber eben auch schon in sehr
vielen anderen Filmen gesehen. Alle anderen Charaktere sind
letztendlich nur Nebenrollen und dienen zumeist als Kanonenfutter.
Selbst auf Seiten der Invasoren gibt es keinen Oberbösewicht. Sie
bleiben durch ihre Maskierungen alle anonym und charakterlos.
Glücklicher Weise kommt aber während der Laufzeit von knapp 95
Minuten nur selten Langeweile auf. Irgendetwas explodiert immer,
oder es tauchen plötzlich Gegner auf und es kommt zum Kampf.
Positiv hervorzuheben ist noch, dass es sich bei den Invasoren
nicht wieder um Russen oder Terroristen aus dem Nahen Osten
handelt. Bei dem was aktuell im Staate Amerikas so an der
Führungsspitze abläuft, ist der Plot des Films gar nicht so
abwegig.
Bildqualität
Das Bild besitzt einen dreckigen Look, der vermutlich als
Stilmittel eingesetzt wurde, um die Kriegsbedingungen auch optisch
zu unterstützen. Leider gehen einige Effekte aber auch nach hinten
los. Denn es gibt zum Beispiel oft Szenen, in denen es scheint, als
würde man durch eine schmutzig-streifige Scheibe zuschauen. Man hat
das Gefühl, die Kamera wäre nicht ordentlich geputzt worden. Dies
fällt vor allem bei dunklen Szenen auf, in denen dann auch schon
mal Details verloren gehen. Am Anfang des Films gibt es einen Rund
3:30 Minütigen Rundflug über das Stadtviertel – hier fällt auch
auf, dass der Schärfegrad deutlich höher hätte sein können. Die
Straßenzüge und Häuserschluchten sehen dabei recht matschig aus.
Das Bild liegt in einem Ansichtsverhältnis von 2.40:1 vor und ist
damit am oberen und unteren Rand durch schwarze Balken beschnitten.
Für ein noch besseres Mittendrin-Gefühl wäre eine
Vollbilddarstellung sicherlich förderlich gewesen.
Tonqualität
Der Zuschauer hat die Wahl zwischen den zwei folgenden Tonspuren:
Direkt zu Anfang des Films sitz man an Bord eines Helikopters. Die
Rotoren-Geräusche verteilen sich dabei über das komplette Heimkino.
Auch bei den Häuserkämpfen und Straßenschlachten fühlt man sich
mittendrin – die Flugbahnen der Geschosse lassen sich sehr gut
orten. Insgesamt fehlt es dem Schlachtgetümmel aber an Tiefgang.
Der Subwoofer wird nur sehr dezent eingesetzt. Gerade die großen
Explosionen, ein Hubschrauberabsturz oder die Pump-Gun schreien
förmlich nach mehr Druck. Bei den Dialogen gib es hingegen nichts
zu beanstanden – sie sind zu jeder Zeit klar verständlich. Die
deutsche Synchronisation, hergestellt durch die Interopa Film GmbH
aus Berlin, ist durchaus gelungen. Die englische Original-Spur
bietet wie so oft jedoch noch ein Ticken mehr Natürlichkeit. Im
Hinblick auf die Effekte gibt es jedoch keine weiteren Unterschiede
zwischen den beiden Tonspuren.
Ausstattung
Interessenten finden folgenden Extras im Bonus-Bereich der Blu-ray:
Leider wurden das Featurette und das Interview mit der
Hauptdarstellerin nicht mit deutschen Untertiteln versehen. Bei der
kurzen Laufzeit der Extras sollte man aber auch so halbwegs
klarkommen. Man erfährt in den kurzen Schnipseln, dass der
Action-Thriller wirklich in
Bushwick gedreht
wurde. Des Weiteren geben Brittany Snow und Dave Bautista einen
kurzen Einblick in ihre Figuren. Das Regie-Duo Cary Murnion und
Jonathan Milott kommt ebenfalls zu Wort: Sie wollen, dass der
Zuschauer überlegen soll, wie er selbst in dieser Situation
reagieren würde. Alles in allem also knappe 15 Minuten, die
allerdings auch schon viele bekannte Szenen aus dem Film
enthalten.
Fazit
Den Regisseuren Cary Murnion und Jonathan Milott gelingt es leider
nicht, den Zuschauer vollends zu überzeugen. Zu viele Logiklöcher
und eine zu eigenwillige Gestaltung des Films schmälern das
Gesamtergebnis. Auf technischer Seite macht man durch bewusst
eingesetzte Stilmittel das Bild schlechter, als es sein müsste.
Auch wenn beim Ton während der Action-Szenen die Verteilung über
alle Kanäle sehr gut gelingt und die Dialoge immer einwandfrei
verständlich sind, hätte durch einen noch druckvolleren Einsatz des
Subwoofers ein besseres Mittendrin-Gefühl vermittelt werden können.
Ist der Film einmal zu Ende, bietet der Bonus-Bereich leider kaum
Anlass um weitergehende Informationen zum Film zu sammeln. So
bleibt unter dem Strich nur ein mäßig spannender Thriller, bei dem
es glücklicherweise aber durch regelmäßige Action-Einlagen nicht
langweilig wird.
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1060
Front-Lautsprecher: Canton Chrono 509
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS PB-1000
Viele Grüße
Jörn